- WELTBÜRGER-Stifter: GLS
- Programm: Schüleraustausch
- Land: USA
- Dauer: 10 Monate
- Name: Thu Hang
Ankunft in Colorado Springs
Am Dienstag, den 23.08.2016 war es endlich soweit für mich. Mein Flug ging um 8:00 Uhr. Von Berlin flog ich nach Frankfurt am Main, von dort nach Chicago und letztendlich von Chicago zu meiner Gastfamilie in Colorado Springs. Ich konnte es an dem Tag immer noch nicht fassen und auch wenige Wochen nach meiner Ankunft nicht, dass ich in Amerika bin. Nun habe ich mich aber doch noch an den Gedanken gewöhnt, nachdem ich mich jetzt insgesamt schon 7 Wochen lang einleben durfte.
Am Flughafen in Colorado Springs angekommen, lief ich raus und nur noch ein kleiner Gang trennte mich vom Warteraum. Ich stand dann da für eine geschätzte Ewigkeit, um mich zu sammeln. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde, da ich meine Gastfamilie eine Woche vor meinem Flug und die Informationen zu ihnen erst vier Tage vor meinem Flug erhielt. Viel Kontakt hatten wir in der kurzen Zeit auch nicht aufgenommen. Um genauer zu sein, haben wir genau jeweils drei E-Mails ausgetauscht. Als ich dann endlich dazu bereit war, lief ich in den Warteraum und dort haben mich meine Gastfamilie und meine Local Coordinatorin sehr herzlich empfangen. Ich war erleichtert, da ich das hinter mir hatte.
Noch am Flughafen hatte sich meine Local Coordinatorin von uns verabschiedet und ich fuhr mit meiner Gastfamilie nach Hause. Während der Autofahrt nach Hause herrschte glücklicherweise auch keine peinliche Stille, vor der man sich normalerweise so fürchtet. Im Haus angekommen, wurde ich rumgeführt. Ich war erstaunt von dem (für mich) großen Haus. Meine Gastschwester aus Japan und ich haben eine ganze Etage für uns alleine, mit Wohnzimmer, Kamin, Schlafzimmer, Fast-Food-Theke und allem drum und dran. Inzwischen habe ich mich aber an das Haus gewöhnt und finde es inzwischen auch nicht mehr so groß.
Nach der Führung haben wir uns alle verabschiedet, da meine Gasteltern mir meine Müdigkeit angesehen haben. In meinem Zimmer angekommen, erwartete mich ein Präsentkorb mit kleinen Willkommensgeschenken, worüber ich mich sehr gefreut habe.
Fernweh? JuBi!
Die restliche Woche nutzte ich, um mich einzuleben, meine Gastfamilie besser kennenzulernen und auch um mich in der Schule anzumelden. Ebenfalls war das Orientierungstreffen mit anderen Austauschschülern in der Stadt am Ende der Woche. Das Treffen ermöglichte mir andere Austauschschüler kennenzulernen und zusätzlich wurden uns auch noch die Regeln des Programms erläutert.
Am nächsten Tag erwartete mich mein erster Schultag. Die Schule hatte schon drei Wochen davor begonnen, deswegen machte es mich umso nervöser, zur Schule zu gehen.
Naja, mein erster Schultag war dann auch nicht besonders toll. Ich hatte einen Kulturschock und fühlte mich fehl am Platz. Meine Gastfamilie hat jedoch immer versucht mich aufzumuntern, was ich auch sehr Wert schätze. Meine Gastmutter kann es mir aber auch immer ansehen, wenn es mir mal nicht so gut geht. Sie hat einfach einen Sinn dafür. Man könnte sie schon fast als überfürsorglich bezeichnen.
Nach dem ich drei meiner Kurse gewechselt hatte, ging es doch noch aufwärts. Meine Kurse sind jetzt: Integrated Math 3, Honors Biology, PE 2, Marketing 1, Englisch 3 und U.S. History. Meine Lieblingskurse sind bei weitem Marketing und PE 2. Leider ist PE 2 nur ein ein Semester dauernder Kurs. Englisch und U.S. History waren Pflicht, aber ich finde die Kurse nicht sonderlich schwer, beziehungsweise schlimm.
Langsam aber sicher habe ich auch Leute gefunden, mit denen ich reden kann. Ich würde sie jetzt noch nicht als Freunde bezeichnen, aber ich denke das kommt noch. Es haben mich auch relativ viele Schüler angesprochen, aber nicht weil sie wussten, dass ich Austauschschülerin bin, weil ich es anfangs nie erwähnt hatte. Sie sprachen mich an, weil sie bemerkt hatten, dass ich eine neue Schülerin auf der Schule war. Nachdem mich jemand angesprochen hatte, habe ich jedoch auch immer erwähnt, dass ich eine Austauschschülerin bin.
Meine Schule ist nicht sonderlich groß. Sie hat ca. 900 Schüler, was relativ wenig bis normal für eine amerikanische Schule ist. Auf meiner Schule herrscht leider auch nicht sonderlich viel School Spirit, was ich schon sehr schade finde, aber meine Welt geht deshalb auch nicht gleich unter.
Riko (meine japanische Gastschwester) und ich hatten eigentlich noch vor dem Cross Country Team beizutreten, aber die Anmeldungen zum Beitritt waren schon vorbei. Jetzt haben wir geplant im Frühling dem Tennis Team beizutreten, was vielleicht nicht die beste Idee ist, da wir davor noch nie Tennis gespielt haben. Wir spielen jedoch in unserer Freizeit ab und zu mal Federball. Das zählt doch auch oder nicht?
Riko kam eine Woche nach meiner Ankunft in Amerika an. Nun sind wir 7 Personen in der Familie: meine Gastmutter (Stephanie), mein Gastvater (Leon), meine 10-jährige Gastschwester (Bella), mein 9-jähriger Gastbruder (Trevor), mein 3-jähriger Gastbruder (Holden), meine Gastschwester aus Japan (Riko) und ich.
Mit Riko verstehe ich mich sehr gut, auch wenn ich jetzt noch nicht behaupten würde, dass wir beste Freundinnen sind. Meine kleinen Gastgeschwister sind zuckersüß und unterhalten mich immer, vor allem wenn ich Gesellschaft brauche. Meine Gasteltern sind für mich da, wenn ich mal schlecht gelaunt bin und versuchen mich dann aufzumuntern. Sie sind zusätzlich noch sehr witzig, aber peinlich witzig, was das Ganze noch einen Ticken witziger macht. Das ist immer sehr unterhaltsam mit ihnen. Riko und ich können uns manchmal vor Lachen nicht mehr halten. Zusätzlich versucht Riko mir in unserer Freizeit Stricken und Klavier spielen beizubringen. Das hört sich jetzt wahrscheinlich echt langweilig und spießig an, aber es könnte irgendwann ja noch nützlich für mich werden.
Wir helfen uns auch gegenseitig mit den Hausaufgaben. Sie hilft mir in Mathe und ich helfe ihr in Englisch. Wir haben auch zwei Kurse gemeinsam miteinander, nämlich PE 2 und U.S. History. Es ist wirklich sehr hilfreich, dass wir Kurse zusammen haben und vor allem in PE, weil dort des Öfteren Teamarbeit gefragt ist. Da im Kurs so gut wie nur Jungs sind, tun Riko und ich uns immer zusammen. Ein großer Minuspunkt in PE ist meiner Meinung nach, dass wir zwei Mal die Woche Gewichte heben müssen. Die restlichen drei Tage machen wir Ausdauer oder spielen Spiele, wie Fußball, American Football, Volleyball etc. Die Spiele machen sehr viel Spaß, weshalb ich auch mal über das Gewichtheben hinwegsehen kann. Mal nebenbei nehmen die Amerikaner Sport hier auch viel ernster als wir in Deutschland. Zumindest kommt das mir so vor.
Massenweise Fast Food und übergewichtige Menschen?
Was ich ebenfalls sehr erstaunlich finde ist, dass unsere Gastfamilie sich wirklich relativ gesund ernährt. Na klar gibt es manchmal Ausnahmen, aber überwiegend würde ich die Mahlzeiten hier schon als gesund bezeichnen. Stimmt es, dass die Portionen von Fast-Food-Ketten hier größer sind, als bei uns zu Hause? Ja, das stimmt schon. Überraschenderweise sehe ich trotzdem nicht viel mehr übergewichtige Menschen hier, verglichen mit Deutschland. Meine Gasteltern haben jedoch auch gesagt, dass es an der Stadt liegt. Wenn man in eine andere Stadt beziehungsweise in einen anderen Staat gehen würde, könnte es schon gleich anders aussehen, haben sie mir erklärt.
Jedenfalls finde ich Colorado Springs einfach nur toll. Seitdem Riko und ich hier sind, haben wir auch schon Einiges mit unserer Gastfamilie unternommen. Wir waren beispielsweise schon mehrere Male Essen, Shoppen, im Zoo, bei einem Heißluftballon Festival und mehr.
Wir haben auch schon unser erstes Football Game gesehen. Leider muss ich sagen, dass es nicht besonders spannend beziehungsweise spaßig anzuschauen war, da unsere Schule, wie schon erwähnt, nicht sehr viel School Spirit hat. Es waren auch nicht sonderlich viele Schüler da, um das Spiel zu sehen.
Unseren Homecoming haben wir auch schon hinter uns. Auch da waren nicht sehr viele Schüler. Es sind in etwa zwischen 50-80 Schüler zum Tanz gekommen. Die Musikauswahl war jedoch sehr gut. Wir hatten auch unseren eigenen Snapchat-Filter, wovon ich sehr beeindruckt war. Im Allgemeinen war Homecoming zwar nicht das, was ich erwartet hatte. Wir hatten jedoch gute Musik, haben getanzt, geredet und trotzdem Spaß gehabt. Es war auf jeden Fall eine Erfahrung wert.
Mit unserer amerikanischen Organisation (ETC) waren Riko und ich mit den Austauschschülern in ganz Colorado vor einigen Wochen campen. Da haben wir nochmal neue Freunde gefunden und konnten ebenfalls unsere Erfahrungen mit den Austauschschülern austauschen. An dem Campingtrip waren wir noch zusätzlich Wandern und Tretbootfahren, da Colorado (vor allem Colorado Springs) eine wunderschöne Landschaft hat. Colorado Springs ist eine relativ große Stadt, doch ist man trotzdem noch sehr an die Natur gebunden.
Neulich fand der Grand Canyon Trip statt. Leider habe ich nicht daran teilgenommen, aber dafür hat Riko daran teilgenommen. Sie hat daraufhin sehr davon geschwärmt, so dass ich es gleich daraufhin bereut hatte, nicht mitgegangen zu sein.
Wie man sieht, macht ETC einen wirklich tollen Job. Sie geben sich sehr viel Mühe in ihrer Arbeit, damit wir ein großartiges Auslandsjahr haben. Alle die für ETC arbeiten, die ich bis jetzt getroffen habe, waren total offen, herzlich und hilfreich. Dazu gehört auch unsere Local Coordinatorin. Sie hört uns bei unseren Problemen zu und versucht daraufhin auch wirklich dabei eine Lösung zu finden, wenn wir ein Problem haben. Was ich auch sehr schätzenswert finde ist, dass sie versucht eine gute Verbindung mit uns aufzubauen. Damit meine ich, dass sie auch in ihrer Freizeit noch mit uns Zeit verbringen will und auch darauf besteht.
Zusätzlich haben wir jeden Monat ein Treffen mit ihr, welches Pflicht ist. Die dauern in etwa 3-4 Stunden. Riko, mir und unserer Gastfamilie werden Fragen sowohl zur Schule als auch zum Familienverhältnis gestellt. Zusätzlich reden wir noch über die Highlights des Monats. Übermorgen, am Samstag den 15.10. steht das zweite monatliche Treffen für uns an. Danach sind es noch 7 weitere monatliche Treffen, bis zu meiner Rückreise nach Deutschland. Ich kann es nicht fassen, wie unglaublich schnell die Zeit vergeht.
An alle zukünftigen Austauschschüler: Genießt und nutzt jeden einzelnen Moment aus, denn die Zeit vergeht unglaublich schnell.