- WELTBÜRGER-Stifter: MAP
- Programm: Schüleraustausch
- Land: USA
- Dauer: 10 Monate
- Name: Loreen
High-School – Cross Country – Halloween
Nun bin ich schon fast 3 Monate hier und es geht mir richtig gut. Ich lebe in einer kleinen Stadt namens LaGrange, welche eigentlich doch gar nicht so klein ist, in Upstate New York. Die Stadt liegt nur 1,5 Autostunden von New York City entfernt und ist ziemlich modern und sehr zentral organisiert. Mit meiner Gastfamilie verstehe ich mich richtig gut. Meine Gasteltern sind sehr aktiv in einer Gemeinschaft namens Germania, denn sie sind sehr interessiert an anderen Kulturen, besonders Deutsch und Japanisch. Eine meiner zwei Gastschwestern ist selbst gerade für ein Jahr in Japan. Daher können meine Gasteltern meine Situation sehr gut nachvollziehen und behandeln mich wie ihre eigene Tochter. Meine andere Gastschwester lebt mit ihren 25 Jahren noch zu Hause, da sie sich um die kleine Ziegenfarm kümmert und eine Ausbildung zur Tierärztin macht. Mein Gastbruder lebt mit seiner Freundin in einem Nachbarort, wir sehen ihn nicht sehr oft, aber ich mag ihn sehr. Meine Gastoma (Nana) legt mir immer eine Kleinigkeit auf meinem Platz, wenn sie hier war, was ich ziemlich lieb find.
Meine Gastfamilie möchte nicht, dass ich zum Beispiel einen Abend mal die Rechnung übernehme, sie sagen dann immer ich kann ihnen mal etwas kochen und dann ist gut. Womit ich kein Problem habe, da es mir ja Geld spart. Im Generellen bezahlen sie alles was ich wirklich brauche. Natürlich nicht Klamotten oder so, sondern Shampoo, Zahnpasta und so was. Ich fühl mich dadurch irgendwie immer schlecht, aber sie sagen, dass sie das ja für ihre Tochter auch kaufen bzw. bezahlen würden. Meine paar Wochen waren ziemlich aufregend. Gleich an meinem ersten Tag hier musste ich früh aufstehen, da wir zur Dutchess County Fair gefahren sind. Das ist eine riesen Tier-Show und Rummel in einem. Und da meine Gastfamilie dort die Ziegen vorgestellt hatten, waren wir die ganze Woche dort. Jedoch war es kaum langweilig, da immer irgendetwas Besonderes los war. Vom Schweinerennen, über eine Tier-Kostüm-Show bis hin zum Rodeo war alles dabei. Ich habe hier zuhause eigentlich überhaupt nichts mit den Ziegen zutun, was kein Problem für mich ist. Auf der Fair habe ich ein Mädchen kennengelernt, welches mir dann, nachdem die Fair zuende war, die Schule gezeigt hat. Außerdem haben wir uns dann erkundigt, welchen Teams ich beitreten kann und wann ich meinen Stundenplan wählen kann. Aber dazu später mehr. Meine Gastmutter versucht jeden Monat mindestens einmal mit mir nach New York City zufahren. Was ich richtig lieb finde, da ich diese Stadt liebe und dort noch nie gewesen bin.
Anderthalb Wochen bevor die Schule begann, bin ich dem Cross Country Team der Schule beigetreten. Und das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Denn alle waren richtig nett und es hat mir echt geholfen die ersten Schultage zu überstehen. Da ich am Ende des Tages immer ziemlich geknickt war, da ich eben noch niemanden kannte und auch ein paarmal mit dem Personal der Schule angeeckt bin. Außerdem denke ich, dass es leichter ist sich erst einmal einer kleinen Gruppe von Menschen gegenüberzustellen als sich sofort in die 4000 Schüler der Schule zu begeben. Meine Schule ist einfach super. Sie ist extrem groß aber nach ein paar Tagen findet man sich ziemlich gut zurecht. Sie hat neun Sporthallen und vier Kantinen plus eine Senior Lounge. Da ist die Auswahl natürlich ziemlich groß. In den ersten Wochen saß ich an dem Tisch mit einer Gruppe aus dem Cross Country Team, da jedoch keiner Interesse an mir hatte, hab ich mich entschieden mich einfach mal zu einer anderen Gruppe zu setzten, in der Hoffnung, dass mich einfach jemand anspricht. Was auch ziemlich gut funktioniert hat. Also hab ich die nächsten Wochen mit den „neuen“ Leuten meine Pause verbracht. Ich hab mich aber nie wirklich integriert gefühlt, da sie auch etwas komisch waren. Doch seit ich nun im Track and Field bin, hat sich alles drastisch geändert. In dem Team sind zwar auch alle richtig nett und hilfsbereit, aber auf eine ganz andere Art und Weise. Diesem Team beizutreten war das Beste, was ich machen konnte. Ich wollte zwar gerne Basketball lernen, aber da so viele Mädchen bei den Try Outs waren, hatte ich natürlich keine Chance, was ich im Nachhinein auch nicht schlimm finde.
Es sind ziemlich viele Leute im Winter Track, was dazu führt, dass allein das Durchgehen der Anwesenheitsliste circa eine halbe Stunde dauert. Wir sind in verschiedene Teams eingeteilt. Ich bin im Sprint Team, welches auch noch einmal in Gruppen eingeteilt wurde. Ich bin in genau der Gruppe, in die ich wollte, was mich unheimlich glücklich macht, da es auch nicht so monoton und einseitig ist wie Cross Country. Das Gute ist, dass auch zwei Mädchen mit denen ich mich von Anfang an super verstanden habe, in der gleichen Gruppe sind wie ich. Zusammen mit noch einer anderen geben wir ein richtig gutes Team ab und haben uns dazu entschieden, jetzt jeden Tag nach dem eigentlichen Training noch ein kleines Workout zu machen.
Da ich mich mit einer von ihnen wirklich richtig gut verstehe, sitze ich jetzt auch immer mit ihren Freunden und ihr beim Lunch. Diese haben mich auch gleich mit eingeladen ins Kino zu gehen, was richtig lieb ist und ich mich auch schon sehr drauf freue. Also sitze ich jetzt immer mit in der Senior Lounge obwohl ich Junior bin. Es stört aber niemanden. Was ich auch ziemlich gut finde ist, dass ein anderer Austauschschüler aus Europa auch dort ist und ich mich mit ihm ab und zu gut unterhalten kann. Im Großen und Ganzen hab ich schon echt tolle Leute kennengelernt und kann mich im Notfall an so ziemlich jeden wenden. Auch die Lehrer sind richtig nett und sind sehr hilfsbereit. Mein Tag besteht aus Französisch, Food Core (Kochen), US. History, Lunch, Englisch, Physik, Tanzen und Mathe. Ich habe nicht in jedem Fach wirklich Freunde, aber überall sind ein paar nette Leute mit denen ich mich gut unterhalten kann. Nun zu meinen persönlichen Highlights bisher. Natürlich steht die Dutchess County Fair auf dieser Liste, auch wenn ich nach einer Weile nicht mehr wirklich Lust dazu hatte, habe ich doch eine schöne Zeit dort gehabt. Und es war ziemlich amerikanisch, vor allem das Rodeo-Reiten war ziemlich aufregend.
Auch Halloween war ein tolles Erlebnis. Super spontan habe ich mich mit einer Freundin verabredet. Zusammen haben wir uns ein Kostüm für mich überlegt und uns dann geschminkt. Zusammen mit ihrer gesamten Familie sind wir dann in eine schöne Nachbarschaft gefahren und haben uns da mit noch mehr Familienmitgliedern getroffen. Danach ging es los. Mit noch 2 weiteren Mädchen sind wir dann um die Häuser gezogen um Süßigkeiten zu sammeln. Und das hat ziemlich viel Spaß gemacht. Die gesamte Nachbarschaft war ziemlich schön und manche haben sich echt ziemlich Gedanken darüber gemacht, die Leute zu erschrecken oder sogar teilweise eine gute Show zu bieten. Am Anfang war ich so überwältigt, dass ich am liebsten alles fotografieren wollte. Und wir haben echt viel Süßes bekommen. Mir hat es so viel Spaß gemacht, dass ich mir geschworen habe, das zuhause in Deutschland auch wieder zu machen! Am Wochenende vorher war ich mit einer Bekannten in einem Haunted House und es war einfach das beste Gruselkabinett in dem ich je gewesen bin. Amerika hat mich zu einem Halloween-Fan gemacht!
Ein weiteres tolles Ereignis war, das ich in den School News aufgetreten bin. Unsere Schule hat einen eigenen TV- Channel, wo jeden Tag am Anfang der dritten Stunde ein paar Schüler berichten, was diese Woche oder an diesem Tag so in der Schule los ist. Ich möchte betonen, dass das jeder Schüler der Schule sieht. Anlässlich der internationalen Französischwoche brauchte eine Freundin aus meinem Französischkurs noch eine Person, die mit ihr diesen Broadcast macht. Und da hat sie mich gefragt, natürlich habe ich das nicht abgelehnt. Also haben wir dann etwas vor der Kamera erzählt. Was für mich echt nicht einfach war, da ich mir das, was ich sagen sollte, vorher nicht durchlesen konnte. Also musste ich etwas laut vorlesen, was karaokemäßig vor mir abgespielt wurde. Aber alle meinten, dass ich das ziemlich gut gemeistert habe. Und es war ein ziemlich komisches Gefühl im Klassenraum zu sitzen und sich selbst im Fernsehen zu sehen. Die Reaktionen meiner Mitschüler waren einfach göttlich. Ich wurde auch später noch ein paarmal darauf angesprochen, da natürlich jeder meinen Akzent gehört hat.
Mein persönlicher Platz 1 ist mein erster Trip nach New York City. Dieser ging zum Empire State Building. Meine Gastmutter hatte VIP-Karten. Ich war einfach so überwältigt von dieser wundervollen Stadt. Die Aussicht war einfach atemberaubend schön und wir hatten auch richtig gutes Wetter. Ich bin seit langem ein sehr großer Fan dieser Stadt, hatte aber nie die Chance wirklich da zu sein. Umso glücklicher bin ich nun, ein ganzes Jahr hier wohnen und Leben zu können. Mit diesem Auslandsjahr ist einfach mein größter Wunsch wahr geworden und ich bin jeder einzelnen Person so unheimlich dankbar, dass sie mir dabei geholfen hat, ihn wahr werden zu lassen. Natürlich hat man nicht immer gute Zeiten, es gibt Tage an denen man echt nicht gut drauf ist und am liebsten einfach nur nach Hause möchte, seine Familie und Freunde in den Arm nehmen möchte und einfach sein gewohntes Leben wieder haben möchte. Aber das sind nur wenige Tage und die Zeit geht schnell vorbei. Man sollte sich wirklich auf das hier und jetzt konzentrieren, denn die 10 Monate gehen einfach viel zu schnell vorbei. Kaum denkt man nach, haben wir bald schon wieder Weihnachten und dann ist schon fast die Hälfte meines Auslandsjahres vorbei. Man sollte sich wirklich darauf fokussieren hier zu sein und einfach glücklich sein, auch wenn es mal Phasen gibt, in denen es nicht so gut läuft. Eine Freundin, die auch ein Auslandsjahr gemacht hat, sagte mir auf meiner Abschiedsfeier: „Dieses Jahr kann dir keiner nehmen!“. Diese Worte sind so ziemlich jeden Tag in meinem Kopf. Weil es stimmt!
Ich habe in den 3 Monaten, in denen ich hier bin, schon so viel gelernt und ich bereue keine meiner Entscheidungen für einen Schüleraustausch in den USA. Ich würde jedem so ein Auslandsjahr empfehlen!
Helikopterflug – Schulleben – Reisen
Best birthday present
I´m living in America now since exactly 200 days. So it is time for my next experience report. I love thinking back on the time I had here already and I have a big smile in my face. Every experience is so unique and I am very happy that I had the chance to make them. I have about 3 months left which kind of freaks me out because the time went by so fast; and I don’t even know where to start. I guess the greatest experience so far was my birthday. You must know, it is my big dream to become a helicopter pilot and my host parents know that. So my birthday present was to fly a helicopter. I couldn’t believe that. I have never been in a helicopter before so it was great! I was flying a very small one, where we had just enough space for the instructor and me. We were flying over the Hudson River and the area where I live. Everything looked amazing. At one point the instructor just let me take over the whole control over the helicopter. It was such a great feeling and I could have never imagined doing that in my exchange year.
Christmas and New Year’s Eve
My birthday was at the beginning of December which means it is right before Christmas. Christmas was hard, the whole time everything was great; and I was very excited to celebrate Christmas with my host family. I really enjoyed it, but in the evening I got homesick, and I didn’t want to because actually I was happy. But I guess that was normal and I am happy too when I can be together with my own family next Christmas. Soon there was New Year’s Eve, which I celebrated, completely different than I am used to. We bought me a nice dress and went out to a party. At first I wasn’t really happy about that because I knew that there would be mostly older people. But in the end it wasn’t that bad and I danced a lot. My new year also started very good, because my school had a Ski and Snowboard Club that I joined. I love Snowboarding and was very glad to hear that I can do it here, too. We went every other weekend for one day to an Area in Vermont. Those days were very tough because we had to be at the school at 5 am. When I was back at home, usually around 8pm I was completely done. But it was always so much fun and I met a lot of new people.
School Life and Travelling
In general I´m not doing so much with friends after school, because they are always very busy and have to babysit their siblings a lot, which I don’t like so much, but nevertheless I am busy. I´m still in the Track Team of my school. In the winter time it was pretty hard because practice was always outside, no matter how cold it was. And since this week the new season has started. I already love it again even if the first practice was in the rain. But we had 26°C so it was great and a lot of fun. In the meantime my school had an international culture fair where I also had a table for Germany and it was very funny and the people were really interested in my culture. We are three exchange students at my school and together we had one day where we held presentations about us, our lives, and our culture. It was also pretty cool and the students were very interested.
My host family is starting to become like my real family. They could never substitute my own family but I am glad to live with them. Together we are traveling a lot now. It is the goal that I have been in as many states as possible. In February we have been for a long weekend in Charleston, South Carolina; and it was amazing. We had such a great time, a very nice hotel and the weather couldn’t have been better. It was unbelievable for me to be able to wear a dress and go into the ocean in mid February after just a one and a half hour flight. I tried a lot of Southern American food and I really fell in love with this great city. I was really sad when we had to leave. On this short vacation my host dad and I spend a lot of time together because my host mom had to be in conferences. It was a big compliment when he told me that he couldn’t imagine having such a nice trip with one of his own daughters.
Our next vacations are already planned. In the Spring Break we are going to Florida where we will spend a couple of days in Disneyworld and a couple of days in Orlando. I am really looking forward to it and I know it will be great. We are talking about it every day and my suitcase is already packed. We are also going to the Niagara Falls and Canada, Boston, and Washington D.C.; and who knows where else. It is crazy when I think about it. That I will have been in New York, Connecticut, Vermont, Massachusetts, Virginia, South Carolina, Florida, Philadelphia, and Pennsylvania at the end of my exchange year. I would have never even dreamed about it.
New experiences
Basically, I think this year is really a kind of the best year of my life. I grew a lot; I think my personality has changed. I learned to handle things I would have never thought of being confronted with. I miss my family and friends a lot. They are in my mind every day and I am in touch with them a lot. Maybe more than the exchange organizations and Local Coordinators advise but actually I am happy with the way it is. I value my parents much more. I have to say because of my mom´s job my family is always a kind of separated and we were also arguing a lot about normal stuff, but now I realize that sometimes parents can be very helpful and they are always there for me. Before the exchange year I thought that I won´t call them every week or that they would understand what is going on because it is very different here. But actually even I get nervous now if I don’t hear anything from them in a couple of days. It is the same with my friends. People say that after a while you will lose the contact to your friends. But it isn’t like that at all. I get a message from them every once in a while and they keep me updated and are interested in what I am doing; and I like that. I know who really cares about me and who was just a friend. In general I am also very happy to be home again in summer because I actually miss them a lot. I also have a boyfriend which I think is important to mention, because I know that a lot of people are not going to do an exchange year because of a boyfriend or girlfriend. But it can work. It really does, I would have never believed that. I mean, yes it is really hard and you never know if it is going to work out, especially in our age. But I am very glad that I still went to the USA even if this meant to leave the boyfriend at home for a long time.
My host parents are doing very much for me and they treat me like their own kid. They try to help me in every situation which they sometimes don’t really need. But I am happy that they are also happy to have me. I can imagine that it will be very hard to say good bye and I still don’t really want to think about it, but soon I have to. We also already planned when they will come to visit me in Germany and I really hope that we will stay in touch for a long time. It makes me sad when I am thinking about my friends here in the school. I like them so much and it is so hard that they are just such a small part of my life and that I probably won´t see most of them ever again.
Of course I also have to say that I am so happy to finally be able to speak English in a proper way. I know that I am still making a lot of mistakes but I can´t believe that I am writing such a long text without even thinking about Google Translate. A couple days ago I noticed that I don’t even realize anymore if someone is speaking German. I can just understand both and don’t even care anymore which language it actually is. I think this is really cool. At the beginning I was really afraid because I didn’t think that my English improved but after approximately 5 months I can say that it is pretty good. Since we got a new exchange student whose English is actually really not good, which is also because he had trouble and so on and had to change all the time, I can feel that my language is really good.
A thing that I also really liked was this week when spring track started, we had a long break for about 4 weeks where I didn’t really see anyone. It was so nice to come back, see all these familiar faces, talk to the people and get a lot of high fives. It made me feel less different. I was really shy all the time which I am actually not. But now it is different, something changed over those weeks. I became more confident, even in front of strangers. I am not that afraid anymore of making mistakes in speaking and I am very happy with everything right now. Now I am very excited for spring. It is getting warmer every day; and with it all the people are getting happier. There will be a lot of events in the school like a Color Run and Prom and much more. I am ready to have some more great weeks until I go home but right now I am here and I enjoy every second.
Warum das letzte Jahr das beste meines Lebens war
Genau heute, am 24. August, habe ich vor einem Jahr meine große Reise angetreten. Ich kann es immer noch nicht glauben, denn wenn ich zurück an diesen Tag denke, schießen einfach wieder die ganzen Emotionen und Gedanken hoch. Ich hatte schon von Anfang an meine Freunde und Familie vermisst, obwohl ich sie eben erst verlassen hatte. Doch zur selben Zeit war ich total aufgeregt und gespannt wie es alles sein wird. Und nun, sitze ich hier zu Hause, in Deutschland. In ein paar Wochen geht die Schule wieder los und Normalität kehrt wieder ein. Irgendwie ein ziemlich ungewohntes Gefühl, da in den letzten zwei Jahren meines Lebens nicht wirklich viel normal war. Meine erste Woche in Amerika habe ich auf der Dutchess County Fair verbracht und genau diese findet momentan wieder statt. Ich stehe in sehr gutem Kontakt zu meinen Gasteltern und wenn sie mir Bilder von der Fair schicken, wünschte ich sofort wieder da sein zu können.
Als ich mit meinen Gasteltern am Flughafen angekommen war, konnte ich die Tränen nicht mehr unterdrücken und wollte zu dem Zeitpunkt nicht gehen, obwohl ich mich doch ziemlich auf Deutschland gefreut hatte. Am Münchner Flughafen angekommen, wurde ich von einem Freund meiner Eltern begrüßt und er hat mich zu meinem nächsten Gate gebracht, was ich ziemlich schön fand, das hatte mich die Aufregung ein bisschen vergessen lassen. Der Flug von München nach Berlin war an sich nur eine knappe Stunde, aber er kam mir unendlich lang vor. Als ich bei der Gepäckannahme auf meine Koffer gewartet habe, konnte ich schon meine Familie und Freunde sehen. Natürlich kamen meine Koffer zu allerletzt. Kaum war ich aus dem Sicherheitsbereich raus, wurde ich schon von meinem Freund umarmt und da hat es in meinem Kopf ´klick´ gemacht: Ich bin wieder zurück!! Wir sind dann zusammen nach Hause gefahren, was auch noch mal eine Stunde gedauert hat. Ich hab es im Flugzeug nicht geschafft zu schlafen und war dementsprechend sehr müde. Als ich aus dem Auto ausstieg, ging die Garage auf und in ihr standen alle. Also Freunde, Familie, Nachbarn. Ich war total überrascht und sprachlos. Da ich davon ausging, dass wir einen ganz ruhigen Abend zu fünft haben werden. Aber so war auch gut!
Wie soll man ein unglaubliches Jahr in einem Satz zusammenfassen?
Jeder hat mich gefragt wie es war… und diese Frage mag ich überhaupt nicht, denn wie soll man darauf antworten?! Ich war ein ganzes Jahr weg und dann soll ich das in Kurzform zusammenfassen?! Einfach unmöglich! Da es unter der Woche war, sind alle relativ früh gegangen, was für mich hieß, dass ich früh schlafen gehen konnte. Entgegen meiner Erwartungen hatte ich auch keinen Jetlag und so hat es sich für mich schon nach nur ein paar Tagen zurück angefühlt, als ob ich nie weg gewesen wäre. In meinen Gedanken erlebe ich gerade mein ganzes Auslandsjahr noch einmal, was ein komisches Gefühl ist. Heute vor einem Jahr konnte ich es nicht fassen, dass es endlich soweit ist und jetzt kann ich es nicht fassen, dass es schon zu Ende ist.
Ich hätte es nicht gedacht, aber ich hab schon wieder Fernweh. Ich vermisse vor allem Amerika, New York. Ich habe in diesem einen Jahr so viele Sachen gesehen, bin so viel gereist und hab unzählig viele neue tolle Menschen kennengelernt. Das alles kann mir niemand mehr nehmen und das ist auch alles nur mir passiert, kaum eine andere Person kann sich in meine Lage versetzten und das schlimme für mich ist einfach, dass ich das alles nie wieder erleben werde. Ich kann zwar wieder dahin reisen, meine Gastfamilie besuchen und so weiter. Aber es wird sich nie wieder so anfühlen wie es sich noch vor ein paar Monaten angefühlt hat. So ein Auslandsjahr ist einfach eine einzigartige und einmalige Erfahrung, die ich für immer in meinem Herzen tragen werde. Ich kann es einfach kaum noch abwarten eh ich wieder da bin. Meinen Eltern zeigen kann, wo ich zur Schule gegangen bin, oder wie ich gelebt habe. Bis sie meine Gasteltern kennenlernen. Zu Weihnachten habe ich meinen Gasteltern eine Karte geschenkt, in der ich sie zu mir nach Deutschland eingeladen habe. Nächstes Jahr werden sie dann her kommen und es gibt so viele Sachen, die ich ihnen zeigen möchte, dass ich gar nicht weiß, wie wir das alles in nur ein paar Wochen schaffen sollen.
Was ich noch sehr schätze, sind meine Bekanntschaften mit den anderen Austauschschülern, die ich kennengelernt habe. Ich frage mich, ob ich sie jemals wieder sehen werde. Überhaupt, wen werde ich generell wiedersehen? Alle meine Freunde gehen jetzt aufs College, das heißt wenn ich irgendwann mal wieder rüber fliege, wird wahrscheinlich kaum einer da sein. Alles, was mit dem Auslandsjahr zu tun hat, ist auch automatisch mit Ungewissheit verbunden. Was ziemlich nervenraubend ist.
Time of my Life
Ich weiß auch, dass ich mich sehr glücklich schätzen kann. Denn ich hatte eine unglaublich liebe und herzliche Gastfamilie, die mich direkt wie ihre eigene Tochter behandelt hat. Hauptsächlich wegen ihnen ist mein Auslandsjahr so verlaufen wie es verlaufen ist. Sie haben mir immer geholfen und haben mir sehr viel vom Land gezeigt. Außerdem haben sie mir in mehreren Hinsichten meine größten Träume erfüllt, die ich hatte. Zum einen wäre das Jahr ohne sie wohl kaum möglich gewesen und zum anderen haben sie mir zu meinem Geburtstag einen Helikopterflug geschenkt. Wofür ich ihnen mein Leben lang nie genug danken kann. Ich bin eigentlich jedem dankbar, der mir geholfen hat, das zu machen. Zum einen meinen Eltern, die mich immer unterstützt haben und alles dafür gaben, mir das zu ermöglichen. Außerdem meinem Freund und meinen Freunden, die mir immer beistanden, wenn ich mal ein Tief hatte. Denn es war ein ständiges Auf und Ab, obwohl ich zu jedem Zeitpunkt glücklich war.
In dem Jahr habe ich sehr viel gelernt. Und das nicht nur im sprachlichen. Ich bin viel selbstbewusster geworden, obwohl ich der Meinung war, dass ich das schon immer war. Meine Gastschwester hatte eine psychische Behinderung, womit ich mich erst einmal auseinandersetzten musste. Es hat aber ziemlich gut geklappt und so hab ich auch in den Ferien zwei Wochen in einem Behindertenheim gearbeitet und kam super gut mit den Kindern klar. Was vor dem Auslandsjahr bestimmt nicht so gewesen wäre.
Generell ist in diesem einen Jahr so viel passiert, was ich mir vorher niemals zu wünschen gewagt habe. Und auch wenn ich hunderte Kilometer von allem, was mir vertraut war, entfernt war und bei total fremden Menschen ins Haus gezogen bin, habe ich mich zu keinem Zeitpunkt alleine gefühlt.
Nutze deine Chance
Trotz der an sich perfekten Situation, gab es Momente, wo ich einfach schreckliches Heimweh bekommen habe. An besonderen Tagen ist es am schlimmsten. In der einen Sekunde ist alles perfekt und in der anderen kamen mir einfach die Tränen und alles was ich wollte war, nach Hause zu fahren. Meine Eltern zu umarmen und einfach unter meinen Freunden sein. Ein weiterer schwerer Punkt für mich war, von meinen Freunden Videos, Fotos usw. zu bekommen und zu wissen, dass man normalerweise dabei gewesen wäre. Stattdessen sitzt man in dem Moment vielleicht in der Schule oder auf der Couch und man steigert sich da echt rein. Das Beste ist einfach, sich damit abzufinden und sich zu beschäftigen. Man muss aus allem das Beste machen und auf keinen Fall Trübsal blasen. Denn auch wenn man es sich in diesem Moment nicht sehr bewusst ist. Viele Menschen wünschten sich in genau deiner Situation zu sein. Ein Auslandsjahr ist für viele überhaupt nicht machbar. Genau deswegen sollte man es extra genießen. Selbst ein langweiliger Fernsehabend kann zu etwas ganz Besonderem werden, wenn man es nicht mehr hat.
Viele Leute sagen immer, dass dieses Auslandsjahr das beste Jahr ihres Lebens war. Und selbst wenn ich es während meines Aufenthalts nicht gedacht hätte, sage ich jetzt im Rückblick, doch, es war das beste Jahr meines Lebens. Das aufregendste, lehrreichste, und einzigartigste Jahr, das ich jemals erlebt haben werde. Ich werde es immer in Erinnerung behalten genauso wie jede einzelne Person, die ich kennengelernt habe und jeden einzelnen Atemzug, den ich getätigt habe. Ich schätze alles und jeden viel mehr, jetzt wo ich wieder zurück bin. Denn erst wenn man es nicht mehr hat, weiß man was einem fehlt. Ich empfehle jedem, der mal darüber nachgedacht hat solch ein Jahr zu machen, es auch zu tun. Denn das ist nur für sich und niemand anderen. Man kann selber Entscheidungen treffen und was passiert und was nicht, liegt ganz alleine in den eigenen Händen.