- WELTBÜRGER-Stifter: YFU
- Programm: Schüleraustausch
- Land: Brasilien
- Dauer: 10 Monate
- Name: Luca-Zoe
Meine ersten drei Monate in Brasilien
Inzwischen bin ich drei Monate hier in Brasilien, und kann mich nicht entscheiden, ob mir das viel laenger, kuerzer oder genau so vorkommt. In meiner Familie habe ich mich auf jeden Fall bis jetzt schon ganz gut eingelebt und auch in meiner Klasse, nur mit der Stadt an sich habe ich mich bisher noch nicht wirklich angefreundet (ich wohne uebrigens in Brasilia), meiner Meinug nach hat sie etwas Unspotanes und Steriles. An den Wochenenden gehe ich meistens in eine der Malls, egal ob ich mich mit Freunden treffe oder etwas mit meiner Familie mache. Ich habe das Gefuehl, es gibt nicht so viele Optionen und die Malls beinhalten ja auch einige Dinge, mit denen man Zeit rumbringt. Sonst gehe ich manchmal mit meiner (Gast)Familie (das heist uebrigens meiner Gastmutter- und schwester) in einen Club, eine Anlage mit Pools, Restaurant, Tennisplaetzen und aehnlichem. Das sind immer ganz nette Tage, aber ausser meiner Familie muss ich sagen habe ich einige Male auch Berlin vermisst.
Trotz intensiver Suche mit viel Hilfe von meiner Gastmutter mache ich nach der Schule immer noch keinen Sport oder irgendetwas anderes, das liegt vor allem an den Zeiten. Ich habe schon Capoeira umringt von Kindern ausprobiert und mit 50+ Maennern Samba getanzt, aber es war nie so das Wahre. Die Dinge mit Leuten in meinem Alter sind meistens zu spaet, das heißt vor allem auf dem Rueckweg zu gefaehrlich fuer mich sagt meine Gastma. Auserdem bringt es auch nur etwas direkt in der Naehe zu suchen, weil es wohl mit dem Bus hier oft zu kompliziert und lang waere und Bahn gibt es hier in Brasilia ich glaube nur eine, die aber nicht bei uns in der Naehe faehrt.
Schule empfinde ich mittlerweile als etwas langweilig, weil ich beim Portugiesisch lernen noch nicht wirklich weit bin und deshalb nichts verstehe, aber ich arbeite daran. Sonst freue ich mich schon riesig darauf, das die ganzen Mangos, die ueberall wachsen reif werden!! Und auf die Zeit in Rio,wohin ich im Dezember mit meiner Gastfamilie reisen werde. Ansonsten genieße ich die anhaltende Waerme, lerne hoffentlich Portugiesisch und bin gespannt, wie die naechsten drei Monate werden, die ja meinen Geburtstag, Sommerferien, Weihnachten und vor allem Silvester beinhalten.
Geburtstag, Sommerferien und mein Trip nach Rio
In den letzten drei Monaten habe ich einiges erlebt. Ich fange ganz am „Anfang“ mitte November an, mit meinem Geburtstag. Der war nicht wirklich spektakulaer aber letztendlich schoen. Ich hatte keine Freunde eingeladen weil es mir zu der Zeit nicht soo toll ging und Vorfreude war nicht viel vorhanden, und ich wollte an diesem Tag nicht laecheln muessen wenn mir absolut nicht danach war. Also feierte ich nur mit meiner „Familie“. Es gab von mir gewuenschtes Essen, Kuchen und unerwartet viele Geschenke, darunter ein weisses Kleid, das ich fuer Silvester „aufzuheben“ beschloss. Am Vormittag ging ich mit einer der Maids die (schon ewig -ca. 13 Jahre) fuer meine Gastma arbeiten, in den Park. An meinem 16. Geburtstag, Mitte November, pflueckte ich zum ersten mal selbst eine Mango! Ich legte sie spaeter zu meinen anderen Geschenken. Und es war mein erster Geburtstag, an dem ich in Shorts und Top drausßn in der Sonne herumlaufen und ein bisschen braun werden konnte. Also letztendlich war es doch ein schoener Tag, auch wenn ich nicht damit gerechnet hatte. Dann ging es ganz normal weiter mit Schule, die hier uebrigens schon um 7:20 Uhr anfaengt, weshalb ich hier leider auch nicht laenger schlafen kann als in Deutschland obwohl ich nur ein paar Minuten zu Fuß laufe.
In den letzten Wochen wurde ich krank, weshalb ich leider den letzten Schultag verpasste, bevor die fast zwei Monate langen Sommerferien anfingen. Ich wurde wieder gesund und ein paar Tage spaeter flogen wir nach Rio. Meine „Familie“ hat dort eine Wohung genau zwischen Ipanema und Copacabana. Ich war schon am ersten Abend begeistert von der lebendigen Stimmung auf der Straße und einfach allem was ich sah. Am naechsten Tag besuchten wir einen Markt, auf dem Schmuck, Kleidung, Gefaesse, kurz alles Moegliche angeboten wurde. Einige Wochen spaeter kaufte ich dort auch ein paar schoene Sachen fuer Familie und Freunde, Zuhause und mich ,fuer einen ueberraschend guten Preis‘ ,obwohl sich dort auch einige Touristen tummelten, und ich werde auch immer als Nicht-Brasilianerin erkannt – seufz.
Zwei Tage spaeter waren wir auf einem Markt, auf dem Fruechte und andere Lebensmittel verkauft werden. Aber vor allem Fruechte; ich probierte mich ueber den ganzen Platz, wobei das tollste die Fruechte waren, von denen ich gar nicht wusste, das sie exsistieren. Zwei, drei gab es davon (Auslandsaufenthalt ist so schoen!!). Natuerlich waren wir auch am Strand und ich musste noch Weihnachtsgeschenke kaufen und Açai probieren, was ganz gut schmeckt, aber ich ziehe die eiskalten frischen Fruchtsaefte vor.
Feiertage in Brasilien
Weihnachten ging ebenfalls eher unspektakulaer vorbei, und zum Glueck blieb auch das gefuerchtete Weihnachtszeitheimweh groesstenteils aus. Ich vermisste ueber den ganzen Dezember nur ein bisschen das ganze Weihnachts- und Adventslala, es gibt hier kein Nikolaus (vielleicht ist meine Gastschwester auch ein bisschen zu alt dafuer, aber es kannte auch niemand aus seiner Kindheit), keinen Adventskalender, keinen Adventskranz, keine Lebkuchen (dafuer Orangen das ganze Jahr) und bekanntlich auch keinen Schnee oder sonst etwas in Richtung Kaelte, weshalb auch heiße Getraenke aller Art etwas an Wert verlieren. Aber wir hatten einen schoenen Tannenbaum, vor allem in Brasilia, auch wenn wir ihn ein bisschen anders als ich es kenne zusammengefaltet in einem Pappkarton nach ausgewaehltem Modell kauften. Und dieses Jahr gab es auch einen Adventskranz. Die anderen Sachen wie Backen, Nikolaus und Kalender basteln klappten aus verschiedenen Gruenden nicht, aber vielleicht schicke ich naechtes Jahr Lebkuchen.
Und dann kam endlich Silvester, worauf ich mich schon gefreut habe seit ich hier bin. Mein weißes Kleid hatte ich ja schon, aber ich ging noch extra Unterwaesche kaufen. Die Farbe der Unterwaesch, die man an Silvester traegt, wird naemlich nach den Wuenschen fuers neue Jahr gewaehlt. Moechte man auf jeden Fall Liebe, traegt man Rosa. Die anderen anscheinend meist gekauften Farben sind Gelb fuer Geld, Weiss fuer Frieden, und ich glaube etwas weniger Rot fuer Leidenschaft. Spaeter spuelte ich mich mit Wasser ab, in dem meine Gastma ein spezielles Salz geloest hatte, das alle schlechten Energien des letzten Jahres weg waschen soll.
Fernweh? JuBi!
Um kurz vor zwoelf machten wir uns schliesslich auf den Weg zum Strand, von dem man vor lauter Leuten gar nicht wirklich etwas sah, aber wir schafften es trotzdem irgendwie bis in die Mitte (zwischen Strasse und Meer). Und da fing ich dann das neue Jahr an, zwischen Avenida Atlantica und Atlantischem Ozean, eingezwängt zwischen lauter anderen feiernden meist in weiss gekleideten Menschen, die Fuesse im Sand und ein 16 minuetiges Feuerwerk am Himmel. Nachdem das Feuerwerk beended war, war das erste das ich 2014 machte, mir einen Weg zum Meer zu bahnen, ueber sieben Wellen springen, danach ins Wasser laufen, meine Blume werfen und dann untertauchen. Es ist vielleicht nicht jedermans Sache, frisch im neuen Jahr, in einem weissen Kleid, zwischen Blumen und ein paar anderen Leuten ein bisschen im Atlantik herum zu planschen, aber ich war so gluecklich in diesem Moment.
Als ich wieder an Land war, liefen wir noch einige Zeit herum, bis wir uns dann auf den Rueckweg machten. Die letzte Woche in Rio verbrachte ich dann hauptsaechlich mit am Strand liegen, mich im Meer abkuehlen, Herumschlendern und Saefte aus mir unbekannten Fruechten trinken. Am neunten Januar flog ich mit meiner Gastschwester nach Curitiba (eine Stadt im Sueden) um dort Zeit mit ihrer Familie vaeterlicherseits zu verbringen. Gleich zwei Tage spaeter fuhren wir nach Santa Catarina, einen Bundesstaat weiter suedlich, ans Meer fuer zwei Tage. Zurueck in Curitiba verbrachte ich die meiste Zeit mit den Grosseltern in deren Haus, weshalb ich nicht wirklich etwas ueber die Stadt erzaehlen kann. Am letzten Tag vor dem Rueckflug nach Brasilia, hatte ich aber noch mein erstes Churrasco und probierte Chimarrão (Bild).
Jetzt bin ich zurueck in Brasilia und die Ferien sind seit ein paar Wochen wieder zu Ende, Schule ist besser jetzt, ich habe meine feste Clique und im Unterricht lerne ich zwar immer noch nicht direkt etwas, aber ich verstehe auch immerhin nicht mehr nichts. Das alles hilft enorm gegen Langeweile, jetzt muss ich nur noch besser Portugiesisch lernen, ich bin in den letzten Monaten schon ganz klar besser geworden (ein kleiner ploetzlicher Sprung), glaube aber trotzdem, dass niemand diese Sprache langsamer lernt als ich. Egal – ich sehe zur Zeit alles positiv und freue mich auf meine restlichen vier Monate (leider wurde der Rueckflug wegen der WM hier etwas vorgezogen) .
Bis dann – wenn ich wieder Zuhause bin, was ich mir gar nicht vorstellen kann.