- WELTBÜRGER-Stifter: CAS
- Programm: Schüleraustausch
- Land: Costa Rica
- Dauer: 10 Monate
- Name: Ronja
Letztes Jahr im Frühling habe ich mich dafür entschieden, ein Austauschjahr in Costa Rica, einem kleinen Land zwischen Nicaragua und Panama in der Karibik, zu machen. Ich habe mir dieses Land ausgesucht, weil es so eine wundervolle Natur hat und ich Spanisch sprechen lernen wollte. „Warum willst du nach Costa Rica um Spanisch zu lernen. Das kannst du doch viel einfacher in Spanien und außerdem ist Spanien viel näher!“
Das war die erste Reaktion von meinem Vater. Doch ich sagte nur: „Nach Spanien kann ich auch in den Urlaub fahren! Und außerdem fasziniert mich die Landschaft von Costa Rica“. Denn in Costa Rica gibt es sowohl türkisfarbenes Meer und weiße Strände, als auch Regenwald, Vulkane, Berge und eine große Tier-und Pflanzenvielfalt. Die Einwohner, also die Ticos, sollen außerdem sehr freundlich, familiär und offen sein. Kurzum: Das perfekte Land für mich!!!
Idee verwirklichen
Mein Name ist Ronja Rieke. Ich komme aus Bensberg, einem Ortsteil von Bergisch Gladbach, einer „kleineren“ Großstadt in der Nähe von Köln. Für mich war klar, dass ich ein Austauschjahr machen will, doch ich wusste noch nicht genau wohin. In die USA wollte ich nicht, da die meisten dorthin fahren und außerdem musste es ein Spanisch sprechendes Land sein. Als ich dann in einem der Kataloge etwas über Costa Rica gelesen habe, wusste ich: Da möchte ich hin!
Ich habe mich dann auf der JugendBildungsmesse noch weiter informiert und schließlich die Organisation „CAS“ gefunden. Ich habe mich dort auch sofort beworben und bin angenommen worden. „CAS“ steht für Costa Rica Austausch Service und ist eine kleinere Organisation, die nur für Costa Rica diesen Sevice anbietet. Das war für mich sehr wichtig, da ich so erwartet habe, dass die eben Betreuung vor Ort sehr persönlich und auf die in Costa Rica typischen Eigenarten abgestimmt ist. Und ich kann heute bestätigen, dass sich meine Erwartungen, zumindest in dieser Hinsicht, erfüllt haben.
Fernweh? JuBi!
Zuerst konnte ich allerdings noch kein Wort Spanisch, weshalb ich noch drei Kurse in der Volkshochschule gemacht habe, um ein paar Grundkenntnisse zu erlangen. Doch „CAS“ hat mir auch versichert, dass es nicht schlimm ist wenn man die Sprache gar nicht kann und dass, das nach ein paar Monaten dies auch kein Problem mehr ist.
Ankunft in dem schönsten Land auf Erden
Als wir früh morgens in Costa Rica ausgestiegen sind, war ich eigentlich total gut gelaunt und das obwohl es mir im Flugzeug nicht so gut ging. Leider musste ich dann erfahren, das mein Rucksack sowie meine Gitarre nicht mit im Flieger waren. Das hat meine Stimmung ein bisschen gekippt, denn in meinem Rucksack waren viele der Willkommensgeschenke für meine Gastfamilie. Doch als ich dann draußen so süß empfangen wurde, war das schon fast vergessen. Meine Gastfamilie hat für mich extra ein Plakat mit meinem Namen gemacht und mir einen großen Strauß Blumen, sowie eine kleine Stoffkatze mit gaaaanz großen Augen geschenkt. Das fand ich so süß von ihnen, weil sie mich vorher extra gefragt haben, welches mein Lieblingstier ist.
Meine Gastfamilie besteht aus meinem Gastvater Guido Rodrigues, meiner Gastmutter Isabel Campos, meiner Gastoma Maruja (ich hoffe ich habe den Namen richtig geschrieben), meinem Gastbruder Mauricio (16 J) und meiner Gastschwester Maria Laura (15 J). Fast hätte ich unseren kleinen Hund Terry vergessen!!! Der ist natürlich Teil der Familie und muss deshalb auch erwähnt werden. Also werde ich die nächsten 11 Monate in San Rafael in San José wohnen. Meine Gastfamilie hat ein kleineres Haus auf dem selben Grundstück, auf dem auch das Haus meiner Gastoma steht.
Leider war ich die ersten beiden Tage richtig krank. Ich konnte nichts zu mir nehmen und musste eine Spritze mit Medizin bekommen, da ich auch keine Tablette bei mir behalten habe. Und das alles nur wegen der Zeitverschiebung! Aber ihr müsst euch jetzt keine Sorgen machen, ich habe gehört, dass alle anderen ohne Probleme in Costa Rica angekommen sind.
Als wir in meinen zukünftigen Hause für die kommenden 11 Monate ankamen, wurden wir erst einmal freudig von unserem Hund Terry begrüßt. Meine Gastmutter hat mir mein Zimmer im ersten Stock gezeigt. Es ist mit zwei großen Schränken, einer Kommode und meinem Bett ausgestattet. Doch der eine großen Schrank war voll mit Schuhen und Kleidern meiner Gastfamilie. Auf der Kommode standen drei Bilder, eins von meinem Bruder, eins wo ich mit meinem Bruder auf einem Pferd sitze und eins von meinen Eltern. Das war so lieb von meinen Gasteltern, da sie meine Mutter vorher extra um Fotos gebeten hatten. Meine Gastmutter bestand außerdem darauf, mir beim Einräumen zu helfen, was ich richtig süß von ihr fand. Danach hat mir meine Gastschwester das Haus gezeigt. Mein erste Eindruck war das, dass Haus ein bisschen omahaft ist. Eben weil überall kleine Figuren von Jesus oder Maria standen und die Wände mit Bildern von Landschaften behängt waren. In Deutschland hatte ich davon schon gelesen und auch CAS hatte uns gesagt, dass die Ticos sehr katholisch sind. Aber das hatte nicht verhindert, dass ich mich direkt wohl gefühlt habe.
Am Sonntag war dann natürlich direkt mein erster Kirchgang. Die Kirche ist nur ein paar Meter vom Haus entfernt, sodass wir zu Fuß gegangen sind. Der Gottesdienst bestand für mich daraus zu sehen was die anderen machen und es ihnen gleichzutun, da ich nichts verstand außer „Amen!“.
In der ersten Woche habe ich die Spanisch Schule CRLA, in San Jose besucht. Von CAS waren drei Andere ebenfalls in der ersten Woche da, um ihr Spanisch zu verbessern. Ich musste jeden Morgen mit dem Bus fahren, da meine Gastmutter meine Gastgeschwister zur Schule fahren musste und mein Gastvater keinen Führerschein hat. Beim ersten Mal ist meine Gastoma, Maruja mit mir gekommen um mir alles zu zeigen. Ich musste feststellen, dass Busfahren in Deutschland für einen Fremden ziemlich einfach ist. Denn hier in Costa Rica halten die Busse nicht an, wenn jemand an der Haltestelle steht. Erst wenn man den Arm ausstreckst und winkt. Dann haben die Busse keine Nummern, vorne steht nur der Zielort dran. Am Eingang haben sie zwei Pfeiler zwischen denen man nicht stehen bleiben darf, da sie die Fahrgäste zählen und der Fahrer die „nicht bezahlten“ Fahrgäste am Ende zahlen muss. Wenn man es geschafft hat, in den richtigen Bus zu steigen, bleibt immer noch die Frage, ob er wirklich die selbe Route fährt wie auch draufsteht. Das bedeutet, dass du die Landschaft gut beobachten solltest. Dabei musst du Aufpassen, dass du nicht beklaut wirst.
Das nächste Problem ist, dass die Haltestellen keine Namen und manchmal noch nicht mal ein Schild oder Häuschen haben. Du musst also genau wissen, wo man aussteigen kann und wann man den Knopf drücken muss, damit der Bus einen überhaupt raus lässt. Manchmal gibt es aber keine Knöpfe oder sie funktionieren nicht. Dann muss man wissen, dass die komische Leine, die über die Haltestangen verläuft (wie die Stromkabel auf den Straßen) ebenfalls zum Stoppen ist und hier fast nie einer den Knopf betätigt.
Das Parken und Einkaufen läuft hier auch anders als in Deutschland. Am Eingang des Parkplatzes bekommt man ein Kärtchen und wenn man wieder rausfährt, dann gibt man es einfach wieder ab. In manche Läden musst du dieses Kärtchen auch vorzeigen. In den Läden selber gibt es überall Wachleute, die herumlaufen und in manchen Läden steht an jeder Ecke jemand und gibt dir etwas zum Probieren.
Einmal haben wir drei Rinderzungen gekauft. Der Anblick war schon ziemlich gewöhnungsbedürftig. Am Abend hatten wir Besuch und dann gab es natürlich auch schon das beste Stück vom Rind zu essen. Es hat eigentlich ganz lecker geschmeckt, doch leider hatte das Stück Fleisch auf meinem Teller immer noch Ähnlichkeit mit der Zunge aus dem Kühlregal, weshalb ich nicht viel gegessen habe.
Die ersten zwei Schulwochen bin ich zu Hause geblieben, da die Examen geschrieben wurden. Am zweiten Tag bin ich mit meiner Gastmutter Isabel in die Grundschule bei uns um die Ecke gegangen. Sie arbeitet dort als Lehrerin. Ich habe dort die meiste Zeit Tests korrigiert und wenn sie keine hatte, habe ich in die Klassenliste eingetragen, wer die Hausaufgaben hat.
Samara
Mein erster Ausflug mit CAS ging nach Samara und um es kurz zu beschreiben: Es war der Hammer!! Die Fahrt über haben wir nur geredet, während wir bei jedem Schlagloch (eigentlich war die ganze Straße ein riesiges Schlagloch) wo der Bus mit voll Karacho drüber gefahren ist, durch die Gegend gehüpft sind. Was ich, nebenbei bemerkt ziemlich lustig fand (deshalb wurde mir nicht schlecht, weil sich die Fahrt wie eine Achterbahnfahrt angefühlt hat). Auch die Landschaften, an denen wir vorbei gefahren sind waren richtig schön.
Als wir dann da waren, war es wie im Paradies. Denn als ich unsere „Zimmer“ sah, dachte ich nur „Wow!“. Wir hatten nämlich kleine Hütten, die wir entweder zu zweit oder zu viert bezogen. Und das ist ja nicht besonders, aber ratet mal wo diese Hütten waren. Direkt am Meer! Ein echt wunderschöner Ausblick. Die vier Jungs haben (wie Jungs halt so ticken) sich direkt umgezogen und sind ins Wasser gerannt, bevor wir überhaupt unsere Hütte aufgeschlossen hatten.
Als wir unsere Sachen abgelegt hatten und die Hütte fertig betrachtet hatten ging es natürlich direkt ins Wasser. Das Wasser war richtig warm. Am nächsten Tag haben wir um 8 Uhr morgens einen Surfkurs gemacht. Das war richtig anstrengend, weil die Wellen (Sámara gilt als sehr ruhiger Strand) richtig hoch waren und wir die Surfbretter immer irgendwie koordinieren mussten. Das war schon schwierig, manchen ist das Surfbrett sogar wegen der Welle entgegen gekommen, doch dann mussten wir ja auch noch surfen. Alles in allem ein RIESEN Spaß!
Am Nachmittag haben dann fast alle einen Ausritt gemacht. Das hat auch richtig Spaß gemacht, vor allem wenn das Pferd im Wasser gelaufen ist. Natürlich sind wir zwischen den Kursen immer Schwimmen gegangen. Am nächsten Morgen haben dann noch ein paar einen Jogakurs mit Anett gemacht (wer glaubt Joga ist einfach: macht mal die Stellung aus dem Krieger….). Ihr könnt euch also vorstellen wie lustig es gewesen ist.
An einem Wochenende war ich bei Elizeth (der besten Freundin der Familie). Die haben wirklich ein richtig tolles Haus. Mit einem Ausblick auf ganz San José, die Berge und ein Stück von Cartago. Wenn man auf dem Balkon steht und hinunter schaut, hat man das Gefühl, ganz Costa Rica sehen zu können.
Das Haus ist außerdem ziemlich groß für Costa Rica. Es gibt sogar ein extra Zimmer zum Kunst jeder Art ausüben, oder einfach nur zum Fernsehen. Am Samstag waren wir dann alle zusammen im Kino. Und am Sonntag waren wir einen Freund in Cartago besuchen, weil seine Frau ein Kind bekommen hat . Das Mädchen war richtig süß. Der Freund von Elizeth hat für alle Käse-Tortillas selber gemacht: KÖSTLICH!
Generell schmeckt das Essen hier richtig gut. Aber wenn man keinen Reis und keine Bohnen mag, sollte man besser in ein anderes Land gehen, denn hier ist das die Hauptspeise. Es gibt zu jedem Gericht Reis, nicht immer mit Bohnen, aber oft auch mit Bohnen-Mus. Erst war das natürlich ziemlich gewöhnungsbedürftig, aber jetzt muss ich sagen das ich das Essen wirklich richtig lecker finde.
Am 15.9. war hier der Independence-Day von Costa Rica. Schon zwei Wochen vorher wurde in der Schule und zu Hause alles mit Flaggen und dem Wappen geschmückt. Am Independence-Day selbst sind wir nach San Jose gegangen, um uns die große Parade anzuschauen. Auch meine Schule ist mitgegangen. Die Grundschüler haben den klassischen Tanz aufgeführt. Natürlich auch in den traditionellen Trachten. Meine Altersklasse hat Musik gemacht. Was sich wirklich richtig gut angehört hat. Am Ende kamen dann noch ein paar Mädchen in Kleidern ganz aus Papier. Als meine Schule dann vorbei war, sind wir auch schon wieder nach Hause gegangen. Der Rest des Tages verlief wieder vollkommen normal.
Am 21.9. war dann auch mein Geburtstag. Trotzdem bin ich morgens ganz normal aufgewacht, ohne das Gefühl älter zu sein. Am Mittag bin ich mit meinen Gastgeschwistern ins Kino gegangen und wir haben den Film :“El conjuro“ gesehen. Ein Horrorfilm. Im Übersetzter heißt das „Die Beschwörung“. Ich schreib aber nicht, worum es ging da einige (z.B. meine Mom :D) das gar nicht wissen wollen. (Aber ich bin mir sicher das ihr den Trailor in Youtube findet! Lohnt sich!)
Nach dem Film dachte ich, dass wir ganz normal wieder nach Hause fahren, doch dann kamen Elizeth und ihre beiden Töchter um die Ecke mit einem riesigen Geschenk. Ihr müsst wissen das in Costa Rica die Kinos nicht alleine stehen, also keine Gebäude für sich sind, sondern sich in den Malls, wie in Amerika, befinden. Also sind wir in ein „Restaurant“ (oder auch feineres fastfood, was auch immer) namens „Chillis“ gegangen. Nachdem wir saßen, kamen auch meine Gasteltern dazu. Wir haben zusammen gegessen und als wir schon längst fertig waren und nur noch geredet haben (draußen vor dem Restaurant war schon eine riesige Schlange von Menschen die alle im „Chillis“ essen wollten), kam das ganze Personal und hat „Happy Birthday“ gesungen und mir ein Vanille-Eis mit der besten Schokoladen-Sauce der Welt gegeben. Natürlich genau das Richtige. Wir waren noch kurz im Starbucks auf ein Getränk und dann durfte ich mir in „Forever 21“ noch ein Oberteil aussuchen! Als wir schon im Parkhaus waren und ich auch schon im Auto saß, hat Elizeth mir noch einen richtig schönen und leckeren Kuchen geschenkt, der im Auto gelegen hatte, weil sie ihn nicht mit in die Mall nehmen wollte. Es sind ziemlich lustige Bilder entstanden!
Vulkan Arenal
Am Sonntag nach meinem Geburtstag bin ich mit CAS auf den zweiten Ausflug gefahren. Zum Vulkan Arenal. Am selben Tag haben wir einen kleinen Spaziergang und ganz viele Fotos gemacht. Am Abend waren wir bei den Termalbädern, die vom Vulkan erwärmt werden. Das war wirklich traumhaft. Da es schon stockdunkel war, war es total leer und ruhig. Nicht zu vergleichen mit einem Schwimmbad oder ähnlichem. Das kann ich nur empfehlen zu machen, man tut nichts und merkt nicht wie die Zeit vergeht. Am nächsten Tag sind wir dann zur Cannopy Tour gefahren. Das war wunderschön! Und hat so viel Spaß gemacht! Man hatte einen richtig schönen und teilweise weiten Ausblick. Für alle die nicht wissen was Cannopy ist: da fliegt man an Drahtseilen durch die Luft. Die längste Strecke war ein Kilometer lang. Und einmal sind wir direkt auf den großen Wasserfall zugeflogen. Ich konnte leider keine Fotos machen, weil uns davon abgeraten wurde, da die Kamera im Wald landen könnte. Als die Tour zu Ende und wir alle total müde waren, sind wir als Überraschung und Abschluss des Tages in das Indianer Dorf gegangen. Der Stamm hieß Maleku. Ein Mann von ihnen hat uns dann erklärt, was die verschiedenen Tiermasken bedeuten: dass sie alle Charaktere widerspiegeln und auch was soviel heißt wie: alles gut. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe heißt es: Capi Capi.
Wenn ich alles zusammenfasse, würde ich sagen das es sich auf jedenfall lohnt, einen Austausch in Costa Rica zu machen. Auch wenn man manchmal seine Familie und Freunde vermisst, vor allem in der Schule, wenn man noch nichts versteht. Man sollte einfach immer offen für Neues sein, dann wird man schon schnell gute Freunde und in der Gastfamilie ein zweites zu Hause finden. Ich kann nur sagen das ich mir jetzt noch nicht vorstellen kann, wieder nach Hause zu fahren. Aber das dauert ja auch noch ein paar Monate.
3 Monate später
Nach dem Ausflug ist zunächst nicht viel Außergewöhnliches passiert. Ich habe weiterhin die Schule besucht und habe mich mit meiner costaricanischen Freundin verabredet. Gemeinsam sind wir ins Kino gegangen oder haben uns in der Mall getroffen. So richtig lustig war es, als ich bei ihr übernachtet habe. Wir haben viel Spaß gehabt.
Die Zeit verging ziemlich schnell und schon stand der nächste Ausflug mit CAS bevor: Es ging diesmal nach Panama, Bocas del Toro!! Diese Insel ist ein Paradies. Das Wasser war türkis, der Strand weiß und das Wetter wunderschön, obwohl wir auch zweimal Regen hatten. Wir waren in einem Korallenriff schnorcheln und haben Delfine beobachtet.
Im 26.10. war der Geburtstag von meinem Gastbruder Mauricio. Nachmittags sind wir alle zusammen in die Mall gefahren, um was zu Essen und einen Kinofilm anzuschauen.
Mittlerweile habe ich auch einen Lehrer für meinen Gitarrenunterricht gefunden. Ein Junge aus meiner Klasse will mir das jetzt beibringen. In meiner Schule läuft alles gut und die Lehrer sind sehr nett und hilfsbereit. Die Schule hier ist nicht genauso wie in meiner Schule in Deutschland. Natürlich wird hier genauso gelernt und Hausaufgaben aufgegeben – und meistens auch gemacht 😉 – aber das Verhältnis zu den Lehrern ist hier viel lockerer. Und wir dürfen bei manchen Aufgaben mit den Handys im Internet die Informationen suchen. Manchmal müssen wir auch eine ganze Power Point Präsentation abschreiben, was dann nicht so viel Spaß macht. Aber bei solchen Aufgaben darf man zum Glück immer Musik hören.
Mit meiner Klasse, hier Stufe genannt, habe ich einmal einen Ausflug in einen Vergnügungspark gemacht. Wir sollten einen Vortrag über die Geschichte von Costa Rica gehalten bekommen. Das war ziemlich lustig, denn der Vortrag wurde vorgespielt wie in einem Theater; allerdings draußen auf einem riesigen Gelände. Die restliche Zeit waren wir alle Achterbahnfahren.
Ein besonderes Erlebnis war die 15. Geburtstagsfeier meiner Freundin. Und ich muss sagen: Das war wirklich total riesig und lustig und die beste Feier, die ich je erlebt habe. Hier in Costa Rica ist der 15. Geburtstag etwas ganz Besonderes und wird richtig groß gefeiert. Da gehört es selbstverständlich dazu, dass man dazu in Kleid und Anzug zu erscheinen hat.
Zu Beginn haben sich alle Gäste aus meiner Schule erst einmal am Nachmittag getroffen und sind dann gemeinsam mit einem bestellten Reisebus zu einem Restaurant in Cartago gefahren. Das Restaurant war richtig schön und man hatte einen tollen Blick auf einen großen See direkt unter dem Restaurant. Alle Tische und Stühle waren mit weißen Tischdecken und Tüchern verziert und über jedem Tisch hing eine Art Blumentopf mit rosa Blumen an einer fast unsichtbaren Schnur. Es gab einen DJ, einen Kameramann und einen Fotografen. Natürlich auch eine Tanzfläche. Und dort wo die Tische standen war es nur überdacht, so dass man das Gefühl hatte drinnen als auch draußen zu sein.
Als sich alle gesetzt hatten, kam Angelika mit ihren Eltern und Ihrem Bruder auf die Tanzfläche geschritten. Ihre Eltern haben beide eine kurze Rede gehalten und dann hat der DJ ein ruhiges Lied gespielt und Angelika hat mit ihrem Vater den traditionellen Vater-Tochter Tanz gemacht. Als sie fertig waren und sich gesetzt hatten wurde die Musik voll aufgedreht und richtig Stimmung gemacht.
Alle haben getanzt, bis es Essen gab. Doch nach dem Essen haben die meisten weiter gemacht. Und wir wurden gruppenweise zum Fotograf geführt und haben ein Foto-Shooting mit Masken und Perücken gemacht. Plötzlich hat der DJ gesagt, dass unter den Tischen für alle Mädchen Masken und Ketten und für die Jungen Hüte sind. Die haben wir alle sofort angezogen. Wir wollten gerade alle weiter tanzen, als plötzlich drei schwarze Gestalten mit umgeschnallten Neonlichtern mitgetanzt haben. Am Rand der Tanzfläche standen die ganze Zeit drei Tonnen, mit jeweils einer Trommel innen drin und mit Wasser gefüllt. Die haben dann ebenfalls geleuchtet und die drei Gestalten haben schließlich auf den Trommeln gespielt, so dass das ganze Wasser überall hingespritzt ist.
Als das vorbei war, sind wir alle zum Kuchenanschneiden gegangen. Alles wurde ganz feierlich mit Musik und allem drum und dran zelebriert. Ich wollte gerade mein Stück Kuchen essen, da wurde ich auch schon mit dreizehn anderen Mädels von Angelika zur Wiese geschleppt. Dort gab es dann die nächste Überraschung. Und zwar haben wir Lichter steigen lassen. Die funktionieren mit heißer Luft, ebenso wie ein weißer Heißluftballon in klein. Leider hat es angefangen zu regnen, so dass das Papier zu schwer wurde und über die Hälfte der Papierlichter Feuer gefangen hatte. Meines ist aber zum Glück weiter geflogen, da ich einer der Ersten war, die es angezündet hatte. Wir wollten schon wegen dem Regen wieder hineingehen, als dann ein Feuerwerk entzündet wurde. Das war so was von schön. Wir standen alle im Regen und wurden total nass. Und dann war die Feier auch schon zu Ende.
Im November war ich mit meiner Gastmutter auf einem Cheerleader Wettkampf, wo meine Gastschwester ebenfalls mit einer Gruppe aus meiner Schule Saint Clare teilgenommen hatte. Hier ist Cheerleading ein Sport für sich. (Das heißt, hier sind Fußball und Cheerleader getrennte Sportarten. Und Fußball ist genauso beliebt wie in Deutschland. Wenn nicht sogar noch mehr.) Es fand in einer kleinen Arena statt. Die Arena war voll bis oben hin und es war laut, sehr laut. Am Anfang lief zunächst keine Musik, dafür haben sich aber die Fans heiser geschrien. Jede Schule hatte ihren eigenen Bereich innerhalb der Tribünen mit Sitzplätzen. Den Anfang machten die jüngsten Teilnehmer, kleinen Kinder, und später die Älteren. Und es waren richtig viele Gruppen! Bei der Preisverleihung waren alle ganz gespannt auf das Ergebnis: Innerhalb ihrer Altersgruppe hat meine Gastschwester mit ihrer Gruppe gewonnen!!!
Und schon war der Dezember da. Am ersten Advent habe ich meine Familie und mein zu Hause in Deutschland schon ziemlich vermisst. Aber spätestens als wir Plätzchen und Cupcakes gebacken haben, war das vorbei. Ich hatte diese Cupcakes vorher noch nie gemacht und meine Gastschwester hat sich voll auf mich verlassen, aber es ist alles gut gegangen. Die Cupcakes waren wirklich sehr lecker und die Vanillekipferl sind auch richtig gut bei allen angekommen!!
Unser Backen schien sodann zum Anlass genommen, das Haus zu schmücken. Denn als wir abends um sechs fertig waren, wurde ein Baum rein getragen und alles Mögliche Weihnachtliche im Wohnzimmer vorsorglich verteilt, um am Tag darauf Tag das komplette Haus zu schmücken.
Während mein Gastvater am nächsten Tag eine riesige Krippe unter der Treppe aufgestellt hat, haben wir, also die Frauen, Tamales zubereitet. Das ist ein typisches costaricanisches Weihnachtsgericht. Im Haus von meiner Gastoma haben wir in die Küche hierfür einen zusätzlichen Tisch gestellt. Ich habe mit meiner Gastschwester die Bananenstauden-Blätter zurechtgeschnitten und die anderen haben die Tamales gefüllt. Die fertigen Wickel wurden anschließend über dem Feuer gekocht.
Am 21.12.sind meine Gastfamilie und ich zusammen in den Urlaub nach Puntarenas, im Zentralpazifik in das Hotel Double Tree gefahren!!! Das war eindeutig das schönste Hotel, das ich je gesehen habe!! Es liegt direkt am Meer, hat mehrere Pools und zwei Restaurants, wo die Mahlzeiten bereits im Preis für die Unterkuft enthalten sind. Es gibt eine riesige Auswahl an leckerem Essen. Jeden Abend gab es eine Show im Theater, und die war wirklich sehenswert!!! Die Tänzer sind richtig gut und in jeder Show ist mindestens ein lustiger Teil eingebaut.
Wir haben bis zum 28.12. dort unseren Urlaub verbracht und ich war jeden Tag die ganze Zeit über im Wasser, denn es war richtig heiß!! Dabei habe ich festgestellt, dass meine Gastfamilie größtenteils wohl wasserscheu ist! Meine Gastmutter zwar ist öfters mal schwimmen gewesen, mein Gastbruder meistens erst nachmittags oder abends, meine Gastschwester, an so glaube ich drei Tagen einmal abends und mein Gastvater nur ein einziges Mal und das auch nur, weil der Pfarrer unserer Kirche und Freund meiner Familie schwimmen waren. Meine Gastmutter hat daraufhin meiner Gastschwester gesagt, dass sie schnell ein Foto machen soll, da Guido im Wasser ist. Ansonsten saßen alle nur im Schatten und haben sich unterhalten, vor allem mit Freunden, die ebenfalls dort ihren Urlaub verbrachten. Wenn ich nicht Schwimmen war, habe ich mit den Freunden der Familie Spiele gespielt. Kurz gesagt, ich hatte dort richtig viel Spaß.
An Heiligabend sind wir dann in diesem feineren Restaurant zum Essen gewesen, haben aber sonst nichts weiter Besonderes gemacht. Kaum zu Hause angekommen, stand schon Silvester an!! Nachmittags, so etwa um Fünf, habe ich mit meiner Familie geskypt und ihnen beim Raketen anzünden und Feiern zugesehen. Dann kamen der Bruder meiner Gastmutter mit seiner Frau und beiden Söhnen zu uns zu Besuch. Wir haben den Abend zusammen gesessen und geredet und dann gegen elf Uhr nachts erst gegessen. Um zwölf Uhr haben wir uns alle ein feliz año gewünscht und jeder hat ein Becher mit Trauben bekommen. Die sollen Glück bringen wegen der Kerne. Glück hat uns das allerdings nicht wirklich gebracht. Denn drei der Raketen sind leider nicht in die Luft geflogen sondern unten am Boden explodiert!!! Ich sag Euch, nächstes Jahr nehme ich noch mehr Abstand zu diesen Dingern!!! Bei den letzten beiden Raketen bin ich ins Haus geflüchtet und es hörte sich so an, als sei das ganze Haus in die Luft geflogen!!! Ist es aber zum Glück nicht. Während dessen habe ich mit meiner Mutter in Deutschland geskypt, so dass sie auch unser Feuerwerk sehen konnte. Allerdings war es da in Deutschland sieben Uhr morgens, deshalb haben wir nur ganz kurz geredet.
Am 2. Januar bin ich dann mit meinen beiden Freundinnen ins Kino gegangen. Ich hatte mich sehr sehr gefreut, die Beiden wiederzusehen. Knapp zwei Monate Schulferien können verdammt lang sein.
An einem Freitag bin ich mit meinen Gastgeschwistern, deren Cousins und meiner Gastmutter zu einem Fußballspiel gegangen. Dort haben wir zuerst ein Spiel von den Frauen angesehen und anschließend von den Junioren aller Mannschaften Costa Ricas. Dafür wurde das große Feld in vier kleinere geteilt, so dass acht Mannschaften gespielt haben. Die vier berühmtesten Mannschaften in Costa Rica sind Saprissa (die Lieblingsmannschaft meiner Gastfamilie), La Liga (hat die meisten Fans, warum auch immer), Cartago und Heredia. Zum Schluß haben die Profis gespielt. Saprissa hatte leider zunächst gegen Cartago verloren, aber anschließend das Spiel gegen La Liga gewonnen. Das war der absolute Höhepunkt des Abends für alle Saprissa-Fans.
Vom 5. bis zum 31. Januar war ich mit drei anderen Schülerinnen von CAS bei einem Schildkrötenprojekt in Montezuma. Es war traumhaft. Am Anfang dachte ich zunächst, dass wir dort viel arbeiten müssen. Aber wir hatten eigentlich nur Tages- und Nachtschichten. Wir mussten allerdings jeden Nachmittag jede Menge Sand schleppen. Denn für die neue Saison musste der Sand ausgetauscht werden, da in ihm noch die Bakterien und Krankheiten der bereits geschlüpften Schildkröten sind. Das war zwar anstrengend, aber es hat Spaß gemacht. Ich habe so viele nette neue Leute kennengelernt aus Frankreich, USA, Dänemark, Finnland, Island und der Schweiz. Ich kann jedem, der nach Costa Rica zu einem Schüleraustausch kommt nur raten, die Beziehungen zu pflegen und offen zu neuen Bekanntschaften gegenüber zu sein. Vor allem wenn man auch so ein Freiwilligen-Projekt machen möchte.
Wir hatten auch ziemlich viel Glück. Denn wir waren in der Nebensaison da und haben trotzdem 2 Nester mit Schildkröten schlüpfen gesehen. In unserer letzten Nachtschicht in Montezuma haben wir sogar Besuch von zwei ausgewachsenen Schildkröten bekommen. Montezuma hat wunderschöne Strände und die Arbeit mit den anderen Freiwilligen hat richtig Spaß gemacht.
Wir vier Mädels, die von CAS aus bei dem Projekt dabei waren, haben eines Tages einen kleine Wanderung zu den Wasserfällen, die ganz in der Nähe von dem Dorf sind, gemacht. Eigentlich braucht man für die Strecke nur eine halbe Stunde zu Fuß, doch wir haben zunächst den Weg nicht gefunden und das war eine richtige Kletter- und Rutschaktion.
Der Freiwilligendienst war insgesamt eine richtig schöne Erfahrung. Man trifft viele Menschen aus anderen Ländern und lernt diese besser kennen, wenn man mit ihnen zusammen für einen guten Zweck arbeitet. Ich kann jedem anderen dieses Projekt nur empfehlen. Man macht so viele neue Erfahrungen und neue Bekanntschaften.
Zwei Tage nach dem Projekt bin ich am Nachmittag mit meiner Gasttante und Gastonkel zu einer Art Farm gefahren. Auf der Farm wohnen Freunde von meiner Gastfamilie. Die besitzen 24 Straßenhunde! Und auch ein paar Pferde. Ich war so glücklich, endlich wieder Pferde aus der Nähe sehen zu können und zu streicheln! Mein Gastvater hat mir versprochen, dass wir irgendwann mal mit denen Reiten gehen werden. Darauf freue ich mich schon sehr.
In den Ferien ist außer dem Projekt und dem Familienurlaub nicht viel passiert, deshalb freue ich mich jetzt schon, meine Freundinnen in der Schule wiederzusehen. Die Ticos beschäftigen sich leider ziemlich viel mit ihren Smartphones oder dem Fernseher. Deshalb würde ich jedem der nach Costa Rica kommt raten, in den langen Ferien irgendeinen Sport oder einen anderen Zeitvertreib zu machen, da mal schnell Langweile aufkommen kann. Ich hatte deshalb auch in der zweiten Hälfte der Ferien ein Tief und saß nur zu Hause und habe gemalt und Musik gehört. Das war vermutlich auch der Grund, warum ich kurz vor dem Projekt in Montezuma Heimweh hatte. Aber letztlich ist die gesamte Zeit des Austausches doch schon richtig schnell vergangen. Und ich bin schon richtig gespannt auf den kommenden Ausflug mit CAS. Es geht zum Vulkan Rincón de la Vieja.
Das nächste Mal wenn ich wieder schreibe, werde ich schon wieder zurück in Deutschland sein. Natürlich freue ich mich auf meine Freunde und meine Familie dort, aber im Moment werde ich hier jeden Tag genießen.
Bis bald Ronja