- WELTBÜRGER-Stifter: weltweiser
- Programm: Schüleraustausch
- Land: USA
- Dauer: 10 Monate
- Name: Mara
Bericht 1/2
„Wie, ihr habt kein Basketballteam an eurer Schule?!“ – „Ne, in Deutschland sind Schule und Sport getrennt voneinander.“
Hey, ich bin Mara und verbringe gerade ein Schuljahr in Ohio, Amerika. Mit die erste Sache, die mir hier aufgefallen ist, ist der Umgang mit Sport. Ich habe angefangen, Fußball zu spielen, um erste Freunde zu finden und habe dann ein paar Wochen mit der besten von drei Schulmannschaften trainiert. Ich war dann doch sehr dankbar als eine Freundin mich gefragt hat, ob ich mit ihr zum Basketball Training kommen möchte, da Basketball in den USA ein Wintersport ist und da die Saison noch nicht angefangen hatte ging es da noch etwas mehr um den Spaß…
In Deutschland war ich noch nie in einem Fußball- oder Basketballteam und war deswegen ein bisschen überfordert in einer Gruppe von Mädchen zu spielen, die schon im Kindergarten damit angefangen haben. Die Sportarten, die gerade in der Saison sind, haben mindestens ein Spiel pro Woche und mein Fußballteam hat zum Beispiel jeden Tag nach der Schule zwei Stunden Training. Die meisten Sportler trainieren hier so viel, weil sie auf ein Stipendium an einem College hoffen. Da das Studieren hier sehr teuer ist, versuchen viele durch Sportstipendien an einem guten College zu studieren. Wenn man in einer Mannschafft spielt, hat man zudem sehr viel Freiheit bei der Wahl der Fächer. Wir haben an unserer Highschool zusätzlich zu den zwei Turnhallen ein Football Feld mit einer riesigen Tribüne, ein Baseball Feld und Leichtathletik Bahnen. Die Strecken sind übrigens alle in Meter.
Besonders bei den großen Sportarten wie American Football, Volleyball und Fußball gucken auch sehr viele Leute zu, um das Team zu unterstützen. Durch den „Schoolspirit“ hat man das Gefühl, ein Teil davon zu sein und fühlt bei jedem Foul und Punkt mit. Ich finde es total cool, ein Teil davon zu sein und liebe es, dass man so viele Aktionen außerhalb der Schule hat, bei denen man andauernd neue Leute kennenlernt.
Allerdings habe ich mich schon mit vielen der Sportler unterhalten und merke, dass einige unter großem Druck stehen. Viele trainieren trotz Verletzungen und wenn das Team mal verliert, ist die Laune danach meistens ziemlich im Keller… Gerade bei jüngeren Kindern sind die Eltern immer dabei und feuern sehr viel an. Bei jedem Spiel werden die Farben vom Team getragen und wenn jemand ungerecht behandelt wird, wird dafür gesorgt, dass das richtig gestellt wird.
Außerhalb der Schule ist Sport auch eine große Sache. Jedes Wochenende gibt es mehrere Football Spiele und die ganze Familie fiebert mit. Ich sehe super viele Leute mit T-Shirts, Pullovern oder Kappen von unterschiedlichen Teams und es ist auch ein großes Thema in alltäglichen Gesprächen. In den meisten Restaurants hängen Fernseher, auf denen alle möglichen Sportarten gezeigt werden und wenn ein großes Spiel läuft, treffen sich alle möglichen Gruppen und tragen Trikots von den Teams.
Wir gehen meistens zu meinen Gastgroßeltern, die bei uns gegenüber wohnen, und essen etwas zusammen. Die meisten Sportaktionen sind gleichzeitig kleine Feste im engen Kreis. Meistens isst man zusammen, tauscht sich aus, ich lerne meistens neue Leute kennen und wir haben einfach eine schöne Zeit zusammen. Ich finde das echt schön, denn so hat man immer einen Grund, sich zu sehen und man muss auch kein Gespräch erzwingen.
Bericht 2/2
Kirche in Amerika ist sooo anders!
Hey! Ich bin Mara, ich bin 16 Jahre alt und ich verbringe gerade mein Auslandsjahr in Centerville, Ohio. Kirche hört sich für viele wahrscheinlich langweilig an, vor allem für uns Teenager, aber hier macht es tatsächlich Spaß!
Meine Gastfamilie geht zwar nicht zur Kirche, aber eine Freundin von mir ist ziemlich aktiv in einer Kirche hier und vor ein paar Wochen habe ich sie gefragt, ob ich vielleicht mal mitkommen kann und sie hat sich total gefreut und den Sonntag danach hat sie mich um 8:30 Uhr abgeholt, wir haben uns ein Getränk bei Starbucks geholt und sind dann zur Kirche. Ich war absolut geschockt, aber positiv! Es war ein riesiges Gebäude mit super vielen Räumen. Es gab heiße Getränke und Musik und man konnte sich hinsetzten oder an einen Stehtisch stellen und einfach quatschen bevor dann um 9.30 Uhr der Gottesdienst anfing. Es gibt ein komplettes Team, dass die Kameras, Mikrofone und Lichter sorgt und wenn man keine Zeit hat oder krank ist, kann man den Gottesdienst auch einfach von zu Hause aus angucken. Es fängt immer mit Musik an und dann hält der Pastor seine Predigt. Am Anfang werden meistens vier oder fünf Songs gespielt und es fühlt sich tatsächlich an, wie auf einem Country Konzert. Seit ich hier bin höre ich total viel Country Musik, weil es so positiv und einfach anders ist. Die Kirche ist offen für alle Christen und deren Ziel ist es, alle Menschen aufzufangen, die ihren Glauben verlieren, weil sie zu ihrer Religion gezwungen wurden und nie wirklich Spaß daran hatten. Es ist sehr interaktiv und wenn der Pastor Fragen stellt oder Dinge sagt, gibt es oft Reaktionen aus
dem Publikum. Auch bei den Liedern am Anfang singen viele mit und da auf den Bildschirmen im Hintergrund der Songtexte angezeigt wird, kann ich sogar auch mitsingen. Vor ein paar Wochen hatten wir sogar “Super Bowl Sunday”mit DJ und silent Disco und Hotdogs und natürlich kamen alle in Football-Trikots.
Natürlich sind hier nicht alle Kirchen so. Ich habe viele meiner Freunde gefragt, ob sie zur Kirche gehen und viele sind in kleineren Gemeinden oder einfach in traditionelleren Kirchen aktiv und die aller meisten, die ich gefragt habe, gehen seit der Pandemie gar nicht mehr. Ich glaube Southbrook (die Kirche, zu der ich jetzt gehe) versucht genau diese Menschen wieder zu motivieren und einfach einen Ort herzustellen, wo man Sonntags gerne hin geht. Ich muss sagen, dass ich in den letzten Monaten eher Abstand von Religion genommen habe, da es hier kein Teil des Schulsystems ist und meine Gastfamilie nicht gläubig ist, aber alleine die Musik, das Gemeinschaftsgefühl und die inspirierenden Worte vom Pastor sind es wert am Sonntag so früh aufzustehen. Es ist sehr casual und man kann eigentlich anziehen, was man möchte. Man sieht also Leute in Kleidern und hohen Schuhen, aber genau so gut Leute in Jogginghose und Bengals T-Shirt. Es gibt auch Kinder- und Jugendgruppen, für die Kinder die keine Lust haben im großen Theater zu sitzen und da es zwei Gottesdienste am morgen gibt, hat man auch die Möglichkeit etwas länger zu
schlafen, wenn man möchte. Eine andere Freundin von mir meinte sie macht es immer davon abhängig, wie viel sie an dem Tag vor hat.
Ich bin sehr dankbar, dass ich Kirche mal anders erleben kann!