- WELTBÜRGER-Stifter: CAS
- Programm: Schüleraustausch
- Land: Costa Rica
- Dauer: 10 Monate
- Name: Marek
Die Idee
Vor ungefähr einem Jahr habe ich mich dazu entschlossen, für ein Jahr an einem Schüleraustauschprojekt in Costa Rica teilzunehmen. Ich entschied mich für Costa Rica, weil mir dieses Land in all seinen Eigenschaften wie das Paradies schien: Perfekte Strände, wunderschöne Landschaften mit grün-bewachsenen Bergen, Schluchten und Tälern, eine exotische Tier- und Pflanzenwelt und ein angenehmes Klima, sodass ich das ganze Jahr nicht frieren müsste.
Die Einheimischen, die Ticos, sollten sehr freundliche zuvorkommende Menschen sein, die das Leben lockerer und weniger streng sehen. Außerdem gilt Costa Rica als ein sicheres Land, was für meine Eltern sehr wichtig war. Im Großen und Ganzen schien es ein perfektes Land zu sein und meine einzige Sorge war, dass ich kein Wort spanisch sprechen konnte. Doch ich ließ mich davon ermutigen, dass verschiedene Schüler, die bereits an einem Austausch in Lateinamerika teilgenommen hatten, mir erzählten, dass sie sich auch ohne Vorkenntnisse nach drei Monaten gut verständigen konnten. Also nahm ich in der verbleibenden Zeit an zwei Spanischkursen in der Volkshochschule teil, um zumindest die Grundlagen der Sprache zu lernen und bewarb mich bei CAS.
Anreise
Am 1. August 2012 ging die Reise los. Meine Freunde haben mich am Hamburger Flughafen verabschiedet. In Frankfurt hat uns eine Dame aus dem Reisebüro, bei welchem wir die Flüge gebucht haben, in Empfang genommen und uns zum Costa-Rica Abflug-Gate begleitet. Der kurze Zwischenstopp in der Dominikanischen Republik war problemlos. Bei der Ankunft in San Jose waren zwar alle sehr erschöpft, aber guter Dinge. Dann stellte sich jedoch heraus, dass mein gesamtes Gepäck nicht angekommen war, sondern wahrscheinlich noch in Frankfurt war. Auch wenn meine Gasteltern noch am selben Tag mit mir ins Einkaufszentrum gefahren sind, um die wichtigsten Sachen zu kaufen, muss ich gestehen, dass meine Stimmung, die im Flugzeug eigentlich noch gut war, ziemlich runtergezogen wurde.
Meine Eltern in Deutschland konnte ich nur schlecht erreichen, weil mein Handy nicht richtig funktionierte und meine Eltern in Deutschland gerade verreist waren und dort schlechten Empfang hatten. Die Zeitverschiebung von acht Stunden machte die Sache nicht einfacher. Meinen Laptop hatte ich zwar dabei, aber schon am zweiten Tag war der Akku leer und die Ladegeräte für Laptop und Handy waren in dem Koffer, der ja wahrscheinlich noch in Frankfurt war, vielleicht aber auch in einem anderen Teil der Welt. Die Aussage, dass sich die Koffer in den nächsten Tagen schon wieder anfinden würden, tröstete mich nicht wirklich. Dazu kam dann noch, dass ich in den ersten Tagen Fieber bekam und ich viel schlechter spanisch verstehen konnte, als ich dachte. Wegen dieser Dinge muss ich gestehen, dass ich die ersten Tage als sehr hart empfunden habe und ich ein wenig Heimweh hatte. Als dann das Gepäck fast eine Woche später ankam und ich das Fieber rausgeschwitzt hatte, ging es jedoch bergauf.
Mein neues Zuhause, meine Gastfamilie
Seit fast drei Monaten bin ich jetzt hier auf einer privaten Finca in dem Ort Atenas, der ca. 50 km nordöstlich von der Hauptstadt San Jose liegt. Atenas hat ca. 5.000 Einwohner (17.000 mit den Einwohnern der umliegenden Vororte) und ist so ein Mittelding zwischen Dorf und Kleinstadt, in dem man alles bekommt was man so braucht. Ich lebe in einem Haus bei zwei jungen, ausgesprochen netten Gasteltern, die sich immer die beste Mühe mit mir geben. Gastgeschwister habe ich keine, doch meine Gastmutter ist inzwischen im fünften Monat schwanger und wird im Februar ein kleines Mädchen bekommen, worauf ich schon ziemlich gespannt bin. Das Haus ist erst 1-2 Jahre alt und ist ein wenig erhöht gelegen, sodass wir eine schöne Aussicht auf die Berge rundherum haben. Ich habe ein eigenes Zimmer und sogar ein eigenes Bad.
In Bezug auf die Vorstellung von der Schönheit dieses Landes, kann ich sagen, dass meine Erwartungen alle erfüllt wurden, doch was mir von allem am besten gefällt, ist meine Gastfamilie: Obwohl ich sie erst 3 Monate kenne, kann ich schon mit Sicherheit sagen, dass meine Gasteltern zu den besten Personen gehören, die ich je getroffen habe. Sie sind immer in allen Dingen sehr bemüht um mich und sind immer sehr freundlich zu mir. Sie sagen „unser Haus, ist dein Haus“ und haben es geschafft, dass ich mich hier schon nahezu so wohl fühle, wie in meinem Zuhause. Wenn es ein Problem gibt, besprechen sie es in Ruhe und mit Respekt mit mir und manchmal frage ich mich, wo sie die Geduld hernehmen, wenn sie mir zum tausendsten Mal die Bedeutung von einem Wort erklären. Abgesehen von ihnen sorgen sich auch meine „Gastgroßeltern“ und mein „Gastonkel“ sehr um mich und alle sind sehr nett und zuvorkommend.
Insgesamt scheint die Großfamilie hier eine weitaus größere Rolle zu spielen, als in Deutschland. Ich bin mindestens einmal am Tag bei meiner „Gastgroßmutter“, um dort zu essen, meine Gastmutter sogar häufiger. Ihr Haus scheint so etwas wie der Familientreffpunkt zu sein, denn hier kommt mindestens jeden Sonntag die ganze Familie zusammen, um gemeinsam zu essen und sich auszutauschen. Wir machen jedoch auch oft Shopping-Touren mit den Großeltern zusammen, gehen etwas essen oder machen einen Ausflug über ein Wochenende. Das Essen ist hier sehr lecker und meine Essgewohnheiten haben sich extrem verändert. Die Ticos scheinen mehr als wir in Deutschland zu essen, denn sie haben mehrere Mahlzeiten und morgens fangen sie den Tag oft schon mit dem typischen Reisbohnen-Gemisch (Gallo Pinto) und viel gebratener Wurst und Käse an. In Deutschland habe ich nicht alles gegessen und ungern neue Dinge probiert. Bohnen z.B. konnte ich gar nicht leiden. Hier esse und probiere ich alles und speziell Bohnen esse ich jeden Tag sehr gerne. Das costa-ricanische Essen gefällt mir mit dem Reis, vielen Bohnen und Hühnchen überhaupt sehr gut.
Mein Gastvater ist leidenschaftlicher Mountainbiker und ich habe mir in der ersten Woche ein Mountainbike gekauft, das ich wahrscheinlich am Ende des Jahres hier wieder verkaufen werde. Jetzt mache ich regelmäßig mit ihm oder mit den anderen Verwandten, die auch Fahrrad fahren, Radtouren in den Bergen, von denen wir wunderschöne Aussichten über das ganze Tal haben. Außerdem nehmen wir an Rennen in verschiedenen Teilen des Landes Teil, wodurch ich ein bisschen rumkomme.
Neben dem Fahrradfahren spiele ich hier auch sehr gerne Fußball. Ich bin in den örtlichen Fußballverein eingetreten, wo ich zweimal in der Woche trainiere. Sport kommt mir hier im Allgemeinen härter als in Deutschland vor, denn, obwohl ich denke, in ganz guter Verfassung zu sein, ist die Luft hier manchmal anders und das Atmen fällt unter Belastung schwer. Außerdem ist Sport durch die Hitze oft ziemlich anstrengend, trotzdem gefällt es mir gut.
Schule
Zunächst war die Idee, eine öffentliche Schule zu besuchen. Hier wird ausschließlich Spanisch gesprochen, was zunächst natürlich schwieriger ist, aber zu schnelleren Fortschritten führen sollte. Ich empfand es aber gerade am Anfang ein bisschen frustrierend, wenn man gar nichts sagen und verstehen kann. Außerdem sind in dieser Schule sehr viele Stunden ausgefallen, und das Unterrichtsniveau ist auf einem deutlich anderen Level, als in Deutschland. Deswegen war es für mich oft sehr langweilig, sodass ich mir mit meinen Gasteltern überlegt habe, auf eine bilinguale Privatschule zu wechseln. CAS hat sofort mit der Schule Kontakt aufgenommen und ich konnte nach ein paar Test-Tagen schon umgemeldet werden. Abgesehen davon, dass auch nicht wesentlich mehr in Englisch unterrichtet wird, können aber fast alle Lehrer und alle Mitschüler englisch sprechen und ich kann mich so besser mitteilen, wenn ich an meinem Spanisch scheitere. Von Anfang an fühlte ich mich auf dieser Schule sehr wohl und der Unterricht macht mir mehr Spaß. Auch mit meinen Klassenkameraden komme ich besser klar und wir machen viele Dinge zusammen. Als ich ankam, war mein Spanisch gerade gut genug, um mich vorzustellen und ein paar auswendig gelernte Sätze zu erzählen. Jetzt kann ich einiges verstehen, und wenn man nicht allzu schnell mit mir spricht, kann ich mich verständigen. Ich mache in Spanisch vielleicht nicht so schnelle Fortschritte, aber bin jetzt nach fast drei Monaten in der Lage, mich zu verständigen. Im Unterricht, aber auch auf dem Fußballplatz.
CAS
Die Organisation, für die ich mich für diesen Austausch entschieden habe, heißt CAS (Costa Rica Austauschservice). Alle Leute dort sind sehr nett und sehr bemüht. CAS war in der Vorbereitungsphase der Reise sehr hilfreich und setzt sich auch hier sehr dafür ein, dass es allen Schülern so gut wie möglich geht. Am besten gefällt mir, dass wir in jedem Monat eine kleine Reise innerhalb von Costa Rica, Panama und Nicaragua machen. Wir bekommen dadurch einen Eindruck von Mittelamerika, speziell von Costa Rica. Zwei Reisen haben wir schon unternommen, die mir beide sehr gut gefallen haben. Die erste ging nach Samara an der Pazifikküste. Dort habe ich den bisher schönsten Strand in meinem Leben gesehen. Er war nahezu genauso, wie man sich den perfekten Strand vorstellt. Wir waren in zweier bis vierer Gruppen in kleinen Hütten untergekommen, die direkt am Strand gelegen waren. Fast alle haben einen Surf-Kurs gemacht, der jedem sehr gut gefallen hat.
Der zweite Ausflug ging zum Vulkan Arenal, wo wir nicht nur den noch aktiven Vulkan gesehen haben, sondern auch in natürlichen Thermal-Quellen gebadet haben. Im Dschungel haben wir an einer Canopy Tour teilgenommen, wo wir angegurtet an mehreren hundert Meter langen Seilen über die riesigen Bäume und vorbei an Wasserfällen „geflogen“ sind. Am nächsten Samstag fahren wir für 4 Tage auf eine karibische Insel in Panama, worauf ich mich schon sehr freue. Abgesehen davon, dass es wunderschöne Eindrücke sind, ist es auch ganz wichtig, die anderen CAS Teilnehmer zu treffen, um sich über die Erfahrungen auszutauschen und zu hören, was sie so machen.
Fazit
Jedem, der sich wirklich sicher ist, ein Austausch-Programm zu machen, würde ich sofort empfehlen, nach Costa Rica zu gehen. Es ist ein wunderbares Land mit sehr netten Leuten. Meine Erwartungen wurden voll erfüllt und häufig noch übertroffen, doch meiner Meinung nach, sollte das Heimweh nicht unterschätzt werden. Ein Jahr ist in eine lange Zeit, weshalb man sich sich genau überlegen sollte, ob man ein Jahr auf seine Gewohnheiten verzichten kann. Ich habe in 3 Monaten hier keine 2 Stunden Videospiele gespielt, doch was ich am meisten vermisse, ist meine Familie und meine engsten Freunde. Der Anfang ist jedoch das Schwierigste und ich muss gestehen, dass es an den ersten Tagen manchmal sehr hart für mich war. Doch ich glaube, dass ich diesen Teil jetzt langsam hinter mich bringe. Es wird von Tag zu Tag besser und ich bin mir sicher, dass ich bis zum Juli nächsten Jahres hier bleiben werde und kann mir vorstellen, dass ich mich bald hier so eingelebt habe, dass ich keine sehnsüchtigen Gedanken an mein zu Hause mehr haben werde. Auch von den meisten anderen habe ich den Eindruck, dass es bei ihnen ähnlich aussieht. Aber ich denke, dass bei so gut wie jedem der Punkt kommen wird, an dem man stolz und froh ist, dass man sich dazu entschlossen hat, für ein Jahr oder auch nur ein halbes nach Costa Rica gekommen zu sein.
Fernweh? JuBi!
Drei Monate später
Seit meinem letztem Bericht sind schon wieder mehr als drei Monate vergangen, doch die Zeit ist diesmal sehr schnell verstrichen. Von den letzten drei Monaten war ich nur einen in der Schule, die anderen beiden hatte ich Sommerferien. In der Schule ist nicht mehr viel passiert, abgesehen davon, dass die Abschluss-Examen geschrieben wurden, weswegen viele Mitschüler viel gelernt haben und nicht allzu oft Zeit zum Fußballspielen oder anderen Sachen hatten. Für mich war es trotzdem nicht langweilig, ich musste ja schließlich auch ein bisschen lernen, auch wenn meine Examen kürzer waren, als die der Anderen. Außerdem haben wir ja noch zwei Ausflüge nach Panama und in den Nationalpark Manuell Antonio gemacht, die mir beide sehr gut gefallen haben, Panama war sogar mein Lieblingsausflug. Am ersten Dezember haben dann meine Ferien angefangen, in denen ich einiges gemacht habe. Ich fange aber erst mal mit den Ausflügen an und erzähle danach etwas über die Ferien, Weihnachten und Silvester:
Panama
Wie schon gesagt, gefiel mir der Ausflug nach Panama mit Abstand am besten. Die anderen haben mir auch sehr gut gefallen, aber die Insel-Gruppe Bocas del Toro in Panama, übertrifft doch noch alle anderen Orte und auch die Bootsfahrten, die wir von dort gemacht haben, haben mir sehr viel Spaß gebracht. Diese Inseln liegen auf der östlichen Seite Panamas, in der Karibik, und sind das Paradies, wie man es sich vorstellt. Die Strände sind noch schöner als in Samara und obwohl es beliebtes Reiseziel ist, kam es mir so vor, als hätten wir die ganze Insel nur für uns, weil wir den ganzen Strand für uns alleine hatten. Auch im Hotel waren die meisten Leute von unserer Gruppe.
Die Busfahrt war recht lang und auch an der Grenze mussten wir ein bisschen warten, wir sind aber früh losgefahren, sodass wir nachmittags ankamen und sogar noch an den Strand konnten. Außerdem sind wir ja auch für drei Übernachtungen da geblieben. Die nächsten Tage haben wir dann alle zusammen eine Art Bootstour gemacht, wo wir zu den verschiedenen Inseln gefahren sind, um dort zu schnorcheln. Die Unterwasserwelt ist dort auch sehr schön, gerade weil das Wasser sehr klar ist.
Außerdem haben wir in einer Bucht zwei Delfine gesehen, die allerdings nur kurz aufgetaucht sind und nicht allzu viel von sich preisgegeben haben. Danach sind wir noch zur einer Vogelinsel gefahren, die alleine im Meer steht, mit Palmen und Lianen bewachsen ist und von einer Vielzahl Vögeln umflogen wird, die dort auch ihre Nester mit ihren Jungen haben. Auch ein Faultier haben wir gesehen.
Manuel Antonio
Der Ausflug im November ging nach Manuel Antonio, wo wir den Nationalpark besucht haben, wo die meisten von uns zum ersten Mal viele freilebende Affen und andere Tiere gesehen haben. Außerdem gibt es in diesem Nationalpark einen wunderschönen Strand und man kann eine kleine Wanderung machen, wovon man eine schöne Aussicht über die ganze Bucht hat. Den zweiten Tag haben wir dann am Strand verbracht, der nicht besonders weit von unserer Unterkunft entfernt war, wo wir unter auch alle zusammen, mit einem Bananen-Schlauchboot gefahren sind, was sehr viel Spaß gemacht hat.
Ferien
Insgesamt hatte ich über zwei Monate Sommerferien. Da dies viel Zeit ist, ich etwas vom Land sehen wollte und sonst sowieso nicht allzu viel zu tun gehabt hätte, hatte ich mich dazu entschlossen im Januar zwei Wochen in einem Hotel zu arbeiten und zwei Wochen ein Programm zum Schutz von Schildkröten zu machen. Beides waren tolle Erfahrungen, aber zuerst kam der Dezember mit der Weihnachtszeit und Silvester. Insgesamt war es ehrlich gesagt ein recht fauler Monat für mich. Ich hatte zwar weiterhin Fußball-Training, bin Fahrrad gefahren, habe einige Zeit im Supermarkt meines Gastgroßvaters geholfen und konnte außerdem einmal mit Freunden der Familie mit auf ihre Finca fahren, wo ich ein bisschen Kaffee gepflückt habe. Ich habe aber auch viel einfach nur auf meinem Bett gelegen und gelesen, habe fast immer ausgeschlafen und habe mir recht viele Filme gekauft. Das kommt, denke ich daher, dass meine costaricanischen Klassenkameraden sogar noch ein bisschen fauler sind als ich, und die ganzen Ferien nur Videospiele gespielt haben und nichts unternommen haben. Ich weiß nicht woher das kommt, aber die anderen Leute von CAS, mit denen ich gesprochen habe, haben alle ähnliches erzählt. Es war aber nicht wirklich tragisch für mich, so konnte ich die ersten drei Wochen faulenzen und dann kam auch schon Weihnachten.
Weihnachtstage
Die Ticos legen durch ihren starken Glauben extrem viel Wert auf Weihnachten und die ersten aufblasbaren Weihnachtsmänner und Schneemänner wurden schon drei Monate vor Heiligabend aufgebaut, was mit sehr komisch vorkam, da ich die ganze Zeit über nicht in Weihnachtsstimmung war und ich mich nicht an die Schneemänner, die bei 30 Grad und zwischen den Palmen standen, gewöhnen konnte. Insgesamt ist die ganze Dekoration auch ziemlich kitschig, sodass es mir schon ein bisschen lächerlich erschien, mich aber nicht großartig störte. Auch die Party war für meinen Geschmack ein bisschen überdimensional und wurde mit der kompletten Großfamilie gefeiert, mit der wir dann zusammen gegessen haben und nachher Geschenke ausgeteilt haben. Da ich auch noch Geschenke für alle Onkels mit Familie brauchte, war ich am Anfang ein bisschen nervös, weil mir gar nicht so viele Geschenkideen eingefallen sind, ich hatte jedoch das Glück, dass meine Eltern mir dafür viele Kleinigkeiten aus Deutschland geschickt hatten. Nachdem dann die erste Party mit der Familie väterlicherseits um ca. 1 Uhr nachts zu Ende war, sind wir dann noch zur zweiten Feier der Familie mütterlicherseits gefahren, wo es dann noch einen Nacht-Snack mit Kaffee und Kuchen gab.
Obwohl ich solche riesigen Weihnachts-Partys nicht gewöhnt bin und ehrlich gesagt auch die Feiern im kleineren Kreise bevorzuge, hat mir Weihnachten gut gefallen und es war sehr interessant, zu sehen, wie in einem anderen Land gefeiert wird. In der darauffolgenden Weihnachtswoche, hatte mein Gastcousin Semesterferien und wir konnten viel Fahrrad fahren und sind ins Kino oder essen gegangen. Sylvester gibt es dann eine zweite Feier mit der Familie, bei der wieder viel Fleisch gegessen und sich einfach viel unterhalten wurde. Feuerwerke gibt es hier so gut wie gar nicht, nur an öffentlichen Plätzen gibt es manchmal ein kleines. Bei Mitternacht wurde dann angestoßen und sich ein fröhliches neues Jahr gewünscht und alle sind nach Hause gegangen. Mein Gastcousin wollte danach noch mit mir zu irgendeinem Mitternachtsbrunch gehen, aber ich war krank und konnte deshalb nicht mit.
Hotelpraktikum
Am vierten Januar bin ich dann auf die Halbinsel Osa, die im Süden von Costa Rica gelegen ist, gefahren, um dort 2 Wochen in einem Hotel auszuhelfen. Dazu hatte ich mich entschieden, um vor allem diese Gegend kennenzulernen. Die Halbinsel ist nämlich zum größten Teil mit Urwald besetzt und ist noch zu großen Teilen unberührt. Es gibt dort nahezu jedes Tier, was man mit Costa Rica in Verbindung bringt: von Tukanen, Papageien, Falken, Kolibris und vielen anderen Vögeln, über Pumas, Jaguare, Tapire und vielen Affen, bis zu Delfinen und sogar Walen, wie zum Beispiel Buckelwale, Blauwale, Pottwale und Orkas. Es war ein großer Wunsch von mir Wale zu sehen, aber obwohl ich in dieser Hinsicht enttäuscht wurde, wurden meine anderen Erwartungen erfüllt und vielleicht waren diese zwei Wochen meine beste Zeit bisher in Costa Rica.
Sogar die Hinfahrt war, obwohl sie ziemlich lang war, sehr schön, denn nach der Busfahrt zu einer Stadt im Landesinneren, bin ich mit einem Boot einen Fluss durch den Urwald aufs offene Meer rausgefahren, an der Küste der Halbinsel entlang bis zu dem Dorf, wo das Hotel lag. Dort wurde ich dann abgeholt und zum Hotel gebracht. Auch das Hotel an sich hat mir sehr gut gefallen, auch wenn es kein Hotel im klassischen Sinne war. Es war keine Hotelhochburg, direkt am Strand, sondern eine Finca, die ein bisschen weiter im Landesinneren gelegen war. Auf dieser relativ großen Finca sind ungefähr fünf Hütten verteilt. Es gab also immer zwischen 16 und 20 Gäste. Meine Aufgaben waren am Morgen Hausmeisterarbeiten, wie zum Beispiel, die Dächer neu anpinseln, Holzlatten tragen und schleifen und ein bisschen im Garten arbeiten. Das habe ich bis ungefähr 12 Uhr gemacht und hatte danach Freizeit, bis der Tisch fürs Abendessen gedeckt wurde und das Essen zubereitet wurde. Dann habe ich in der Küche mitgeholfen, habe abgewaschen und serviert. Beim Abendessen musste ich jeden Tag helfen, aber es gab einige Tage, wo der Hotelbesitzer, der die Finca vor ungefähr 6 Jahren gebaut hat, mir freigeben hat und mir Ausflüge organisiert hat. Das war das Beste an den ganzen zwei Wochen, denn jeder dieser Ausflüge war wirklich unvergesslich und der Hotelbesitzer konnte die Preise für mich extrem runterhandeln, weil er mit den ganzen Touristenführern befreundet ist, wodurch es für mich extrem günstig war. So konnte ich zum Beispiel insgesamt vier Tauchgänge(zwei an einem Tag) machen, wo ich mehr als ein Dutzend Haie, viele Rochen bei der Jagd und eine riesen Menge Fische, die manchmal fast meterlang wurden und in großen Schwärmen an uns vorbeigeschwommen sind, gesehen habe. Außerdem habe ich eine Reit-Tour durch den Urwald gemacht, wo wir zu einem Wasserfall mitten im Wald geritten sind, was mir auch sehr gut gefallen hat, auch wenn ich noch nie so lange auf einem Pferd gesessen habe. Ein anderes Mal habe ich eine Tour durch den bekannten Nationalpark gemacht, wo ich unendlich viele Vögel und Affen gesehen habe. Sogar einen Tapir haben wir gefunden und eine andere Gruppe hatte am selben Tag einen Puma gesehen.
Die Tour, die mir jedoch am besten gefallen hatte, war eine Bootsfahrt aufs offene Meer, wo ich gehofft hatte, Wale zu sehen. In der Hinsicht hatte ich wohl leider Pech gehabt, aber auf dem offenen Meer, wo das Wasser extrem blau wird, hat uns der Führer, der ein Delfinforscher ist, zu sogenannten „Super-Pods“ geführt. Super-Pods sind Zusammentreffen von vielen Delfin-Gruppen, die dann alle zusammen essen und spielen. Das war sehr beeindruckend und sehr schön anzusehen. In solchen Treffen kommen mehr als hundert Delfine zusammen, die dann neben unserem Boot mitgeschwommen sind, in Gruppen immer aufgetaucht sind und manchmal meterhohe Sprünge und Kunststücke hingelegt haben. Wir haben versucht mit ihnen zu schnorcheln, waren aber zu langsam und als wir im Wasser waren, waren sie schon längst weg. Man konnte ihre Stimmen aber noch hören und abgesehen davon, war es unter Wasser wunderschön, denn, obwohl wir nur kleine Mikroorganismen gesehen haben, was das Wasser extrem klar und von einem wunderschönen blau. Man konnte über viele Meter weit gucken und unter einem war einfach nur tiefes Blau, da der Grund 1200 Meter von uns entfernt war.
Schildkrötenprojekt
Als ich wieder nach Atenas gekommen bin, hatte ich einen Tag Pause, um mich ein bisschen zu organisieren und am nächsten Tag bin ich dann gleich weiter nach Samara gefahren, um dort an einem Projekt zum Schildkrötenschutz teilzunehmen. Ich habe mich schon sehr dafür interessiert, Schildkröten zu sehen und ihnen zu helfen, aber meine Hauptmotivation war ehrlich gesagt, mal wieder die Freunde von CAS zu sehen und mal wieder ein bisschen deutsch zu reden. Mein Spanisch hat sich inzwischen zwar schon so verbessert, dass ich jetzt, wenn ich mich konzentriere, fast jeden Zusammenhang verstehen kann und mich auch verständigen kann, aber ich vermisse die deutsche Sprach schon sehr und es hat mir Spaß gebracht, einfach mal wieder richtig zu reden, ohne groß drüber nachzudenken, was man oder der andere sagt. Auch die neuen Leute, die man dort kennengelernt hat, waren sehr nett und ich habe mich mit der Zeit mit ihnen angefreundet. Morgens wurde gearbeitet und auch nachts mussten wir fast jedes Mal für zwei Stunden aufstehen, um die Schildkröten zu bewachen. Insgesamt war es aber extrem entspannt, und den Rest der Zeit wurde einfach nur gefaulenzt, gelesen, Fußball oder Karten gespielt, geschwommen oder gesurft. Die Unterkunft und gerade das „Badezimmer“ waren zwar sehr einfach gehalten, das Essen war jedoch gut und ich hatte viel Spaß und würde es jeder Zeit wieder machen. Was ich wahrscheinlich auch machen werde, denn der Camp-Besitzer hat mir angeboten, jeder Zeit wiederzukommen, um ihn zu besuchen. Im Nachhinein weiß ich nicht, welches Projekt mir besser gefallen hat. Ich würde empfehlen beides zu machen, wenn man genug Zeit hat.
Abschluss
In nicht einmal einer Woche geht die Schule wieder los und die zweite Halbzeit des Austausches bricht ein. Das ist jedoch okay für mich, denn ich hatte jetzt lange genug Ferien und ich freue mich meine Freunde aus der Schule wiederzusehen und es wird Zeit, dass ich mal wieder aus meiner Entspannungs-Phase erwache. Eigentlich ist es sogar nur noch weniger als ein halbes Jahr, deshalb versuche ich, die Zeit, die mir verbleibt noch voll auszunutzen. Besonders auf die kommenden Ausflüge und Fahrradrennen freue ich mich. Aber auch auf mein neues Gastgeschwisterchen, das an meinem ersten Schultag geboren wird. Das wird nochmal eine große Umstellung, denke ich, aber damit habe ich kein Problem, und lasse es einfach auch mich zukommen.
September 2013 – nach der Rückkehr
Vor ziemlich genau 2 Monaten habe ich mein Schüleraustausch-Projekt beendet und bin nach einem Jahr wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Ich kann schon mal vorweg sagen, dass es insgesamt gesehen ein Spitzenjahr war und das letzte halbe Jahr meine Erlebnisse der ersten Hälfte nochmal überboten haben. Schon in meinem letzten Bericht, den ich im Februar geschrieben hatte, war ich vom Austausch begeistert, doch mit dem Wiedereintritt in die Schule, habe ich mich noch wohler gefühlt. Mein Spanisch hatte ein wirklich passables Niveau erreicht und es fiel mir immer leichter, mir neue Sachen zu merken; aus der freundlichen Beziehung zu meiner Gastfamilie ist eine wahre Freundschaft geworden und auch zu meinen Freunden aus der Schule hatte ich einen immer besseren Kontakt.
Aber zunächst werde ich kurz berichten, was mir das letzte halbe Jahr meines Aufenthalts noch passiert ist, schreib danach über meinen Abschied und als letztes darüber, wie ich mich hier in Deutschland wieder eingelebt habe.
Das erste wichtige Ereignis hat dazu beigetragen, dass meine Zeit, die ich in der Gastfamilie verbringen durfte, noch besonderer wurde: am 13. Februar wurde meine Gastschwester, Mariapia, geboren. Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich den ganzen Tag aufgeregt in der Schule gesessen habe, während meine Gastmutter im Krankenhaus mit Mariapia in den Wehen lag. Als ich dann von der Schule kam, bin ich mit meinem Gastonkel zu ihr gefahren, um einen ersten Blick auf sie zu werfen. Wie man sich dabei fühlt, weiß vermutlich jeder, der zum ersten Mal in seinem Leben ein so frisch-geborenes Baby sieht. Meine Gasteltern waren überglücklich und eine Sache, die mir sehr viel bedeutete, werde ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen: Mariapia hatte nämlich einen Strampler an, auf dem die Aufschrift „Little Sister“ gedruckt war, und das, obwohl sie in Wirklichkeit gar keine Geschwister hat. Das war der Moment, in dem ich gesehen habe, wie integriert ich in die Familie wirklich bin.
Für meine Gasteltern haben die nächsten Monate eine sehr schwierige Zeit bedeutet, da sie Mariapia die ganze Nacht hüten mussten und außerdem hatte sie viele Probleme mit Allergien, wodurch sie viel weinen musste. Meine Gastmutter war sehr besorgt, doch mit der Zeit wurde es besser und Mariapia hat sich zu einem Kind entwickelt, das nur noch gelegentlich weinte und viel lachte.
Mein Gastvater hatte nun jedoch sehr viel zu tun und er ist fast nie mehr mit mir Fahrrad gefahren. Jedoch habe ich nicht davon abgelassen und bin zum Schluss noch einige Rennen mit meinem Cousin gefahren, wovon wir eins sogar fast gewonnen hätten. Außerdem hatte ich wieder angefangen, regelmäßig mit meinen Klassenkameraden Fußball zu spielen und Freitagabends wurde eine regemäßige Partie mit der Familie eingeführt.
Auch die Schule gefiel mir besser als zuvor, denn ich konnte durch meine besseren Spanischkenntnisse schon viel mehr verstehen. So hatte ich in einigen Fächern richtig Spaß und konnte mich aktiv am Unterricht beteiligen. Diejenigen Fächer, auf die ich eher nicht so viel Lust hatte, habe ich eher schleifen lassen, was die Lehrer jedoch auch verstanden haben.
Und somit komme ich langsam zum Abschied, der mir am Ende sehr schwer gefallen ist. Ich fange mal mit der Schule an:
Die Schule, auf die ich gegangen bin, war sehr klein und übersichtlich, und so kam es, dass ich fast jeden kannte. Auch mit den Lehrern hat man ein ganz anderes Verhältnis als in Deutschland. Man geht freundschaftlicher miteinander um und erzählt sich auch viel Privates. An meinem letzten Tag wurde ein Fußballturnier organisiert, um mich zu verabschieden. Die Direktorin hielt eine kleine Abschiedsrede und als ich mich bei allen für das tolle Jahr bedankte, wurde mir sogar noch ein kleines Abschiedsgeschenk gegeben. Ich habe noch nie eine so herzliche Schule gesehen und schon hier hatte ich es schwer mich zu verabschieden. Denselben Abend hatte ich mich noch mit meinen Klassenkameraden getroffen und wir saßen beisammen und haben uns alte Geschichten erzählt und über das letzte Jahr gesprochen.
Am nächsten Tag sind dann meine Eltern aus Deutschland eingetroffen. Wir hatten uns dazu entschlossen, noch einen gemeinsamen Urlaub in Costa Rica zu machen. Meine Gasteltern hatten die ganze Familie eingeladen und nachdem ich meinen Eltern die fast 30 Personen vorgestellt hatte, haben wir abends ein kleines Willkommensgrillen gemacht.
Ich führte sie den nächsten Tag noch in Atenas rum und danach starteten wir unseren Urlaub. Wir fuhren durchs halbe Land und ich zeigte ihnen all die Orte, die mir am besten gefallen haben.
Am letzten Tag fuhren wir zurück nach Atenas und ich verabschiedete mich von meinen Gasteltern und von meinem Cousin, der zu meinem besten Freund in Costa Rica geworden ist.
Ob ich in dem Moment lieber da bleiben wollte oder wieder nach Hause fahren wollte, kann ich wirklich nicht sagen, da ich sehr hin- und hergerissen war. Auf der einen Seite wollte ich noch bleiben, da ich viele Aspekte des Landes zu schätzen gelernt habe und außerdem nicht wissen konnte, wann ich all meine Freunde wiedersehe. Als ich ein Jahr zuvor nach Costa Rica aufgebrochen bin, war klar, dass ich in spätestens einem Jahr wiederkommen würde; wann ich wieder nach Costa Rica fahre, ist noch ungewiss, aber ich bin sicher, dass dies nicht das letzte Mal war. Auf der anderen Seite habe ich mich auch schon wieder auf Hamburg gefreut. Ich hatte meine Freunde seit sehr langer Zeit nicht mehr gesehen, hatte mal wieder Lust meinen anderen Hobbys nachzugehen und hatte mich auch schon wieder auf mein heimisches Bett gefreut. Und obwohl es eine ausgesprochen gute Zeit in Costa Rica war, ist ein Jahr ein langer Zeitraum und schlussendlich auch Zeit genug; auch wenn ich nachher schweren Herzens gegangen bin.
Inzwischen habe ich mich hier in Deutschland auch wieder gut eingelebt und denke noch sehr oft an Costa Rica. Die ersten Wochen hatte ich das Gefühl, dass mein Deutsch noch ein wenig eingerostet war, denn ich habe mich oft versprochen, aber als ich mich nachher mehr darauf konzentriert habe, wurde es schnell besser. In der Beziehung zu meinen Freunden hat sich gar nichts verändert. Auch wenn ich nicht besonders oft mit ihnen gesprochen habe, wurde ich schon am Flughafen herzlich begrüßt und gleich wieder in die Gemeinschaft aufgenommen. Auch bei mir zu Hause hat sich eigentlich nichts verändert und auch wenn ich mit der Schule ein bisschen Stress habe, ist im Großen und Ganzen alles beim Alten geblieben, was ich auch sehr begrüße. Dadurch, dass ich sozusagen die elfte Klasse übersprungen habe, muss ich jetzt ein bisschen was nacharbeiten, aber es ist nicht unschaffbar und ich würde mich deswegen nicht von einem solchen Projekt abbringen lassen.
Ich würde es sogar jedem, der Lust auf einen Auslands-Aufenthalt hat, sofort empfehlen, nach Costa Rica zu gehen. Das Land ist genauso schön, wie man sagt und nach dem, was ich mitbekommen habe, werden euch die allermeisten Costa-Ricaner herzlich begrüßen. Man findet viele neue Freunde und sieht Dinge, die nur wenige in ihrem Leben sehen werden. Außerdem lernt man eine neue Sprache und entwickelt sich auch persönlich enorm weiter. Ich selber kann merken, dass ich deutlich selbstbewusster und selbstständiger geworden bin, doch wirklich deutlich wurde mir das, als mich sogar andere Leute angesprochen haben und gesagt haben, wie sehr ich mich weiterentwickelt hätte. Es ist eine einmalige Chance und ich rate jedem sie wahrzunehmen, denn ich habe bisher von keinem gehört, der nach der Rückkehr nicht total begeistert war.