- WELTBÜRGER-Stifter: GLS
- Programm: Schüleraustausch
- Land: Kanada
- Dauer: 10 Monate
- Name: Tim
Anreise und Anfangszeit
Mein Jahr als Austauschschüler in Kanada begann am 30.08.2011. Ich verbringe mein Auslandsjahr in Kanada, in der Stadt Kelowna. Kelowna liegt in British Columbia und ist eine Flugstunde von Vancouver entfernt.
Mein Flug von Frankfurt nach Vancouver war am 30.08. Da der Flug mittags ging, hatte ich keine Probleme mit frühem Aufstehen und Stress. Als ich morgens aufwachte, war ich sehr gespannt. Natürlich war ich auch schon die vorherigen Tage aufgeregt gewesen, aber jetzt war der Tag gekommen. Meine Eltern und mein kleinerer Bruder brachten mich dann mittags zum Frankfurter Flughafen. Sie haben mir noch beim Check-in geholfen und mich anschließend zur Sicherheitskontrolle gebracht. Dort hieß es, Abschied zu nehmen. Als ich dann kurz darauf im Flugzeug saß, stieg die Aufregung noch, immerhin waren es nur noch wenige Stunden bis zur Ankunft bei meiner Gastfamilie. Neben mir im Flugzeug saß auch noch eine Austauschschülerin. So wurde der ca. 10 Stunden lange Flug nicht zu langweilig. Außerdem gab es ja noch Filme. Als ich in Vancouver am Flughafen ankam, musste ich erst einmal 2 ½ Stunden auf mein Visum warten. Nachdem ich es endlich bekommen hatte, nahm ich mein Gepäck entgegen, nur um es direkt wieder aufzugeben. Dort stellte sich heraus, dass mein zweiter Koffer falsch adressiert war. Hätte es keiner bemerkt, wäre er irgendwo im Norden Kanadas gelandet… Nachdem das Problem behoben war, machte ich mich auf den Weg zum Gate. Da ich planmäßig vier Stunden Aufenthalt am Flughafen hatte, hatte ich noch genug Zeit. Am Gate stellte sich dann aber heraus, das mein Anschlussflug Verspätung haben würde. Das Flugzeug von Vancouver nach Kelowna war winzig, es gab nur um die 40 Plätze! Allerdings hatte ich auf diesem Flug einen Fensterplatz. Nach einem einstündigen Flug landete ich endlich, gegen 21:00 Uhr am Flughafen in Kelowna, wo meine Gasteltern und meine ältere Gastschwester schon auf mich warteten. Auf der Fahrt vom Flughafen zum Haus, hielten wir noch bei „Pizza Hut“. Als wir wenig später ankamen, brachte ich mein Gepäck nach unten in mein Zimmer, redete noch kurz mit meiner neuen „Familie“ und fiel dann todmüde ins Bett.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, knallte die Sonne schon durch das Fenster. Ich ging nach oben, wo meine Gastmutter, Jenn in der Küche war, und, wie immer, der Fernseher lief. Sie erzählte mir, dass wir in den nächsten Tag gutes Wetter haben würden. Anschließend zeigte sie mir das ganze Haus. Danach fuhr ich mit Brittni (17), meiner Schwester, in die Stadt. Dort trafen wir uns mit Freunden von ihr, die alle nett zu mir waren und mir viele Fragen stellten. Sie führten mich durch downtown und den See entlang. Kelowna liegt an einen großen, langgezogenen See.Außerdem brachten sie mich auf einen nahegelegenen Berg, von dem aus man die ganze Stadt überblicken konnte. Zum Mittagessen fuhren wir zu Mark, einem ihrer Freunde und aßen Hühnchen. Den Rest des Tages verbrachte ich noch mit meiner Schwester und ihren Freunden.
In den nächsten Tagen wurde mir noch weiter Kelowna gezeigt, ich war bei meiner neuen Schule, habe meine Schulsachen besorgt und meine Familie besser kennen gelernt. Am letzten Ferientag kamen meine kleinen Gastschwestern von ihrem Vater nach Hause, Faith (7) und Izzy (3).
Schulleben
Mein erster Schultag fing super an: Ich musste erst um 8 aufstehen, es gab Pancakes zum Frühstück und ich wurde zur Schule gefahren. Da Brittni auf dieselbe Schule geht, konnte sie mir alles zeigen. Anders als in Deutschland hat hier jeder Lehrer seinen eigenen Raum, den er einrichten kann wie er will und die Schüler müssen zwischen den Räumen wechseln. Am ersten Tag trafen sich alle Schüler der 10. Klasse, die ich hier besuche, in der Sporthalle. Nach einer kurzen Ansprache des Direktors wurde ich zum ESL Zimmer gebracht (english second language). Dort habe ich einige andere deutsche Austauschschüler kennen gelernt und uns wurde das System erklärt: ich habe nur vier Fächer pro Semester, 2 pro Tag. Am ersten Tag habe ich Fach A+B am zweiten C+D und danach kommt wieder A+B usw. In den ersten Tagen fand ich das sehr verwirrend und musste morgens immer wieder meine Schwester fragen, welche Fächer dran kommen. In allen Fächern wurde ich anfangs mit Fragen bombardiert und war immer etwas besonderes. Da es Tag 1 war ging ich zu meinem Spanisch Raum, Block A. Ich habe hier Spanisch für die 11. Klasse, weil ich den Stoff der 10.Klasse schon in Deutschland hatte. Allerdings blieb ich nur 5 Minuten im Raum, und musste anschließend weiter zu Block B: Socials. Das ist eine Art Erdkunde-Geschichte Unterricht. Im C Block hatte ich für die ersten zwei Wochen Science (Chemie, Physik, Biologie und Erdkunde zusammen) doch dann habe ich zum 11er Kurs Physik gewechselt, da Science zu einfach war. Mein Lieblingsfach, Electronics, habe ich im D Block. In Electronics baut man Schaltkreise, lernt viel über Strom und darf sich zum Ende des Semesters ein Projekt aussuchen, das man bauen muss. Dann war der erste Tag auch schon vorbei.
Der zweite Schultag war der erste richtige Schultag mit Unterricht. Ich hatte als erstes Spanisch und musste feststellen, dass ich das Thema in Deutschland schon durchgenommen hatte. Außerdem war ich es nicht gewöhnt, 3 Stunden am Stück ein Fach zu haben. In meiner Socials Klasse war noch ein weiterer deutscher Austauschschüler und die Lehrerin kommt ebenfalls aus Deutschland. Das hat mir alles sehr vereinfacht.
Hier ist der Unterricht nicht so nach Klassenstufen festgelegt wie in Deutschland. Man kann Kurse in der 10, 11 oder 12 belegen, wenn man denkt, dass es vom Stoff her geht.
Mein erstes Wochenende habe ich größtenteils zu Hause verbracht, aber am Samstag Mittag bin ich mit meiner Schwester und ein paar Freunden von ihr zum Lazer Tag gegangen. Ich hatte es noch nie vorher gespielt und es nur in Filmen oder TV-Shows gesehen. Es macht auf jeden Fall irre viel Spaß. Jetzt geh ich einmal pro Monat mit Freunden hin. Danach waren wir noch bei einer Jugendgruppe in der Kirche. Vorher war noch eine Art Gottesdienst, der aber ganz anders abläuft als zuhause. Die Kirchen hier sind ganz anders: es sind ganz normale Gebäude, wie eine Schule und es wird moderne Musik gespielt. Außerdem bekommt man gratis Getränke und Snacks.
In der zweiten Woche war ich auch das erste Mal in der Mall. Ich bin mit ein paar Freunden mit dem Bus hingefahren. Der Bus ist hier das schlimmste Verkehrsmittel überhaupt. Man bezahlt immer denselben Preis, egal ob man ans andere Ende der Stadt fährt, oder nur eine Station. Dann gibt es nur alle 10 Meilen mal eine Haltestelle und die Busse sind immer voll, sodass man kaum noch einen Stehplatz bekommt. Allerdings ist die Mall hier der Hammer! Es gibt sehr viele Geschäfte die spezielle Sachen verkaufen, die man in Deutschland überhaupt nicht bekommt. Zum Beispiel gibt es einen Store in dem alle möglichen Sorten von Zimtschnecken verkauft werden. Oder einen ganzen Laden voll mit Postkarten und Kalendern. Aber das coolste ist der Popcorn-Store! Nach den Weihnachtsferien hat meine Schwester da auch einen Job bekommen. Man kann dort ALLE Sorten Popcorn kaufen die man sich denken kann. Von normalem mit Karamell, bis Traube-Zimt Nuss. Natürlich gibt es auch einen Footcourt mit allen Fast-Food Ketten Nordamerikas: McDonalds, Burger King, KFC, A&W, Subway, Wendy’s,… Außerdem gibt es noch einzelne Stände die nur Hot-Dogs oder nur Pommes verkaufen.
Ski-Fahren in Kanada
Kelowna liegt in der Nähe eines großen Skigebietes und da ich sehr gerne skifahre, habe ich mich die ganze Zeit schon auf den Winter gefreut.
Skifahren hier ist der HAMMER! Ich habe mir noch vor Saisonstart einen Skipass für die gesamte Saison gekauft. Skier hat mir mein Gastvater geliehen und Skischuhe habe ich mir selbst gekauft.
Direkt am ersten Tag der Saison bin ich mit einem Freund in das Skigebiet gefahren. Das Problem ist, das die meisten Kanadier nicht genug Geld haben um sich einen Saisonpass zu kaufen und der Tagespreis ist sehr hoch. Deswegen fahre ich fast nur mit Austauschschülern: Mexikaner, Deutsche, Japaner,… Am Anfang bin ich immer mit einem Deutschen gefahren, aber er war nur für 3 Monate hier. Zu dem Skigebiet geht es immer mit dem Bus. Es dauert ungefähr eine Stunde, aber ich schlafe sowieso fast immer während der Fahrt, weil ich noch viel zu müde bin. Oben angekommen machen wir uns dann zuerst fertig. Das Skigebiet selbst ist riesig! Um die längste Piste zu fahren braucht man 45 Minuten! Mittlerweile haben wir auch genug Schnee, sodass wir fast nur noch off-road fahren. Viele Freunde mit denen ich fahre haben eine Go-pro. Das ist eine Minikamera die man sich auf den Helm steckt. Aber meistens halten wir sie in der Hand und filmen uns gegenseitig. Ich bin jetzt auch endlich so gut, dass ich viel mehr machen kann. Am besten finde ich Drops. Um richtig hohe Drops zu fahren muss man meistens erst einmal 30 Minuten laufen und auf Felsen klettern. Wenn man dann endlich einen guten gefunden hat werden die Skier hoch getragen. Und anschließend muss man sich nur noch trauen abzuspringen.
Ich habe vor einigen Wochen auch einmal Snowboarding ausprobiert, und mir direkt das Handgelenk verletzt, sodass ich fast zwei Wochen mit Gips durch die Gegend laufen musste. Zum Glück war es nicht gebrochen, aber ich bin trotzdem, auch mit Gips, noch Skigefahren. Mittlerweile ist der Gips wieder ab und alles ist verheilt.
Weihnachten und Neujahr
Weihnachten hier war lustig. Da alle meine Gastschwestern bei ihren Vätern waren, mein Gastvater bei seinem Vater war und meine Gastmutter arbeiten musste habe ich das Weihnachtswochenende alleine verbracht. Eigentlich war der Plan, dass ich Skifahren gehen sollte, aber dann ist der Freund mit dem ich gehen wollte krank geworden und ich bin zu Hause geblieben. Mein Heilig Abend Mahl bestand aus einem BigMac-Meal und einer Apfeltasche. Wir haben Weihnachten dann natürlich doch noch gefeiert, als alle wieder da waren. Es gab viele Geschenke (auch für mich) und als Überraschung: eine X-Box! Seitdem verbringe ich die Abende nach dem Skifahren damit, meinen Gastvater in Video-Games zu schlagen. Auch das Weihnachtsessen war sehr gut. Die restlichen Tage der Weihnachtsferien bin ich dann noch Ski gefahren.
Zum neuen Halbjahr sind viele Austauschschüler gegangen. Aber auch viele neue gekommen. Es macht Spaß zuzusehen, wie man selbst noch vor einigen Monaten war. Wie man sich noch nicht gut verständigen konnte und man sich in der Schule nicht zu recht gefunden hat.
Meine neuen Fächer sind richtig super. Ich habe Business, was eine Art Politik&Wirtschaft ist, Outdoor Education, Mathe und Mechanics. In Outdoor Education geht man jedes mal nach draußen und wenn nicht sitzt man in Gruppen zusammen und plant den nächsten größeren Campingtrip oder Kletterausflug. Mechanics ist auch toll. Wir arbeiten in einer richtigen Autowerkstadt, selbstständig, ohne richtige Aufsicht und Kontrolle an Autos und reparieren sie. Nebenbei lernen wir alles über Motoren und Maschinen um Autos zu reparieren. Nach der Hälfte des Schuljahres wird die Werkstadt dann eröffnet und wir haben richtige Kunden, bei denen wir uns dann auch keine Fehler mehr erlauben können.
Fernweh? JuBi!
Ein Rückblick auf meine Zeit in Kanada
Ich habe über 10 Monate in Kanada verbracht, ein ganzes High-School Schuljahr und noch einen Teil der Ferien. Es hat mir super gut gefallen, war eine wahnsinnige Erfahrung und hat ganz viel Spaß gemacht. Ich habe sehr viele Freundschaften geschlossen, sowohl zu anderen ausländischen Austauschschülern aus vielen verschiedenen Ländern, als auch zu vielen Kanadiern. Gelebt habe ich in Kelowna, einer Stadt mit ca. 100000 Einwohnern, also für kanadische Verhältnisse schon ziemlich groß. Kelowna liegt in der Provinz British Columbia, an einem See und relativ nahe zu einem großen Skigebiet.
Während dieser Zeit in Kanada sind mir sehr viele Unterschiede zu Deutschland aufgefallen, in kultureller Sicht wie auch im Bildungssystem und in ganz alltäglichen Dingen.
Einige davon betreffen ganz normale Dinge wie Busfahren. In Deutschland ist es vor allem bei jungen Leuten üblich bei Strecken innerhalb der Stadt den Bus, die Straßen- oder U-Bahn zu benutzen. Um naheliegende Städte zu erreichen oder auch um zu reisen kann man ebenfalls öffentliche Verkehrsmittel nutzen. In Kanada ist das in kleineren Städten fast nicht möglich. In Kelowna zum Beispiel gibt es nur ein paar Buslinien. Diese werden meistens nur von Schülern vor und nach der Schule benutzt. Abends z.B. fährt überhaupt kein Bus mehr und die Busse fahren auch nicht durch die ganzen Wohngebiete, so dass man auch wenn man einen Bus nutzen möchte, teilweise recht weit bis zu einer Haltestelle laufen muss. In Kanada haben schon sehr viele Jugendliche Autos und nutzen diese als Fortbewegungsmittel. Den Führerschein kann man dort mit 16 Jahren machen, dann darf man 12 Monate nur mit Begleitung fahren. Anschließend muss ein erneuter Test gemacht werden und danach darf man unbegleitet fahren, darf aber nur eine Person, die nicht zur Familie gehört, mitnehmen. Das gilt dann wiederum 24 Monate bis alle Einschränkungen entfallen. So ist es jedenfalls in British Columbia. Die Führerscheinbedingungen sind Provinzangelegenheiten und es kann in anderen Provinzen andere Bedingungen geben. Oft werden Fahrgemeinschaften unter Freunden gebildet, und da das Benzin verglichen zu Deutschland sehr billig ist, können es sich auch Jugendliche leisten.
Ein zweiter großer Unterschied ist der, dass in Kanada sehr viel mehr Jugendliche neben der Schule Jobs haben. Teilweise in richtigen Firmen oder einfach nur beim Fast-Food Restaurant um die Ecke. Meistens arbeiten sie auch nur zwei bis dreimal die Woche, um sich wenigstens etwas Taschengeld zu verdienen. Es ist viel leichter als Schüler einen Job zu bekommen als in Deutschland und sich etwas Geld zu verdienen.
In Kelowna habe ich sehr oft gemerkt wie arm viele Kanadier sind. Die meisten meiner kanadischen Freunde konnten im Winter nicht Ski oder Snowboarden gehen, obwohl das Skigebiet so nah war. Meistens mussten sie lange sparen um mal abends weg zu gehen oder tagsüber etwas zu unternehmen. Ich bin deswegen eigentlich nur mit anderen deutschen und mexikanischen Austauschschülern Skigefahren. Ich finde es sehr schade für meine kanadischen Freunde, dass sie ein so tolles Skigebiet quasi um die Ecke haben und es sich nicht leisten können. Denn das Skigebiet war wirklich toll, viel größer als ich es aus Österreich kenne und mit vielen nicht präparierten Pisten. Es gibt nur wenige Pisten, die täglich präpariert werden, aber ansonsten darf man überall fahren. Ich bin sehr oft einfach in den Wald gefahren und fast überall trifft man auf eine Art Piste die durch das Waldstück führt, und die sich gebildet hat, weil schon viele andere dort langgefahren sind. Im Wald fing der Spaß erst richtig an. An besonders steilen Stücken gab es zum Beispiel Felsen die als natürliche Rampe dienten. Am spannendsten war es außerhalb des Skigebiets zu fahren. An den letzten Tagen sind wir öfter sogar noch höher gelaufen, als die Bergstation des höchsten Lifts liegt. Unser Skigebiet lag an einem riesigen Tal. Viel größer als alle Täler in Deutschland. Ich war es gar nicht gewohnt so viel unberührte Natur zu sehen. Da ich während der Skisaison jedes Wochenende hochgefahren bin, und auch während der Winter und Osterferien fast jeden Tag, konnte ich sehr viel besser Skifahren lernen als ich es in Deutschland je gelernt hätte. Wenn man so dicht an einem Skigebiet wohnt, ist Skifahren nicht mehr Urlaub, sondern mehr eine Sportart. Man trainiert neue Sachen und wird dadurch immer besser. Gegen Ende hin habe ich sogar an zwei Festivals teilgenommen. Leider konnte ich nicht gegen die Kanadier gewinnen.
Auch ansonsten gibt es große Unterschiede in den Freizeitaktivitäten. In Kanada läuft alles sehr spontan ab. Bei mir kam es nie vor, dass ich mich eine Woche vorher verabredet habe. Ich wurde oft abends um 9h angeschrieben, ob ich denn vorbei kommen wollte. Wenn ich Freunde traf, haben wir eigentlich nie etwas gemacht, das Geld kostet. Meistens haben wir uns einfach in einem Park, am Strand, downtown oder an der Schule getroffen. Parks sind in Kanada sehr schön angelegt. Es gibt mindestens fünf in jedem Stadtteil und die meisten sind sauber und haben Bänke. Nur sehr wenige Parks sollte man meiden, wegen zu viel Drogenkonsum oder Gewalt. Da Kelowna an einem großen See, dem Lake Okanagan liegt, gibt es dort sehr viele Strände. Mir hat der Strand downtown am Stadtpark am besten gefallen, weil er ziemlich groß ist, aber trotzdem nicht von zu vielen Menschen besucht wird. Man hat dort vor allem abends seine Ruhe. Auch andere Strände waren schön. Oft bin ich mit Freunden zu dem von Jugendlichen am meisten besuchten Strand gefahren, der aber sehr laut, voll und eng ist. Dafür gibt es dort einen großen Wasserspielplatz, mit Wassertrampolin Rutschen und kleinen Inseln mit Sprungbrettern weiter draußen auf dem See. Bei einem anderen Strand downtown gab es sehr oft Konzerte. Sogar berühmte DJs wie Afrojack konnte ich sehen. Downtown hat Kelowna generell sehr viel zu bieten. Es gibt dort sehr viele Parks, die einzigen großen Hotels in Kelowna, viele Läden, Fast-Food Ketten, und Restaurants. Außerdem gibt es Skateparks und lange Strecken zum Longboarden.
Das kanadische Schulsystem
Meine Schule dort hat mir sehr gut gefallen! Da wir eine Football-Mannschaft hatten, gab es zwei Football-Felder und viele Bänke auf dem Schulhof. Dort war ich sehr oft mit Freunden weil die Schule für die meisten am einfachsten zu erreichen ist.
Die Schulen in Kanada sind anders als deutsche Schulen. Angefangen damit, dass man nur ca. 4 Fächer pro Halbjahr hat. Diese Fächer sind in der Regel keine akademischen Schulfächer. Es gibt ein großes Angebot an Fächern, die in Deutschland – wenn überhaupt – als AG’s angeboten werden. An meiner Schule gab es z.B. Metal Work, Wood Work, First Nations, Acting & Drama, Film Production, Forestry, Marketing, Weg Page Design, Communication und vieles mehr. Ich hattel im ersten Halbjahr Electronics. Ein Fach in dem man viel über kleine Schaltkreise lernt und auch selbst baut. Im zweiten Halbjahr hatte ich Foods, also Kochen und Ernährungslehre, Outdoor Education, so etwas wie Sport, aber draußen und mehr mit Natur (z.B. Klettern, Schneeschuhlaufen), und Auto Mechanics. Mechanics hat mir am besten gefallen. Meine Schule hatte eine richtige Autowerkstatt mit 3 Hebebühnen. Lehrer und Schüler können für Reifenwechsel, Ölwechsel und andere kleine Aufgaben ihre Autos dort hinbringen und die Schüler erledigen das. Am meisten Spaß gemacht hat es mir, dass wir ein altes, verrostetes Auto auseinandergenommen haben. Dabei habe ich sehr viel über Autos und Motoren gelernt. Ich fand diese Fächer total klasse, denn hier habe ich Dinge gelernt, die ich in Deutschland nie lernen würde, außer in einer Ausbildung. Und es waren Dinge, die man im täglichen Leben immer wieder gebrauchen kann.
Der Schulunterricht ist so aufgeteilt, dass es immer nur zwei Fächer pro Tag gibt. Eins von 9 bis 11:40, und das Zweite von 12:40 bis 3:10. Am Anfang war die Umstellung für mich sehr schwer, weil ich es nicht gewöhnt war 2½ Stunden am Stück Unterricht zu haben. Allerdings machen die meisten Lehrer sehr lockeren Unterricht, was das ganze einfacher macht. In Spanisch zum Beispiel waren wir nur 10 Schüler und wir saßen meistens vorne auf den Tischen und haben mit dem Lehrer geredet wie mit einem Freund. In Social Studies mussten wir jede Stunde Rollenspiele üben und vorführen, bei denen wir zum Beispiel Szenen aus dem Geschichtsbuch nachstellten. Ganz anders war Mathe. Wir mussten die ganze Zeit still sitzen, haben alleine an unseren Aufgaben gearbeitet und anschließend am Projektor verglichen. Für mich auch eine ganz neue Art von Unterricht war Physik. Wir hatten das ganze Material für das komplette Semester online. Es gab immer Videos und Texte die die Themen erklärten, und anschließend Aufgaben dazu. Allerdings durften wir uns selbst aussuchen in welcher Reihenfolge wir die Themen abarbeiten. Außerdem durften sich alle miteinander unterhalten und als kurze Pause Spiele am Computer spielen oder Musik während dem Unterricht hören. Ich fand das sehr interessant, denn obwohl wir auf uns allein gestellt waren, und so gut wie keine Hilfe vom Lehrer bekamen, ist keiner durchgefallen.
Ein anderer Unterschied an der Schule war, dass die Lehrer ihre eigenen Räume hatten, und sie so einrichten konnten wie sie wollten. In Spanisch hatte der Lehrer die Wände voll mit Postern, Karten und Fahnen von Spanien und Südamerika gehängt. Im Physikraum waren Formeln an die Wände geschrieben und in Foods Rezepte. Außerdem war in jedem Raum ein Fernseher, auf dem Uhrzeit und Datum angezeigt wurde. Zusätzlich liefen alle Neuigkeiten als eine Art Abspann durch, sowie Informationen zu Unterricht und Ausflügen.
Das Leistungsniveau der Schulen in Kanada, zumindest dort wo ich war, ist allerdings sehr viel niedriger als in Deutschland. Das habe ich vor allem in Mathe und Business Education gemerkt. In Mathe für die elfte Klasse wurden Themen als schwer eingestuft, die in Deutschland manchmal schon in der siebten Klasse drankommen. In Business Education lernt man mit Programmen wir Word, Excel und PowerPoint am Computer zu arbeiten. In Deutschland habe ich das in der fünften Klasse gelernt und sofort verstanden. Es war merkwürdig zu sehen, das 16-18jährige noch nicht mit Computern umgehen konnten.
Insgesamt war die Zeit in Kanada für mich die interessanteste Zeit meines Lebens und es war toll, dass ich das erleben durfte. Ich kann nur jeden dazu ermutigen, auch eine Zeit seiner Schulzeit im Ausland zu verbringen.