- WELTBÜRGER-Stifter: World Unite!
- Programm: Freiwilligenarbeit
- Land: Zanzibar
- Dauer: 2 Monate
- Name: Jördis
Voller Erwartungen und Neugier brach ich am 5. September auf in eine mir bis dahin völlig unbekannte Welt, auch wenn ich mich durch die Lektüre der umfassenden Reiseinformationen der Organisation zum Freiwilligendienst gut vorbereitet fühlte.
Der World Unite!-Koordinator Mohammed organisierte Orientierungstour, sowie die Cultural Tour und die Village Tour verschafften mir in der ersten Woche einen Überblick über die geplanten oder grade in der Umsetzung begriffenen Vorhaben: die Pflege und Gestaltung des Zalaparks und dem Jozani Sea Turtle Sanctuary sowie die Unterstützung der ISTMRAR Nursery School in dem Dorf Kitogani.
Passende Berufsausbildung für das Projekt
Durch meine Profession als Grafikerin entstand die Idee, der Schule, die eine Renovierung dringend benötigte, nicht nur einen neuen Anstrich zu verleihen, sondern auch die Fassade neu zu gestalten. Viele Grundschulen in Sansibar werden landestypisch mit Zahlen- und Buchstabenfolgen sowie Objekten des alltäglichen Lebens bemalt. Der Vorschlag wurde von dem Lehrer Ali Abdhalla Ibrahim sofort begeistert aufgenommen. Mit ihm arbeitete ich fortan bei der Gestaltung eng zusammen.
Meine Koordinatorin Ludivine übertrug mir die Verantwortung über die für die Schulrenovierung bereitgestellten Spendengelder, von denen ich gemeinsam mit Ali Farben für den Außen- und Innenanstrich, sowie Pinsel, Pinselreiniger und Malrollen in Makunduchi erstand.
Mithilfe von zwei lokalen Malergesellen und einer weiteren Volontärin strichen wir die Vorderseite der Schule zweimal, bevor ich mit der Gestaltung des Alphabets beginnen konnte. Der Wunsch des Lehrers war ein Alphabet, das größtenteils aus afrikanischen Tieren bestand, die den Kindern aus der Alltagswelt geläufig waren sowie weitere Objekte des täglichen Lebens.
Die Arbeiten fanden an den Wochenenden statt, um den Schulbetrieb nicht zu behindern. Dennoch war ich innerhalb kürzester Zeit von den Kindern des Dorfes umringt, die mir erst sehr genau beim Arbeiten über die Schulter schauten und auf meine Einladung hin kurzentschlossen selbst zum Pinsel griffen um eigenhändig „ihre“ Schule zu verschönern. Es gehört zu einer meiner schönsten Erfahrungen, diese Kinder bei der Entdeckung der eigenen Kreativität zu beobachten und fördern.
Durch meine konstante Arbeit an dem Projekt wurde ich der Dorfbevölkerung bald bekannt, je weiter das Projekt gedieh, desto größer wurde auch die mir entgegengebrachte Anerkennung. Gemeinsam mit einer weiteren Volontärin brachte ich zum Schluss noch die Beschriftungen, sowie Zahlen, Formen und den Namen an der Schule an.
Das Projekt wächst und wächst
Nach Abschluss der Fassadengestaltung wurde ein Elternabend einberufen, um die Eltern um Spenden für die Gestaltung der Innenräume zu bitten, da unsere Spenden nur für das Material, nicht aber für die lokalen Maler ausreichten. Mithilfe von Ali als Übersetzer konnte ich meinen Dank für das mir entgegengebrachte Vertrauen ausdrücken und versprach die Schule auch bei den weiteren Renovierungsarbeiten gemeinsam mit den anderen Volontären zu unterstützen. Das Vorhaben gelang und wir sammelten genug Gelder um die Handwerker zu bezahlen.
In einer Großmalaktion mit Ali, drei Malergesellen und zwei weiteren Volontärinnen wurden alle drei Klassenzimmer an einem Tag zweifarbig sowie das Lehrerzimmer einfarbig doppelt gestrichen. Zum Schutz der Bilder an der Fassade schlug Ali zunächst vor, einen Schulgarten davor anzulegen. Ich konnte ihn mithilfe von Mr. Mohammed aber überzeugen, den Garten in den hinteren Bereich der Schule zu verlegen, da ich beobachtet hatte, wie wichtig es für die Kinder war, die Objekte zu berühren und die Zahlen, Buchstaben und Formen an der Wand mit dem Finger nachzuziehen.
Aus diesem Grund hatte ich alle Motive in einer kinderfreundlichen Höhe angebracht. Oft zeichneten oder kopierten Kinder die Formen in dem sie sie mit kleinen Stöcken in die Erde auf dem Schulhof ritzten, auch älteres Publikum fand sich immer wieder vor der Schule ein, die Bilder sorgten eine Zeit lang für Gesprächsstoff im Ort.
Da für den Schulgarten keine finanziellen Mittel mehr zur Verfügung standen, kam Ali auf die Idee, die Kinder zu bitten, Pflanzen von Zuhause bzw. aus der Wildnis mitzubringen, ihre Familien sammelten auch Steine und fruchtbare Erde und legten zusammen mit dem Lehrer die Schulbeete an.
Gemeinsam mit drei weiteren Volontären gruben wir die mitgebrachten Pflanzen an einem regenreichen Tag in die Beete und strichen die Begrenzungssteine traditionell weiß mit der uns verbliebenen Wandfarbe. Vor meiner Abreise gelang es mir noch den hinteren, verwilderten Teil der Schule zum großen Teil von Müll zu säubern. Andere Volontäre halfen Ali bei der Umgestaltung des Areals um zu verhindern, dass dieser Teil weiterhin als Mülldeponie genutzt wird. Auch die Nutzung der Schulklos als öffentliche Toilette sollte so langfristig unterbunden werden.
Neue Schule, neue Arbeit
Über Ali entstand ein Kontakt zur Zanzibar Pre-school Madrasa Organisation, die ich gemeinsam mit weiteren Volontären und Mr. Mohammed zweimal besuchte. Die Hoffnung besteht, im nächsten Jahr erneut Spenden zu erhalten, die es ermöglichen vor den Klassenräumen eine Stufe aus Beton zu schaffen um das Eindringen von Regenwasser und Schlamm in die Klassenräume zu verhindern und die Fassade besser zu schützen, sowie eine Umschließungsmauer zu bauen, die die Schule vor unerwünschten Besuchern abschirmt.
Als Dank für mein Engagement wurde mir zu Ehren kurz vor meiner Rückkehr ein kleines Fest veranstaltet, das Ali organisiert hatte. Eltern und Lehrer hielten eine kurze Rede, die Kinder präsentierten ihre Lernergebnisse in verschiedenen Sprachen und veranstalteten ein Tauziehen. Abschließend wurden alle beteiligten Volontäre beschenkt und ich mit traditioneller Musik und Segenswünschen verabschiedet. Meine Freude und Dankbarkeit lässt sich kaum in Worte fassen.
Neben diesem Projekt beteiligte ich mich an verschiedene kurzfristigeren Aktionen: ich half beim Anbau von Austernpilzen auf der benachbarten Pilzfarm, legte am Eingang der Schildkröten-Schutzstation in Zusammenarbeit mit Jörg, einem weiteren Volontär, und den Mitarbeitern der Station zwei Blumenbeeten an und führte dort einige kleinere Reparaturen durch.
Außerdem half ich beim Bau einer Hängematte für das Camp, putzte die Gehege und Wege im Zalapark und beteiligte mich am World Clean up day in Charawe am 15. September an der großen Müllsammelaktion und weiteren Müll-Aufklärungs-Projekten, die von den Volontärinnen Charlie, Patricia und Marilène sehr erfolgreich angeleitet wurden.
Weiterreise zur Schildkrötenstation
Mit der Koordinatorin Ludivine und den Volontären begannen wir im Camp mit dem Bau einer Müllskulptur in Form einer Schildkröte, die im Turtle and Tortoise Land aufgestellt werden soll und sowohl edukativen Charakter hat als auch zum Spenden anregen soll. Ich fertigte dafür eine Informationstafel an, welche Besucher über die Auswirkungen von Plastikmüll in den Ozeanen informiert und nutzte als Quellen die Daten von National Geographics und des Ocean Health Index.
Weiterhin unterstütze ich die Angestellten mit Tipps für den Ausbau der Präsentation der Schildkrötenstation im Internet (Instagram und Facebook). Außerdem setzte ich mich dafür ein, ein Verbotsschild aufzustellen, nachdem ich Zeuge wurde, wie ein Besucher versuchte, auf einer der Riesenschildkröten zu reiten.
Für die Volontäre bestand die Möglichkeit an verschiedenen Workshops im Dorf teilzunehmen. So erlernte ich zum Beispiel die Herstellung von Chapati und konnte Einblicke in die Seilgewinnung und das Körbe flechten gewinnen. Das lokale Kunsthandwerk interessierte mich sehr. Ein Besuch bei der Taschenschneiderin und den Töpferfrauen des Dorfes hatte weitreichende Folgen:
Nachdem mir von ihnen gezeigt wurde, wie auf traditionellem Weg Schalen und Töpfe hergestellt wurden, beschloss ich, da ich seit meiner Kindheit bereits hin und wieder mit Ton gearbeitet habe, eine kleine Plastik in Form eines Chamäleons zu bauen.
Vom Chamäleon zur Schildkröte
Als Mr. Mohammed das sah, hatte er die Idee, dass die Frauen Kleinplastiken von Schildkröten und ähnlichem anfertigen könnten, die man als Souvenirs an Touristen in der Schildkrötenschutzstation verkaufen könnte. Der Erlös würde zu zwei Dritteln an die Töpferfrauen gehen, ein Drittel würde der Schildkrötenstation zugute kommen.
Ich präsentierte die Idee Shaury, einem Mitarbeiter der Schildkrötenstation, der sich begeistert zeigte und sie weiteren Bewohnern des Dorfes erzählte, die sich ebenfalls positiv darüber äußerten.
Aus diesem Grund führten wir einen Workshop mit den Töpferfrauen durch, in dem ich ihnen zeigte, wie man schnell und einfach eine Schildkrötenform herstellen kann. Mit ihren geübten Fingern übertrafen mich die Frauen in kürzester Zeit und zum Zeitpunkt meines Aufbruchs konnten bereits erste Schildkrötenplastiken gebrannt werden.
Ich empfahl, die zukünftigen Schildkröten etwas kleiner als den Prototyp zu gestalten und diese eventuell auch zu bemalen, um sie für Touristen, die Uwemajo und das lokale Kunsthandwerk der Frauen unterstützen möchten, noch attraktiver zu gestalten.
Gegenwärtig bin ich mit einem Informationstext beschäftigt, den man beim Verkauf einer der Kleinplastiken beilegen könnte, idealerweise mit einer kurzen Vorstellung der Künstlerin oder des Kollektivs, in dem das Kunstobjekt entstand.
Die Tonschildkröten werden berühmt
Durch den Kontakt zu der Volontärin Theresa erfuhr ich, dass das Arts and Crafts Center in Stonetown für einen jährlich im Juni stattfindenden großen Kunstmarkt im ganzen Land auf der Suche nach lokalen Künstlern ist, die sich an dem Markt beteiligen. Es gelang uns, ein Treffen zu arrangieren bei dem ich die lokalen Töpferfrauen vorstellte sowie die Frau, bei der die Volontäre einen Taschenworkshop absolvieren können.
Die Delegation des Arts and Crafts Center unter dem Leiter Hamad führte eine Befragung zur Arbeits- und Vertriebsweise durch und nahm beide Werkstätten in ihr Verzeichnis aktiver Künstlergruppierungen auf. Insbesondere zeigten sie sich begeistert von der guten Qualität und Vielfalt der Taschen der lokalen Schneiderin. Sie boten an in Zukunft mit den Frauen zu kooperieren und stellten Workshops zur Fortbildung in Aussicht, sowie die Option weiterer Verkaufsstandorte.
Unabhängig von meiner Volontärstätigkeit kam mir kurz vor meiner Abreise aus Deutschland die Idee, mit der Stadtverwaltung in Potsdam in Kontakt zu treten, da diese ebenso wie die Universität Potsdam eine Städtepartnerschaft mit der Hauptstadt Stonetown pflegt und bot meine Mithilfe als Grafikerin bei ausstehenden Projekten an.
Es ergab sich, dass eine Delegation aus Potsdam Ende Oktober für eine Aufräumaktion und die Umgestaltung des botanischen Gartens Migombani und der Plattenbausiedlung Kikwajuni die Stadt besuchte. Ein Fernsehteam würde die Aktion aufzeichnen. Mir wurde angeboten das Grafikteam vor Ort mit der Gestaltung des Informationsmaterials für die Veranstaltungen zu unterstützen und ich sagte begeistert zu.
Das Projekt entwickelte sich jedoch anders als erwartet, da sich herausstellte, dass es kein Grafikteam vor Ort gab und stattdessen mir die komplette Übername der Aufgabe angetragen wurde. Da es meine Volontärstätigkeit gestattete, einmal pro Woche nach Stonetown zu fahren um mich mit den Angestellten des Zanzibar Urban Municipality Council (ZUMC) zu besprechen, entschloss ich mich einzuspringen.
Faktisch ohne Arbeitsmittel entwickelte ich zunächst zwei Logos für Kikwajuni und Migombani, sowie weitere Motive für den geplanten Clean up day und die Baumpflanzaktion und nahm Fotos von beiden Orten auf. Ich erhoffte eine Verbindung zwischen der Aktion der Stadtverwaltung Potsdam und dem ZUMC zu dem bestehenden Welt Clean Up Day aufbauen zu können und eventuell auch eine Kooperation mit der WorldUnite! Organisation herzustellen.
Über die World Unite! bekam ich den Kontakt zu der bereits zuvor erwähnten Volontärin Theresa. Bei ihrer Anreise konnte sie mir meinen Laptop aus Berlin mitbringen, so dass es mir letztendlich gelang, alle Informationsmaterialien (eine Broschüre, zwei Flyer, zwei Poster, ein Teardrop- und ein Roll up Banner) für den Besuch der Delegation fristgerecht in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des ZUMC zu gestalten.
Fernweh? JuBi!
Meine Kooperation mit der ZUMC blieb im Forest Camp nicht verborgen, so dass mich Mr. Mohammed bat, für die von ihm geleiteten Initiativen CHESS (Charawe Heritage Environment and Social Sustainability) und CHATI (Charawe Tourism Initiative) ebenfalls Logos zu entwickeln, dem ich gerne nachkam.
Ausbau meiner Kontakte und Reichweite meiner Arbeit
Fortan wurde ich zu einer wichtigen Ansprechpartnerin für Mr. Mohammed, der mit mir und weiteren Volontären das Vorgehen bei der Planung eines nachhaltigen, langfristigen Tourismuskonzeptes und die Verbesserung der Lebensbedingungen für die lokale Bevölkerung in den Dörfern Muungoni, Kitogani und Charawe besprach und mich in die Entscheidungen über konkreten Projekte einbezog:
Gemeinsam mit drei weiteren Volontärinnen gestaltete ich zwei Informationstafeln auf denen sämtliche bestehende sowie geplante touristische Aktivitäten und Kontaktdaten auf einer Karte verzeichnet sind, die anreisenden Touristen die Orientierung im Dorf erleichtern sollte. Ich wurde auch für die Optimierung der Kanutouren in den Mangroven in der Nähe von Charawe zu Rate gezogen, sammelte Verbesserungsvorschläge für die dortige Krankenstation und verfolgte dokumentarisch mit der Kamera das Bauvorhaben für die Neugestaltung des Spielplatzes der Jozani Schule, welche zum großen Teil durch Spendengelder eines ehemaligen WU Volontärs finanziert wird.
Mr. Mohammed bezog mich auch in die Planung und den Bau einer Touristenunterkunft an einem Affenbrotbaum in Charawe ein. Das Bauland dafür wurde ihm von der Gemeinde kostenlos zur Verfügung gestellt, da der komplette Erlös aus der Unterkunft wieder zurück in die Gemeinde fließen soll.
Noch während meiner Aufenthalts wurde ich Zeuge davon, wie sich das von uns vermessene Stück Buschland unter dem Engagement von Mr. Mohammeds Freunden und Familienangehörigen in den Rohbau eines 40 qm großen, zweistöckigen Hauses in traditioneller Holzbauweise verwandelte. Weitere Volontäre aus dem Camp beteiligten sich an diesem Bauprojekt, zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es bereits abgeschlossen.
Die Höhlen von Kitogani
Da mich die Höhlen in der Umgebung von Kitogani sehr interessierten, unternahm ich mehrere Erkundungstouren mit Shaury, Ali und Mr. Mohammed. Ich erfuhr, dass seit Längerem geplant ist, diese touristisch zu erschließen. Hilfe wird vor allem in der Vermarktung benötigt. Ich erfuhr aber auch, dass die Höhlen häufig Ausübungsorte von überlieferten Bräuchen und Traditionen sind, für deren Schutz und Erhalt als kulturellen Erbe ich mich einsetzte.
In einem von Shaury einberufenen Treffen mit einem lokalen Komitee, das sich speziell mit der touristischen Erschließung der Höhlen befasst und dem der Leiter des Distrikts, Sheha vorsteht, gelang es zwei, im Weiteren vorgestellten Volontärinnen und mir, folgende Beschlüsse zu fassen und bereits teilweise umzusetzen: Zwei lokale Guides werden angeworben und in der Geschichte der Höhlen unterrichtet. Die Vermarktung der Touren erfolgt über Facebook, Tripadvisor und AirBnB.
Da es sich um ein großes Projekt handelt, teilten wir die Aufgaben unter uns Volontären auf. Die zwei Volontärinnen Muriel und Selina erklärten sich bereit, die neuen Guides in der Handhabung der Socialmedia Kanäle zu schulen und mit ihnen eine Werbestrategie zu entwickeln.
Ich interviewte Mr. Fundi, einen Agrarökonom, der bereits eine Befragung in der ansässigen Bevölkerung über die Höhlen durchgeführt und als Konsens ermitteln hat, dass sich eine große Mehrheit für die Öffnung der Höhlen für touristische Zwecke als Einnahmequelle für die Gemeinde ausspricht. Dank seinen Informationen gelang es mir, eine wissenschaftliche Dokumentation über die Höhlen anzufertigen, die ich nach dem Gegenlesen an Shaury und die anderen Volontärinnen weiterleitete.
Ich war froh über die Gelegenheit mein abgeschlossenes Studium der Vergleichenden Kultur- und Religionswissenschaften in dieser Weise einbringen zu können. Weitere noch offene Punkte sind die zu gewährleistende Sicherheit für die Besucher und die Abklärung des Tierschutzes, da sich häufig Fledermäuse oder Moskitos in den Höhlen angesiedelt haben.
Da ich von Shaurys zeichnerischer Begabung erfuhr, lies ich ihn das Logo für die geplante „Pangejuu Caves Kitogani“ Initiative gestalten und übernahm nur dessen Bearbeitung, was ihn sehr glücklich machte und sein Selbstvertrauen in seine künstlerischen Fähigkeiten bestärkte. Es ist mir sehr wichtig die Selbstständigkeit der Bevölkerung zu fördern und Ihnen die Gewissheit zu geben, eigenverantwortlich handeln zu können.
Fasziniert über das große Wissen der lokalen Bevölkerung über die Nutzung der Pflanzen als Heilkräuter, entstand in mir der Wunsch, die Verwendungen der verschiedenen Pflanzen schriftlich festzuhalten. In der Bevölkerung wird das Wissen in erster Linie mündlich weitergegeben, die lokalen Heiler und Buschdoktoren haben besonders tief reichende Kenntnisse.
Mr. Mohammed kam mir in dieser Hinsicht sehr entgegen, als er vorschlug, eine Broschüre über die Kräuter und Heilpflanzen sowie über die Tiere anzufertigen, welche Touristen auf dem Nature Trail begegnen können. Aus diesem Grund verbrachte ich viel Zeit bei der lokalen Heilerin, die mir die Anwendung und Wirkung verschiedener Pflanzen erklärte.
Dabei war ich auf die Dolmetscherfähigkeiten von Ali und dem lokalen World Unite! Koordinator Mohammed Ramadhan Mbarak angewiesen, die mir geduldig übersetzten. So konnte ich viele Informationen sammeln und legte ein Verzeichnis der Pflanzen an, die ich zum Teil auch sammelte und presste. An der Umsetzung der Broschüren arbeite ich nun von Deutschland aus weiter. Die Idee ist, die Broschüren günstig drucken zu lassen und diese zukünftig während des Nature Trails Touristen als weitere Einnahmequelle für die Gemeinde zum Verkauf anzubieten.
Mitarbeit in der Schildkrötenstation von Nungwi
Ich entschied, für eine Woche meinen Standort zu wechseln und am 17.10. nach Nungwi zu reisen um einen Eindruck der Meeresschildkrötenstation und der Volontärstätigkeiten vor Ort zu gewinnen. Neben den Routinearbeiten innerhalb der Station begann ich, in dem von der World Unite!-Koordinatorin Lisa geleiteten Upcyclingprogramm Lampenschirme aus alten Plastikflaschen herzustellen.
Der Zufall wollte es, dass zur Zeit eine Freundin von mir, Nadine, in einem Rehabilitationszentrum für Meeresschildkröten in Quoin Island in Australien tätig ist. Da sie auch dort in erster Linie Schildkröten der Gattungen Green Turtels und Hawksbill behandeln, versuche ich eine Kooperation in Form eines Informationsaustausches über die Pflege und Haltungsbedingungen zwischen beiden Schildkrötenstationen über den Leiter Moses herzustellen.
Eine erste Übermittlung von Informationen in Form einer Tabelle mit Orientierungswerten zu Idealgewichtsabgaben in Abhängigkeit der Größe beider Schildkrötenarten, hat bereits stattgefunden.
Zurück im Camp wurde ich von den beiden lokalen World Unite!-Koordinatoren Sadam und Mohammed Mbarak sehnsüchtig erwartet, deren intensive Betreuung es mir ermöglichte, an all den genannten Projekten gleichzeitig zu arbeiten. Da ich häufig und gerne auch kleinere Hilfstätigkeiten im Camp freiwillig übernahm, gelegentlich Sprachunterricht gab und viele Fragen zu Kultur, Religion und Lebensweise hatte, entwickelte sich zwischen uns schnell eine Freundschaft.
Ohne ihr Engagement und ihre Hilfsbereitschaft wäre es mir nicht möglich gewesen, die Übersicht über alle laufenden Projekten zu behalten und ein tieferes Verständnis für die Kultur der Sansibarer zu entwickeln. So erfuhr ich auch von ihrem großen Wunsch, einmal nach Deutschland reisen zu dürfen, um ihre Freunde unter den ehemaligen Volontären zu besuchen und ihr Verständnis der deutschen Kultur zu erweitern.
Reiseplanungen für Sadam und Mohammed
Ich beschloss, sie bei der Umsetzung ihres Vorhabens zu unterstützen und gründete eine Whatsapp-Gruppe, in der ich mit allen ihren deutschen Freunden in Kontakt trat, um Gelder für die Reisekosten zu sammeln, Übernachtungsoptionen zu ermitteln und die Reise- und Visamodalitäten abzuklären. In den Planungen unterstützt werde ich von den beiden Volontärinnen Muriel und Selina sowie den World Unite!-Koordinatoren Ludivine, Lisa und und Mr. Mohammed.
Die gesamte Familie Mbarak hat mich in Ihr Herz geschlossen und ich erhielt den lokalen Namen „Rehema“ als Zeichen ihrer Bereitschaft, mich bei sich aufzunehmen. Gemeinsam bereiteten wir ein großes Abschiedsessen vor, zu dem ich alle Mitarbeiter mit ihren Familien einlud, dieser Abend bleibt für mich für immer unvergessen. Dennoch fiel der Abschied allen sehr schwer, ich „durfte“ nur gehen, nachdem sie mir das Versprechen abgenommen hatten, bald zurück zu kehren.
Als Fazit kann ich sagen, dass ich sehr dankbar für die Einsichten und Perspektiven bin, die sich mir durch die Teilnahme an dem Volunteer-Programm eröffneten. Ich habe in Sansibar viele neue Freunde, gute Kontakte und eine neue Familie gefunden und bin über die Fülle der Projekte, an denen ich mitwirken konnte begeistert.