- WELTBÜRGER-Stifter: CAS
- Programm: Schüleraustausch
- Land: Costa Rica
- Dauer: 10 Monate
- Name: Lilli
Meine ersten 3 Monate
Das Abenteuer Auslandsjahr begann für mich und meine Freunde von der Austauschorganisation mit einem traurigen, aufgeregten und doch auch lachenden Abschied im Juli 2018. Nach dem Eingewöhnungswochenende abseits von San José wurden wir alle von unseren Gastfamilien abgeholt (ich wurde aus irgendeinem Grund schon 4h vorher von meiner Gastmutter Dennise abgeholt) und hatte gerade so meine Sachen wieder gepackt). Wir sind direkt nach Hause gefahren, wo ich mein neues Zuhause/ Zimmer und meine erste Gastschwester Wendy (21) kennengelernt habe. Sie haben mir das Haus gezeigt und dann sind wir zum Mittagessen direkt in die Mall gefahren. Irgendwann haben wir dann auch meine andere Schwester Jessy (17) von ihrem Englischkurs abgeholt und ich hab zu Hause noch die beiden Hunde Lissie und Pinky (beide sehr klein, laut und aufdringlich, wie ich später herausgefunden habe, aber trotzdem zum Kuscheln total niedlich) kennenlernen dürfen.
Mit meiner Familie habe ich mich von Anfang an wirklich gut verstanden, und ich habe mich direkt sehr wohl hier gefühlt. Das ist immer noch so und ich bin meiner Gastfamilie so unglaublich dankbar, dass sie so viele Ausflüge mit mir machen und ich so viel von Costa Rica bereits in den ersten Monaten sehen konnte. Mit meinen beiden Gastschwestern komme ich super klar, auch wenn ich Wendy, weil sie so viel arbeitet wenig sehe.
Neues Land, neue Schule, neue Herausforderungen
Mein Auslandsjahr hat direkt mit viel Schule angefangen, die am Anfang sehr kräftezehrend, anstrengend und lang war für mich. Ich habe kaum was verstanden, war überfordert mit den Inhalten, den Leuten die die ganze Zeit mit mir geredet haben und so interessiert und nett waren. Trotzdem war es einfach sehr viel. Ich hatte anfangs auch noch Jetlag, und die Kommunikation auf Spanisch hat mich schnell müde gemacht.
Ich gehe auf eine öffentliche Schule, wo so gut wie niemand Englisch spricht. Das ist jedoch eigentlich sehr von Vorteil, weil ich dadurch nie wirklich angefangen habe, Englisch zu reden. Direkt von Anfang an hatte ich mir vorgenommen, einem Sportverein beizutreten, um neue Leute kennenzulernen, was für mich wegen der Schule zeitlich und kraftmäßig schlichtweg nicht möglich war. Dies habe ich mir aber ganz fest für das zweite Halbjahr, wenn alles ein bisschen normaler und weniger anstrengend wird, vorgenommen.
Die Schule ist ein spezielles Thema für sich. Ich besuche eine Schule mit über 1.500 Schülern, eine Größenordnung, die hier ganz normal ist. Im Unterricht wird Musik gehört, telefoniert, WhatsApp geschrieben oder Facebook ohne Ende genutzt, gequatscht und den Lehrer stört das gar nicht – im Gegenteil: er macht mit. Wenn die Schüler Tests schreiben, dann telefoniert er oder geht einfach ins Nachbarzimmer und redet dort mit einem anderen Lehrer. Gleich an meinem ersten Schultag, durfte ich die durchaus komische Erfahrung machen, dass meine Computerkurs-Lehrerin einer Mitschülerin die Nägel lackiert hat.
Da ich auf eine technische Schule gehe, habe ich mehr Unterricht als andere, da es einmal den normalen akademischen Unterrichtsteil (Mathe, Spanisch, Religion etc.) gibt und einen technischen (je nach Fachrichtung, die man als normaler Schüler selbst wählen kann). Ich wurde in die „Especialidad Secretariado“ eingeteilt, in der wir Sachen, wie Buchführung, Computerwissen (das hieß für uns: gaaaanz viele Excel-Tabellen machen, und Dinge, wie Archivierung, Dokumente usw.). Jedenfalls konnte ich noch nicht so ganz damit warm werden, aber ich hoffe, das kommt noch mit der Zeit. Meine Klasse besteht aus 17 Schülern (nur zwei von ihnen sind Jungs) und mir. 🙂
Obwohl es mir hier immer gut ging, war die Vorstellung, ein ganzes Jahr hier zu verbringen, irgendwie krass. Ich hatte in den ersten 3 Wochen oft den Gedanken im Kopf, dass es für drei Monate doch super hier wäre, aber ein Jahr kam mir oft unrealistisch vor… Aber dieses Gefühl hat sich schnell gelegt, es ist anfangs einfach nicht einfach, sich ein ganzes Jahr vor Augen vorzustellen, aber man braucht einfach Zeit. Und ich kann mich sehr glücklich schätzen, dass Heimweh für mich bis jetzt eigentlich nie ein Thema war.
Aber alles wurde immer einfacher- vor allem die Kommunikation. Ich hatte mich einfach langsam immer mehr an das Leben und mein neues Zuhause gewöhnt. Nach 4 Wochen hatten wir den 1. CAS-Ausflug an die Pazifikküste und er war Hammer! Ich hatte einfach so tolle Freunde bei CAS gefunden und habe mich wahnsinnig wohl gefühlt, ich war so unglaublich glücklich, wir haben die Sonnenuntergänge am Meer verbracht, und es war einfach tolle Stimmung. Wir haben eine Bootstour gemacht, wo wir Schildkröten und springende Delfine und Buckelwale gesehen haben, wir waren schnorcheln und am nächsten Tag reiten. Das Wochenende hat mir Motivation gegeben und ganz viel Vorfreude auf das, was ich noch sehen werde.
3 Wochen später (Mitte September) ging es mit meiner Familie für 5 Tage in den Urlaub in ein Hotel nach Puntarenas. Mir hat’s super gefallen (war ein richtiger kleiner Luxusurlaub:)) und es gab All-inklusive-Buffet – endlich mal wieder sehr europäisches Essen in Sicht!
Dann kam alles anders als erwartet
Auf dem Rückweg nach Tres Ríos erhielt ich aus dem Gruppenchat von CAS eine Nachricht, dass hier ein Streik angefangen hatte und dass wir Schüler von öffentlichen Schulen in der nächsten Woche keinen Unterricht hätten. Trotz des Streiks ist aber nicht der March zum Nationalfeiertag am 5. September ausgefallen. Gemeinsam mit meiner Klasse, haben wir einen Marsch eintrainiert. Wir sind in der prallen, heißen Sonne, angezogen in unseren Schulshirts und einem engen Bleistiftrock zwei Stunden von unserer Schule zum zentralen Park meiner Stadt gelaufen. Es war heiß, anstrengend und ich habe mich da als blondes großes Mädchen, was von allen noch mehr als sowieso schon angeschaut wurde, irgendwie komisch gefühlt. Aber als wir es geschafft hatten, waren wir alle stolz aufeinander und haben zusammen, als Klasse, gefeiert.
Aber die Woche drauf ging es immer noch nicht wieder los und die drauf immer noch nicht und dann ging es immer so weiter… Jede Woche hieß es „Ja ja, nächste Woche ist der Streik vorbei…“ Aber wir sind in Costa Rica und deshalb kommt natürlich alles anders. Bis zu den zweimonatigen Ferien, die Ende November angefangen haben, hatte ich nur ab und zu mal einen Tag Schule in der Woche. Am Anfang war ich froh darüber, endlich mal frei zu haben, Zeit für mich selbst. Nach 2 Monaten ging es mir dann doch irgendwann auf die Nerven, ich wollte Leute kennenlernen, etwas lernen, wieder einen Tagesablauf haben.
Fernweh? JuBi!
Durch diesen Streik habe ich erst gelernt, wie sehr wir ein zuverlässiges Schulsystem schätzen sollten: wir haben so viele Möglichkeiten mit dem Abitur, das wir theoretisch alle machen können. Der Streik hat mir natürlich mehr Freiheiten gegeben, aber es sah längstens nicht so aus, dass ich jedes Wochenende am Strand gechillt habe. Ich war viel zu Hause und habe alltägliche Dinge mit meiner Gastmutter und Gastschwester gemacht.
Ein Ausflug nach dem anderen 😀
Zwei Wochen nach dem Urlaub im Hotel ging es schon wieder auf den nächsten Kurzausflug mit CAS. Diesmal ging es zum Vulkan Arenal, wo wir in Thermalquellen baden waren und eine vierstündige Ziplining Tour gemacht haben. Ein sehr nasses, erlebnisreiches, volles und witziges Wochenende war das wieder! Supermüde und mit immer noch feuchten Klamotten bin ich nach zwei Tagen wieder zu Hause
angekommen. Über meinen Geburtstag, Mitte Oktober, bin ich mit meinem Gastvater Alexis und Jessy in sein Ferienhaus an den Strand gefahren. Es waren 2 wundervolle Tage und am Abend vor meinem Geburtstag lag ich abends mit Jessy während des Sonnenuntergangs im Sand, über uns Sterne, Mond und so viele Glühwürmchen, wie ich sie noch nie gesehen hatte.
Am nächsten Morgen konnte ich ausschlafen und habe am Vormittag mit ganz vielen Leuten aus Deutschland telefoniert. Den Tag haben wir noch zusammen am Strand genossen und lecker gegessen. Abends sind wir dann zurückgefahren, und ich habe noch Geschenke von meiner Mutter und Wendy bekommen. Meinen Gastvater sehe ich, weil meine Gasteltern getrennt sind, so jeden zweiten Sonntag, und wir machen dann einen Tagesausflug mit Jessy.
Am Ende meines 3. Monats ging es dann mit CAS nach Panama. Mir gefiel der Ausflug nach Panama extrem gut. Die anderen haben mir auch sehr gut gefallen, aber die Insel-Gruppe Bocas del Toro in Panama übertrifft doch noch alle anderen Orte, und auch die Bootsfahrten, die wir von dort gemacht haben, haben mir sehr viel Spaß gebracht. Diese Inseln liegen auf der östlichen Seite Panamas, in der Karibik, und sind das Paradies, wie man es sich vorstellt. Die Strände sind noch schöner als in Samara und obwohl es ein beliebtes Reiseziel ist, kam es mir so vor, als hätten wir die ganze Insel nur für
uns, weil wir den ganzen Strand für uns alleine hatten. Auch im Hotel waren die meisten Leute von unserer Gruppe.
Die Busfahrt war recht lang und auch an der Grenze mussten wir ein bisschen warten, wir sind aber früh losgefahren, so dass wir nachmittags ankamen und noch bei unserem Hotel an die Badestelle konnten. Wir sind für drei Übernachtungen dageblieben. Die nächsten Tage haben wir dann alle zusammen eine Art Bootstour gemacht, wo wir zu den verschiedenen Inseln gefahren sind, um dort zu schnorcheln, Seesterne und Korallen zu sehen. Ich habe meinen absoluten Lieblingsstrand entdeckt, so türkises Wasser und Sand so hell, wie ich es noch nie in meinem Leben gesehen habe. Die Unterwasserwelt ist dort wunderschön, gerade weil das Wasser sehr klar ist. Für mich waren die Ausflüge echt toll, und ich bin froh, dass ich mich bis jetzt immer dafür entschieden habe, da sie mir in der Anfangszeit total geholfen haben, mir das Jahr in kleine „Häppchen“ einzuteilen.
Gerade am Anfang hatte ich das Gefühl, dass die Zeit sehr langsam vergeht, und da war das echt super. Außerdem haben wir dabei alle echt noch viel mehr vom Land (auch ein wenig die touristischen Seiten) gesehen.