- WELTBÜRGER-Stifter: weltweiser
- Programm: Schüleraustausch
- Land: Frankreich
- Dauer: 5 Monate
- Name: Antonia
Zuersteinmal moechte ich mich vorstellen. Mein Name ist Antonia Dieme, ich bin 16 Jahre alt und komme aus Osnabrueck. Ich lebe gerade fuer fuenf Monate in einer Gastfamilie im schoenen Frankreich. Die ersten drei Monate sind leider schon vorbei, aber es warten ja noch zwei Tolle auf mich.
Meine Gruende fuer einen Schüleraustausch in Frankreich waren, mein Franzoesisch zu verbessern, in einer Gastfamilie und einem anderen Land zu leben. Ich habe mir in meinen Gedanken ausgemalt, wie es wohl sein wird, dort zu sein, aber so richtig funktionierte das nicht. Es blieb ein grosses Unbekanntes, welches unbedingt erkundet werden wollte.
Am 6. September ging es also endlich los…
Der Termin meines Abfluges rueckte also immer naeher, die ganzen Abschiede von Familie und Freunden waren sehr schwer, aber da war auch so ein anderes Gefuehl. Eine riesengrosse Freude und Aufgeregtheit. Ich konnte es nicht erwarten, endlich los zufahren und mein Abenteuer zu starten. Ich glaube, jeder der eine solche Reise antritt, kennt dieses Gefuehl, nicht wirklich realisieren zu koennen, was da eigentlich gerade passiert. Aber gerade dieser Zustand ist so wunderbar. Mein Flug ging von Muenster, mit einem Zwischenstop in Frankfurt, nach Paris.
In Paris bekamen wir letzte Tipps von den Betreuern meiner Organisation (AFS interkulturelle Begegnungen e.V. ) , mit wem wir bei Problemen sprechen koennen oder wie wir uns in bestimmten Situationen verhalten sollen. Und dann ging es endlich los zu unseren Gastfamilien.
Mit dem Zug fuhren wir nach Brive la Gaillarde. Wir sind eine Oesterreicherin, eine Chinesin, eine Thailaenderin, eine Slovakin, eine Amerikanerin – San Francisco, eine Italienerin, ein Junge, der auf den Färöer-Inseln wohnt und ich – die Deutsche. Unsere Gastfamilien wohnen im Departement Corrèze, also ist das Komitee AFS von Corrèze fuer uns zustaendig und wir fuhren gemeinsam in unsere neue Heimat.
Nach ca. 5 Stunden Fahrt warteten bereits unsere Gastfamilien am Bahnhof von Brive auf uns.
Wir stiegen aus dem Zug, vollgepackt mit dem Gepaeck fuer ein neues Leben in Frankreich. Ploetzlich wimmelte es ueberall von aufgeregten Franzosen. Diese begruessten uns herzlich mit den Bises (Bisous- deutsch Kuss), der eigentlich nur eine Beruehrung der Wangen und ein Schmatzkussgeraeusch in die Luft ist. Er wird immer ausgetauscht, wenn man sich trifft. Einer links, einer rechts. Es ist ueberall anders, mal erst links und mal zuerst rechts.
Ma nouvelle famille
Ich habe einen Gastvater ; Christophe, eine Gastmutter ; Nadine und zwei Schwestern ;Jessica und Jennifer. Jennifer wohnt in Toulouse, deshalb sehe ich sie nur selten. Sofort habe ich mich super mit meiner Familie verstanden, obwohl ich kein einziges franzoesisches Wort verstand. Ja, meine Fanzoesischkentnisse aus der Schule haben mir in diesem Moment nicht viel geholfen und meine Gastfamilie spricht kein Deutsch.
Es ging alles ganz schnell. Das Gepaeck wurde in die Autos gepackt, und es ging los zu unseren neuen Familien. Mit dem Auto fuhren wir einmal komplett durch die Stadt. Brive ist eine kleine Stadt mit 50.000 Einwohnern. Ich schaute aus dem Auto und war einfach nur beeindruckt: eine wunderschoene Stadt und fuer die naechsten fuenf Monate mein Zuhause. Pures Glueck!
Am Haus angekommen, wurde dieses praesentiert. Danach bereitete meine Gastmutter ein super leckeres Essen. Der Tag ging schnell vorbei und ich war muede von der langen Reise und den vielen neuen Eindruecken. Das Gepaeck habe ich erst am zweiten Tag ausgeraeumt.
Die ersten Tage konnte ich noch zuhause bleiben, aber dann hiess es auch fuer mich , ab in die Schule. Kurz zur Erklaerung: ich besuche ein franzoesisches Lycée, welches dem deutschen Gymnasium entspricht. Ich war so aufgeregt, wie werden meine neuen Mitschueler sein und vor allem wie klappt es mit der Verstaendigung? Alles Fragen, die sich bald darauf beantwortet haben. Am Morgen des ersten Schultages trafen sich alle Austauschschueler vor der Schule. Danach wählten wir zusammen mit dem Direktor der Schule unsere Klassen aus
Meine Klasse besteht aus 35 Schuelern, was fuer mich, die 25 Schueler gewoehnt ist, dann doch ein Unterschied ist. Ich wurde sehr freundlich in der Klasse aufgenommen, obwohl ich nur ein paar Brocken Franzoesisch konnte und so ziemlich nichts verstand.
Die Franzosen sind ein sehr freundliches und offnenes Volk und es fanden sich bald die ersten Freunde. Der Schultag hier ist sehr lang. Er beginnt am laengsten Tag um 08.00 Uhr und endet am Abend um 18.00 Uhr. Dazwischen gibt es natuerlich laengere Pausen, aber ich verbringe so den ganzen Tag in der Schule und habe nach der Schule kaum noch Zeit etwas zu machen. Die Schueler in Frankreich sind natuerlich auch nicht gluecklich, aber ein unterrichtsfreier Nachmittag macht es ein wenig besser.
In den ersten Wochen im Unterricht versuchte ich einfach nur nicht einzuschlafen, da ich leider ueberhaupt kein Wort verstand und immer sehr muede war. Das war auch eines der Dinge, die ich nicht erwartet haette, am Anfang war ich wirklich oft einfach nur muede. Was aber normal ist, da man sich an den neuen Rhythmus und den neuen Alltag gewoehnen muss.
Wenn es zu einer der grossen Pause klingelt stuermen alle Schueler auf die Kantine zu. Dort entsteht ein riesen Haufen aus plappernden, lachenenden Franzosen die alle auf den Eingang zudraengen. Ich bezahle mein Essen hier nicht wie in Deutschland mit einer Karte, sondern mit meiner Hand. Zuerst wird ein Code eingegeben und dann legt man seine Hand auf eine Platte, dort wird sie gescannt und man kann passieren.
Im Land des guten Essens
Wenn ich Schule habe, esse ich zum Fruehstueck (Petit Déjeuner-kleines Fruehstueck) einfach Muesli. Mein Mittagessen (Déjeuner) esse ich in der Schule. Es gibt eine grosse Auswahl an Salat, Joghurt, Kaese, einem Hauptgericht und natuerlich dem Baguette. Das mag jetzt alles ganz toll klingen, ist es aber nicht. Es ist Schulessen und man merkt, dass fuer sehr viele Personen gekocht wird. Dafuer ist das Essen zuhause um so besser ! Zum Abend wird gross gegessen, es gibt immer eine leckere Suppe mit Baguette als ersten ‘Gang’ (Entrée) und danach wird alles durcheinander gegessen.
Salat, Nudeln, Fleisch, Baguette…und manchmal macht meine Gastmutter ihre Quiche und die ist wirklich weltklasse. Zum Nachtisch gibt es dann noch einen kleinen Joghurt. Und falls ihr euch jetzt fragt, ob ich zugenommen habe, ja habe ich. Wie viel bleibt mein Geheimnis 😉
Und nun zum Apéritif, der aus Knabberzeug (Chips etc.), fuer die Erwachsenen alkoholische Getraenke und fuer die Jugendlichen Cola, Saft oder Wasser besteht. Er wird serviert, wenn jemand zu Besuch kommt oder einfach nur kurz “Salut” (deutsch-Hallo) sagt. Dabei wird wie wild diskutiert und gelacht. Die Franzosen haben die Gabe alle auf einmal zu reden und sich trotzdem noch gegenseitig zu verstehen. Er wird ueberings fast immer im Stehen eingenommen.
Am Wochenende, wenn Freunde zu Besuch sind, dauert das Essen schon mal mehrere Stunden. Es beginnt mit dem Apéritif. Darauf folgt eine Pause, in der natuerlich viel gesprochen wird. Nach ca. einer Stunde wird der Salat oder eine Platte mit Meeresfruechten als Vorspeise (Entrée) serviert. Danach wieder eine Pause und dann kommt das Hauptgericht, welches immer wechselt, mal Reis mit Fleisch und ein anderes mal Kartoffeln und Fleisch.
Ist dieses beendet, kommt wieder eine Pause. Und dann endlich der Kaese, den ich persoenlich am besten finde. Dort werden auf einer Platte verschiedene Kaesesorten serviert, die zusammen mit Brot oder Baguette gegessen werden. Bis es dann zum Desert, einem Kuchen oder eine andere Leckerei kommt, ist schon laengst nach 24.00 Uhr.
Wie man sich jetzt vielleicht denken kann, ist in Frankreich das Essen ein wichtiger Prozess. Die franzoesische Kueche ist sehr beruehmt und lecker!
Neue Sporterfahrungen
Ein weiteres grosses Thema in meiner Gastfamilie und meiner Stadt (Brive la Gaillarde) ist der Rugby. Ich kannte diesen Sport vorher nur vom hoeren und ich muss sagen, er hat mich ueberrascht. Ich habe dieses Spiel immer noch nicht ganz verstanden, aber es fasziniert mich unheimlich. Die ganzen Regeln zu erklaeren wuerde jetzt zu lange dauern, aber ich moechte einen kleinen Einblick geben.
Rugby ist ein sehr fairer Sport und nicht so gefaehrlich, wie man denkt. Es gibt zwei Teams, jeweils 15 Spieler, die gegeneinander Spielen. Ziel ist es, den eierfoermigen Ball hinter die Linie des Gegnerteams zubringen, dabei rennen die Sportler mit voller Wucht aufeinander zu. Das Gegnerteam versucht das andere Team aufzuhalten und schmeisst sich gegen den Spieler, um diesen zu stoppen und den Ball zu bekommen. Die Linien befinden sich natuerlich auf entgegengesetzten Seiten des Spielfeldes.
Ich hatte das Glueck ein Spiel zu besuchen und dabei das Team von Brive zu sehen, welches zu den besten Frankreichs gehoert. Wir, mein Gastvater, meine Gastschwester und ich standen direkt am Spielfeldrand. Ein Rugbyspieler macht schon Eindruck, da diese einen ziemlich maechtigen Koerper haben. Es war unglaublich, dass kann ich euch sagen.
Meine Reise nach Toulouse
Heute ist Montag und ein wunderbares Wochenende liegt hinter mir, ich habe zusammen mit meiner Gastfamilie Toulouse besucht. Diese Stadt ist magisch. Am Samstag Mittag sind wir hier in Brive aufgebrochen, so dass wir am Nachmittag dort ankamen.
Es hat uns aber nicht nur , um die Stadt zu besichtigen, nach Toulouse gezogen, sondern eine gute Freundin der Familie hatte Geburtstag. Den haben wir alle gemeinsam mit einem, wie sollte es auch anders sein, Essen gefeiert. Es wurde bis tief in die Nacht geredet und gelacht.
Am naechsten Morgen war es dann soweit, wir sind los gegangen, um die Stadt anzuschauen. Ich konnte am Tag zuvor ja schon ein bisschen sehen, aber da es dunkel war, wirkte alles natuerlich ganz anders. Ich bin gemeinsam mit meinen Gasteltern durch die Stadt gezogen und obwohl ein kalter Wind wehte , waren recht viele Menschen auf den Strassen unterwegs. Es wurde sogar Musik gespielt, an der einen Ecke stand ein Mann und machte mit einem geigenartigen Instrument Musik, an einer anderen eine Frau, die sang.
Die Stadt hat so wunderschoene Gebaeude. Alles in Beigebraun und Rottoenen, mit vielen wunderschoenen Pflanzen. An manchen Stellen ist es schon ein wenig weihnachtlich geschmueckt und die Leute begannen langsam den Weihnachtsmarkt aufzubauen. Die Garonne, ein grosser Fluss, schlaengelt sich durch die Stadt und viele junge Menschen sind unterwegs.
Die Stadt lebt, selbst an einem Sonntagmorgen mit kalten Wind. Da ich am naechsten Tag Schule hatte, mussten wir leider schon am Nachmittag nach Hause aufbrechen. Ich konnte aber noch einmal einen wunderbaren Blick auf die Stadt erhaschen. Toulouse liegt in einer Kuhle, deshalb kann man von weitem auf ein Meer von Lichtern schauen die sich unglaublich weit ziehen. Es ist bezaubernd.
Fernweh? JuBi!
Weihnachtszeit in Frankreich
Der Anfang vom Dezember verlief ohne spannende Vorfälle, ich ging zur Schule und traf mich mit Freunden. Dezember, also bald war Weihnachten und ich machte mir Gedanken über Weihnachtsgeschenke. Diese Aufgabe stellte mich vor eine große Herausforderung. Doch ich wurde fündig.
Meine Gastschwestern bekamen eine CD ihrer Lieblingsband für die jüngere und für die ältere einen Lippenstift, den sie sich schon länger gewünscht hatte. Mein Gastvater durfte sich über eine große Schachtel Pralinen freuen und meine Gastmutter über einen Nagellack von Dior. So konnte ich mit einem zufriedenen Gefühl Weihnachten entgegenblicken. Die Wochen vergingen wie im Fluge und bald war es soweit. Wir machten uns auf den Weg in die Bretagne, um dort Weihnachten mit der Familie zu verbringen.
Mit dem Auto bezwangen wir den langen Weg nach Rennes. Dort angekommen, fiel mir sofort die Ähnlichkeit zu Deutschland auf. Die Landschaft war grüner, weniger südlich. Auch diese Familie empfing mich unglaublich herzlich, ich konnte mich auf eine tolle Zeit freuen.
Weihnachten in Frankreich war sehr verschieden. Es ging gleich mittags mit dem Aperitif los, wie gewohnt. Für diesen wurde eine Menge von wunderbaren Kleinigkeiten vorbereitet. Dabei die Foie Gras, eine Spezalität meiner Region (Limousin). Das ist eine Pastete aus Entenleber. Klingt jetzt nicht so lecker, hat auch einen recht speziellen Geschmack, ist aber dennoch sehr gut.
Es wurde ein großer Schinken angeschnitten, was aber wohl eher zur persönlichen Tradition meiner Familie gehört. Nach dem Aperitif hatten wir alle die Zeit, uns in Schale zu werfen. Weihnachten wurde in schicker Garderobe gefeiert. Gegen Abend begann das Essen. Es wurde alles selber zubereitet und schien mir unendlich. Doch es war auch unglaublich gut. Ich hatte mich an diesem Abend definitiv überfressen!
Kurz vor Mitternacht mussten wir Kinder uns dann nach oben in die Zimmer verziehen, damit der Weihnachtsmann unten die Geschenke bereit legen konnte. Als uns durch ein lautes „le pere noel est passé!“ (der Weihnachtsmann war da!) Bescheid gegeben wurde, stürmten alle sofort los und stürzten sich auf die Geschenke, die zahlreich unter dem Weihnachtsbaum lagen.
Es war das reinste Chaos aus lauten „oh, c’est trop beau!“, „merci beaucoup!“ (oh, dass ist so schön! und Vielen Dank!) und zerfetztem Geschenkpapier. Ich durfte mich auch über ein paar Geschenke freuen, sowohl von meiner deutschen als auch von meiner französischen Familie.
Nach ungefähr einer halben Stunde war alles vorbei. Ein ungewohnt schnelles Weihnachten, aber trotzdem wunderschön. Alle haben sich über ihre Weihnachtsgeschenke gefreut und waren glücklich.
So verging auch Weihnachten sehr schnell. Das Heimweh suchte mich ein wenig heim, dennoch nicht so stark, wie ich es erwartet hatte. Durch eine Verabredung über Skype mit meiner Familie verflog dieses auch bald.
Und auch dieses Mal hatte ich das Glück, einige schöne Orte der Bretagne besuchen zu dürfen. Natürlich haben wir uns Rennes angeschaut. Wir sind dort auf einen Jahrmarkt gegangen und haben uns vor der Oper ein atemberaubendes Lichtspektakel angeschaut. Jedes Jahr wird von Studenten eine Geschichte mit Licht auf ein Gebäude gestrahlt und erzählt. Dazu wird Musik gespielt. Es kommen immer unglaublich viele Menschen aus den Ecken von Rennes, um sich das Schauspiel an zuschauen.
Der Weihnachtsmarkt war leider zu, aber so schlenderten wir einfach noch ein wenig durch die Stadt. Die Bretagne hat aber noch Vieles mehr zu bieten. Wir besuchten Saint Malo und den Mont Saint Michel. St. Malo ist eine wunderschöne Stadt am Atlantik. Sie hat eine große Stadtmauer, auf der man wunderbar spazieren gehen kann. Dabei schaut man auf das Meer und die Stadt.
Außerdem besuchten wir einen Weihnachtsmarkt. Er war klein, aber fein. Viele Buden, in denen man schöne Sachen finden konnte, waren aufgebaut und die Leute schlenderten gemütlich über die Wege. Zwischen den kleinen Buden wuchsen Palmen, was merkwürdig wirkte. Weihnachtsmusik kam aus Boxen und die Palmen waren mit Lichterketten geschmückt.
Wir schauten uns noch ein wenig die Stadt an und fuhren dann wieder nach Hause. Das war St. Malo. Am nächsten Tag besuchten wir den Mont St. Michel. Der Mont Saint Michel ist unglaublich schön. Eine kleine Stadt, die auf engstem Raum auf einem kleinen Hügel im Meer gebaut wurde. Es tummeln sich Touristen von allen Kontinenten der Welt in den kleinen Straßen. In der Mitte befindet sich ein riesiges Kloster. Und die Aussicht ist wunderbar. Es gibt viele kleine Strassen und Ecken zu entdecken.
Jahreswechsel in der Bretagne
Die Zeit verging schnell und zack war es auch schon Silvester. Silvester. Ja, wie feiert man in Frankreich eigentlich Silvester? Es wird sich wieder chick gemacht und ein vielfältiges Essen zubereitet. Dieses Mal gibt es Meeresfrüchte. Ein riesengroßer Tisch, voll mit jeglichen Sorten an Meeresgetier. Mir selber schmeckt das nicht so gut. Dennoch habe ich mir so einige Kleinigkeiten heraussuchen können, die mir gefielen.
Um Mitternacht wurde mit Sekt angestoßen und alle wünschten sich ein frohes neues Jahr, Gesundheit und Glück. Silvester wird in Frankreich auch eher mit den Freunden gefeiert. Nach Silvester hieß es dann die letzten Tage in der Bretagne genießen, bevor es wieder nach Brive ging. Ich mag es nicht, mich zu verabschieden. Doch auch hier musste ich es machen.
Als wir aus der Bretagne zurückkamen, war es bereits Januar und ich wusste, bald würde meine Zeit in Frankreich zu Ende gehen. Ich wurde sehr traurig, ich bemerkte wie schnell die Zeit verging, und das ich bald dieses wunderbare Land und meine französische Familie und Freunde wieder verlassen musste. Dennoch war ich auch irgendwie glücklich und freute mich auf Zuhause, auf meine deutsche Familie und meine Freunde.
Was tut man also in den letzten Tagen? So viel wie möglich. Ich habe mir gesagt, du musst jeden Tag genießen und nutzen bis ins Minimum. Ich ging mit meinen Freunden aus und verbrachte Zeit mit meiner Familie. Auch hieß es bald die Koffer packen und kleine Mitbringsel kaufen, was ich aber immer vor mir her schob. Diese letzten Wochen gingen so verdammt schnell um. Am Anfang waren es noch 3 Wochen, dann nur noch 2 und zack – die letzte Woche brach an.
Die letzten Tage im neuen Zuhause genießen
Mein letztes Wochenende verbrachte ich zusammen mit allen Austauschschülern, Gastfamilien und Leuten von AFS. Wir fuhren ins Zentralmassiv, um Spaß mit dem Schnee zu haben. Am ersten Tag gingen wir spazieren und bauten dabei Schneemänner und machten Schneeballschlachten. Wir hatten einfach noch mal unglaublich viel Spaß zusammen.
Am Abend legte in unserem Hotel ein richtig schlechter DJ auf, aber das war uns egal. Wir hatten trotzdem Spaß und lachten und tanzten. Am nächsten Tag liehen wir uns Schlitten aus. Wir haben uns weggeschmissen vor lachen, als wir in einer riesigen Schlange den Berg hinunter sausten.
Aber auch dieses Wochenende verflog unglaublich schnell und mein letzter Montag kam, dann der letzte Dienstag und der letzte Mittwoch. Ich fing an, mich von einigen meiner Lehrer zu verabschieden. Diese verabschiedeten mich so unglaublich herzlich, was mich sehr beeindruckte, da ich nur mit wenigen regelmäßig geredet hatte.
Ich verbrachte noch ein paar Nachmittage zusammen mit meinen Freunden in der Stadt. Ich wollte die Stadt aufsaugen und alles in Form von Fotos oder Gedanken festhalten, vielleicht auch zum letzten Mal anschauen. Es war genauso wie am Anfang, als ich in Deutschland nach Frankreich aufgebrochen bin. Ich konnte es nicht realisieren.
In Deutschland erlebte ich diese Aufregung vor der Abreise ins Unbekannte, verabschiedete mich von meinen Freunden für fünf Monte und genau da ist der Unterschied. In Deutschland wusste ich, dass ich meine Freunde und Familie nach fünf Monaten wieder sehen kann. Aber wie wird es in Frankreich sein? Wann kann ich zurück? Kann ich den Kontakt halten? Diese Fragen stelle ich mir immer noch und weiß keine Antwort.
Die letzten Tage in Frankreich – die Sachen waren bald gepackt und ich ging los zu meinem letzten Schultag. Dieser Tag war einer der Schwersten meines Lebens. Ich wollte nicht, dass er kommt und ich wollte mich nicht verabschieden müssen. An diesem Tag habe ich viel geweint. Doch ist es nicht irgendwie ein gutes Zeichen? Ich merkte so, wie wichtig mir diese Menschen geworden waren.
Meine Klasse hatte ein gemeinsames Frühstück organisiert und mir ein Erinnerungsgeschenk überreicht. Viele hatten mir kleine Abschiedsbriefe geschrieben und auch ich übergab kleine Erinnerungen an mich. Den Abend verbrachte ich zusammen mit meiner Gastfamilie. Ich wollte keine Minute vergeuden, sondern jeden Moment mit ihnen genießen.
Am nächsten Morgen ging es früh mit meinem Gepäck, meiner Familie und einiger meiner Freunde zum Bahnhof. Es war soweit, heute sollte ich mit dem Zug nach Paris und von da aus nach Hause nach Deutschland fahren. Es tat unheimlich weh, meiner Familie und meinen Freunden Tschüss zu sagen.
Der Moment, als ich im Zug stand und all meine Lieben weinen sah, war sehr schmerzhaft. Ich merkte, wie gern ich sie habe und wie sehr sie mir fehlen werden. Es fühlte sich an, als würde ein Stück meines Herzens in Brive zurückbleiben.
Wieder zuhause angekommen
Der Zug bedeutete für mich aber auch, meine deutsche Familie und Freunde bald wieder zu sehen, und so war ich sehr traurig aber auch glücklich. In Paris trafen wir viele andere Austauschschüler wieder. Mir kam die Zeit unendlich vor, und ich wollte einfach nur noch nach Hause nach Deutschland und nach Frankreich. Wir redeten über unsere Erfahrungen und hatten noch einmal sehr viel Spaß zusammen.
Dann ging es mit dem Flugzeug nach Deutschland zurück. Ich wäre fast geplatzt vor Vorfreude und Aufregung, endlich meine Lieben aus Deutschland wieder zu sehen. Als das Flugzeug landete, sind wir, zwei deutsche Mädchen, nach fünf Monaten Frankreich wieder auf deutschem Boden angekommen.
Wir haben uns an den Händen genommen und sind dann gemeinsam die letzte Stufe vom Flugzeug hinunter gesprungen. Der Frankreichaufenthalt schien so für uns wirklich beendet. Es war vorbei. Es blieben noch so viele tolle Erinnerungen und die Sprache in unseren Köpfen.
Es kam mir vor wie eine Ewigkeit bis endlich das ganze Gepäck ankam. Dann war es endlich soweit, und ich konnte meine ganze Familie in die Arme schließen. Ich bin durch die letzte Absperrung gerannt, habe alles von mir geschmissen und mich in die Arme meiner Familie geworfen. Es war ein so unglaubliches Gefühl, alle nach fünf Monaten wieder zu sehen.
Endlich zuhause. Es war so wunderbar alles, was ich so lange nicht sah, wieder zu haben. So verging dieser Tag sehr schnell und ich war wieder zuhause. Jetzt hieß es, deutsch reden, und mich in mein deutsches Leben einzugewöhnen. Eine Aufgabe, die nicht so einfach gewesen ist. In der Küche musste ich die Tassen suchen und erstmal fragen, wann noch mal mein Bus für die Schule fährt. Den Stundenplan hatte ich komplett vergessen. Ich sehnte mich so sehr danach, französisch zu reden.
Etwas wunderbares passierte jedoch. Nach fünf Monaten, in denen ich so viel erlebt und kennen gelernt habe, ist eines gleich geblieben; meine Freunde und Familie. Ich fühlte mich in der Schule so wohl wie immer. Ich habe alles so unglaublich vermisst, dass wurde mir erst jetzt richtig klar. Die erste Zeit in der Schule war sehr anstrengend. Ich musste mich in alles eingewöhnen und mich wieder in den Unterricht einfinden. Aber auch das klappe gut.
Jetzt halte ich den Kontakt zu meiner Familie und meinen Freunden in Frankreich über Facebook oder Skype. Sie fehlen mir sehr! So schwer der Abschied in Frankreich auch war, ich hatte eine wunderbare Zeit und habe so viel erlebt und gelernt. Ich spreche fließend Französisch, denke sogar noch manchmal auf Französisch.
In der ganzen Zeit habe ich mich kennen gelernt, ich weiß jetzt was ich möchte, und mir ist klar geworden, wie wichtig Vertrauen in sich selber und in andere Menschen ist. Ich habe wirklich verstanden, wie wichtig es ist, Familie und Freunde haben und bin unendlich dankbar für deren Unterstützung.
Damit moechte ich meinen Bericht abschliessen und hoffe das ihr vielleicht auch ein bisschen Lust bekommen habt ins Ausland zu gehen. Ich kann euch sagen, es lohnt sich!
Und ich moechte mich bei allen Leuten bedanken, die dieses Abenteuer moeglich machen. DANKE!
Falls ihr noch Fragen habt, meldet euch gern bei mir.
E-mail: antoniadieme@web.de oder auf Facebook: Antonia Elsa.
Meine Organisation: http://www.afs.de/
(Alle Erfahrungen, die ich geschildert habe, habe ich gemacht und sind meine Meinung. In einem anderen Teil Frankreichs kann es ganz anders sein!!)