- WELTBÜRGER-Stifter: World Unite!
- Programm: Auslandspraktikum
- Land: Tansania, Zanzibar
- Dauer: 2 Monate
- Name: Syahfitri
Tansania
Es war ein bewölkter, kalter Wintertag, als ich Halle (Saale) mit dem Zug nach Frankfurt am Main verließ. Es war das erste Mal, dass ich alleine in ein so weit entferntes Land reiste und ich war ziemlich aufgeregt, endlich in Moshi, Tansania, anzukommen! Neue Leute, neue Kulturen und all die neuen Dinge, die ich bald erfahren würde!
KARIBU TANSANIA! (Willkommen in Tansania)
Das Flugzeug landete nach 8 Stunden Flugzeit auf der Landebahn des Kilimanjaro International Airport. Es war noch früher Morgen, als wir das Flugzeug verließen. Das Wetter war schön, die Luft frisch und warm und ich war einfach so aufgeregt! Ich konnte nicht aufhören, mich für diese Reise unglaublich dankbar zu fühlen.
Nachdem ich meine ersten Fotos von Afrika gemacht hatte, ging ich ins Flughafengebäude und beantragte mein Visum am Schalter der Einwanderungsbehörde. Das Beantragen klappte völlig problemlos und ich bekam mein Visum für 3 Monate. Mein erster Eindruck von Tansania war:
„Die Leute sind einfach so freundlich und nett! Ich denke, mein Aufenthalt hier wird einfach großartig.“
Ein Fahrer von World Unite! – die Organisation, die mein Freiwilligen- und Praktikumsprogramm in Afrika organisierte, holte mich ab und brachte mich zu meiner Gastfamilie in Moshi. Die Fahrt vom Flughafen zum Haus meiner Gastfamilie war etwas weiter und es dauerte über eine Stunde mit dem Auto.
Die lange Straße war leer, die Vögel sangen gut und die Sonne ging langsam im Osten auf. Zu meiner linken und rechten Seite konnte ich viele Bäume und verschiedene Pflanzen sehen und schließlich einen Blick auf die scheinbar endlose Steppe werfen. Nicht weit von uns entfernt zeigte sich der Kilimanjaro, der höchste Berg Afrikas mit 5895 Metern Höhe über dem Meeresspiegel.
Ich konnte seinen schneebedeckten Gipfel völlig wolkenfrei sehen – ein Seltenheit, denn die Spitze ist normalerweise hinter Wolken verborgen. Es war unglaublich! Eines meiner Reiseziele hatte ich also schon abgehakt! Der Fahrer sagte oft zu mir: „Oh Fitri, du hast solches Glück, den Kilimanjaro wolkenfrei zu sehen!“ Oh ja, es war ein wundervolles Erlebnis, von beiden Gipfeln des Kilimanjaro, Kibo und Mawenzi, herzlich begrüßt zu werden. Ich konnte mein Lächeln auf dem Weg nach Moshi nicht verbergen. Es war ein toller Start in mein Abenteuer in Afrika.
Mein erster Eindruck von Moshi
Mein erster Tag in Tansania war cool. Ich traf fast alle World Unite! Koordinatoren in Moshi und ein paar Freiwillige aus Deutschland, die an diesem Tag ebenfalls ihre lokale und kulturelle Einführung hatten. Gemeinsam bekamen wir eine Stadtorientierung von Joseph, einem der Koordinatoren, der uns alles wichtige in Moshi zeigte.
Im Gegensatz zu Deutschland war es in Moshi an diesem Tag ziemlich warm. In der Stadt herrschte geschäftiges Treiben und wir konnten Daladalas (Kleinbus), Bajajis (Autorikscha), Bodabodas (Motorrad-Taxis) überall in der Stadt herumflitzen sehen. Es handelt sich dabei um die in Tansania genutzten öffentlichen Verkehrsmittel.
Fernweh? JuBi!
Die Stadt Moshi selbst ist nicht groß, aber das Zentrum ist immer voller Menschen. Entlang der großen Straße konnten wir viele Geschäfte, Galerien, Supermärkte, lokale Restaurants und Hotels sehen. Es gibt auch einen Markt, in dem Menschen ihre landwirtschaftlichen oder handwerklichen Erzeugnisse verkaufen, z.B. Bohnen, Mais, Bananen und vieles mehr. Die lokalen Schneider nähen ihre handgefertigten Kleider, Portemonnaies, Taschen und Kopftücher aus Kitenge (einem traditionellen Stoff aus Ost-, West- und Zentralafrika) und verkaufen sie zu guten Preisen auf der Straße.
Nach meiner Stadtorientierung wurde ich meiner Gastfamilie vorgestellt. Familie Tesha gehört zum Stamm der Chaggas (der bekannteste tansanische Stamm in der Kilimandscharo-Region). Mein Gastvater ist Taxifahrer und meine Gastmutter Hausfrau. Im Haus leben acht Personen, darunter meine Gasteltern, ihr Sohn und seine Frau, zwei Enkelkinder und ein Hausmädchen.
Das Haus ist groß und hat Vorder- und Hinterhof. Die Familie hat verschiedene Arten von Blumen und Bäumen vor dem Haus gepflanzt. Auf dem Hinterhof gibt es einen Kuh- und einen Hühnerstall sowie Bananenbäume, Zuckerrohr, Mais und Mangobäume.
Das herzliche Zusammenleben mit meiner Gastfamilie
Ich erinnere immer sehr gerne an die Zeit, wenn ich von meinem Praktikum zurückkam und mich unterm Mangobaum im Garten erholt habe oder einfach durch den Hinterhof spazierte und mich mit den Familienangehörigen über das Leben unterhalten oder einfach den Kilimanjaro bestaunt habe. Die gesamte Familie hat mich sehr warmherzig behandelt und ich habe mich immer willkommen gefühlt.
Täglich wurde ich mit köstlichen landestypischen Speisen bekocht und habe grundsätzlich viel von meiner Familie über Vieh- und Landwirtschaft gelernt, wie sie in dieser Familie praktiziert wird. Ich durfte sogar ab und zu die Milchkühe der Familie melken. Das war zwar anfangs schwierig, aber dennoch ein unvergessliches Erlebnis!
Außerdem macht meine Familie hat den besten Chai-Milchtee aller Zeiten! Jeden Tag habe ich Chai mit Milch zum Frühstück bekommen. (P.S: Chai-Milchtee, du wirst schmerzlich vermisst!).
Oh ja, und natürlich machte ich mir im Voraus Gedanken über etwaige Sprachbarrieren. Tatsächlich sprachen mein Gastvater und sein Sohn Englisch fließend. Mit den übrigen Familienmitgliedern musste ich alternative Kommunikationsweisen finden und auch Körpersprache spielte dann eine wichtige Rolle, um mich verständigen zu können.
Von meiner Gastfamilie lernte ich auch einige Kiswahili-Wörter (Landessprache in Tansania). Etwas Swahili zu sprechen war definitiv nützlich, auch wenn ich anfangs Schwierigkeiten mit den Grußformulierungen hatte. Aber ich konnte ohne Probleme von 1 bis 10 zählen.
Am zweiten Tag wurde ich von Joseph abgeholt und in meine Praktikumsstelle gebracht. Es handelt sich dabei um eine kleine Klinik für Allgemeinmedizin. Da die Klinik ein gutes Stück von meiner Gastfamilie entfernt lag, benutzte ich das Daladala für den Hin- und Rückweg. In der Klinik gab es einen verantwortlichen Arzt und fünf weitere Mitarbeiter, darunter zwei Krankenschwestern, Apotheker und zwei Laboranten.
Das Klinikpersonal war sehr freundlich zu mir und hat mich sehr geduldig und offen in den Klinikalltag mit einbezogen. Obwohl ich nur einen Monat dort war, habe ich schon sehr viel über Medizin gelernt. Während meiner ersten zwei Wochen habe ich hauptsächlich beobachtet und den Mitarbeitern über die Schulter gesehen und war vor allem damit beschäftigt, meinen Kulturschock zu überwinden. In dieser Zeit habe ich mich oft sehr nach meinen Freunden und Deutschland gesehnt – ich hatte sogar richtiges Heimweh.
Mein Alltag in der Klinik
Nach den ersten zwei Wochen hatte ich allerdings dann das Gefühl, endlich richtig angekommen zu sein und konnte meine Arbeit in der Klinik und meine Zeit in Moshi genießen. Es war ein tolles Gefühl, Tests über Malaria und UTI (Harnwegsinfektion) durchzuführen, den Patienten Injektionen zu verabreichen, oder über die verschiedenen Arten von Medikamenten zu lernen. In der Zusammenarbeit mit dem Arzt konnte ich auch sehr viel über die lokalen Krankheitsbilder lernen. In diesem Moment fühlte ich mich erstmals wie ein echte Medizinstudentin!
Am letzten Tag meines Praktikums gab es eine kleine Abschiedsfeier für mich in der Klinik. Wir kochten Chapati (mein Lieblingsessen in Tansania, gleich nach Reis mit Kokosmilch), mchuzi (Gemüse-Curry) und gebratenes Hühnchen. Es war ein schönes, aber gleichzeitig trauriges Erlebnis und ich fand es schwierig, Moshi nach einem Monat wieder zu verlassen.
Oft habe ich gehört, dass eine Afrika-Reise ohne Safari keine richtige Reise ist. Daher habe ich anlässlich meines Geburtstages eine zweitägige Safari im Tarangire und Ngorongoro Nationalpark unternommen. Ich fand es genial, vier der fünf afrikanischen „Big Five“ live zu sehen und die Schönheit der Nationalparks zu genießen. Ein weitere Wunsch auf meiner Bucket-List hatte sich erfüllt!
Die Safari-Tour hat sich wirklich gelohnt und ich denke, es ist ein Erlebnis, das man mindestens einmal im Leben gemacht haben sollte!
Zanzibar
Nach meinen spannenden Erfahrungen in Moshi und meiner Eingewöhnung in die neue Kultur, flog ich nach Unguja, einer Insel, die zum Sansibar-Archipel gehört und die als Gewürzinsel bekannt ist. Bei meiner Ankunft rasten tausende Gedanken durch meinen Kopf: Würden meine neuen Mitbewohner freundlich sein? Würde ich mich gut integrieren können?
Am Flughafen wurde ich von World Unite! in Empfang genommen und von einem Fahrer nach Stone Town gebracht, die historische Altstadt im westlichen Teil der Insel, mein Wohnort für die nächsten vier Wochen. Ich lebte in einer WG zusammen mit anderen ausländischen Freiwilligen.
Anders als bei der Gastfamilie verpflegte ich mich in Sansibar selbst. Was für eine Umstellung, dass mir plötzlich niemand mein leckeres Frühstück zubereitete, mein Abendessen kochte, heißes Wasser für mein Bad einließ oder sich sorgte, wenn ich spät nach Hause kam!
Sansibar ist unglaublich!
Ich hatte es zwar nicht erwartet, aber in Sansibar habe ich die beste Zeit der ganzen Reise verbracht. Während der Stadtorientierung am nächsten Tag hatte ich das Gefühl, in Indonesien zu sein. Überall trugen die Frauen und Mädchen Hijab (Kopftuch). Die Moslems dort grüßen sich mit „Salaam Alaikum“ (ein muslimischer Gruß, der bedeutet „Der Frieden sei mit euch“). Ich war beeindruckt!
Die Menschen behandelten mich überaus freundlich und nett, das Essen schmeckte mir sehr lecker, der Sonnenuntergang in Stone Town war erstaunlich und ich fühlte mich generell auch sehr sicher in Sansibar. Das Leben in Stone Town erinnert mich ein bisschen an Venedig in Italien, weil es auch ein Labyrinth mit vielen kleinen Gassen ist, in dem man sich leicht verlaufen kann.
Während der Abende in Forodhani Park muss man unbedingt die lokalen Köstlichkeiten auf dem Night Market genießen, wie z.B. Zanzibar Pizza, Urojo, Meeresfrüchte, Chapatti und lokale Getränke (z.B. Zuckerrohrsaft mit Zitrone und Ingwer, Tamarinden-Saft, Avocado-Saft. Die meisten Lebensmittel sind auf diesem Markt etwas teurer als anderswo, aber es lohnt sich wirklich, sie zu probieren.
Ein Monat zwischen Heilpflanzen und Gewürzen
In Sansibar habe ich einen Monat lang ein landwirtschaftliches Praktikum absolviert. Ich lernte dort über pflanzliche Medizin in einer lokalen Klinik für Kräutermedizin vom besten Botaniker auf der Insel, der als Mr. Madawa bekannt ist oder auf Deutsch „Herr Kräuterheiler“. Madawa ist ein großartiger Lehrer, der mich nicht nur über die Heilpflanzen, sondern auch über die wichtige Rolle der Religion (in diesem Fall des Islam) in der Kräutermedizin unterrichtet hat.
Während des Unterrichts hatte ich viel Spaß, weil ich auch Kräuter sammeln und Medikamente herstellen lernte. An anderen Tagen hatten wir eine Gewürz-Tour in Kizimbani, bei der Herr Madawa und die Einheimischen mich über die Kräuter und Gewürze in dieser Gegend aufklärten. Anschließend besuchten wir auch ZARI (Zanzibar Agricultural Research Institute).
Nun ist diese erstaunliche Reise vorbei! Sie wird jedoch immer eine unvergessliche Erfahrung in meinem Leben bleiben. Ich habe so viel über das Leben in einem fernen Land gelernt. Auf Reisen zu gehen beutetet auch, sich verschiedenen Herausforderungen zu stellen und täglich neue Dinge zu entdecken! Ich habe nichts dagegen, dies bei einer anderen Gelegenheit noch einmal auszuprobieren.