- WELTBÜRGER-Stifter: YFU
- Programm: Schüleraustausch
- Land: USA
- Dauer: 10 Monate
- Name: Priscilla
Die ersten 3 Monate in den USA
Am Donnerstag den 22.08.2013 um ca. 3 Uhr morgens begann meine große Reise auf die ich schon lange gewartet hatte. Plötzlich war der Tag gekommen. Es ging in die USA (Michigan) und das nicht nur für paar Wochen, sondern für ein ganzes Jahr. Meine Mutter weckte mich. Irgendwie waren alle schon wach und fertig, nur noch ich musste schnell duschen und mich fertig machen. Ich war noch sehr gelassen, aber als wir dann meine Koffer runter zum Auto brachten, merkte ich so langsam wie die Aufregung stieg. Als wir dann alle im Auto saßen (Mama, Papa, Schwester und Bruder) und Richtung Flughafen fuhren, guckte ich aus dem Fenster und schaute mir meine geliebte Stadt Hamburg zum letzten Mal an. 30 Minuten später waren wir dann auch schon am Flughafen angekommen. Wir sahen schon vom weiten die ganzen yfuler. Waren bei den blauen Shirts auch nicht zu übersehen. Wir trugen alle ein blaues T-Shirt mit der Aufschrift „In der Welt zuhause“ und dazu ein blauer Brustbeutel mit unseren Namen und paar Information.
Wir waren ziemlich viele Schüler ein paar kannte ich auch von meiner vbt (Vorbereitung Tagung) und hatte somit die Möglichkeit ein bisschen mit Ihnen zu schnacken, wir alle schienen ein bisschen nervös zu sein, was ja normal ist. Als die Mitarbeiter von yfu uns dann noch ein paar Information mitteilten ging es dann schon zum Ticket drucken, dass musste jeder selber am Flughafen machen, anfangs hatte ich ein paar Schwierigkeiten aber nach zwei bis drei Versuchen hatte ich mein Ticket in der Hand. From Hamburg to Frankfurt, from Frankfurt to Washington, from Washington to Chicago, from Chicago to Saginaw (Michigan). Oh ja, ich hatte eine lange Reise vor mir, aber erst mal war Abschied angesagt.
Der war gar nicht so schlimm, ich habe schon ein bisschen geweint, aber ich wollte keine große Sache draus machen, umarmte alle ganz feste und paar Minuten später war ich auch schon reibungslos durch die Kontrolle gegangen und wartetet mit anderen YFU-Austauschschülern auf den ersten Flug nach Frankfurt. Die Flüge waren sehr lang und anstrengend, ein paar Schüler und ich mussten über fünf Stunden in Frankfurt auf den nächsten Flug nach Washington warten, das war sehr anstrengend da wir alle sehr müde waren. Mit Übernachtung in Chicago war ich dann irgendwann angekommen. MICHIGAN HERE I AM.
Ich lebte in einem sehr kleinen Haus mit meiner Gastmutter und meinen drei jüngeren Gastschwestern in Akron. Akron ist ein Tuscola County Michigans. Die Bevölkerung liegt so ca. bei 500 Einwohnern, was eine sehr große Umstellung für mich war, da ich als Großstadtkind aus Hamburg so was nicht gewohnt bin. In dem Ort gab es nicht wirklich viel, eine kleine Kirche, einen Mini Kiosk und ein Post Office. Und drumherum die kleinen Häuser, mehr auch nicht. Das war zuerst natürlich ein Schock für mich, aber ich habe mich unter anderem für das Auslandsjahr entschieden, um eine neue Kultur und Lebensart kennen zu lernen.
Die ersten Tage war ich sehr müde auf Grund der Zeitumstellung, jedoch ging es nach drei bis vier Tagen. Zum Glück begann die Schule nicht sofort, sondern erst in acht Tagen und ich hatte Zeit mich darauf vorzubereiten. Die High School die ich besuchte war die Akron-Fairgrove High School. Eine sehr kleine High School mit insgesamt ca. 160 Schülern. In der High School werden die Klassen nicht nur mit Nummern bezeichnet, die Schüler der einzelnen Klassenstufen tragen außerdem besondere Namen: die Neuntklässler heißen „freshmen“, die Zehntklässler heißen „sophomores“, die Elftklässler heißen „juniors“ und die Zwölftklässler heißen „seniors“. Ich bin als „senior“ eingestuft, da ich in Deutschland auch in der 12. Klasse wäre und schon 18 Jahre alt bin.
Jeden Morgen habe ich mit meiner Gastschwester den Bus um 7:15 genommen und sind dann mit anderen Schülern der High School zur Schule gefahren. Die Fahrt ist nicht lang, nur 8-10 Minuten. Die erste Stunde beginnt um 7:50 und Schulschluss ist um 15:00. Ich fiel sofort auf, alle waren sehr freundlich zu mir und haben mir sehr viele Fragen gestellt. Manche Fragen waren echt komisch sowie „Wisst ihr Deutschen was Basketball ist?“ oder „Sind die englischen Lieder auf Deutsch, im deutschen Radio?“ und „Bist du die einzige dunkelhäutige in Deutschland?“ Aber ich habe es Ihnen nicht übel genommen, und sie einfach aufgeklärt. Ich war sofort Mitglied des Volleyballteams und das hat super viel Spaß gemacht. Wir hatten fast jedes Wochenende Spiele und sind dann gemeinsam mit dem gelben Schulbus zu den Spielen gefahren, das war immer sehr witzig.
Neben Spanisch, Teamsports, Englisch, US Government, Statistics (Mathe), Biologie und American History, war ich froh auch in der Schulband zu sein, da ich Musik liebe. Die Bandklasse war sehr begehrt und dadurch immer sehr voll, ich hatte grade noch so einen Platz bekommen. Mein Bandlehrer hörte mich einmal singen und war so fasziniert, dass es schon gleich hieß: „Du singst auf jeden Fall die Nationalhymne bei dem kommenden Footballspiel.“ Ich war noch nicht mal einen Monat in Amerika und hatte schon die Ehre die Hymne beidem großem Vikingsspiel zu singen. Ich war sehr aufgeregt als der Sprecher mich durch die Lautsprecher ankündigte: „Today we have the honor to hear our foreign exchange student Priscilla sing the national anthem. Everybody please get up.“ „…and the home of the braaaaave.“ Alle standen auf, fingen an laut zu klatschen und zu Jubeln. Dieses tolle Ereignis werde ich niemals vergessen. Nach diesem Aufritt kannte mich aber dann ganz Akron.
Ich habe nach einem Monat die Familie gewechselt, und musste somit die Schule ebenfalls wechseln. Ich lebe jetzt in Caro, einer Stadt mit 4.300 Einwohnern, eine halbe Stunde Autofahrt von Akron, wo ich vorher war. Und ich muss sagen, ich liebe es hier. Ich hatte zuerst bisschen Angst, dass ich keine Freunde finden würde, da die Caro High School viel größer ist und somit mehr Schüler hat, aber es lief alles gut. Ich habe sofort Freunde gefunden und es macht einfach Spaß auf die Caro High School zugehen. Meine Fächer hier sind Year Book Class, U.S Government, Teamsports, Spanish und Choir.
Ich hatte mich sehr auf Homecoming gefreut und es hat sehr viel Spaß gemacht. Alle haben sich sehr schick gemacht, die Mädchen waren in schönen Kleidern und die Jungs sahen auch sehr gut aus in ihren Hemden. Ich wurde zwei Wochen vor Homecoming von meinem guten Freund Anthony gefragt, ob ich mit ihm dort zusammen hingehen würde und habe natürlich ja gesagt. Meine Schule hatte die ganze Cafeteria ausgeräumt, somit hatten wir Platz zum Tanzen, den ganzen Abend lang. Der DJ hat sehr gute Musik gespielt, und es gab auch etwas zu knabbern und zu trinken (natürlich alkoholfrei). Ich hatte so viel Spaß und werde den Abend nicht vergessen, und zum Glück haben wir auch viele Bilder gemacht. Am Tag vor Homecoming gab es das große und leider letzte Footballspiel meines Schulteams, der „Tigers“. An dem Abend wurden Homecoming Queen und Homecoming King gekrönt, ich war sehr beeindruckt. Das Spiel hatten wir leider verloren, trotzdem hatten wir alle großen Spaß und das ist ja auch die Hauptsache.
Meine Familie und ich verstehen uns sehr gut. Ich lebe mit meiner Gastmutter und meinem 13-jährigen Gastbruder zusammen. Wir gehen jeden Sonntag gemeinsam in die Kirche, oder Spielen manchmal einfach zusammen Karten oder schauen Football im Fernsehen. Mein Bruder und ich spielen auch sehr oft Basketball vor unserem Haus. Ich habe auch eine Gastschwester, die 21 Jahre alt ist. Sie lebt jedoch nicht mehr hier, sondern studiert in Grand Rapids, zwei Autostunden von Caro entfernt. Wir haben sie aber schon sehr oft besucht, da sie auch Volleyball spielt, und wir sind auf fast jedem ihrer Spiele dabei. Also habe ich auch schon eine große Stadt Michigans gesehen, und sie ist wunderschön.
Das Klima in Michigan hat eine Sonderstellung im Vergleich zu den restlichen Vereinigten Staaten. Dies liegt an der Nähe zu den Großen Seen. Diese geben Michigan ein milderes Klima im Vergleich zu anderen Staaten derselben geographischen Breite. Es ist feucht und kontinental (weltweit eine recht seltene Kombination) und liegt in der kühlgemäßigten Klimazone. Von August bis Oktober war es noch ganz ok, zwar schon frisch, jedoch konnte ich noch mit Lederjacke raus, aber seit November ist es sehr kalt. Es hat sogar angefangen zu schneien. Deshalb bleibt meine Lederjacke im Schrank, und die Winterjacke kommt raus.
In meiner Freizeit treffe ich mich sehr oft mit Freunden, und wir gehen ins Theater oder sind einfach bei einem zu hause. Caro hat leider keine Shopping Mall oder so etwas, deshalb geht man hier meistens zu einem nach Hause und verbringt dort die Zeit. Auf meiner Schule sind mit mir insgesamt acht Austauschschüler, fünf aus Deutschland und die restlichen drei aus, Brasilien, der Schweiz und der Ukraine. Wir verstehen uns alle sehr gut, und treffen uns auch sehr oft außerhalb der Schule. Es macht großen Spaß mit ihnen über unser gemeinsames Erlebnis USA sprechen zu können.
Thanksgiving, Weihnachten und Mardi Gras
Unglaublich, die Hälfte meines Auslandsjahres hier in Michigan ist schon fast um. In etwa drei Monaten geht es schon zurück nach Deutschland. Es ist seit meinem letzten Bericht wieder sehr viel passiert. Am 27. November habe ich zum ersten Mal ‘‘Thanksgiving‘‘ gefeiert. Thanksgiving ist eine Form des Erntedankfestes, weicht aber stark von den Bräuchen des europäischen Festes ab. Es ist ein staatlicher Feiertag, der in den USA am vierten Donnerstag des Monats November gefeiert wird und zählt hier auch das wichtigste Familienfest im Jahreskreis. Meine Gastfamilie und ich sind zur Oma gefahren, dort waren auch die restlichen Familienmitglieder zusammen gekommen. Wir waren ca. 40 Leute, das war jedoch kein Problem, da das Haus meiner Gastoma sehr groß ist, und es Tradition ist, dass sich die Familie zu Thanksgiving immer bei ihr trifft.
Es war sehr schön alle wieder zusehen, es waren wirklich alle Familienmitglieder gekommen. Es gab sehr viel zu essen, alle hatten etwas gekocht und mitgebracht und ich selber hatte am Abend zuvor afrikanischen Reis gekocht, der sehr gut ankam. Was jedoch auf gar keinen Fall fehlen durfte, war der traditionelle Truthahn (Roast Turkey). Der war sehr lecker. Wir saßen alle gemeinsam an einem sehr großen Tisch, aßen und unterhielten uns. Nach dem Essen schauten wir alle Football zusammen, es war ein sehr unterhaltsamer Abend, und ich bin sehr glücklich das ich dabei sein durfte.
Weihnachten war sehr schön, die ganze Familie kam wieder zusammen und es gab viel zu Essen und viele Geschenke. Wir spielten Spiele, schauten fern oder unterhielten uns alle. Es wurde nicht viel anders gefeiert als ich es gewohnt bin. Am Abend zuvor sind wir in die Kirche gegangen, ich fand die Messe an dem Abend ganz besonders toll. Silvester war ein bisschen anders als ich es gewohnt bin. Neujahr wird hier nicht wirklich groß gefeiert und am meisten habe ich die Feuerwerke und das Böllern vermisst. Geböllert wird hier nur am 4. Juli, dem Unabhängigkeitstag der Vereinigten Staaten. Aber an Neujahr war es sehr ruhig draußen. Da meine Freundin aus der Ukraine und ich Neujahr sehr anders gewohnt sind, haben wir uns bei ihr getroffen und laut Musik gehört und bis Mitternacht runtergezählt und unsere eigene kleine Party gemacht.
Wir hatten reichlich Schnee vor Weihnachten. Es fing schon im November an zu schneien, und das war nicht alles, es wurde auch sehr kalt und das Wetter wurde so schlimm, dass meine Schule und viele Schulen in der Umgebung sogenannte „snow days“ hatten, d.h. schulfrei aufgrund des Wetters. Die Straßen waren sehr oft vereist und rutschig, oder es war einfach zu kalt. Ansonsten macht mir die Schule wie zuvor sehr großen Spaß. Ich bin jetzt im dritten Trimester. Meine Fächer sind Yearbook, Spanish B, Algebra, Drama und Choir. Dazu habe ich mich für Girls‘ Soccer entschieden. Wir haben fünfmal die Woche zwei Stunden Training. Ganz neu ist es für mich nicht, da ich schon in Deutschland zwei Jahre Fussball gespielt hatte. Bald haben wir unser erstes Spiel, ich freue mich schon sehr darauf.
Alle vier Jahre bieten die “Young Americans“ an der Caro High School einen dreitägigen Workshop an. In den drei Tagen werden den Schülern Tänze und Lieder beigebracht, und gemeinsam bauen sie eine Show auf. Am dritten Tag wird die Show dann im Gym der High School vor Eltern, Freunden, Geschwistern und Lehrern aufgeführt. Die „Young Americans“ sind Studenten des College of Performing Arts. Sie reisen durch die ganze Welt um Schülern diesen Workshop anzubieten. Und ich hatte das Glück, dass sie dieses Jahr an meiner Schule waren, genau in meinem Auslandsjahr. Es war ein Erlebnis, das ich nicht vergessen werde. An dem Abend war die Turnhalle voll, es waren über 500 Leute gekommen und wir waren alle sehr aufgeregt. Meine Familie war ebenfalls gekommen, um mich zu unterstützen, da ich für die große Show einen Solo-Gesangs-Part bekommen habe. Es hat sehr großen Spaß gemacht und mir gezeigt, dass ich auf jeden Fall später was in der Richtung machen möchte.
Die Beziehung zu meiner Gastfamilie ist unglaublich toll. Wir verstehen uns alle wie zuvor sehr gut. Ich liebe es mit ihnen Zeit zu verbringen. Meine Schwester und ich sind wie beste Freunde. Sie ist drei Jahre älter als ich und wir teilen uns problemlos ein Zimmer. Wir fahren sehr oft in Shopping Malls, oder nach Grand Rapids, wo sie vor kurzem noch studierte. Wir verbringen sehr viel Zeit miteinander, da unsere Interessen sehr gleich sind. Ich verbringe auch sehr viel Zeit mit meinen Freunden. Mal sind wir unterwegs shoppen oder treffen uns bei einem zu hause und haben sogenannte Movie Nights. Wir gehen auch zu allen Schulevents, wie z.B. Basketballspielen. Und dort zeigen wir immer unsere Schoolspirits in dem wir die Farben der Schule tragen oder sogar unsere T-Shirts mit dem Schullogo.
Meine Schule bietet eine Spring Break Reise nach Florida an. Alle Schüler der High School können an der Reise teilnehmen. Ich freue mich sehr auf die Reise, da es in Florida wesentlich wärmer ist als hier in Michigan. Wir werden mit einem Reisebus hinfahren, und sieben Tage Sonne, Strand und Sightseeing genießen. Sehr viele Freunde von mir werden ebenfalls teilnehmen und ich freue mich auch auf die Schüler mit denen ich zuvor nicht viel Kontakt hatte, denn das wird dann eine Möglichkeit sie kennen zu lernen. Vor Kurzem gab es außerdem ein Halbjahrestreffen für alle Austauschschüler der Umgebung. Wir trafen uns alle in Frankenmuth in einer Kirche. Wir saßen alle in Gruppen mit jeweils einem Area rep, und sprachen über unsere Ereignisse. Sie wollten ebenfalls wissen wie es uns in unseren Familien geht und wie es in der Schule läuft. Wir spielten ein paar Rollenspiele, in denen wir typische Situation nachspielen sollten. Sie gaben uns auch Tipps mit Problemen umzugehen. Ich habe mich auch sehr gefreut, ein paar meiner Freunde wieder zusehen, und wir alle tauschten uns über das Schulleben aus und kamen zum Entschluss, dass wir alle großen Spaß haben.
Am 4. März wurde Mardi Gras unter anderem auch Fat Tuesday gefeiert, das ist der Abend vor dem Aschermittwoch, dem Beginn der österlichen Fastenzeit. An dem Abend essen die Katholiken sehr viel, bevor es am nächsten Tag mit dem Fasten losgeht. An dem Abend gingen wir in die Kirche und aßen mit anderen Kirchenmitgliedern gemeinsam. Es wurde gesungen und getanzt es war eine tolle Erfahrung. Im Großen und Ganzen genieße ich die Zeit hier in Michigan, ich kann es kaum fassen, das alles in paar Monaten vorbei ist. Jedoch freue ich mich auch auf meine Familie und meine alte Umgebung. Aber solange ich hier bin, mache ich das Beste daraus und genieße die Zeit. So ein Auslandsjahr ist was ganz besonders und jedem nur zu empfehlen.