- WELTBÜRGER-Stifter: WWQ
- Programm: Schüleraustausch
- Land: Irland
- Dauer: 10 Monate
- Name: Julia
Bis zu dem Moment, wo ich in der Wartehalle im Flughafen von Stuttgart saß, habe ich nicht realisiert, dass ich wirklich für 10 Monate alleine in ein fremdes Land fliege. Die Stunde in der Wartehalle war wirklich schlimm, ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, einfach aus dem Flughafen zu rennen, ich dachte, ich bin verrückt, ohne meine Eltern ins Ausland zu gehen und dann auch noch 10 Monate!
Das alles war aber vorbei, sobald ich im Flugzeug saß. Es war das erste Mal, dass ich mit einem großen Passagierflugzeug geflogen bin und langsam kam die Vorfreude.
Am Flughafen in Dublin wurde ich von meinem Gastvater, meinem 4-jährigen Gastbruder und der anderen Gastschülerin aus Frankreich, Tania, begrüßt. Im Haus habe ich den kleinen Hund Rocky kennengelernt. Tania und ich teilen uns ein Zimmer im Dachgeschoss und zum Glück verstanden wir uns von Anfang an gut. Das Haus ist klein, aber gemütlich. Meine Gastmutter habe ich erst beim Abendessen kennengelernt, weil sie vorher noch arbeiten musste.
Die nächsten 2 Tage war ich nur kurz in der Schule, da alle Austauschschüler ein paar Vorträge hatten und die Schule gezeigt bekommen haben. Vom nächsten Tag an war normal Unterricht. Tania und ich nehmen jeden Tag den Bus und den Zug zur Schule, was 1h Fahrt mit Bus und Bahn bedeutet. Für mich war das eine große Umstellung, weil ich in Deutschland mit dem Fahrrad in nicht mal 10 Minuten in meiner Schule bin. Gerade am Anfang war es schwer, die richtigen Klassenzimmer zu finden, aber die Schüler und Lehrer sind super nett und haben mir immer geholfen. Das Gute ist auch, dass wir 3 deutsche Mädchen sind, und wir verstehen uns auch gut.
Die Schule in Irland war an sich etwas anders als in Deutschland, zum Beispiel müssen hier alle Schuluniformen tragen, ich eingeschlossen. Auch dass es erlaubt ist, ein Tablet anstatt eines Buches zu verwenden, war neu für mich. Die meisten meiner Unterrichtsfächer waren die gleichen wie in Deutschland, nur von ‚Engineering‘ hatte ich davor noch keine Ahnung. Aus Metall und Holz werden Werkstücke gefertigt, ähnlich wie in Deutschland im Werkunterricht. Dem Unterricht konnte ich von Anfang an gut folgen. Ab und zu musste ich zwar Wörter übersetzen, aber größtenteils hat es gut geklappt.
Der erste Monat verging wie im Flug, ‚Midterm-break‘ kam und meine Organisation veranstaltete einen 5-tägigen Trip nach Schottland. Wir haben eine Busrundfahrt gemacht. Natürlich durfte Loch Ness nicht fehlen. Es war wirklich großartig.
Die nächsten Wochen danach hab ich mich schnell eingewöhnt, obwohl ich etwas mit Heimweh zu kämpfen hatte. Ich habe mit Taekwondo und Judo angefangen. Beides habe ich auch schon in Deutschland gemacht. An den Wochenenden habe ich viel mit Freunden unternommen, da entgegen aller Erwartungen das Wetter gut war.
Vor Weihnachten kamen dann die Christmas-Exams, wo ich in einer Woche 6 Tests schreiben musste. Es hat alles geklappt und ich war zufrieden mit den Ergebnissen.
Danach waren schon die Weihnachtsferien und Weihnachten kam. Ich hab mit meiner Gastfamilie zusammen am Morgen des 25. Dezembers die Geschenke geöffnet. Mittags fuhren wir dann zu der Oma, wo wir die ganze Familie getroffen haben und ein tolles Weihnachtessen bekommen haben. Wenige Tage später war dann schon Silvester und meine Gastfamilie, Freunde von ihnen und ich haben uns einen gemütlichen Abend gemacht. In Deutschland bin ich an Silvester ein großes Feuerwerk gewöhnt, aber hier gab es keines, weil es verboten ist. Die restlichen Ferien hab ich mich fast jeden Tag mit Freunden getroffen und einmal war ich sogar mit einer Freundin in einer Teenager-Disco, was richtig cool war.
Nach den Ferien kamen neue Austauschschüler an die Schule und die Zeit ist so schnell verflogen!!! Jedes Wochenende hab ich mit Freunden Ausflüge gemacht und wir hatten immer Spaß. Im Januar hatte ich dann auch eine Taekwondo-Gürtelprüfung und ich bin Blau-Rot-Gurt geworden.
Bald kam dann auch schon Ostern und ich bin mit einigen Freunden übers Wochenende nach Cork. Es war richtig cool, wir haben Blarney Castle angeschaut und den Blarney Stone geküsst, was für jeden Besucher von Irland ein Muss ist. Es heißt, dass man dann Redegewandtheit bekommt. Außerdem waren wir auf einer Insel vor Cork und am Sonntag haben wir uns Cork-City angeschaut. Wir 6 Jugendlichen waren alle bei einer einzigen Gastfamilie untergebracht, alle waren sehr nett und wir hatten viel Spaß.
Die Wochen sind wie im Flug vergangen. Jedes Wochenende hab ich etwas anderes unternommen und einiges von Irland gesehen. Sogar ein Trip nach Nordirland wurde organisiert und wir konnten in Belfast das Titanic-Museum ansehen und an der Küste den Giants Causeway entlanglaufen. Es war wirklich beeindruckend.
Jetzt ist es schon nur noch 1 Woche bis ich wieder meine Eltern sehe und mein Abenteuer ist dann auch zu Ende. Davor hab ich jetzt noch die ‚Summer-Exams‘ und ich werde noch mal jeden Tag nutzen, um ihn mit meinen Freunden zu verbringen.
Irgendwie freue ich mich schon auf meine Eltern und mein Zuhause, aber ich werde dies hier echt vermissen, da ich nette Leute getroffen hab und es ein richtig tolles Jahr war, in dem ich viel gelernt habe.
Letztlich möchte ich mich noch bei der Organisation World Wide Qualifications mit Frau Floss und der Koordinatorin vor Ort, Donna, bedanken. Man wird gut vorbereitet und informiert und ich würde jedem Jugendlichen raten, den Mut aufzubringen und für einige Monate in ein fremdes Land zu gehen, weil es eine tolle Erfahrung ist.
Vielen Dank noch mal für ihre Geduld,
Julia