- WELTBÜRGER-Stifter: GLS
- Programm: Schüleraustausch
- Land: Neuseeland
- Dauer: 5 Monate
- Name: Saskia
Januar 2011: Neuseeland ist ein geographisch isolierter Inselstaat im südlichen Pazifik. Ja genau, Aotearoa (=Maori für Neuseeland) ist irgendwo im Nirgendwo, in the-middle-of-no-where! Aber trotzdem sind diese zwei Inseln das Schönste, was ich je gesehen habe.
Vorbereitung
Die Idee ins Ausland zu gehen kam mir schon recht früh, ungefähr in der siebten Klasse. Ich fand es immer schon total interessant einfach aus seinem alten Leben zu verschwinden und in eine völlig neue Welt einzutauchen. Ohne Vorurteile, ohne zu wissen, wie es werden wird. Völlig offen! Die Neugier wuchs und wuchs mit jedem einzelnen Tag, den ich noch in meiner alten Heimat verbringen „musste“. Doch je näher der Tag der Abreise kam, desto mehr Ängste und Fragen kamen mir in den Kopf. Werde ich klar kommen? Werde ich von allen akzeptiert und aufgenommen? Werde ich neue Freunde finden? Warum soll ich überhaupt alles Wichtige, Freunde, Familie zurücklassen und um die halbe Welt reisen, um in einem unbekannten Land 5 Monate meines Lebens zu verbringen? Ich kenne doch niemanden! Ungefähr vier Wochen vor meiner Abreise war ich nur noch mit Nachdenken und Sorgen machen beschäftigt. Meine Erwartungen und Hoffnungen waren ziemlich hoch angesetzt. Am Tag meiner Abreise wollte ich eigentlich überhaupt nicht gehen. Meine Panik wuchs in jeder einzelnen Sekunde. Doch ein kleines Mädchen am Flughafen in der Sicherheitskontrolle hat mich aufgeheitert. Sie war 6 oder 7 Jahre alt, denke ich. Als ich unter Tränen mein Handgepäck untersuchen ließ, schaute sie mich mit großen Augen an und sagte: „Bist du ganz alleine? Du musst aber sehr mutig sein!“ Und sie hatte vollkommen Recht, das Einzige, was man braucht ist Mut, nicht mehr und nicht weniger.
Aufenthalt
Nach 29 Stunden endlich in Auckland angekommen, war ich total überwältigt. So etwas habe ich noch nie gefühlt. Ich war wie erschlagen, ich konnte es überhaupt nicht fassen, meilenweit von allem Gewohnten weg zu sein. Aber was ich fühlte, war keine Angst. Es war riesige Vorfreude auf alles, was mich erwartet, auf alle Herausforderungen, denen ich mich stelle! New Zealand, here i am!
Als ich dann endlich nach ein paar Stunden aus dem Flughafengebäude hinausgegangen bin, um den lang ersehnten neuseeländischen Boden zu betreten, war ich zuerst einmal ziemlich verwirrt. Hatte mein Vater mir nicht noch Wochen vorher gepredigt, ich müsse unbedingt warme Kleidung mitnehmen und die Winterjacke ins Handgepäck stecken?! Schließlich ist es doch Winter dort unten! Pustekuchen! Mit warmen 16° und Sonnenschein hat mich das gelobte Land empfangen. Von wegen Winter! Vielleicht hat sich mein Vater geirrt und den Wetterbericht von Island gelesen?! Es ist ein Rätsel und wird wohl auch eins bleiben. Aber eins wusste ich genau – die nächsten 154 Tage sollten die schönsten meines Lebens werden!!
Vom Flughafen ging es dann direkt nach Auckland City, wo ich mit einigen anderen Deutschen ein paar Tage zur Orientierung verbrachte. Von Museumsbesuch, über Unterricht in Neuseeländischem Slang und Rugby Spiele war wirklich alles dabei. Es war ein wirklich guter Start, um sich ein bisschen in das Kiwi-Leben einzufinden. Nach drei Tagen wurde ich von meiner Gastmutter Kelly im Jugendhostel abgeholt. So einen freundlichen und herzlichen Empfang hatte ich nicht erwartet, mit einem riesigen Lächeln im Gesicht und einer warmen Umarmung wurde ich begrüßt und direkt zum Auto „geschleppt“ , um allen möglichen Leuten vorgestellt zu werden. Meine Gastfamilie bestand aus vier Personen, meinem Vater Bobby, meiner Mutter Kelly und meinen zwei Brüdern Jackson (4 Jahre) und Rio (3 Jahre). Eine ziemlich verrückte Bande, würde ich sagen. Immer laut, immer spaßig und immer liebenswert! Als ich endlich in meinem neuen zu Hause für 5 Monate ankam, wurde mir nur schnell alles gezeigt und dann ging es auch schon weiter in Richtung Strand und danach kurz zu meiner neuen Gastoma, Kaffee trinken und Kuchen essen. Meiner Meinung nach ein sehr gelungener Start in mein neues Leben.
Fernweh? JuBi!
Am nächsten Tag begann auch schon die Schule. Ab zum Bus und dann völlig verwirrt auf dem übergroßen Gelände herumirren. Wo muss ich hin? Vor welchem Büro muss ich mich mit allen anderen treffen? Wo ist das Klo? Nach langen 15 Minuten planlosen Laufens hab ich mich auch endlich zu Recht gefunden und bin mit ein paar anderen Deutschen zur Einweisung gelaufen. Schnelle Begrüßung, schnelle Fächerwahl, schneller Rundgang und dann ab in die Klassen. Erstes Gefühl: PANIK! Ich wäre am liebsten sofort wieder nach Hause gerannt, aber das ist ja auch keine Lösung. Ich hab mich einfach noch einmal an das kleine Mädchen am Flughafen in Deutschland erinnert – immer mutig sein! Auf geht’s, einfach rein da, tief Luft holen, Tür auf, Panik wie weg geblasen. Erleichterung überkam mich und ich setze mich lächelnd auf den nächsten freien Platz. Ganz einfach eigentlich. Warum hab ich mir so viele Sorgen gemacht? Keine Ahnung, völlig unnötig.
Viele Schüler, die im Ausland waren, sagen, dass man im Durchschnitt zwei Wochen braucht im sich einzufinden und zwei Monate um sich einzuleben. Ich brauchte nur eine Schulpause. Neue Freunde, Verabredungen für den Nachmittag und Einladung am Wochenende innerhalb von 30 Minuten. Was man dafür braucht ist nur ein freundliches Lachen im Gesicht und ganz viel Offenheit für Neues. Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug: Schule, neue Leute treffen, abends mit der Familie reden. Bekanntschaften schließen ist in Neuseeland das Einfachste auf der ganzen Welt, die Menschen hier sind einfach viel offener und freundlicher als in Deutschland. So kam es mir zumindest immer vor. Ich habe selbst mit dem Einkaufswagenschieber aus dem Supermarkt Freundschaft geschlossen.
Nun standen die Ferien vor der Tür und viele Fragen stellten sich. Was soll ich unternehmen? Was machen meine Freunde? Ich war mir aber sehr sicher, dass ich unbedingt weg wollte. Man muss ja schließlich auch mal etwas außerhalb der Haupteinkaufsstraße von Auckland sehen, nicht wahr? Also machte ich mich auf die Suche nach etwas Spannendem. Glücklicher Weise suchte eine deutsche Freundin noch Jemanden, den sie und ihre Gastmutter zu dem kleinen, eigenen Strandhaus mitnehmen konnte. Da habe ich natürlich sofort JA gesagt. Und los ging es, auf zu Coromandel. Wenn ihr irgendwann einmal nach Neuseeland kommt und eine wunderschöne Region auf der Nordinsel sucht, dann fahrt nach Coromandel. Weiße Strände, grüne Wälder, blaues Meer – traumhaft! 4 Tage dauerhaft wandern, schwimmen, essen und in der Sonne liegen um noch mehr Bräune zu bekommen. Wir haben den Drehort von dem Film „Narnia“ besucht und am Heißwasserstrand gebadet. Das waren wirklich die schönsten Ferien, die ich bis jetzt hatte!
Zurück in der Schule waren viele Schüler nur noch am Lernen, um gute Noten in den Prüfungen zu bekommen. Meine Fächerwahl fand ich übrigens sehr ansprechend: Geschichte, Sport, Mathe, Literatur, Kochen und Drama. Kochen und Drama waren meine Lieblingsfächer, ich hab jeden Tag etwas anderes gemacht und sogar bei einer Schulaufführung mitgewirkt. Ja, man wird richtig gut integriert als internationaler Schüler!
Mit wärmer werdendem Wetter war mein Hauptaufenthaltsort in Auckland der Strand. Jeden Tag nach der Schule und von morgens bis abends am Wochenende habe ich dort mit all meinen Freunden die Zeit verbracht. Beste Beschäftigung? Leute im Sand eingraben und den Sonnenuntergang bestaunen. Sommer im November ist schon irgendwie komisch, aber auch total schön. Schließlich konnte ich mir einen lang ersehnten Wunsch erfüllen: meinen Geburtstag bei heißem Wetter und Sonnenschein feiern. Strandparty für mich, yeah! Aber feiern bis spät in die Nacht war leider nicht möglich, da ich meine letzten Tage in Neuseeland auf der Südinsel verbracht habe und am Tag nach meinem Geburtstag schon im Flugzeug nach Christchurch war. In 10 Tagen einmal komplett die Insel umrunden und die schönsten Naturwerke der Welt erforschen. Von wandern im dunklen Urwald über Gletscherklettern und duschen unter einem Wasserfall hab ich wirklich fast alles gemacht, ja sogar Delphine hab ich gesehen. Einmalig! Auch wenn die Tour etwas teuer war, hat sie sich wirklich gelohnt.
Back in town war die einzige Beschäftigung nur noch Abschied nehmen. Es fiel mir immer sehr schwer, weil ich wusste, dass ich meine neuen Freunde für immer zurück lassen musste. Dies ist eines der schlimmsten Gefühle, die ich bisher hatte. Die neue Heimat zurücklassen zu müssen und in die alte Heimat zurück zu kehren ist wie eine Orange mit Schale essen zu müssen – ziemlich bitter mit einem leicht süßen Beigeschmack. Denn endlich konnte ich meine Familie und Freunde wieder sehen.
Rückblick
Insgesamt kann ich sagen, dass sich diese 5 Monate auf jeden Fall gelohnt haben. Meine Erwartungen wurden zu 100% erfüllt und ich schwärme immer noch von dieser wunderbaren Zeit. Meine Englischkenntnisse haben sich schon nach zwei Wochen hörbar verbessert und nach 2 Monaten habe ich sogar schon auf Englisch geträumt. Da bin ich mächtig stolz drauf! Ich habe in Neuseeland Freunde für das ganze Leben gefunden und stehe immer noch in engem Kontakt mit ihnen. Meine Zeit dort unten am anderen Ende der Welt habe ich immer genossen, obwohl ich dadurch meine Freunde in Deutschland etwas vernachlässigt habe. Aber ich wollte ja nach Neuseeland um Erfahrungen zu sammeln und nicht noch mit meinem Kopf halb in der alten Heimat zu sein. Hätte ich die Möglichkeit meinen Aufenthalt zu wiederholen, würde ich alles stehen und liegen lassen und einfach in den nächsten Flieger steigen.
Zum Schluss muss ich noch ein paar Dinge loswerden:
– Neuseeländer sind ziemlich verrückte Leute, aber da muss man sich einfach drauf einlassen.
Glätteisen für die Haare sind völlig nutzlos bei durchschnittlichen 70% – 90% Luftfeuchtigkeit.
-Das Leben unter Kiwis ist total gelassen.
– Man braucht immer zwei Decken im Bett, weil die Fenster nur einmal verglast sind und die Heizung nicht in jedem Raum verfügbar ist.
– Aotearoa ist das schönste Land auf Erden.
– I’m in love with you, New Zealand!
– Wenn ich wiederkomme, geh ich Skydiven 😉