- WELTBÜRGER-Stifter: GLS
- Programm: Schüleraustausch
- Land: USA
- Dauer: 10 Monate
- Name: Dinah
Meine Zeit in den USA
Hallo, mein Name ist Dinah Paas, ich bin 17 Jahre alt und verbringe gerade mein Auslandsjahr in den USA.Vor ziemlich genau zwei Monaten habe ich mich von meiner Familie und meinen Freunden in Deutschland verabschiedet und habe mein Auslandsjahr angetreten. Die ersten drei Tage habe ich mit anderen GLS-lern in New York verbracht. Es war super hilfreich für mich, in den Momenten der Abreise andere Leute in derselben Situation bei mir zu haben. Auch wenn wir uns nicht kannten haben sich schnell Freundschaften entwickelt, weil wir in derselben Situation waren.
Diese drei Tage in New York waren unvergesslich! Wir haben gefühlt jede Ecke in New York gesehen und Trilliarden Bilder gemacht. Abends im Zimmer haben wir uns über alle neuen Eindrücke unterhalten, von zu Hause erzählt und uns über unsere Vorfreuden aber auch Ängste ausgetauscht. Und schwupp die wupp waren diese drei Tage auch wieder vorbei! Und wir mussten uns voneinander verabschieden und den Rest unserer Reise alleine antreten. Mit einem sehr komischen Gefühl – einer Mischung aus Angst nicht zu wissen, wie es dort ist, wo man hinkommt und Vorfreude auf all die neuen Erfahrungen – bin ich dann in meinen Flieger nach Houston in Texas gestiegen.
Und als ich dann dort im Flieger saß und die Stunden und Minuten bis zur Ankunft gezählt habe, wäre ich vermutlich gestorben vor Aufregung, hätte ich nicht neben dieser super netten Amerikanerin gesessen mit der ich mich den ganzen Flug unterhalten habe. Dadurch, dass wir so viel geredet haben, verging die Zeit viel schneller und ich war abgelenkt von meinem Gefühlschaos. Außerdem stellte ich zufrieden fest, dass mein Englisch verständlich war und ich mich ohne größere Komplikationen verständigen konnte.
Und dann war es so weit und das Flugzeug setzte auf. Als ich aus dem Flugzeug kam, war ich erstmal total erschrocken, weil es genauso aussah wie am Flughafen in New York. Ich hatte keine Ahnung wo ich hin musste und folgte einfach den anderen Passagieren bis ich Kofferschilder entdeckte und denen folgte. Ich erwartete die ganze Zeit eine Pass- und Visakontrolle, weil mich alle davor gewarnt hatten und ich in New York nur einmal kurz meine Papiere zeigen musste. Umso überraschter war ich, als ich eine kleine Rolltreppe herunter fuhr und plötzlich vor meiner Gastfamilie stand. Ich wurde herzlich begrüßt und meine Angst verflog von einer Sekunde zur nächsten. Wir verstanden uns vom ersten Moment an super und so hab ich mich sofort zu Hause gefühlt.
Fernweh? JuBi!
Nachdem wir meinen Koffer geholt hatten, sind wir erstmal Essen gegangen. Da es sehr gutes mexikanisches Essen in Texas gibt, sind wir mexikanisch Essen gegangen. Ich hatte mich natürlich ein bisschen darauf eingestellt, dass die Portionen größer sein würden als bei uns, aber damit hatte ich nicht gerechnet: Schon nach den Chips mit Dips hätte ich aufhören können. Aber dann kam auch noch mein Teller mit so ziemlich allem, was es in dem Restaurant so gab, “damit ich alles probieren kann und beim nächsten Mal weiß, was ich mag”. Ich hab es nicht mal annähernd geschafft alles zu essen.
So vergingen meine ersten Tage in Houston mit haufenweise neuen Erfahrungen und auf einmal war ich schon wieder eine Woche da. Ich hatte das Glück, dass ich mich sofort zu Hause mit meiner neuen Familie gefühlt habe und ich mich so sehr schnell eingelebt habe. In meiner zweiten Woche hat unsere Kirche dann ein großes “ food fight” organisiert und meine 13-jährige Gastschwester und ich hatten eine Menge Spaß! Wir haben mehrere Mannschaften gebildet und uns zwei Stunden lang mit Essen beworfen. Als dann langsam mein erster Schultag näher rückte, war ich schon ein wenig aufgeregt. Wie sich später herausstellte allerdings ohne Grund: Meine Gastmutter und ich mussten einfach nur sechs Stunden warten, um dann zu erfahren, dass ich bevor ich einem Jahrgang zugeteilt würde noch mit einer anderen Frau sprechen musste, die erst wieder in der darauffolgenden Woche Zeit hatte. So verpasste ich dann die komplette erste Schulwoche. Aber auch dieser Tag hatte etwas Positives: ich habe zwei Leute von meiner Schule kennengelernt. Eine davon ist auch eine Austauschschülerin und so konnte ich sicher sein, dass ich jemanden hatte, mit dem ich beim Lunch sitzen konnte.
Als ich dann eine Woche später zur Schule kam, wurde ich sehr herzlich aufgenommen und mit lauter Fragen bombardiert. Nach kurzer Zeit hatte ich in jeder Klasse Leute, die ich mochte und so habe ich relativ schnell Freunde gefunden. Was mir allerdings auch geholfen hat war, dass viele auf mich zugekommen sind und ich dem Musical beigetreten bin, welches sich jeden Tag nach der Schule trifft. Und so raste die Zeit nur so an mir vorbei! Schnell war ein Monat vorbei, dann anderthalb und jetzt sind es schon ganze zwei Monate. Es fühlt sich überhaupt nicht so an, als wäre ich schon so lange hier. Meine Gastmutter hat mich ein paarmal gefragt, ob ich Heimweh habe. Aber ich fühle mich hier so wohl und ich habe immer so viel Neues zu erleben, dass ich gar nicht dazu komme, Heimweh zu haben. Vor ungefähr zwei Wochen habe ich meine Familie zu Hause ein wenig vermisst, aber das war schnell wieder vorbei. Und auch wenn ich manchmal Erfahrungen gemacht habe, die nicht so schön waren, gehen die eindeutig total unter in den haufenweise schönen Erfahrungen.
Ich bin total glücklich, dass ich mich entschlossen habe, dieses Auslandsjahr zu machen und ich habe es in keine Sekunde bereut! Ich freue mich einfach, dass ich noch acht Monate habe und hoffe, dass meine restliche Zeit nicht ganz so schnell vergeht wie die ersten zwei Monate. Ich liebe es, hier zu sein und ich bin so dankbar, diese Erfahrung machen zu dürfen. Deshalb möchte ich mich bei ein paar Menschen dafür bedanken. Als allererstes bei meiner Familie: Ich bin so dankbar, dass ihr mir diese Erfahrung schenkt und ihr mich bei allem unterstützt habt und es immer noch tut, auch wenn ihr auf der anderen Seite der Erde seid! Dann auf jeden Fall bei meinen Freunden, die sich stundenlang meine USA-Vorträge angehört haben! Und zu guter Letzt möchte ich mich bei GLS bedanken! Und ganz besonders bei Anne Dietrich, dass du mir bei allem geholfen hast und mich so gut “nach Amerika geleitet hast”!
Ein Update von meiner Zeit vor Ort
Seit meinem letzten Bericht habe ich wieder eine Menge erlebt. Jeder Tag ist anders und besonders für sich. Jedes Erlebnis bleibt in meiner Erinnerung – ist es noch so klein, es ist etwas ganz Besonderes, das die meisten nicht erleben können. Nach fünf Monaten in den USA kann ich nun wirklich sagen: „Ich habe mich eingelebt.“ Meine Woche hat eine Reihenfolge bekommen, und ich weiß einigermaßen was mich erwartet. Da die Schule hier um 7:25 Uhr anfängt, muss ich um 5:45 Uhr aufstehen und mich fertigmachen, um eine Stunde später den Schulbus zu nehmen. Die Busfahrt ist jedes Mal ein Erlebnis für sich. Die meiste Zeit ist der Bus überfüllt und wir müssen uns auf die Sitzreihen quetschen. Dann kommt noch hinzu, dass meine Busfahrerin gerne sehr laut Musik hört und es dadurch sehr schwer ist Unterhaltungen zu führen. Ansonsten ist der Bus eine sehr gute Gelegenheit, Freunde in meiner Schule und Umgebung zu machen.
In der Schule angekommen, trifft sich jeder mit seinen Freunden bis es zur ersten Stunde klingelt. Mein Schultag ist jeden Tag gleich: Er fängt an mit Gesundheit und geht weiter mit amerikanischer Geschichte, Englisch, amerikanischer Geschichte in Filmen und Mathe. Anschließend habe ich Pause und zu der Zeit hab ich dann auch wirklich Hunger. 30 Minuten später muss ich dann zu Amerikanischer Politik und als letztes zu Theater. Schule in Amerika ist wirklich sehr einfach und überhaupt nicht zu vergleichen mit deutscher Schule. Es gibt nur wenige Pflichtklassen und der Rest sind „Spaß-Klassen“ wie Geschichte in Filmen – diese Klasse besteht daraus, Filme zu sehen, die die amerikanische Geschichte erklären oder zeigen. Ich habe auch von anderen gehört, die Klassen haben, in denen sie zu Grundschülern gehen und den Kindern Unterricht geben oder Klassen in denen du lernst, Makeup zu machen oder zu kochen.
Dadurch dass die Schule so früh anfängt und man maximal 7 Klassen belegen kann, habe ich um 14:30 Uhr schon wieder Schulschluss und nehme den Bus nach Hause. Meine Nachmittage verbringe ich meistens mit meiner Gastfamilie. Mittwochs gehe ich dann abends noch in die Kirche zu einem Jugendtreffen, was wirklich einer der besten Wege ist, schnell einen großen Kreis Freunde zu gewinnen. Ich verbringe auch außerhalb der Kirche viel Zeit mit meinen Freunden aus der Kirche Wir gehen beispielsweise essen, treffen uns bei jemanden zu Hause, machen ein Lagerfeuer oder gehen zu verschiedenen Events. Das Wochenende verbringe ich meistens mit Freunden oder meiner Gastfamilie. Die meiste Zeit gehen wir shoppen, essen oder ins Kino. Ich glaube, ich war noch nie so oft im Kino wie hier! Ich hab gefühlt keinen einzigen Film, der in der letzten Zeit im Kino war, verpasst. Sonntagmorgen muss ich dann wieder relativ früh aufstehen, weil wir als Familie von 9:00 bis 12:00 in die Kirche gehen.
Was sich als Problem heraus gestellt hat ist die Fortbewegung. Da ich hier nicht Auto fahren darf und meine Gastschwester noch nicht alt genug ist, bin ich immer wenn ich etwas machen möchte darauf angewiesen, dass mich entweder einer meiner Gasteltern oder einer meiner Freunde fährt. Generell ist hier alles viel weiter auseinander gebaut, so dass – auch wenn ich in der viertgrößten Stadt der USA lebe – laufen oder Fahrrad fahren nicht möglich ist. Daran habe ich mich auch immer noch nicht ganz gewöhnt, da ich in Deutschland zu jeder Zeit zu jedem Ort kommen kann, ohne jemanden bitten zu müssen, mich zu bringen. Denn in Deutschland können wir ja einfach die Bahn, den Bus oder das Fahrrad benutzen. Das geht hier nicht.
Es ist schön, zu sehen wie sich die Beziehung zu meiner Gastfamilie weiter verbessert. Wie in meinem letzten Bericht schon gesagt, habe ich mich bei meiner Gastfamilie von Anfang an wohl gefühlt. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich nicht zur Familie gehören würde und werde immer in alles einbezogen. Unsere Beziehung verbessert sich stetig. Ich merke wie sich das Vertrauen steigert und die Gespräche persönlich werden. Ganz besonders sind die Momente, wenn meine Gastfamilie mir oder anderen sagt, wie sehr sie mich vermissen werden, wenn ich nicht mehr da bin. Ich genieße jeden Moment den ich mit meiner Gastfamilie habe. Erlebnisse wie zum Beispiel mit meiner Gastmutter einkaufen zu gehen oder einen Spaziergang zu machen mögen vielleicht für jeden anderen total langweilig erscheinen, aber dies ist die Zeit wenn meine Gastmutter von sich, ihrer Vergangenheit, ihren Träumen oder auch Problemen erzählt. Diese Entscheidungen zu einfachen Dinge, wie mit zum Einkaufen gehen und ihr nur zuzuhören, bringen so viel mehr Vertrauen und verbessern die Beziehung. Denn je mehr du über jemanden weißt und je mehr Interesse du jemanden gegenüber zeigst desto inniger wird die Beziehung.
Generell muss ich sagen hatte ich von Feiertagen wie Weihnachten, Neujahr und auch Geburtstagen mehr erwartet. Ich bin aus Deutschland gewohnt, alles relativ groß zu feiern – ganz besonders Geburtstage. Nachdem ich mich schon bei den Geburtstagen gewundert hatte, dass so wenig Aufhebens darum gemacht wird, und mir gesagt worden war, Weihnachten sei hier größer als Geburtstage, war ich doch sehr verwundert als auch Weihnachten nicht so mega groß gefeiert wurde. Weihnachten in Deutschland ist eine Zeit, in der wir mit der ganzen Familie zusammen sitzen, Spiele spielen und zusammen kochen. Weihnachten hier in Amerika bestand aus einem Gang zur Kirche am 24ten und anschließend essen bei Burger King. Den 25ten haben wir bei der Familie meiner Gastfamilie verbracht. Das war etwas mehr als in Deutschland, aber immer noch sehr viel weniger Weihnachtsstimmung.
An Silvester zeigte sich der Unterschied zu uns in Deutschland jedoch noch stärker: Da meine Gastfamilie wegen der ganzen betrunkenen Fahrer nicht Auto fahren wollte, sind wir zuhause geblieben und haben nichts unternommen. Jeder war einfach nur auf seinem Zimmer. Als es dann 23 Uhr war, habe ich mir langsam Sorgen gemacht, ob wir wirklich alle in unseren Räumen bleiben würden. Das wäre wahrscheinlich sogar passiert, wäre ich nicht zu meiner Gastschwester gegangen, um wenigstens mit ihr um die Häuser zu laufen. Kurz vor Mitternacht saßen wir dann vor dem Haus auf dem Truck und haben den Nachbarn bei deren Feuerwerk zugesehen. Als wir dann die Nachbarn sahen wie sie sich ein frohes neues Jahr wünschten, stellten wir fest, dass wir Mitternacht schon um zwei Minute verpasst hatten. Ich bin mir nicht sicher, ob überall in Amerika so gefeiert wird oder ob es nur meine Familie ist, aber das hat mich doch wirklich sehr gewundert.
Meine Organisation hat mich immer davor gewarnt, dass die erste Zeit oder auch Weihnachten wahrscheinlich nicht so einfach wird, da ich vermutlich Heimweh haben würde und dass es dann eigentlich erst nach einem halben Jahr richtig gut sein würde. Glücklicherweise habe ich nie so wirklich schlimmes Heimweh gehabt. Natürlich vermisse ich meine Familie und Freunde von Zeit zu Zeit, aber nicht so, dass ich immer traurig wäre und nichts machen wollen würde. Wobei ich auch relativ viel Kontakt zu meiner Familie und meinen Freunden in Deutschland habe.
Glücklicherweise hat meine Gastfamilie kein Problem damit, wenn ich des Öfteren mein Handy benutze oder skype. Und auch in der Schule kann man sein Handy eigentlich ununterbrochen benutzen, so dass ich auch mit den sieben Stunden Zeitunterschied gut mit meiner Familie und meinen Freunden schreiben kann. Aber in bestimmten Situationen vermisse beispielsweise, dass ich in Deutschland so selbstständig sein kann, nicht auf ein Auto angewiesen bin, das Essen oder teilweise auch einfach nur, schnell und flüssig reden zu können ohne nach einer Zeit ein Wort nicht zu wissen. Wobei sich das auch deutlich gebessert hat. Mein Englisch wird immer flüssiger und ich muss immer seltener Worte nachgucken. Ich bin mir nicht sicher, wann sich das geändert hat. Mittlerweile denke und träume ich sogar in Englisch und als ich eben angefangen habe, diesen Text zu schreiben, musste ich den ersten Satz wieder löschen, weil ich ihn in Englisch geschrieben hatte.
Es ist verrückt, dass ich jedes Mal schreibe: „Die Zeit vergeht so schnell.“ – und nächstes Mal habe ich sogar das Gefühl, die Zeit vergeht noch schneller. Ich kann es überhaupt nicht glauben, dass die Hälfte meiner Zeit hier jetzt schon vorbei ist. Ich erinnere mich an den Flug, meine erste Nacht hier, meine erste Woche als wäre es nur ein paar Tage her. Ganz besonders erinnere ich mich an diesen einen Moment, als ich in meinem Bett lag und dachte: „Jetzt bin ich schon zwei Wochen hier!“ Und jetzt liege ich in meinem Bett und denke: „Wow! Nur noch 4 Monate und 10 Tage.“ Es ist unglaublich, wie die Zeit an mir vorbei fliegt. Da ich in der 12ten Klasse bin, werde ich meinen Abschluss hier machen und zur prom gehen. Und als ich letztens mit einer meiner Freundinnen über prom geredet habe, meinte sie „Ich muss jetzt bald anfangen nach einem Kleid zu schauen.“ Prom heißt, dass mein Jahr vorbei ist und jetzt muss ich schon nach einem Kleid für die prom gucken als wäre es morgen. Und wahrscheinlich ist das sogar richtig: Wenn die Zeit weiterhin immer schneller vergeht, ist morgen prom.
Für alle künftigen Austauschschüler kann ich nur sagen: „Schätze es, dass du diese Möglichkeit bekommst! Es ist etwas ganz besonderes! Genieß es von vorne bis hinten, jede Sekunde, auch wenn es vielleicht manchmal nicht so einfach ist. Mach das Beste aus jeder Situation und nimm so viel mit wie du kannst. Denn: wenn du einmal nicht hinguckst, ist es auch schon wieder vorbei. Auch wenn ich das das letzte Mal auch schon gemacht habe, möchte ich mich gerne nochmal bei allen bedanken, die mir dieses Jahr ermöglichen und mich immer unterstützten! DANKE!