- WELTBÜRGER-Stifter: ESL Sprachreisen
- Programm: Sprachreise
- Land: Kanada
- Dauer: 2 Wochen
- Name: Janine
Zwei Wochen Kanada
Den krönenden Abschluss meiner Reise durch Mexiko, die USA und Kanada stellte ein zweiwöchiger Sprachaufenthalt in Toronto da. Kurz vor Abreise aus Deutschland (und ich meine wirklich kurz auf knapp) hatte ich es noch so gerade geschafft mich auf das Weltbürger-Stipendium von ESL zu bewerben. Glücklich konnte ich mich dann an die Qual der Wahl machen, eine von den unendlichen Möglichkeiten Nordamerikas zu wählen. Meine Entscheidung fiel auf Toronto als Abschluss einer langen Reise. Bereut habe ich es zu keiner Sekunde. Toronto, neben seiner Vielfältigkeit, ist einer der sichersten Städte Nordamerikas (oder zumindestens fühlt sich das so an) und so waren die Straßen nicht nur Tagsüber gut zu Fuß erkundbar – aber dazu später mehr.
An dieser Stelle sei aber gesagt, dass ich den TTC (ÖPNV) Kontrolleur, der einen sich unangebracht verhaltenen Fahrgast ausweist und danach mit uns restlichen Gästen eine Konversation über unsere Rechte und Möglichkeiten in so einem Fall zu handeln, beginnt, nicht so schnell vergessen werde. So ein Service und Verständnis von Courage und Gemeinschaft, könnte auch in Deutschland unser aller Miteinander verbessern – oder wie es so schön heißt: die Welt ist nicht böse wegen dem der Böses tut, sondern wegem den der Böses sieht und wegschaut.
Wie dem auch sei, beginnen wir nun mit den eigentlichen Teil des Reiseberichts:
Carolann, die mich vom ersten Tag an sehr herzlich Empfangen hat und selbst zu früher Stunde schon ein Strahlen im Gesicht hat
Fernweh? JuBi!
Das SSLC oder in lang auch Sprott Shaw Language College hieß mich von Anfang an freundlich willkommen. Besonders Carolann vom Empfang wird mir mit ihren witzigen Sprüchen und den besten Ausgeh-Tipps noch lange in Erinnerung bleiben. Aber auch meine internationale Klasse wie meine Lehrerin Renuka haben sich einen Platz im Herzen erobert. Nach mehreren Monaten auf Reise hatte sich mein Englisch schon auf ein gutes Niveau verbessert, sodass ich es nach dem Einstufungstest in die „advanced“ Klasse schaffte und am Ende auch von dieser graduierte. In meinem Kurs wurde nicht nur die Grammatik wieder aufgefrischt, sondern besonders an meinem Schreibstil und meiner Wortwahl gefeilt.
Wäre ich länger geblieben hätte ich wahrscheinlich auch den EA Kurs belegen können (English for Academic Use), aber auch so habe ich in den zwei Wochen noch einiges dazu gelernt. Der beste Teil des Unterrichts, war, wie überall wohl die Pausen, nicht weil es davor und danach langweilig wäre, sondern weil meine Klassenkameraden aus aller Welt viel zu erzählen haben. Egal ob wir über Parties, Sport oder Beziehungen redeten, immer wieder hieß es : „Und bei dir? Wie läuft das so in deinem Land?“. Somit habe ich nicht nur viel über Kanada sondern auch über Brasilien, China, Kolumbien, Korea, Indien und die Türkei gelernt. Nichts ist interessanter als eine politische Unterhaltung mit jemandem, der wirklich aus diesem Land kommt – oder hatten Sie mitbekommen, dass in Brasilien gerade gestreikt wird und es keine Lebensmittel, Benzin oder sonstiges mehr gibt ?
Natürlich blieben unsere Gespräche nicht nur auf der Seite des hoch philosophischen und einstweilen planten wir schon unser Wochenende oder gemeinsame Nachmittagsaktivitäten. In meiner Klasse herrschte immer gute Laune, was wohl auch daran lag, dass wir viele lateinamerikanische Schüler hatten.
Ich habe in Toronto viel erlebt. Egal ob CN-Tower, Distillery District oder die ganzen Museen – es gab immer was zu tun. Gerade Toronto mit seinem Little Italy, Chinatown oder Portugal Distrikt ist für uns Besucher sehr interessant. Die Vielfältigkeit und den Charakter der Stadt als Einwanderer-Zentrum werden durch all diese verschiedenen Stadtteile sehr gut gespiegelt. Wenn meine Freunde noch länger zur Schule gingen als ich, habe ich mich dann alleine auf Entdeckungsreise begeben.
Meine Empfehlung ist sich definitiv den Distillery-District anzuschauen. Nicht nur mit seiner alten Bauweise hebt er sich sehr vom Rest Torontos ab, auch seine Geschäfte und die dort zu findende Kunst sind sehr reizvoll. Wer mit Kunst weniger anfangen kann, der sollte ins ROM, Royal Ontario Museum gehen. Egal, ob Antike, Dinosaurier oder Biodiversität. Auf über 4 Ebenen findet jeder etwas, dass ihn fasziniert. Dank meines Studentenausweises, bekam ich in Toronto überall Rabatt, egal, ob bei der Metro oder den Museum, beinahe überall gab es 50% Ermäßigung, was nicht nur meine Reisekasse gefreut hat.
Definitiv auch einen Besuch wert sind die “ First Nation Reservats“ im Umland von Toronto. Und ganz tourimäßig ging es für mich auch zu den Niagara Fällen, dabei habe ich noch die Gelegenheit genutzt, die ein oder andere Eis-Weinerei zu besichtigen. Wer will darf hier probieren und so verließ ich die kleine Stadt Niagara on the lake mit dem ein oder anderen Wein im Gepäck.
Aber auch ein Besuch nach Norden, ins „Cottage Country“ von Kanada lohnt sich sehr. Kleine idyllisch gelegene Städtchen und Häuschen am See bestimmen hier das Bild. Kombiniert mit viel Wald und Ackerbau. Auch wenn es einen im ersten Moment ein bisschen an die ländlichen Gegenden Deutschlands erinnert, ist es von seiner Komposition doch ganz anders. Unglaublich faszinierend finde ich die Kultur der Amish, die ich „on the road“ eines Nachmittags entdeckt habe. Ackerbau mit Pferden, alte Scheunen und Gemüse, das am Straßenrand verkauft wird. Für mich als deutsches Landei, welches Größtenteils nur kommerzielle Landwirtschaft kennt, ist es ein beeindruckendes Eingeständnis an die Simplizität und Freude des Lebens gewesen; wir brauchen keine neuen Rekorde, es reicht auch schon ein gepflückter Apfel.
Ausblick vom Cottage einer Freundin im Umland von Toronto
Grün ist es nebenbei nicht nur auf dem Land, sondern auch in Toronto selbst. Einige meiner kanadischen Freunde haben mir erzählt, dass die Stadtplanung vorsieht, in Fußläufigkeit (10 Minuten) überall einen Park zu haben. Ganz überprüfen konnte ich das zwar nicht, aber ich war schon überrascht wie viele Bäume sich in dieser Stadt befinden. Vielleicht wäre das ja eine Idee für die Hamburger Stadtverwaltung, so als Alternative zum Diesel-Verbot ? Fortschrittlich ist Kanada nicht nur im „urban planning“ sondern auch in der Integration. Als vollkommen abgeschottetes Land mit sicheren Grenzen hat es Kanada natürlich auch leichter, aber dennoch, Flüchtlinge werden hier nicht in Zentren konzentriert sondern haben separate Wohnungen, mit freiwilligen Helfern, die die jeweiligen Schützlinge bei der Integration unterstützen. Ganz abgesehen davon, dass es kein Arbeitsverbot gibt und die finanzielle Unterstützung auf ein Jahr begrenzt ist.
Ich würde nicht behaupten, dass in Kanada alles besser ist, aber vielleicht würde sich für uns ein Blick über den großen Teich außerhalb von TTIP als lohnend herausstellen….Andere Länder andere Sitten, viel habe ich in Kanada gesehen, viel wird meinen Kopf noch länger beschäftigen. Was ich jedoch jetzt schon weiß: Zurückkommen werde ich auf jeden Fall. Freundschaft muss man schließlich auch über die Ferne pflegen. Nach zwei viel zu kurzen Wochen ging es für mich dann auch schon in den Flieger nach Deutschland. Mit vielen Erinnerungen, neuen Freunden und einem neuem Selbstbewusstsein im Englisch stelle ich mich nun der Herausforderung des Studiums und wünsche allen ESL-Teilnehmern viel Spaß auf ihrer Reise. Ihr werdet es genießen und es lohnt sich auf jeden Fall !