- WELTBÜRGER-Stifter: weltweiser
- Programm: Schüleraustausch
- Land: Neuseeland
- Dauer: 10 Monate
- Name: Kai
Wie alles begann
An irgendeinem Tag im Oktober ich habe mich mit einem meiner besten Freunde verabredet und denke nicht mehr an den Infotag über Auslandsaufenthalte, bis mein Handy klingelt und ich abhebe. „Wolltest du nicht auf den Infotag gehen???“, fragt meine Mutter. – „Mhh- Nö“.
Am folgenden Tag höre ich von meinen Klassenkameraden, wie „mitreißend“ die Erzählungen der Returnees waren. Und besorgte mir gleich darauf von mindesten einem Dutzend anderen Mitschüler die Info-Prospekte der verschiedenen Austauschorganisationen. Der erste Eindruck der verschiedenen Länder waren die vielen, vielen Bilder von Landschaft und lächelnder Austauschschüler. Zu dieser Zeit wusste ich nicht mehr über den Austausch, als dass man, für längere Zeit ins Ausland geht; um dort eine Schule zu besuchen und bei einer Gastfamilie lebt. Schritt für Schritt machte ich mir ein Bild von dem Vorhaben.
Es würde im Juli 2012 passieren…das war klar, aber was musste getan werden? Erst einmal mussten meine Eltern von meiner Idee erfahren. Sie waren und sind offen für mein Vorhaben ins Ausland zu gehen. Der Weg war frei und von Tag zu Tag las ich einfach nur die ganzen Prospekte durch. Nach einiger Zeit schloss ich ein paar Länder aus und übrig blieben die englischsprachigen Länder Kanada, Australien und Neuseeland. Schlussendlich entschied ich mich für Neuseeland, dort boten die meisten Schulen genau das richtige an und den Rest überließ ich meinem Gefühl. Viele Leute werden mich später noch nach dem Grund dieser Entscheidung fragen, aber eigentlich war das nur so ein Gefühl. Erst wenige Tage später, als ich mal wieder die Prospekte und vor allem die darin zu findenden Fotos mir angeschaut hatte begann ich nach und nach Informationen und Bildmaterial über Neuseeland zu sammeln. Anfangs nur Fakten, wie Einwohnerzahl, Landesfläche und die wichtigsten Städte, später aber wurden es dicke Bildbände und Filme. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nur eine vage Vorstellung, was auf mich zukommen würde und, ob überhaupt etwas zu Stande kommt. Denn in den Prospekten steht alles in allem nicht viel mehr drin, als der Preis ein paar Regeln und Berwerbungsrichtlinien. Das Buch „Handbuch Fernweh“ von Thomas Terbeck war für mich einer der Schlüsselpunkte in der Entscheidungsphase, um für mich herauszufinden, ob es das richtige ist, denn es beschreibt detailliert den Ablauf eines Programms und was viel wichtiger ist dessen Hintergründe, wie z.B. die Zeit nach dem Jahr, die jetzige Schule, was auf einen dort zukommt und die Finanzen.
„So ein Aufenthalt kostet eine ganze Menge Geld!“
Ich habe mich zusammen mit meinen Eltern auf die Suche nach finanzieller Unterstützung für einen Auslandsaufenthalt gemacht und dabei sind wir auf die Stipendien gestoßen, die von den Organisationen selbst ausgeschrieben werden und auf andere Quellen, die natürlich nicht den vollen Preis des Aufenthaltes decken, aber unterstützen.
Ein weiteres gutes Buch welches ich nur empfehlen kann ist „Ein Schuljahr in Neuseeland: Gastschüler an einer neuseeländischen High-School“ von Alexandra Albert.
Bei meinen Recherchen im Internet auf der Suche nach irgendwelchen Dingen die mit Neuseeland zu tun haben bin ich natürlich auf die unglaublich vielen Austausch Organisationen getroffen. Wir filterten mithilfe des Buches „Handbuch Fernweh“ (es hat mehrere Tabellen, die die nötigsten Informationen über die Programme der Organisationen für die jeweiligen Länder) alle Organisationen aus, die ein Stipendium zu bieten hatten und schrieben meine erste Bewerbung. Es war eine langwierige Arbeit und mein Vater und ich verbrachten viele Stunden am Computer, um diese zu schreiben, aber nach langer Arbeit war eine überzeugende Bewerbung fertig. Nun bewarb ich mich bei diversen Organisationen per E-Mail und bekam sogleich Antworten und den ersten Termin für ein Bewerbungsgespräch. Dieses sollte direkt bei mir zu Hause stattfinden. Ich war schon ein bisschen aufgeregt…
Alles in allem verlief es gut und nachdem ich einige Fragen auf Englisch beantwortet hatte ging es auf Deutsch weiter. Man sollte beachten dass eine Organisation einen will, denn sie verdient schließlich an einem, sodass man sich nicht so viele Gedanken über das Ergebnis machen muss.
Fernweh? JuBi!
Ich hatte insgesamt vier Bewerbungsgespräche, wurde jedes Mal angenommen(ich habe noch nie von jemandem gehört der nicht angenommen wurde) und habe mich immer sicherer gefühlt. Alles in allem habe ich allein durch diese Vorbereitungsphase eine Menge gelernt. Ich habe mich nun für eine Austauschorganisation entschieden und habe gleich eine Bewerbung für ein 3 Monatiges Vollstipendium losgeschickt. Nach Weihnachten erhielt ich die Zusage zu dem finalen Bewerbungsgespräch unter den letzten drei Teilnehmern!
Am Tag des Bewerbungsgesprächs war ich ziemlich aufgeregt und fuhr mit meinen Eltern nach Bonn. Nach einer Gruppenpräsentation bzw. Arbeit wurde jeder zu einem Interview aufgerufen.
Die folgenden Tage wartete ich auf das Ergebnis und bekam einen Brief in dem mir mitgeteilt wurde, dass es eine schwere Entscheidung gewesen war den richtigen Teilnehmer auszuwählen, aber sie haben sich nicht für mich entschieden. Schade!
Dienstag den 10.07.12 nach D Zeit
Nachdem ich angefangen habe die Koffer zu packen wurde es irgendwie eng und die Zeit rann nur so vorbei plötzlich waren es nur noch zwei Tage bis zum Abflug. Einerseits wünschte ich mir mehr Zeit noch die Reise vorzubereiten andererseits nicht. An dem vorhergegangenen Wochenende habe ich mit meinen Klassenkameraden meinen Abschied gefeiert und gleichzeitig unser Abschlussjahr der 9. Klasse. Man wusste nicht so richtig was man fühlen sollte, aber ich glaube für manch einen war der Abschied schwieriger, als meiner, denn ich wusste was diese Reise für mich bedeutet und wie lange ich sie zusammen mit vielen Freunden und Bekannten vorbereitet habe; wofür ich mich noch einmal bedanken will.
Nach dem letzten Überprüfen von Koffern und sonstigem Gepäck und dem Aufschreiben von Notfallnummern ging es los. Die Sonne, die Fahrt verlief ruhig und mir wurde endlich so richtig klar, dass ich für mehrere Monate nach Neuseeland gehe. Am Parkplatz im Flughafen mein Vater: „Jetzt geht’s los.“ In der Halle trafen wir auf die anderen Austauchschüler, bekamen ein StepIn-T-Shirt, und haben eingecheckt; 27,1 kg + Handgepäck mit 6,7 kg. Auf der Besucherplattform guckten wir uns das Abfliegen anderer Flugzeuge an. Der Abschied kam näher; dann das Gruppenfoto und der Abschied; es war eigentlich ein ziemlich kurzer für so eine lange Zeit, aber ich denke so war es am besten, dann ging es durch den ersten Passcheck und man hatte so ein Gefühl von Plötzlichem allein sein. In der Wartehalle tauschten wir uns aus: Wie lange bleibst du?, Wohin geht’s?, Gasfamilie?; man lernte sich kennen. Endlich im Flugzeug auf Platz 42B neben einem Chinesen, der in Deutschland studiert hat und auch Englisch sprach. Mit ihm habe ich mich über meinen Austausch unterhalten; dann um halb 11 ging der Flug los. Das Flugzeug startete die Maschinen, ein Ohren betäubendes Geräusch, drehte auf die Startbahn zu, beschleunigte und hob ab. Ich hatte dieses seltsame Gefühl im Bauch, als ob man schwebe und ich war auf dem Weg nach Dubai. Ich war glücklich, denn nach fast einem dreiviertel Jahr Vorbereitung war es endlich soweit. Davor ging es nur darum den Aufenthalt vorzubereiten, man dachte immer nur in Schritten guckte welche Aufgaben noch zu erledigen waren und machte diese, man bekam Ratschläge und Glückwünsche; jetzt aber war es soweit und meine lange Reise nach Neuseeland hatte begonnen.
Mittwoch den 11.07.12 nach D Zeit
Man bekam abgepacktes Wasser in 100 ml Dosen auf dem Tablett serviert. Es war alles etwas eng und das Essen war nicht der Brüller, aber sonst ging’s. In Dubai angekommen ging´s erst mal wieder durch den Security-Check. Man war sehr auf den Flug fokussiert und dachte nicht viel über die bevorstehende Zeit nach.
Donnerstag 12.07.12 nach D Zeit
Durch so manche „Zeitsprünge ist dieses nur ein „fiktives Datum“. Wieder durch etliche Sicherheitschecks und Kontrollen ging nun der nächste Flug nach Brisbane. So langsam wurde ich müde und schlief im Flugzeug, denn der längste Flug von ca. 16 h stand bevor. Mit ein paar Filmen und ständigem einnicken zwischendurch, sich irgendein Zeug reinschieben ging der Flug vorüber. In Brisbane angekommen kam der nächste Sicherheitscheck und man traf auf die Australier, die gleich viel lockerer wirkten; man hielt ein Pläuschen vor ‘nem Bombencheck und redete mit den Reisenden. Danach um ca. 8:45 Ortszeit ging es in den nächsten Flieger nach Auckland. Dieser Flug dauerte nur drei Stunden und am Flughafen angekommen wurde man von einem Plakat „Welcome“ begrüßt und ging gleich weiter zur Passkontrolle mit den vorher ausgefüllten Karten. Danach noch ein Sicherheitscheck dann waren wir da; in Auckland. Begrüßt von Chris und Michelle holten wir unsere Koffer und ab ging´s zu Epson Girls School mit alten Shuttel Bussen. (später sollte ich feststellen, dass die Neuseeländer eh nicht viel von neuen Autos halten)
Die erste Begegnung mit dem Linksverkehr war urkomisch. In Auckland war es zurzeit etwa 14 Grad im Winter und die Sonne blinzelte durch den Wolken verhangenen Himmel. Auf dem Weg zum Internat, indem wir unser zweitägiges Vorbereitungsseminar hatten sah man, die für einen Europäer so fremden wirkenden Pflanzen wie Farne, Palmen Hartlaubgewächse. Manchmal fühle ich mich immer noch wie im Urlaub mit Palmen und anderen Tropischen Gewächsen. Als wir in unsere Räume kamen merkten wir sofort, dass die Neuseeländer keine vernünftige Heizung haben; auch die Fenster waren nur einfach verglast und die Lichtschalter waren auch total seltsam sowie die Türklinken… . Nach der Ankunft sind wir in die Mall gegangen und was sofort auffiel waren, abgesehen vom Linksverkehr die Ampeln, die ein total spaciges (Blinden-)Geräusch machen, wenn diese Ampeln auf Grün schalten. Am Abend um ca. 6 Uhr waren alle müde und erschöpft, aber um den Jetlag überstehen zu können „mussten“ wir bis mindesten acht Uhr wach bleiben.
Freitag der 13.07.12 nach NZ Zeit
Am nächsten Morgen gab um 8 Uhr Frühstück: Toast mit Vegemite (ich habs bis heute nicht ausprobiert-es riecht einfach %$%&$!!), Jam, Honey und Haselnuss Mus und Müsli.
Dann gab´s einen kleinen Stadtrundgang mit anschließendem Pizza essen in einem Restaurant dass, einem sehr temperamentvollen Italiener gehört. Dort ist mir aufgefallen dass, es dort Kranwasser gibt ohne dass man dieses bezahlt; das ist in Deutschland eher unüblich. An der Schule (unser zweitägiges Zuhause) gab’s einen kleinen Workshop mit dem „Change Game“ und Regeln vom Aufenthalt. Am folgenden Tag hieß es früh aufstehen für die Flüge in die verschiedenen Regionen Neuseelands für mich ging es nach Nelson. Ich war ziemlich gespannt auf meine Gastfamilie. Ich flog zusammen mit anderen und konnte mir so die Zeit verkürzen. Am Flughafen angekommen, bekamen wir ein Bild von Sunny Nelson, das einfach nur verregnet war… In der Empfangshalle traf ich auf das ältere Ehepaar, das nun für mindestens ein halbes Jahr meine Familie sein sollte. Kurze Begrüßung und Fahrt zu meinem neuen Zuhause. Ich hatte eine eigene Etage mit Bad für mich allein Cool! Nachdem ich den Weg zur Schule gefunden habe und ich mich durch den Linksverkehr geschlagen habe wurden wir, die International Students (ca. 40) am Montag mit Maori Gesängen begrüßt und in Gruppen aufgeteilt.
Die Kultur der Maori wird in Neuseeland respektiert und ist sehr verbreitet.
Uns wurde dann in diesen Gruppen die Schule gezeigt, die flächenmäßig viel größer ist, als meine in Deutschland, denn sie ist in mehreren Blöcken aufgeteilt und jedes Fach bzw. dessen Lehrer hat seinen eigenen Raum. Man wird total herzlich aufgenommen von einem International Office, das nur für die Austauschschüler da ist. Dort kann man immer hingehen, wenn man Hilfe braucht neue Fächer wählt oder sich an außerschulischen AGs beteiligen möchte. Die Lehrer des International Departments freuen sich immer darauf, wenn ein Schüler das Büro betritt. In kleinen Gruppen werden die Regeln von Dress Code (ich muss keine Schulkleidung tragen) und Schule besprochen und die Fächer gewählt. Das war ziemlich kompliziert den es gibt unglaublich viele verschiedene Fächer, die noch einmal in drei Level für die Jahre 11, 12, 13 aufgeteilt sind, aber nun habe ich 6 Fächer gewählt und zwar die beiden Pflichtfächer Englisch und Mathematik und dazu Fun-Fächer wie Outdoor Education, Photography, PE und New Zealand Studies.
Heute, am Mittwoch habe ich das erste Mal „richtig“ Schule gehabt. In den meisten Fächern haben wir total coole Lehrer, die einfach anders sind als „unsere“. Vor allem der Mathelehrer, der eine Schmetterlingspuppe mit in den Unterricht bringt, um darauf zu warten wann der Schmetterling schlüpft um das mit der Webcam zu filmen, uns International Students den KIWI-Slang lehrt und unglaublich schnell redet (aber verständlich) dass, er durch diesen Satz erklärt: ´Me (+ sugar) = talking fast.‘ Naja…
Der Unterricht beruht auf eigenständigem Wiederholen zu Hause, aber dafür wenig bis gar keine Hausaufgaben und die mündliche Mitarbeit fließt nicht direkt in die Note ein. Auch verläuft der Unterricht hier anders, denn es gibt meist eine Couch in die man sich setzen kann und wenn man nicht mitarbeitet und dabei nach den Unterricht stört wird man allein gellassen, sodass man eigenständig auf sich „aufpassen muss…
Nach nunmehr guten zwei Wochen in Neuseeland ist die erste Welle „vom neu sein“ vorüber-man plant den Eintritt in Sport und Freizeitclubs oder versucht in die Schulischen AGs zu kommen. Schon nach einigen Tagen ist einem das Schulgelände soweit vertraut, dass man nicht mehr auf fremde Hilfe angewiesen ist und alleine die Räume findet.
Ein großes Problem, was immer deutlicher wird ist das nicht Sprechen der „eigenen“ Sprache, denn leider habe ich mir eine Schule ausgesucht auf der ziemlich viele Deutsche sind. In den ersten Stunden mag das ein Vorteil sein, aber man kommt nicht so richtig an, wenn man andauert sich in der Deutschgruppe zusammen findet und keine neuen Leute trifft und kennenlernt. Am Anfang also in den ersten Wochen hat man noch so viel zu erzählen über die derzeitige Situation, aber das flaut ab und man muss sich einfügen in das Leben der Kiwis.
Ich bin meist in International Cours, da der Unterrichtsstoff dem der Internationals angepasst wurde-eigentlich schade so lerne ich fast keine Kiwis direkt kennen…
Ein normaler Schultag beginnt mit der Formclass in den die täglichen Veranstaltungen und wichtigen Termine gelesen werden. Diese Klasse ist eine Gruppe die immer die gleiche ist da die Schule auf einem Kurssystem basiert. Jeden Mittwoch aber findet International Assembly anstatt der Formclass statt. An den meisten tagen in der Woche habe ich fünf Unterrichtsfächer und jede zweite Stunde eine halbe Stunde Pause. Mein Lieblingsfach ist eindeutig OED, denn dort verlässt man ständig das Schulgelände verlässt um Mountainbiking zu gehen oder andere Outdoor Aktivitäten verübt. Wenn nicht genug Zeit vorhanden ist, machen wir lustige Gruppenspiele und Herausforderungen. Das Highlight jedes OED Kurses sind die Camps. Es finden bis zu vier Camps in einem halben Jahr (zwei Terms) statt. Bevor das Camp beginnt muss es natürlich vorbereitet werden und man beginnt mit dem Essensplan. Meine Cooking Group hat zwei Stunden gebraucht um das richtige im Supermarkt zu essen zu finden, denn es ist gar nicht so einfach für jeden den richtigen Geschmack finden.
Während des Camps sieht man atemberaubende Natur, lernt seine Klassenkameraden besser kennen und macht neue Erfahrungen. Meine größte Erfahrung war draußen zu schlafen und den unglaublichen Nachthimmel (bei -1° C) zu sehen. Mein nächstes Camp ist ein Sommer Camp in Golden Bay bzw. Abel Tasman.
Neuschnee und atemberaubende Aussichten, um 5 Uhr morgens und auf dem Weg auf unserer Tagestour zum alten Skifield, um Snow Skills zu erlernen…
In der zweiten Stunde habe ich International English. Je nach Englischkenntnissen wurde man in die verschiedenen Level eingestuft (Int. 1, Int. 2 und Kiwi class…). In den international Klassen wird der Unterricht genau den Kenntnissen der Schüler angepasst. Es werden viele Reden gehalten, um freies Sprechen zu trainieren. Ein weiteres international Fach ist New Zealand Studies. Es vereint die neuseeländische Geschichte, Maorikultur und die moderne Kultur. Auch wenn es um viel zuhören geht kann ich dieses Fach jedem empfehlen der sich für das Land interessiert.
Im Verlaufe des Tages habe ich noch PE und Mathematik.
In PE sind wir zur nahe gelegenen Rainbow Ski Area gefahren. Das erste Mal Snowboarding!!!
Jeden Donnerstag gibt eine Versammlung für die ganze Schule, aufgeteilt in Junior und Senior Student. Dort versammelt man sich in der Aula und es werden allerlei Dinge den Schülern vorgeführt; von Musik über Theater, Reden bis hin zu Preisverleihungen. Nach der Schule gehen wir bei schönem Wetter oft zum nahe gelegenen Strand.
Meine Familie hat ein kleines Ferienhaus in der Golden Bay und wir fahren jeden Monat einmal hin sodass sich die Möglichkeit ergibt mit meinem Gast Vater Kajaken zu gehen oder die Gegend zu erkunden. Er ist OED Lehrer und das gibt mir die Möglichkeit die in einem anderen Licht zu sehen wie z.B. beim Klettern Mountainbiking und Kajaken…
Es gibt so viel zu erzählen, dass gar nicht aufhören kann zu schreiben. Wie wird das erst sein wenn ich zurück nach Deutschland komme? Zu meinem zweiten Zuhause, denn ich auf jeden Fall schon sagen dass Neuseeland eine zweite Heimat geworden ist!
Jeder, der sich überlegt ins Ausland zu gehen, muss sich natürlich im Klaren darüber sein, aber ich kann es jedem nur empfehlen. Denn man lernt nicht nur neue Leute aus aller Welt kennen und lernt Englisch oder eine andere Sprache, man wird auch selbstbewusster und zielstrebiger. Außerdem lernt man sein Leben zu leben.
Neuseeland, ein Land so vielfältig, wie kaum ein anderes; von hohen schneebedeckten Bergen der Südalpen durchzogen, die Gletscherzungen, die sich fast bis zur Küste hinziehen, Regenwälder, Fjorde, wunderschöne Küsten und Sandstrände und aktive Vulkane. Es gibt so viel zu entdecken und zu sehen. Ich habe ein ganzes Jahr, von Mitte Juli 2012 bis Mitte Juli 2013, dort verbracht. Jetzt sitze ich hier, fast drei Wochen nach meinem Rückflug, zuhause an meinem Schreibtisch und höre einem Song zu, der mich sehr mit Neuseeland verbindet. Jeden Tag wache ich mit dem Gedanken an das vorübergegangene Jahr auf und ich fühle eine Leere, die beschreibt, wie viel ich mich in dieser Zeit verändert habe. Ich werde noch einige Zeit brauchen, um wieder vollends in Deutschland angekommen zu sein – ich stehe immer noch mit einem Bein in Neuseeland.
Vom Anfang bis zum Ende
Nach den ersten drei Monaten fand ich mich recht gut zurecht und hatte mich eingewöhnt, aber ich hatte das Gefühl, dass 5 Monate einfach nicht genug wären – ich hatte noch nicht alle meine Ziele erreicht. Also verlängerte ich auf ein volles Jahr was ich nicht bereue! Denn erst nach einem halben Jahr während der Sommerferien hatte ich das Gefühl, mich richtig integriert zu haben! Bekannte waren jetzt richtig feste Freunde und ich habe noch einige Reisen durchs Land unternehmen können!
Der wichtigste Teil des Austausches war neben der Gastfamilie, die mich total nett aufgenommen und unterstützt haben, das College. Ich bin an das Nayland College in Nelson gegangen. In der Schule lernt man viele Kiwis und Internationals kennen. Anfangs sind es mehr die Internationals, mit denen man befreundet ist, aber wenn viele nach kurzer Zeit wieder fliegen wendet man sich zu den Neuseeländern. Ich habe unglaublich gute Freunde gefunden, die diesen Austausch ausmachen. Wir waren eine Gruppe von 15 Leuten und machten eine ganze Menge zusammen, was ich hier in Deutschland jetzt sehr vermisse. Wir sind oft nach der Schule zu Countdown, dem Neuseeländischen Supermarkt gegangen, haben uns Lunch gekauft und sind zum nahegelegten Park, Strand oder zu jemandem nach Hause gegangen. Es war eine geliebte Routine, um einfach in der Gruppe zu sein.
Mit meinen besten zwei Freunden Sven und Adam habe ich eine Woche in der Hauptstadt Wellington organisiert. Nachdem eine „Kurzzeitgastfamilie“ in Wellington gefunden war, ging es auch schon zwei Wochen später los – ich war sowieso auf dem Rückweg von Rotorua mit meinen Gasteltern, sodass ich nicht mehr nach Wellington fliegen musste. Wir trafen uns in der Stadtmitte und gingen erst einmal zum Besucher Zentrum am Civic Square. Dort deckten wir uns mit Broschüren, Karten und Flyern ein, um noch an diesem Abend die folgende Woche planen zu können. Denn obwohl Wellington keine von langer Geschichte geprägte Stadt ist, ist es immer noch die Hauptstadt Neuseelands und hat so eine ganze Menge zu bieten. Ganz besonders interessant war die berühmte Weta Cave, aber auch der Ausblick von Mt Victoria, den wir kurz vor Sonnenuntergang bestiegen haben und so im herrlichen Licht auf ganz Wellington gucken konnten. Da Adam schon mehrmals in Wellington war konnte er Sven und mich ein bisschen führen und uns auch sehenswerte Stellen zeigen. Wir waren den ganzen Tag unterwegs und sahen uns neben dem Staatsmuseum Te Papa und dem Parlamentsgebäude noch viele andere Dinge an. Wir besuchten eine Comedy, wobei wir die einzigen Deutschen waren und so herausstachen. Nachdem uns und einige andere nach ihrer Herkunft gefragt hatte, band er uns geschickt in sein Programm ein. Alles in allem war diese Woche die beste des Jahres!
Die letzten drei Monate waren die besten meines Lebens, denn das Verhältnis zwischen mir und meiner Freundesgruppe wurde mit der Zeit immer fester. Zum Ende des Jahres wurde mir klar, dass ich nicht mehr viel Zeit hatte – ich verabredete mich doppelt so viel und versuchte jede Stunde zu nutzen. Aber irgendwann war es so weit: Der Schulball war die erste Abschiedsparty. Der Ball oder „Prom“ ist sehr angesehen und jeder machte sich besonders hübsch und zog die besten Sachen an. Es war gut, dass nicht nur das Abschlussjahr, sondern auch der 12. Jahrgang zum Ball durfte; so konnten alle meine Freunde zum Ball gehen (meine Freunde und ich waren erst Year 12 und nicht Year 13). Am letzten Wochenende organisierten wir ein Abschieds Dinner – ich hatte immer noch nicht ganz begriffen, dass ich nach Hause musste und mir nur noch wenige Tage blieben. Erst im Flugzeug passierte es. Viele Freunde hatten sich freigenommen, um mich verabschieden zu können. Es gab viele Tränen und ich fühlte eine Leere. So viel hatte ich erreicht, ich hatte mir eine eigene neue Welt aufgebaut – und jetzt!?! Ich musste wieder zurück! Ich konnte es nicht begreifen, denn ich wurde wieder in die alte Welt hineinkatapultiert. Alles ging sehr schnell und mein Freund Sven und ich saßen im Flugzeug. Durch die Fenster konnten wir alle sehen, die uns verabschiedet hatten, sie waren alle da auf der Aussichtsplatform des kleinen Flughafens in Nelson. Ein Jahr war vorüber, aus dem ich jetzt herausgerissen worden war. Ohne Sven, der genau dasselbe fühlte, wäre der Flug sehr schwierig geworden! Dafür, dass wir einfach nur über das vergangene Jahr während des langen Flugs reden konnten, war ich sehr dankbar!
Outdoor-Erlebnisse und Reisen
Meine Gastfamilie ist Spitze! Nachdem ich in den ersten fünf Wochen meine Gastfamilie gewechselt hatte, wurde ich umso netter bei meiner neuen aufgenommen. Sie unterstütze mich sehr in meinem Aufenthalt, gab mir Ratschläge und Grenzen, wofür ich ihnen dankbar bin! Durch sie konnte ich so viel von Neuseeland sehen wie kaum ein anderer. Viele Einblicke der Nord-und Südinsel habe ihnen zu verdanken. Da Andy, mein Gastvater Outdoor-Education-Lehrer ist, hatte er auch die nötige Ausrüstung, um viele verschiedene Adventures zu meistern…. Ich quelle gerade über von den vielen Dingen die wir zusammen gemacht haben, wofür ich ihm so dankbar bin, denn ich liebe es draußen zu sein! Noch jetzt vermisse ich die langen Fahrten durch Nord und Südinsel, wo man durch so viel Neuland fährt und Geschichten seiner Gasteltern und deren Kindern zuhört.
Das berühmte Neuseeländische Schulfach Outdoor-Education war genau das, was ich brauchte, um raus in die unberührte Natur Neuseelands zu kommen. Es hat mich sehr geprägt auf so vielen „Camps“ gewesen zu sein. Denn normalerweise belegt man nur einen Halbjahreskurs- in dem man auf zwei 3-Tages-Camps geht, aber ich habe einfach bei jedem Camp, in dem noch ein/zwei Plätze frei waren mitgemacht, um das Bestmögliche herauszuholen… Nach einiger Zeit haben die Lehrer mich sogar gefragt, ob ich denn nicht auf ein weiteres Camp gehen möchte. So war es dann am Ende des Jahres 11 anstatt 4 Camps! Ich habe so viele neue Eindrücke von hohen schneebedeckten Bergen und von goldenen Sandstränden mitgenommen, dass mir die Welt hier zurück in Deutschland einfach langweilig erscheint.
Auf dem Weg nach Rotorua bin ich an einem der ältesten National Park der Welt vorbeigekommen, dem Tongariro. Direkt an dem Park vorbei führt die Desert Road. Drei aktive Vulkane werden von dem Park erschlossen.
Die Landschaft kann man am besten durch Bilder zeigen. Es war eine wichtige Lebenserfahrung in den Bergen Neuseelands über mehrere Tage zu wandern, was ich hier in Deutschland in naher Umgebung leider nicht geht. Dies ist ein Vorteil Nelsons. Zum einen gibt es die schöne und übersichtliche Stadt Nelson. Mit etwa 60.000 Einwohnern, dem Strand und das Meer und die drei angrenzenden National Parks „Abel Tasman/Golden Bay“, „Nelson Lakes NP“ und „Kahurangi NP“ lässt es sich gut leben.
Der Abel Tasman National Park bietet herrliche Möglichkeiten zum Kajaken. Zwischenstopp auf Adele Island.
Nelson ist zudem Capital of MTB, auch einer der vielen Outdoor-Sportarten, die man in Nelson und Umgebung machen kann. So bin ich manchmal mit Freunden aus meiner Outdoor-Education-Klasse nach der Schule auf einen mehrstündigen MTB-Trip gegangen, um Naturerlebnis und Sport zu verbinden. Nelson war und ist für mich die ideale Stadt. Um nicht nur die Glanzseiten Nelsons aufzuzählen: Es gibt vor allem an den Wochenenden in Nelson viele Trinkparties, wo sich viele einfach nur volllaufen lassen. Auch die Kriminalitätsrate ist in manchen Vierteln hoch.
Neuseeländer ticken anders
Obwohl Neuseeland auf den ersten Blick sehr europäisch erscheint gibt es viele Kleinigkeiten, die einen Neuseeländer charakterisieren und von Europäern unterscheiden. Der für mich größte Unterschied ist Neuseelands junge Geschichte. Es gibt wenige Gebäude die hundertjährig sind, wie wir ganze Stadtviertel aus europäischen Städten kennen. Die meisten Neuseeländer können ihren Familienstammbaum bis auf die Kolonialzeit verfolgen. Zudem ist Neuseeland sehr multikulturell, was nicht nur an den Maoris liegt, den Ureinwohnern Neuseelands sondern auch an der hohen Einwanderungsrate. Auch liegt Neuseeland im Pazifik sehr abgeschieden, sodass zumindest in früheren Zeiten viele Waren nicht so schnell nachbestellt werden konnten. So hat sich eine Kultur der Wiederverwertung entwickelt. Die meisten Kiwis versuchen erst, Sachen zu reparieren und sie nicht sofort durch etwas Neues zu ersetzten.
Mir ist sofort an der Umgangsweise mit anderen Menschen aufgefallen, dass sie viel freundlicher miteinander umgehen. So sagen sie viel „Sorry“ and „Thank you“ oder wenn man jemanden trifft „how are you“ und so weiter. Dass erscheint in den meisten Fällen sehr oberflächig aber trotzdem ist es ein Zeichen, wie miteinander umgegangen wird und wenn man die Neuseeländer besser kennen lernt, ist es nicht mehr so „oberflächig“.
Warum ein Jahr nach Neuseeland?
Ziele und Vorstellungen, die ich mir Anfangs gestellt hatte konnte ich innerhalb des halben Jahres nicht erfüllen. So beschloss ich, gemeinsam mit meinen Eltern von vorneherein die Möglichkeit offenzuhalten auf ein ganzes Jahr zu verlängern. Anfangs steht immer die Frage im Raum: Wie lange? Ich kann nur empfehlen ein ganzes Jahr im Ausland zu verbringen, um so viel wie möglich zu erleben und das Beste aus der Idee zu machen. Vor allem aus sozialer Sicht hat man viel mehr davon, ein ganzes Jahr zu bleiben; So werden Freundschaften für ein ganzes Leben geschlossen und die Leute lernen dich viel besser kennen und so entsteht Vertrauen und Nähe. Außerdem braucht jeder einige Zeit sich vollends an die neue Situation anzupassen und in dem jeweiligen Land anzukommen. Etwas sollte man nicht vergessen! Du brauchst Zeit um dich zu verabschieden!
Träume leben!
Dieser Satz hat mich im Grunde die ganze Zeit in Neuseeland begleitet. Draußen zu sein und etwas zu erleben waren die Dinge, die meine Zeit in NZ sehr prägten. Aber auch Schule und die ganz alltäglichen Dinge fehlen mir jetzt! Es war eine Zeit in der es Höhen und Tiefen gab und ich nicht nur innerlich gewachsen bin. Ich habe meine Kenntnisse von Land und Sprache erweitert und ich bin offener geworden. Es scheint als hatte jemand an der Uhr gedreht, als hätte man die Zeit zuhause gestoppt aber in NZ weiterlaufen lassen. Etwas unterscheidet mich, ob Gut oder Schlecht von den anderen.
Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Eindruck vermitteln und gebe noch einmal den Rat, wenn ihr vor der Entscheidung steht: Macht ein Auslandsjahr!
Danke an die Unterstützung so vieler vor allem meiner Eltern, die es mir ermöglicht haben diese Erfahrung gelebt zu haben.
Danke, dass ihr Euch die Zeit genommen habt meinen Bericht zu lesen.
Kai Denker 19.09.2013