- WELTBÜRGER-Stifter: YFU
- Programm: Schüleraustausch
- Land: Finnland
- Dauer: 10 Monate
- Name: Anna
Moi, minä olen Anna.
Minä olen kuusitoista vuotta vanha. Olen vaihto-oppilas ja olen kotoisin Saksasta, mutta nyt asun Helsingissä. Se on tosi hauska olla täällä. Minä tykkään Suomesta paljon.
Hallo, ich bin Anna.
Ich bin sechzehn Jahre alt, Austauschschülerin und komme aus Deutschland, aber im Moment wohne ich in Helsinki. Es ist sehr schön hier. Ich mag Finnland sehr.
Drei Monate meines Austauschjahres sind nun schon vorbei, aber ich fühle mich hier so zu Hause, wie auch in Deutschland. Ich kann mir kaum vorstellen, das mir nur noch so “wenig” Zeit bleibt, denn diese ersten paar Monate gingen sehr schnell vorbei. Alles erst Neue und Fremde wird nun zum Alltag. Ich habe meine Gastfamilie sehr ins Herz geschlossen und, wenn ich heute schon an den Abschied denke, wird mir ganz flau im Magen. Ich habe ein neues Leben in Finnland angefangen. Dieses Jahr hat für mich unglaublich gut begonnen und ich bin so dankbar, dass ich die Möglichkeit dafür bekommen habe.
Die Organisation, die mich hierher begleitet hat, ist YFU und sie spielt eine große Rolle in meinem Austauschjahr. Hier im Gastland unterstützen sie uns so gut sie können. Wir haben eine “Support-Person”, die uns bei Problemen jeglicher Art unterstützen kann und einen “YFU-Freund”, der selbst ein Jahr im Ausland war, erst diesen Sommer zurück gekommen ist und jetzt die Organisation unterstützen will. Außerdem werden oft Treffen zwischen uns Austauschschülern und auch Ehemaligen gehalten, in denen wir über unsere Erlebnisse und Erfahrung reden, aber auch einfach gemeinsam Spaß haben können. Erst gestern haben wir bei einer ehemaligen Austauschschülerin übernachtet, was unglaublich viel Spaß gemacht hat. Wir haben darüber hinaus Halloween zusammen gefeiert und über finnische Musik diskutiert. Aber auch schon vor dem eigentlichen Beginn dieses Jahres, hat YFU uns viel geholfen. Wir hatten ein Vorbereitungstreffen in dem Dinge über Kultur, Werte und anderes Wichtiges für unser Austauschjahr gelernt haben. Hier in Finnland hilft es mir jetzt gewisse Besonderheiten dieses Landes als Kultur und nicht als “Wie komisch ist das denn?” zu verstehen.
Aber nun zu meinen persönlichen Erlebnissen. Ich möchte euch von meiner Familie, meinem Zuhause und meiner Schule erzählen, damit ihr einen Eindruck davon bekommt, wie meine Leben in Finnland aussieht und was mein Dasein hier so glücklich macht.
Eins gleich vorweg gesagt, wenn ihr, die ihr den Text lest, darüber nachdenkt selbst ein Jahr im Ausland zu verbringen, ist es sicherlich hilfreich, sich einige Erlebnisberichte durchzulesen, aber eins ist sicher, euer Jahr wird sich komplett von allem, was ihr lesen werdet unterscheiden, denn jede Familie ist anders und jeder Ort, jede Schule, selbst eure eigene Einstellung machen das Jahr zu dem, was es letzten Endes ist.
Fernweh? JuBi!
Am 03.08.2011 habe ich zur ersten Mal die Familie gesehen, mit der ich dieses Jahr verbringen werde. Den ganzen Weg im Flugzeug nach Helsinki und während des Orientierungslagers vor dem Zusammentreffen mit unserer Familie, konnte ich keine Aufregung spüren, aber als es dann soweit war, dass ich an der Reihe war vorzutreten und zu sehen, wie meine Gastfamilie aussieht, klopfte mein Herz so schnell und die Aufregung hat mir fast alle Worte genommen. Ich hatte mir vorgenommen, mich auf finnisch vorzustellen. Aber als ich dann vor meiner Gastschwester und Gastmutter stand, brachte ich nur ein schüchternes “Hei.” heraus. Meine Gastmutter hat aber dann die Initiative ergriffen und mich über das Orientierungslager, mein Zuhause und meine Familie in Deutschland ausgefragt. Sie hat das Eis gebrochen und auch ich habe meine unzähligen Fragen gestellt. Wir sind zusammen zu den Großeltern der Familie gefahren, so habe ich auch diese schon am ersten Tag getroffen und von dort aus schließlich nach Hause, wo mein kleiner, neunjähriger Gastbruder und mein Gastvater auf uns warteten. Die Familie hat mir mein Zimmer und das Haus gezeigt. Ich habe ein eigenes Zimmer im Obergeschoss mit meinen Gastgeschwistern in den Nebenräumen. Danach haben wir gegessen und ich bin schließlich sehr müde nach diesem langen Tag ins Bett gegangen.
Nach ein paar Tagen habe ich dann auch meinen zweiten 15 Jahre alten Gastbruder kennen gelernt, der von seinen Sommerferien nach Hause kam. Meine 17jährige Gastschwester und ich, haben uns von Anfang an gut verstanden. Wir verbringen ziemlich viel Zeit zusammen. Zum Beispiel haben wir uns einen Leichtathletikwettkampf zwischen Finnland und Schweden angeschaut (Finnland hat gewonnen). Wir machen zusammen Sport und gehen shoppen. Wir waren auch zusammen mit meiner Gastmutter in Stockholm, ein drei Tage langer Ausflug mit einem Schiff. Und auch eine Fahrt nach Estland und Lappland ist geplant. Wir gehen in die selbe Klasse in einem Gymnasium (lukio) in Helsinki. Sie an meiner Seite zu haben, hat mir den Start in der neuen Schule erleichtert. Sie kannte natürlich den Weg zur Schule, den wir mit zwei Bussen und einer Metro zurücklegen müssen. Sie wusste, wo ich Unterricht habe, wer mein Lehrer ist und sie konnte mich einigen Schülern vorstellen.
Nichts desto trotz habe ich mich bemüht, selbst Freunde zu finden und mein Freundeskreis hat sich nach diesen drei Monaten erweitert und ausgebaut. Ich fühle mich sehr wohl in meiner Schule und muss mich absolut nicht allein fühlen. Meiner Meinung nach erleichtert das finnische Schulsystem den Start in eine neue Schule. Man kann bis zu sieben Kurse wählen, die alle mit verschieden Schülern stattfinden und alle fünf Wochen wird ein komplett neuer Stundenplan gewählt. Das gibt mir die Möglichkeit so viele Menschen kennen zu lernen, wie ich nur möchte und viele unterschiedliche Freunde zu gewinnen. In der ersten Schulperiode (jakso) habe ich Fächer wie Kunst, Deutsch und Englisch gewählt, aber jetzt in der zweiten schon etwas anspruchsvollere Fächer wie Mathe, Ethik und Physik. Dieses Schuljahr in Finnland wird für mich in Deutschland nicht gewertet. Ich werde das Schuljahr wiederholen, was für mich bedeutet, das ich mich voll und ganz aufs Austauschschüler sein konzentrieren kann.
Auch in meiner Familie fühle ich mich sehr wohl. Sie unterstützen mich und helfen mir wo sie nur können und geben mir das Gefühl, ein Teil ihrer Familie zu sein. Ich verbringe viel Zeit mit ihnen, wenn ich zu Hause bin. Mein kleiner Gastbruder und ich spielen oft Kartenspiele zusammen und er lernt momentan deutsch in der Schule, wobei ich ihm natürlich wunderbar helfen kann. Mit meinem zweiten Gastbruder unternehme ich auch sehr gerne etwas. Wir backen zusammen oder gehen ins Kino, je nachdem wozu wir Zeit und Lust haben. Zu meiner Familie hier in Finnland gehört auch ein kleiner Hund Namens Donny. Ich gehe oft mit ihm spazieren, es ist eine gute Möglichkeit, die Umgebung besser kennen zu lernen und in Finnland lohnt es sich, sich in der Natur umzuschauen. Ich wohne in Helsinki, der Hauptstadt Finnlands und trotzdem ist der Weg bis zum nächsten Wald nur eine Minute lang. Wir wohnen in der Nähe vom Meer und ich war auch schon einige Male darin baden. Nach der Sauna ist das ein sehr erfrischendes Gefühl. Ich war hier in Finnland zum ersten Mal in der Sauna. Fast jede Familie besitzt mindestens eine, wenn nicht sogar eine zweite im Ferienhaus (mökki). Auch das ist etwas typisch finnisches und auch meine Familie verbringt einige ihrer Wochenenden und Ferien dort. Diese Ferienhäuser liegen in der Regel etwas weiter im Norden, an einem See zum Beispiel, mitten in der Natur. Wenn wir dort sind, füllen kein Fernseher oder Videospiele, kein Computer oder auch Hausaufgaben unsere Freizeit, sondern Bücher, Gespräche, Sport, Spaziergänge, gemeinsame Spiele- Es ist sehr erholend und stressfrei.
Bevor ich nach Finnland kam, konnte ich im Grunde kein finnisch sprechen. Ich konnte sagen, wer ich bin und “Hallo”, aber mehr habe ich zuvor nicht gelernt. Jetzt, nach nur drei Monaten, kann ich schon erste Gespräche auf finnisch führen. Es nimmt viel Zeit in Anspruch und es ist bei weitem nicht alles korrekt, was ich sage, aber es ist zumindest ein Anfang. Ich habe mir schon in Deutschland vorgenommen, obwohl ich keine Vorkenntnisse hatte, finnisch zu lernen und ich denke, das mir der Finnischkurs, den ich belegt habe und die Hilfe meiner Gastfamilie und Freunde ermöglichen diese Sprache nach einem Jahr zu verstehen und zu sprechen. In meiner Schule habe ich außerdem einmal in der Woche allein Unterricht mit einer Finnisch-Lehrerin. Sie erklärt mir Dinge, die ich noch nicht ganz verstanden habe und bringt mir weiteres Finnisch bei.
Auch wenn mir Finnland und die Menschen, die ich hier kennen lerne unglaublich gut gefallen und es mir Spaß macht hier zu sein, vermisse ich meine Familie und Freunde in Deutschland sehr. Ich möchte zwar auf keinen Fall zurück nach Deutschland, ehe das Jahr vorüber ist, aber ich spüre sehr deutlich, dass sie mir fehlen. Vor allem, da ich keine Zeit habe, sie regelmäßig zu kontaktieren. Einmal im Monat mit meiner Familie zu telefonieren, ist für mich ziemlich wenig. Aber damit muss ich Lernen umzugehen.
Im Großen und Ganzen kann ich jedem nur empfehlen, den Schritt in ein neues Land zu wagen. Ich lerne so viel, von dem ich in Deutschland noch nie etwas gehört habe. Es lohnt sich, seinen Alltag loszulassen und etwas völlig neues zu entdecken.