- WELTBÜRGER-Stifter: TREFF
- Programm: Schüleraustausch
- Land: USA
- Dauer: 6 Monate
- Name: Nina
Herzlicher Empfang und erste Volleyball-Stunden
Ich lebe jetzt seit drei Wochen in Winona, Kansas. Winona ist mit ca. 164 Einwohnern ein ganz kleines Dorf im Nordwesten von Kansas. Ich wohne hier zusammen mit meinen Gasteltern, meiner 7 Jahre alten Gastschwester, meinem 4-jährigen Gastbruder, einem Hund, einer Katze, einem Kaninchen und einem Goldfisch. Gegen Ende September erwartet meine Gastmutter ein drittes (bzw. mit mir viertes) Kind, auf welches wir uns sehr freuen.
Der Flug hierher war sehr anstrengend, weil ich insgesamt viel Aufenthaltszeit hatte, deshalb war ich sehr froh, als ich endlich in Hays gelandet bin. Aus dem Flugzeug ausgestiegen sah ich dann auch schon direkt meine Gastfamilie. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass mich alle abholen würden, da ich sehr spät abends landete, somit war die Freude riesig. Die Kinder kamen auf mich zugerannt, überreichten mir einen bunten Blumenstrauß und begrüßten mich mit „Guten Tag, Nina!“
Meine Gasteltern freuten sich auch sehr, dass ich endlich angekommen war und wir verstanden uns von Anfang an sehr gut. Die Autofahrt vom Flughafen Hays bis nach Winona dauerte zwei Stunden und ich war sehr müde. Meine Gastfamilie war natürlich total aufgeregt und sie stellten mir tausende Fragen. Ich versuchte, die Fragen so gut es ging zu beantworten und auch Interesse zu zeigen, obwohl ich sofort hätte einschlafen können. Zu Hause angekommen, zeigten sie mir das ganze Haus. Ich war total überwältigt, weil das Haus riesig ist. Draußen steht ein Pool, wir haben ein großes und ein kleines Wohnzimmer, einen riesigen Garten und ich habe mein eigenes Zimmer mit drei Kleiderschränken, einem gigantischen Bett und sogar ein eigenes Badezimmer. Die ersten Eindrücke waren also super.
Der erste Tag war dann etwas schwieriger, denn alles war fremd und neu. Ich war froh, dass ich ausschlafen konnte und freute mich immer noch über mein tolles Zimmer. Mein Gastvater stellte mir die gleichen Fragen, die er mir auf der Autofahrt schon gestellt hatte, wahrscheinlich war er selbst sehr aufgeregt. Er war sehr überrascht, dass ich auf der Fahrt nicht eingeschlafen war und erzählte mir alles über Winona und die Schule. Er ist der Direktor meiner Schule, der Triplains High School. Diese Schule ist mit weniger als 100 Schülern sehr klein und bietet alle Stufen von Kindergarten bis zur Senior-Klasse an.
In der ersten Woche hatte ich noch keine Schule, denn hier waren noch Ferien. Jedoch konnte ich schon am Sporttraining des Volleyballteams teilnehmen und lernte somit schon ein paar Schülerinnen kennen. Alle waren sehr herzlich und offen. Ich war überrascht, dass hier alles wirklich typisch amerikanisch ist. Die Häuser, Straßen, Autos. Mein Gastvater führte mich schon vor Schulbeginn einmal durch das Schulgebäude und es sah für mich aus wie in einem Film. Auch die Essgewohnheiten sind hier anders. Es gibt Frühstück, Mittagessen und Abendessen, wobei das Mittagessen und Abendessen jeweils eine warme Mahlzeit sind, wovon man eigentlich für den Rest des Tages satt ist. Außerdem benutzt man hier zum Essen kein Messer, sondern, wenn überhaupt, nur eine Gabel. Aber auch daran habe ich mich schnell gewöhnt.
Meine Gasteltern nahmen von Anfang an sehr viel Rücksicht auf mich, fragten nach meinen Lieblingsgerichten und versuchten, mir den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. In der ersten Woche hatte ich dann Geburtstag. Ich bekam einen gigantischen Kuchen und Geschenke. Mit meinen Gastgeschwistern verstehe ich mich auch sehr gut, auch wenn es manchmal etwas anstrengend sind, da sie ständig spielen möchten.
Der erste Schultag war ein voller Erfolg. Ich habe insgesamt acht Unterrichtsfächer: World History, American History, Spanish, English, Algebra, Biology, Vocal und FACS ( family and costumer society). Die Lehrer und Schüler sind alle sehr offen und zeigen mir jeden Tag, dass sie sich über meine Anwesenheit freuen! Mit der Sprache komme ich auch gut zurecht und wenn ich etwas nicht verstehe, frage ich nach und dann erklären sie es mir noch einmal. In der Woche bin ich hier sehr beschäftigt. Ich habe von 8 a.m. bis 4 p.m. Unterricht und anschließend zwei Stunden Volleyballtraining. Unsere Mannschaft besteht aus Schülern aus Winona und Brewster, da die Schule in Brewster auch sehr klein ist. Somit trainieren wir jeden zweiten Tag in Brewster. Gestern hatten wir unser erstes Volleyballspiel. Ich war sehr aufgeregt, weil ich vorher nie wirklich gelernt habe, Volleyball zu spielen. Das Team und die Coaches sind aber sehr nett und alle unterstützen sich gegenseitig. Das Spiel haben wir zwar verloren, aber wir hatten eine Menge Spaß! Nächste Woche ist dann Homecoming.
Wir dekorieren die Sporthalle für den Tanz und es ist Spiritweek, also ziehen wir uns jeden Tag nach einem anderen Motto an. Ich hab hier schon viele Freunde gefunden und bin froh, dass mich alle so herzlich aufgenommen haben und ich mich auch mit meiner Gastfamilie super verstehe!
Fernweh? JuBi!
Football, Homecoming und Familiennachwuchs
Es ist Halbzeit! Ich lebe jetzt seit drei Monaten hier in Winona und ich habe nur noch drei weitere Monate. Ich kann kaum glauben, was ich hier schon alles erlebt habe! Aber nun eine Sache nach der anderen… Homecoming war ein super Erlebnis! Weil unsere Sportteams mit einer anderen Schule zusammengelegt sind, hatten wir gleich zwei mal Homecoming. Die ganze Woche über haben wir die Unterrichtszeit damit verbracht, unsere Schule zu dekorieren. Ich war erstaunt, dass wirklich alle mitgeholfen und ihre kreativen Ideen eingebracht haben.
Am Freitag, den 06.09.13, war es dann soweit. Nach dem Unterricht hat sich die Gemeinde bei der Feuerwehrwache versammelt, wo wir dann Spiele organisiert haben, bei denen sowohl Kinder als auch Erwachsene sehr viel Spaß hatten. Nach einem gemeinsamen Essen ging es dann zum Footballfeld und alle haben sich auf das Spiel gefreut. In der Halbzeit wurden dann die Homecoming Königin und der Homecoming König gewählt. Das Spiel war insgesamt sehr gut, unser Team hat 48:0 gewonnen!
Nachdem wir uns etwas aufgefrischt und schick gemacht haben, trafen sich alle High School Schüler der beiden Schulen in der kleinen Sporthalle zum Tanzen. Man kennt von vielen anderen Schulen, dass die Mädchen schöne Kleider und die Jungs Anzüge tragen. Wir jedoch haben das nicht gemacht, was ich aber auch gut fand. Wir hatten total viel Spaß und alle haben getanzt.
Die nächsten Wochen waren sehr anstrengend, da wir viele Volleyballspiele hatten, zu denen wir teilweise weit wegfahren mussten. Unser Team ist jedoch super und unsere Coaches sind sehr nett! Vor jedem Spiel haben wir in der Umkleide zu Musik getanzt oder manchmal auch einfach nur darüber geredet, was wir an unserem Team toll finden. Die Volleyball Saison ist jetzt leider vorbei, worüber ich sehr traurig bin. Wir waren mehr als nur ein Team, wir waren eine Familie und jeder war für jeden da. Ich habe vorher kaum Volleyball gespielt, doch jetzt liebe ich es!
Ende September kam meine neue Gastschwester auf die Welt, ihr Name ist Libby Ann Bergsten. Nachts um 2.45 kam mein Gastvater zu mir ins Zimmer und weckte mich. ,,Das Baby kommt, wir fahren jetzt nach Garden City ins Krankenhaus. Carson muss um 6 aufstehen, Lacey um 7. Sie müssen beide etwas essen und rechtzeitig in der Schule sein.“ Nun war ich alleine ganz verantwortlich für meine beiden Gastgeschwister. Der 4-jährige Carson hat den ganzen Morgen geweint und ich musste ihn trösten. Dazu kam, dass ausgerechnet an dem Morgen sein Schulbus nicht fuhr. Seine Lehrerin hat mir gesagt, ich solle mich darum kümmern, dass er zur Schule kommt. Also habe ich mich bei Freunden umgehört und schließlich zum Glück jemanden gefunden, der ihn zur Schule fahren konnte.
Gegen Nachmittag kamen die Eltern meiner Gastmutter und fuhren uns ins Krankenhaus, um Libby zu sehen. Geplant war, dass sie zwei Tage später nach Hause kommen würden, doch daraus wurde nichts. Libby hatte Probleme mit ihrer Lunge und konnte nicht selbstständig atmen. Insgesamt mussten meine Gasteltern ganze zwei Wochen im Krankenhaus bleiben, welches fast fünf Stunden entfernt ist. Die Großmutter ist jedoch bei uns geblieben und hat mit allem geholfen. Ich habe mich sehr gut mit ihr verstanden und freue mich schon, sie an Weihnachten wiederzusehen.
Mittlerweile ist Libby gesund und munter! Die ersten sechs Wochen musste sie an einem Gerät angeschlossen bleiben, welches ihren Herzschlag und ihre Atmung überprüft. Wir sind froh, dass sie dieses Gerät jetzt los ist und nun ein normales Baby ist!
In der Schule komme ich immer noch gut zurecht. Auf meinem Zeugnis für die ersten neun Wochen stehen nur A‘ s. Es wird jedoch in manchen Fächern sehr viel verlangt und manchmal ist es nicht einfach, alle Erwartungen zu erfüllen. Insgesamt sagen meine Lehrer jedoch nur Positives über mich, womit ich sehr zufrieden bin. In dem Fach Vocal planen wir nun so etwas wie ein Musical. Es heißt ,,A Christmas Wizard of Oz“ und ich spiele Dorothy. Ich habe viel auswendig zu lernen, aber ich freue mich darauf!
Ein weiteres Highlight war das K-State Footballspiel. Wir fuhren am Wochenende nach Manhattan, um die Familie meines Gastvaters zu besuchen. Seine Mutter kannte ich schon, weil sie hier war, um Libby zu sehen. Ich habe nun auch seinen Vater kennengelernt und seinen Bruder mit seiner Familie. Sie sind alle sehr nett! Ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir noch Tickets für das Spiel bekommen würden, weil wir lange danach gesucht hatten. Am Samstagmorgen bekam mein Gastvater jedoch einen Anruf, dass wir 5 Karten für 200 Dollars haben könnten. Ich habe mich sehr gefreut, dass sie mich dazu eingeladen haben! Das Spiel war ein ganz besonderes Erlebnis. Im Stadion waren mehr als 52.000 Menschen und die Stimmung war super! Das Spiel wurde auch im Fernsehen übertragen und die ganze Show war unglaublich! Ich bin sehr froh, dass ich diese Erfahrung machen durfte!
Ich habe nun auch Wintersachen gekauft, da es schon Anfang Oktober geschneit hat. Die Football Saison ist jetzt leider auch vorbei, jedoch freue ich mich schon auf Basketball. Ich bin gespannt, wie es mir gefallen wird! Obwohl ich mich darauf freue, ist es auch schön, drei Wochen Ruhe zu haben und nach der Schule entspannen zu können. Halloween war sehr schön! Wir haben zu Hause Kekse gebacken und Kürbisse dekoriert. Auch in der Schule haben wir Spiele für die Grundschüler organisiert.
Eine weitere amerikanische Erfahrung war das Schießen. Eine Freundin hat mich mitgenommen, als sie und ihr Vater schießen gingen. Er hat mir in Ruhe erklärt was ich machen muss und worauf ich zu achten habe. Meine Sicherheit war immer oberste Priorität. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe die Zielscheibe sogar ein paar Mal getroffen. Ich verstehe mich nach wie vor mit allen super und bin sehr froh, dass ich so tolle Freunde gefunden habe! Die Zeit verging bis jetzt viel zu schnell, jedoch genieße ich jeden Moment und jede neue Erfahrung!
Thanksgiving und Weihnachten in den USA
Nun sind meine sechs Monate in Winona, KS leider schon vorbei und ich bin wieder zurück in Deutschland. Jetzt jedoch erst einmal zu den vergangenen Monaten… Thanksgiving war eine neue, typisch amerikanische Erfahrung für mich. Wir sind nach Nebraska zu Verwandten gefahren, wo wir ein paar Tage verbrachten. Das Dinner war überwältigend und ich hatte noch nie so viel Essen auf einmal gesehen. Interessant war auch das Shoppen am Black Friday, denn fast alles in den Geschäften wurde reduziert.
Dann stand auch schon Weihnachten vor der Tür und ich habe Geschenke für meine Gastfamilie und meine Freunde besorgt. Zusammen mit meiner Familie habe ich das Haus und den Baum geschmückt und meine Gastgeschwister waren schon Wochen vorher aufgeregt. Weihnachten wird dort ziemlich ähnlich gefeiert wie in Deutschland, jedoch wird mehr Wert auf das Schmücken des Hauses gelegt und somit waren alle Straßen hell erleuchtet. Meine Gastfamilie hat mir viele persönliche Geschenke gemacht, unter anderem einen Kalender mit „Memories from Kansas“, worüber ich mich sehr gefreut habe. Silvester wird auf dem Land jedoch nicht sehr groß gefeiert und die meisten schlafen um Mitternacht. Ich war mit Freunden bowlen und hatte sehr viel Spaß.
Basketball hat mir immer mehr Spaß gebracht, je besser ich das Spiel verstanden habe und ich konnte noch zahlreiche aufregende Spiele miterleben. In der Schule hatte ich nach wie vor keine Schwierigkeiten. Meine Freunde haben mich mit einer riesigen Abschiedsparty überrascht, über die ich mich sehr gefreut habe. Der Abschied, sowohl von meiner Gastfamilie, von Freunden, als auch von Lehrern, war sehr tränenreich. Ich habe Freunde fürs Leben gefunden und bin mir sicher, dass ich mit vielen von ihnen den Kontakt halten werde.
Der perfekte Abschluss meiner Zeit war dann die Tour nach New York City und Washington D.C., bei welcher ich auch viele neue Leute kennengelernt habe. Wir haben alle möglichen Monuments und Memorials gesehen, sowie auch den Times Square, The Empire State Building, The White House und Vieles mehr. Ein Highlight war der abschließende Dinner und Dance Cruise in Washington.
Der Flug zurück nach Deutschland war angenehm, weil niemand neben mir saß und ich mich somit ausstrecken und schlafen konnte. Meine Familie und Freunde erwarteten mich schon mit Plakaten am Flughafen. Ich habe direkt mit meiner Gastfamilie in Amerika telefoniert und habe meine besten Freunde dort informiert, dass ich gut angekommen war. Ich vermisse sie jetzt schon sehr. Momentan ist es noch merkwürdig und ungewohnt wieder hier in Deutschland zu sein, aber ich hoffe, dass ich mich schnell wieder einleben werde. Dies war nun mein letzter Bericht über meine Erfahrungen in den USA als Dankeschön für das Teilstipendium, ohne welches mir diese Reise niemals möglich gewesen wäre! Vielen Dank, dass ich diese unbeschreibliche Zeit erleben durfte!