- WELTBÜRGER-Stifter: GLS
- Programm: Schüleraustausch
- Land: Südafrika
- Dauer: 5 Monate
- Name: Leonel
Ich heiße Leonel, bin 17 Jahre alt und lebe mittlerweile seit drei Monaten in Südafrika in einer Gastfamilie im Rahmen eines Schüleraustausch-Aufenthaltes in Südafrika. Ich bin in Berlin geboren und wohne auch dort. Seit dem 06. Januar 2016 bin ich in Südafrika und besuche die „Settlers High School“.
Ich schreibe diesen Bericht, um den Lesern einen Einblick in mein Leben in Südafrika zu geben und für Austauschschüler, die sich ein Bild von einem Auslandsaufenthalt in Südafrika machen möchten.
In Deutschland gehe ich auf die „Freie Waldorfschule Kleinmachnow“ und war in der zehnten Klasse, als ich nach Südafrika gegangen bin. Da viele Schüler aus meiner Klasse vor hatten, ins Ausland zu gehen, bin ich auch auf die Idee gekommen und da ich ein englischsprachiges Land und so viel Neues wie möglich kennen lernen wollte, habe ich mich für Südafrika entschieden.
Vorbereitungen für den Abflug
Ich wurde gut von meiner Organisation, GLS, beraten und vorbereitet und habe mich sehr auf die Reise und meinen Aufenthalt gefreut. Ich bin mit zwei anderen Austauschschülern, die ich schon von einem Orientierungstermin bei GLS kannte, von Berlin nach Istanbul geflogen, wo dann noch zwei weitere Austauschschüler dazu kamen. Es war sehr gut, in einer Gruppe zu fliegen, weil wir uns gegenseitig unterstützen konnten.
Nach dem anstrengenden 17-Stunden-Flug wurde jeder von seiner Gastfamilie abgeholt. Nachdem wir dann zwei Nächte bei den Gastfamilien übernachtet hatten und sie schon ein bisschen kennen lernen konnten, gab es ein so genanntes Orientierungswochenende von der südafrikanischen Organisation, „You2Africa“. Alle neuen Austauschschüler haben in einer Art Jugendherberge gewohnt, die Stadt kennengelernt und die Programmregeln von You2Africa wurden erläutert. Wir haben viel von Kapstadt gezeigt bekommen und es war gut, dass die Orientierung direkt am Anfang stattfand, weil wir nicht zu Hause sitzen mussten, sondern etwas zu unternehmen hatten.
Am Sonntag des Orientierungswochenendes sind wir in Muizenberg (nahe Kapstadt) surfen gegangen und haben dann noch die Austauschschüler kennengelernt, die schon seit längerer Zeit in Südafrika waren. Ich habe auch einen Jungen aus Deutschland, in meinem Alter, kennengelernt, der hier auf meine Schule geht und ich konnte mich schon einmal mit ihm austauschen und über die Schule und das, was so auf mich zukommen würde, reden.
Mein erster südafrikanischer Schultag
Direkt nach dem Wochenende ging dann auch schon die Schule und das südafrikanische Schuljahr los. Ich bin mit meiner Gastmutter in die Schule gefahren, habe meine Fächer gewählt und wurde in eine „Home-Class“, also mein Tutorium, eingeteilt. Die Settlers High-School in Bellville ist circa zehn Minuten mit dem Auto von meinem Zuhause entfernt und mit rund 1200 Schülern viel größer und unübersichtlicher als meine Schule in Deutschland.
Die Leute aus meiner Klasse sind sehr offen, interessiert und hilfsbereit auf mich zugekommen und haben mich zu den richtigen Klassenräumen gebracht und mir sehr nett geholfen, bis ich mich selbst zurechtfinden konnte. Ich habe die Settlers High-School als meine Zweitwahl auf die Wunschliste der Schulen bei GLS gesetzt, da sie ein großes Sportangebot hatte und einen guten Eindruck auf mich machte.
Rückblickend wäre ich lieber auf eine Schule gegangen, die nah am Meer liegt, weil man in Südafrika sehr gut surfen kann und weil You2Africa die Gastfamilie im Umkreis der Schule sucht, lebt man dann auch in der Gegend der Schule.
‚Settlers‘ ist eine sehr strenge Schule und wenn man die Hausaufgaben und die Prüfungen ernst nimmt, nimmt die Schule sehr viel Zeit in Anspruch. Ich habe mich jedenfalls sehr schnell zurechtgefunden und bin gut mitgekommen. Die Schulordnung ist viel strenger, als die an meiner Schule in Deutschland und hier in Südafrika setzen sie sehr auf Disziplin. Bei Regelverstößen gibt es sehr heftige Strafen, die meistens keinen anderen Sinn haben außer eine Strafe zu sein: zum Beispiel fünf Seiten PowerPoint-Präsentationen stupide abschreiben oder an einem Samstag für zwei Stunden in die Schule kommen zu müssen und einfach nur in der Sporthalle zu sitzen und nichts zu tun.
Der Unterrichtsstoff ist selbst in der fremden Sprache nicht schwer, aber sehr viel und die Lehrer und You2Africa erwartet auch, dass man in der Schule ordentlich mitarbeitet und wenigstens die Bedingungen erfüllt, um die Klasse zu bestehen.
In Südafrika fährt fast niemand mit dem Fahrrad und deswegen komme ich jeden Morgen mit einer Fahrgemeinschaft in die Schule. Wenn die Schule dann um 14:45 zu Ende ist, muss ich jeden Nachmittag bis vier Uhr warten, bis ich abgeholt werde. Man kann nicht einfach nach Hause laufen oder Fahrrad fahren oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Generell ist man nicht wirklich unabhängig, weil man sich nicht einfach so frei bewegen kann wie in Deutschland.
Die einzigen öffentlichen Verkehrsmittel, die ich regelmäßig benutze sind das Taxiunternehmen ‚Uber‘, den Zug und den ‚MyCity Bus‘. Da der Zug aber auch recht gefährlich ist, erlauben es manche Gastfamilien gar nicht mit dem Zug zu fahren. Ich fahre auch nur mit anderen Freunden zusammen und nicht mehr nach Einbruch der Dunkelheit. Man kann auch die Gastfamilie fragen, ob sie einen fährt, aber das ist teuer für sie und sie hat auch nicht immer Zeit. Ich vermisse es jedenfalls sehr, nicht so unabhängig zu sein wie in Deutschland und mich zu jeder Tages-und Nachtzeit frei mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bewegen zu können.
Ich habe mich in der Schule und in meiner Gastfamilie sehr schnell eingelebt und zurechtgefunden. Am Anfang war noch alles neu und total interessant. Ich hatte überhaupt kein Heimweh und fand es nur toll, dass ich in Südafrika bin. Nach einem Monat ungefähr wurde dann alles langsam zur Routine und Normalität; jedenfalls die Dinge, die ich jeden Tag machte.
Die ersten kleinen Probleme und Diskussionen mit der Gastfamilie traten auf, und ich war einen Tag krank zu Hause, weil ich entweder etwas Schlechtes gegessen hatte oder mein Körper einfach manche Dinge nicht so vertrug; die Südafrikaner sind ja an ihr Essen und ihre Umgebung angepasst. Ich hatte dann starke Bauchschmerzen und musste mich mehrmals übergeben. Auch andere Austauschschüler haben Ähnliches erlebt. Das ist aber recht schnell wieder vorbeigegangen und ich wurde wieder gesund.
In der Schule habe ich mich mit vielen Leuten gut verstanden und ich habe schnell Freunde gefunden. Es war außerdem gut, zwei andere Deutsche auf der Schule zu haben, mit denen man sich auf Deutsch unterhalten und über die ‚komischen‘ Gepflogenheiten der Südafrikaner reden konnte: zum Beispiel, dass man sich etwas vornimmt und dann nicht macht oder, dass alle Schüler schon 40 Minuten vor Unterrichtsbeginn in der Schule sind oder, dass man wenn man ‚now now‘ sagt, ‚gleich’/’später‘ meint.
Als ‚extra-murals‘, also extra Fächer nach der Schule, habe ich Basketball und Tennis gewählt. Tennis hatte ich einmal in der Woche und Basketball zwei Mal plus einen Spieltag, an dem die Mannschaft gegen das Team einer anderen Schule angetreten ist. Vor allem Basketball hat sehr viel Spaß gemacht, da ich es in Deutschland noch nie so richtig gespielt habe und unser Team aus sehr netten Leuten bestand.
Durch den Sport nach der Schule und auch durch eine so genannte ‚Photography-society‘ an der ich teilgenommen habe, habe ich viel mehr Leute kennen gelernt und Freunde gewonnen.
Der erste Term, also das erste Viertel des Jahres, ist schnell vergangen und auch die Examen am Ende des ersten Terms, die ich bis auf Afrikaans mitschreiben musste, waren kein großes Problem. Im zweiten Term werde ich Rugby spielen, was mir bis jetzt, nach den ersten Trainings, auch viel Spaß gemacht hat.
Fernweh? JuBi!
Kapstadts Gesellschaft
Ein großes Problem in Südafrika ist aber die Sicherheit und die Spanne zwischen sehr arm und sehr reich. Wie ich schon erwähnt habe, kann man sich in Kapstadt nicht so frei und unbesorgt bewegen wie in Berlin und Deutschland. Man sollte nach der Dämmerung nicht mehr mit dem Zug fahren und aufpassen, in welchen Gegenden man unterwegs ist.
Generell sollte man im Zug, oder wenn man alleine unterwegs und an einem unbelebten Ort ist, nicht mit seinem Handy oder Bargeld herumfuchteln und es nicht offen zeigen.
Ich habe schon miterlebt, wie jemand meinem Freund das Handy aus der Hosentasche klauen wollte und wie einem Mann das Iphone 6, im anfahrenden Zug, durch das Fenster, aus der Hand gerissen wurde.
Die vielen, sehr armen Menschen, leben in Townships in und um Cape Town wie Khayelitsha, welches das größte Township Kapstadts ist. Die extrem reichen leben in riesigen Villen in Hout Bay oder Clifton. Man sieht die verschiedenen Welten sehr gut und kriegt auch mit in was für einem Teil man sich gerade bewegt.
Auch Obdachlose in Cape Town sind präsenter und zahlreicher als in Berlin. Manche sind sehr anhänglich und etwas aufdringlich. Solange man aufmerksam ist und sich nicht dumm anstellt, passiert einem auch nichts. Die Gastfamilie trägt während des Aufenthalts die Verantwortung für einen und ist deshalb auch recht vorsichtig und passt gut auf einen auf.
Sechs Tage entlang der Garden Route
Nach den Prüfungen und dem ersten Term, hatte ich dann Ferien, in denen ich gleich zu Beginn mit You2Africa und den Austauschschülern, die die Tour machen wollten, auf die Garden Route Tour gefahren bin. Wir waren 15 Schüler, eine Betreuerin von You2Africa und zwei Betreuer von der Organisation, die die Garden Route Tour organisiert. Es gab einen kleinen Bus und ein großes Auto mit dem wir dann die Ostküste am Indischen Ozean bis Jeffreys Bay entlanggefahren sind.
Die Garden Route Tour dauert sechs Tage und ist ein extra Angebot von You2Africa für die Austauschschüler. Wir haben am ersten Tag eine Safari gemacht und dann in einer Art Jugendherberge (‚Backpackers‘), die direkt am Strand war, gegessen und übernachtet.
Am zweiten Tag sind wir weitergefahren und haben eine Paddeltour gemacht. Danach sind wir weiter nach Jeffreys Bay gefahren und haben dort in einem wunderschönen ‚Backpackers‘ übernachtet. Es war sehr gemütlich eingerichtet hatte einen Blick auf den Strand und war voll aufs Surfen ausgelegt.
Am dritten Tag bin ich dann mit meinem Freund, Lukas, um sechs Uhr am Morgen aufgestanden, um bei Regen und Wind in der Dämmerung surfen zu gehen. Als wir dann um circa 06:20 am Strand ankamen, waren schon rund 40 Surfer im Wasser, weil die Wellen so gut waren. Wir mussten über ein Riff ins Wasser zum Punkt an dem die Wellen brechen, was schon eine ziemlich große Herausforderung für uns war, da die Steine rutschig oder mit scharfen Muscheln bewachsen waren und die kommenden Wellen einen wieder zurück zum Riff gespült hätten, wenn man nicht im richtigen Moment ins Wasser gesprungen wäre.
Danach hatte ich es dann über die brechenden Wellen hinaus geschafft, nachdem ich von mindestens drei Wellen so hart erwischt wurde, dass es sich unter der Welle so anfühlte als wäre ich in einer Waschmaschine, die mich in alle Richtungen zerrt und schleudert. Wenn man dann nach gefühlten 30 Sekunden wieder an die Oberfläche kommt und nach Luft schnappen will, kommt direkt die nächste Welle und reißt einen mit.
Jedenfalls war ich dann auf dem offenen Meer, habe keine einzige Welle bekommen und hatte nur noch Panik und wollte wieder an den Strand. Lukas hatte es nicht über die brechenden Wellen geschafft und schon am Strand auf mich gewartet.
Nach dem Frühstück hatten wir dann Freizeit und sind nochmal an einer anderen Stelle surfen gegangen, was auch nicht besser geendet ist. Ein Mädchen, das zum zweiten Mal surfen war, hat ihr Surfboard gegen ihren Kopf und Kehlkopf bekommen und musste ins Krankenhaus. Wir hatten uns einfach völlig überschätzt, und ich habe eine Grenzerfahrung gemacht. Auch Lukas hat erzählt, dass er danach einen Albtraum von unserem Surferlebnis hatte…
Am vierten Tag sind wir Richtung Stormsriver weitergefahren und konnten über einem Wasserfall ‚ziplinen‘ (wie in einem Kletterpark an einem Drahtseil durch die Luft ‚fliegen‘) und danach von der höchsten Bungeejump-Brücke der Welt, bungee jumpen.
Am fünften und sechsten Tag haben wir Elefanten gefüttert, eine Höhlentour in den ‚Cango Caves‘ gemacht und in warmem Quellwasser gebadet. Das Essen und die Unterkünfte waren immer hervorragend und die Tour war das Beste, was ich bisher in Südafrika gemacht habe. Sie hat sich auf jeden Fall gelohnt!
Es ist jetzt gerade ‚Halbzeit‘ meines Austausches und obwohl ich schon so viel erlebt und Neues kennen gelernt habe, fühlt es sich so an, als wäre ich erst vor drei Wochen gelandet. Ich habe noch drei Monate vor mir und freue mich auf meine Zeit in Cape Town, aber auch auf meine Freunde, Familie und die kleinen Dinge, die ich aus Deutschland vermisse!
Cape Malay Kitchen
Mein Gastvater stammt aus dem so genannten „Bo-Kaap“, einem Viertel in Kapstadt, in dem die Kapmalaien lebten und leben. Meine Gastmutter ist nicht berufstätig und hat deswegen die Zeit, uns mit sehr leckerem südafrikanischem Essen zu bekochen. Kochen generell spielt eine große Rolle in meiner Gastfamilie und weil mich die Ursprünge dieser Küche und der Menschen interessierten und das Essen eins der besten Dinge in meiner Gastfamilie war, beschäftigte ich mich mit diesem Thema.
Meine Gastfamilie nennt sich selbst „coloured“, ein Begriff der Menschen beschreibt, die sowohl weiße, als auch schwarze Vorfahren haben. Während der Zeit der Apartheid, der Rassentrennung in Südafrika, wurde diese Bevölkerungsgruppe offiziell so bezeichnet, das ist heute zum Glück nicht mehr der Fall. Trotzdem sprechen viele von sich selbst noch als „Coloureds“.
Kapmalaien gehören einer ethnischen Gruppe an, die in Südafrika lebt und von muslimischen Sklaven abstammt. Der Stadtteil Bo-Kaap wurde im 18. Jahrhundert von den Kapmalaien besiedelt, nachdem sie aus der Sklaverei der Holländer entlassen worden waren. Sie stellen heute noch die Mehrheit der Bewohner im Bo-Kaap.
Nachdem der Expeditionsleiter der Niederländischen Ostindien-Kompanie, Jan van Riebeeck, 1652 am Kap landete, wurden in den folgenden Jahrzehnten viele Sklaven aus den holländischen Kolonien im Indischen Ozean nach Südafrika ans Kap gebracht. Mit ihnen kam ihre Kultur, Religion, ihre Sprache und auch ihre kulinarischen Einflüsse. Die Menschen stammten hauptsächlich aus dem heutigen Indonesien und waren die ersten, die den Islam nach Südafrika brachten.
Das Essen, speziell das in Kapstadt, ist demnach von der muslimischen Religion geprägt und beeinflusst. Es gibt zum Beispiel Gerichte, die typisch für den Ramadan sind und während dieser Zeit viel gegessen werden. Fleisch ist eine der Hauptzutaten in der Kap-Küche. Während der sechs Monate in meiner Gastfamilie, gab es in jedem Gericht, außer zum Frühstück, Fleisch.
Lammfleisch, Hühnchen und Rindfleisch sind sehr beliebt. Schweinefleisch wiederum wird nicht oft verwendet, da es im Islam verboten ist. Die Gerichte an sich können in der Qualität sehr verschieden sein. Manchmal musste ich mit Pizza, die mit Ketchup anstatt Tomatensauce, viel zu viel Käse und Wiener Würstchen belegt war, kämpfen, ein anderes Mal gab es dann ein leckeres Curry mit „Rootis“ (eine Art salzige Eierkuchen), sodass mir das Wasser im Mund zusammenlief.
Generell würde ich sagen, dass viele Leute, vor allem die ärmeren, sich keine hochwertigen Zutaten leisten können und auch nicht darauf achten wo sie herkommen und wie sie produziert werden. Die traditionellen Rezepte schmecken meist viel besser als Gerichte aus Europa oder Amerika, wie zum Beispiel Pizza, „Maccaroni and Cheese“ oder Hot Dogs.
Da die Cape Malay-Küche stark von Ländern in Südostasien, wie Indonesien oder Malaysia beeinflusst wird, spielen Gewürze eine wichtige Rolle. Bei Gerichten wie z.B. Curries, sind Gewürze wie Chili, Cayennepfeffer, Koriander, Paprika, Knoblauch, Kreuzkümmel und Ingwer nicht weg zu denken. Die meisten traditionellen Rezepte sind sehr einfach, brauchen aber viel Zeit.
Im Vergleich zu Deutschland gibt es viele Familien, bei denen der Mann arbeiten geht, das Geld verdient und die Frau zu Hause bleibt, um sich um Kinder und Haushalt zu kümmern. So auch in meiner Gastfamilie. Meine Gastmutter blieb zu Hause, putzte, machte die Wäsche, ging ins Fitnessstudio und kochte für die Familie.
Von Braii, Bredies und Boerewors
Meine Familie war nicht muslimisch, aber es gab viele traditionelle cape-malayische Gerichte, wie Curries, Bredies (vergleichbar mit einem Eintopf), Biryanies (Reis mit Curry und Lammfleisch) oder Samoosas (frittierte Teigtaschen mit Fleischfüllung).
Außerdem ist „Braii“ sehr berühmt in Südafrika. Es ist die südafrikanische Variante des Grillens und im Sommer sehr beliebt. Der Braii wird meistens schon mitten am Tag begonnen und dann wird der Grill mit Lamm- und Rindfleisch, mit Geflügel oder „Boerewors“ belegt.
Boerewors ist eine burische, meist zur Schnecke gerollte Wurst mit Koriander. Außerdem wird Kudu-, Springbock- und Straußenfleisch gegrillt. Dazu gibt es Salate, Maiskolben, ‚Pap‘ (ein Maisbrei) und Kartoffeln. Zum Braii ist ein kühles Bier sehr beliebt.
Obwohl es auch ein paar südafrikanische Biersorten gibt, ist südafrikanischer Wein sehr viel berühmter und beliebter. Weinregionen wie „Groot Constantia“ bei Kapstadt sind weltweit bekannt für ihren guten Wein und infolgedessen wohlhabend und eine große Touristenattraktion. Südafrikas Weine werden in die ganze Welt exportiert.
Eine weitere südafrikanische Spezialität ist das so genannte „Biltong“. Es ist Rindfleisch oder Fleisch verschiedener Wildtiere, das mit Chili, Koriander und anderen Gewürzen eingerieben und dann ein bis zwei Wochen an der Luft getrocknet wird, bis es 40-50% seines Wassergehaltes verloren hat. Früher wurde es traditionell so lange an der Sonne getrocknet, bis es steinhart war. Halbgetrocknetes Biltong wird gerne als Snack nebenbei essen.
Auch „Foodmarkets“ gibt es in Südafrika viele, wie ich sie aus Deutschland noch nicht kannte. An verschiedenen Ständen, oft in einer Halle mit Livemusik, wird Essen angeboten und dann meist frisch zubereitet. Das Sortiment reicht von Burgern und Samoosas über Smoothies, frisch gepressten Säften, Bier und Wein zu Waffeln und Shortbread. Die Foodmarkets befinden sich meist an von Touristen besuchten Orten, wenn man aber authentisch südafrikanisch essen möchte, sucht man sich im besten Fall eine Gastfamilie, lebt mit ihr und „braiit“ mit ihren Freunden.
Ich werde das Essen aus Südafrika in guter Erinnerung behalten und definitiv viele Gerichte, die ich in meinem Gastland kennengelernt habe, für meine Familie, Freunde und mich selbst kochen!