- WELTBÜRGER-Stifter: GLS
- Programm: Schüleraustausch
- Land: Australien
- Dauer: 3 Monate
- Name: Calina
Mein Sommer in Down Under
Ich bin nun seit 44 Tagen hier in Adelaide, Südaustralien und in 38 Tagen reise ich schon wieder ab. Ich lebe bei einer wunderbaren Gastfamilie. Sie besteht aus Wendy, ihrer Tochter, einer anderen Gastschülerin aus Korea und einer Katze. Adelaide ist die fünft-größte Stadt Australiens und hat 1,3 Millionen Einwohner. Ich komme aus einem ziemlich kleinen Dorf aus Norddeutschland und habe mich entschieden, es auch in Australien lieber „kleiner“ angehen zu lassen, also nicht in eine der großen Metropolen Sydney oder Melbourne zu gehen.
Ich bin 1 1/2 Wochen vor Schulbeginn hier mit dem Flugzeug angekommen und hatte in den Wochen etwas Zeit mich in der Gegend umzusehen, weil ich sonst keine Ferien hier haben werde. Zuerst war mein Koffer nicht da, aber Wendy hat mir ein Kleid geliehen, sodass ich wenigstens eine Sommerklamotte hatte – denn hier ist zurzeit Sommer! Es war ziemlich heiß gleich zum Anfang und das war schon eine ziemlich große Umstellung, da ich gerade aus dem Skiurlaub kam!
Mein Alltag in Australien
In den ersten Tagen hat Wendy mir mit den ganzen organisatorischen Dingen geholfen, Sim-Karte, Schuluniform, Buskarte, Orientierung,… und nach einer Woche hier in Adelaide bin ich mit dem Ruderclub der Schule in ein Trainingscamp ca. 120 km von Adelaide in einen kleinen Ort an einem wundervollen Fluss gefahren. Meine Organisation (GLS) hat das schon im Voraus organisiert, das ich daran teilnehmen konnte und das war wirklich sehr gut, denn so habe ich schon eine Menge Leute vor der Schule kennengelernt, sodass ich in den ersten Schultagen nicht alleine war.
Ich gehe hier auf die Unley High School, die ca. 4 km von meinem zu Hause entfernt ist. Am 1. Tag waren nur die neuen Schüler da, viele internationale (Asiaten) aber auch Australier. Uns wurde die Schule gezeigt und ich habe meine Fächer gewählt. Ich habe versucht, möglichst Fächer zu wählen, die wir in Deutschland nicht angeboten bekommen, also: Drama, Psychology, Textile Design, Outdoor Education, English Communication und Visual Arts.
Es wird sich sehr gut um die Internationals gekümmert und wir haben sogar einen eigenen Raum, wo wir uns in „Frees“ aufhalten können. Meine Schule ist ca. so groß wie in Ratzeburg, so ca. 1100 Schüler und ich fühle mich sehr wohl, denn alle Lehrer sind sehr nett und die Atmosphäre entspannt. Die Pausen verbringe ich meistens mit den Ruderern und deren Freunden, mit denen ich mich auch sehr gut verstehe. Als „Deutschlandvertreterin“ mag ich Drama als Fach am meisten, wo unser Thema gerade Australische Kultur ist. Zuerst mussten wir dazu erst erörtern, was überhaupt ein Australier ist, und was ihn ausmacht und wie sich alles zusammen gepuzzelt hat. Dazu wurde ich oft befragt, ob das denn auch stimmt, oder was ich für Ansichten habe. Unsere Aufgabe ist es nun ein kurzes Roleplay zu gestalten, in denen man australische Charaktere zeigt. Für mich ist das natürlich schwierig ein Australier zu spielen, da ich nicht den Akzent habe, aber da Australien so multikulturell ist, spiele ich eine Austauschschülerin, was nicht schwer ist, weil ich ja eine bin!
Fernweh? JuBi!
Sport, Events und neue Freunde
Die Schule hat sehr viele Events, sportliche aber auch formelle, und so werde ich zum Formal und zum Sportabend gehen, wo Sportler formell geehrt werden. Was ich hier in Australien besonders toll finde, ist dass alle so viel Sport machen! Ich selber bin sehr Sport ambitioniert und treibe sehr viel Sport und so passt das super. Die Schule bietet sehr viele sportliche Aktivitäten an und das ist total anders aufgebaut, als in Deutschland. Hier sind Sportarten wie Cricket, Softball, Australian Rules Football, Touch Football, Netball und Rugby sehr populär. Alle sind neu für mich und ich kenne überhaupt keine Regeln. Aber das ist überhaupt kein Problem, denn alle sind immer bereit, einem das zu erklären! Meine Outdoor Education Lehrerin hat mich zum Touch Football mitgenommen, sodass ich das schon ausprobiert habe. Cricket und Australian Rules Football wurden mir auch schon erklärt und eine meiner Mitschülerinnen, mit der ich befreundet bin, spielt Netball, sodass ich bei ihr zugucken konnte.
Am Wochenende habe ich meistens samstags eine Regatta und sonntags verbringe ich Zeit mit meiner koreanischen Gastschwester und koche traditionelle Gerichte. Jedes Wochenende wechseln wir uns ab, koreanisch und dann deutsch. Zuerst habe ich den berüchtigten Braten mit Kartoffeln und Bohnen gemacht, denn Rotkohl und Klöße gab es hier leider nicht. Wir verstehen uns super und es ist schön eine Freundin direkt bei sich wohnen zu haben. Sie wohnt hier für 3 Jahre, bis sie ihre Schule beendet hat und studieren geht. Für mich ist das schon ein bisschen komisch, da ich nur 3 Monate bleibe und so unsere „Ziele“ für den Aufenthalt komplett verschieden sind.
Mit dem Rudern sehe ich auch noch etwas von Australien, denn manche Regatten sind außerhalb von Adelaide, in kleinen Country Citys oder die Australien Meisterschaften in Perth. Das ist sehr schön für mich, denn ich habe sonst leider nicht die Möglichkeit noch nach Melbourne oder Sydney zu reisen.
Ich lerne sehr viel über die australische Kultur, die sehr vielfältig ist, aber vor allem finde ich, dass ich mehr über meine eigene Persönlichkeit lerne, was mir wirklich wichtig ist und was ich dann, wenn ich wieder zu Hause bin, besser machen möchte oder überhaupt wieder machen/anfangen möchte. Meine Englischkenntnisse haben sich stark verbessert und es ist überhaupt keine Schwierigkeit, dass der Unterricht auf Englisch ist, außer wenn es auf das Fachvokabular in Psychology kommt! Ich denke auf Englisch und manchmal fallen mir deutsche Wörter nicht mehr ein und es kommt mir total komisch vor deutsch zu reden oder zu denken.
Nun zur Hälfte bin ich schon fast etwas traurig, dass die Zeit so schnell vorüber geht, denn es kommt mir immer noch so vor, als ob ich gestern angekommen bin, obwohl ich mich schon so gut eingelebt hab und mich hier, in Adelaide, auskenne. Doch ich freue mich auch schon auf meine Rückkehr in Deutschland und denke, dass 3 Monate für mich ideal sind, um dieses wunderbare Land grob kennenzulernen, meine Englischkenntnisse zu verbessern und dann aber in Deutschland wieder gut in meinen Alltag einzusteigen.
3 Monate Australien – ein Rückblick
Nun ist mein Australienaufenthalt vom 16. Januar bis zum 6. April endgültig zu Ende. Ich habe meine Zeit in Adelaide, South Australia in einer Gastfamilie verbracht und insgesamt eine sehr tolle Zeit gehabt, die ich hoffentlich nie vergessen werde. Ich bin auf die Unley High School in Year 11 gegangen. Die Schule ist mittelgroß (ca. 1000 Schüler) und hat ein sehr großes Fächerangebot im Vergleich zu Deutschland. Ich hatte English Communication, Psychology, Textiles, Drama, Visual Arts und Outdoor Education gewählt. Mit den Fächern gab es auch verschiedene Ausflüge, wie mit Kunst zu Ausstellungen und mit Outdoor Education zum Klettern, und diesen Term (wo ich ja leider nicht mehr da bin) zum Kajakfahren in ein Naturschutzgebiet. Außerdem gab es einen Surf Day, woran ich teilnehmen konnte, sodass ich in Australien surfen war. Was mich dort am meisten überrascht hat war, dass viele Australier noch nie surfen waren…
Die Atmosphäre in der Schule hat mir sehr gefallen, es ist viel lockerer als in Deutschland und zum Abschied hat mir meine Outdoor Education Lehrerin sogar eine Torte gebacken und in meiner „homegroup“ hat unser Lehrer PartyPopper und Partyhüte mitgebracht. Die Schule ist viel moderner orientiert, es werden viel mehr neue Technologien verwendet. Was ich am erstaunlichsten fand, war, dass alle Achtklässler ein iPad bekommen haben, das sie am Ende des Schuljahres wieder abgeben müssen und man immer im Unterricht sein Handy benutzen durfte. Nun hier in Deutschland muss ich mir das erst einmal wieder abgewöhnen;) Durch die Schule habe ich viele Freunde gefunden, mit denen ich Ausflüge gemacht habe.
Meine Hauptfreizeitaktivität war Rudern, was ich ebenfalls mit dem Schulruderclub gemacht habe. Bevor die Schule angefangen hat, war ich mit denen in einem Summer Camp. Dort habe ich sehr gute Freunde gefunden, die mir zum Abschied sogar noch eine Farewell-Feier geschmissen haben. Außerdem habe ich durch das unglaubliche Engagement der Rudermanagerin eine Zweierpartnerin gefunden, mit der ich zu den Australischen Rudermeisterschaften nach Perth geflogen bin. Dort bin ich Doppelzweier und Einer auf 2000m gefahren und wir haben im Doppelzweier den Meistertitel geholt! Dies war eine absolute Premiere für Unley und ich bin stolz, das für die Schule gemacht zu haben. Dieses Ereignis war einfach unschlagbar!
Die größte Schulruderregatta in South Australia ist „Head of the River“. Dort bin ich im „1rst Eight“ mitgefahren und es war einfach eine großartige Stimmung! Tausend Schüler verschiedener Schulen waren an der Strecke in Schuluniformen mit Bannern, Flaggen und geschminkten Gesichtern und haben alle angefeuert! Wir haben zwar nicht gewonnen, aber traditionell wurde die Steuerfrau nach dem Rennen ins Wasser geworfen und alle waren glücklich. Danach gab es noch einen formellen Saisonabschlussabend in der Schulaula. Dafür haben wir uns alle in Kleidern hübsch gemacht und es war einfach ein super Abend mit vielen Reden. Eigentlich hatte ich gar keine Rede vorbereitet, aber da alle so nette Sachen über mich gesagt haben, fühlte ich mich auch verpflichtet, mich bei dem Ruderclub für die einzigartige Unterstützung und für die vielen Freunde, die ich durch das Rudern gefunden habe, zu bedanken.
Neben dem „Head of the River Dinner“ gab es noch eine andere formelle Veranstaltung: den Formal! Ich war zwar erst in Year 11, aber ein Junge aus Year 12 hat mich gefragt, ob ich nicht mit ihm mitkommen möchte und dann haben mich die ganzen (älteren) Ruderer überredet, dorthin zugehen und mir versichert, dass das ein riesen Spaß ist. Es war super! Es war im Adelaide ConventionCentre, welches ziemlich groß ist und insgesamt war es eine super Erfahrung, und es hat mit meinen ganzen Rudererfreunden sehr viel Spaß gemacht.
Mit meiner Gastfamilie habe ich weiter nicht so viel Zeit verbracht, jedoch habe ich mich sehr gut mit meiner koreanischen Gastschwester verstanden und durch die vielen Freunde, die ich in der Schule und durch das Rudern gefunden habe, war das überhaupt nicht so schlimm. Auf diesem Auslandsaufenthalt habe ich vor allem mehr über die Kultur anderer Länder (Australien + asiatische Länder (Korea)) erfahren. Und ich habe Englisch gelernt. Außerdem habe ich mehr über mich selbst gelernt, bin selbstständiger, zielstrebiger und ausdauernder geworden. Ich weiß, dass ich mich unsterblich in Australien und deren gutherzige Bewohner verliebt habe. Hoffentlich bekomme ich noch einmal die Chance, dorthin zu reisen und diesen riesigen Kontinent weiter zu entdecken!
Vielen Dank an GLS für das Weltbürger-Stipendium, ohne das ich meinen Australienaufenthalt nicht geschafft hätte.