- WELTBÜRGER-Stifter: GLS
- Programm: Schüleraustausch
- Land: Australien
- Dauer: 5 Monate
- Name: Hanna
Ein Sitz mit ausgeklapptem Tisch vor mir, ein kleines Fenster mit wunderschönem Ausblick neben mir und meine Gedanken kreisen immer um das selbe Wort: Australia! Für mich, genauso wie für viele andere ein déjà-vu. Ein Ende und zugleich auch ein Anfang. Freude, Aufregung, Zweifel, Angst? Irgendwie kann man alles gleichzeitig erleben. Aber was wirklich meine Gedanken beherrscht, sind Erinnerungen. Erinnerungen an meine Familie, Freunde und Abenteuer. Es sind unvergessliche und einmalige Erinnerungen an mein halbes Jahr in Australien.
Wie alles begann…
Alles begann im verschneiten Brambauer. Wie das kennt ihr nicht? ‚Ein idyllisches, ehemaliges Bergmannsdorf im Ruhrgebiet‘, wie es der Reiseführer anpreist, mit dem ureigenen BVB (Ballspiel Verein Brambauer). Für alle, die es immer noch nicht kennen: Mein ‚Dorf‘ liegt in der Nähe von Dortmund in einer eher landwirtschaftlich geprägten Gegend. Wie kommt es also, dass ein Mädchen, dass in dieser ländlichen Umgebung aufwächst, das Weite am anderen Ende der Welt sucht? Um ehrlich zu sein, weiß ich selbst nicht genau, wann ich als kleines Mädchen anfing, mich für die große weite Welt zu interessieren, aber sobald ich einen Globus in der Hand halten konnte, gab es immer ein Fleckchen Erde in den unendlichen Weiten der Ozeane, das abgeschnitten vom Rest der Welt, zu einem Abenteuer einlud: Australien, der rote Kontinent.
Natürlich ist das andere Ende der Welt zu weit entfernt um ‚mal eben rüber‘ zu fliegen, nur um Urlaub zu machen. Aber meine Eltern wussten mich zu vertrösten, ein Auslandsjahr in der 11. Klasse wäre perfekt für mich, und das war noch in der Grundschule. Doch meine Begeisterung für Australien hielt auch weiterhin an: Gebannt verfolgte ich die Buschfeuer in Australien, sammelte Kangaroos, Koalas und Wombats und verschlang jedes Buch über mein Traumland. In der 9. Klasse wurde es dann auch für mich Ernst: Meine Schwester war gerade in ihrem Auslandsjahr in Finnland, als ich mich endlich für eine Organisation entscheiden musste, um auch wirklich nach Australien gehen zu können. Eine Organisation aus Deutschland, direkt in Australien bewerben oder noch etwas anderes? Die Möglichkeiten sind unbegrenzt und sich unter den vielen Angeboten das passende herauszusuchen ist wirklich nicht einfach. Ich habe mich dann letztendlich für die deutsche Organisation GLS entschieden, die mich besonders mit ihrer guten Beratung und der möglichen Schulwahl beeindruckt haben.
Lebe deinen Traum!
Dieser einfache Grundsatz ist nicht immer einfach umzusetzen. Wie jeder Austauschschüler hatte auch ich mit vielen Problemen zu kämpfen, musste Kompromisse schließen und bin dabei reifer und unabhängiger geworden. Da ich in dem bilingualen deutsch-französischem Zweig meiner Schule war und in der 11. Klasse erst auf 3 Jahre Englischunterricht zurückblicken konnte, war für mich erst einmal die Sprache ein Problem. Würde ich genug englisch sprechen und verstehen können? Ich war mir nicht sicher, doch das Interview, das als Aufnahmeprüfung für das Schulprogramm auf Englisch durchgeführt wurde, bereitete mir keine Probleme, also war der Weg nach Australien für mich erst einmal frei.
Das nächste Problem stellte für mich die Schulwahl dar: Würde ich eine tolle Schule finden können? Von Anfang an stand für mich fest, ich wollte nicht an eine Schule mit hunderten von anderen Austauschschülern, sondern das richtig echte Australien kennen lernen. Also kamen für mich die Metropolen Sydney oder Melbourne auf keinen Fall in Frage. Doch im Hinterland der sunshinecoast, schien eine kleine perfekte Schule auf mich zu warten: Die Maleny State High School mit etwa 600 Schülern und, passend für mich, eine eigene Schulfarm. Ich musste mir nur einmal das Schulprofil durchlesen um zu wissen, dass dies meine Traumschule war. Nicht weit vom Strand, in der Umgebung von Brisbane und doch eine familiäre Atmosphäre in den Glasshouse Mountains. Maleny schien auch wie geschaffen für mich zu sein. Natürlich saß ich ungezählte Stunden daran, Formulare für die Schulbehörde, die Unterrichtsbefreiung, die Gastfamilie und das Visum auszufüllen, und mindestens doppelt so viele Stunden, um meinen Weg nach Australien akribisch zu dokumentieren, doch den Spaß an meinem Auslandsjahr wurde dadurch nicht im mindesten getrübt. Je mehr ich für Australien arbeitete, desto glücklicher wurde ich.
Ungefähr ein halbes Jahr vor meiner Abreise wurde es dann auch wirklich Ernst für mich, es ging Schlag auf Schlag: Reisepass, Unterrichtsbefreiung, Visum, Flugticket, Schulplatzzusage und endlich Ende Oktober: Meine zukünftige Gastfamilie. Es hat mir sehr geholfen, dass ich fast 3 Monate Zeit hatte, meine zukünftigen Eltern kennen zulernen. Nach unzähligen Telefonaten und E-mails war alles bereit für mein Abenteuer Australien.
Von Vulkanen, Schneechaos und Überflutungen
Einige meinten, es wäre die schlechteste Zeit um ins Ausland zu gehen, einige meinten es wäre die beste. Wie auch immer man es sieht, die letzte Zeit vor meinem Abflug war auf jeden Fall sehr aufregend, von Naturkatastrophen geprägt und sorgte dafür, dass ich am Ende nicht mehr ganz so nervös sein konnte: Mein ganzes Adrenalin war schon verbraucht.
Nach nur einer Woche kannte jeder Europäer zumindest ein isländisches Wort. Auch wenn sich über die korrekte Aussprache immer noch die Geister scheiden, wurde der isländische Vulkan doch zum Schrecken aller, die fliegen wollten. Für mich bedeutete er ein weiteres Hindernis auf meinem Weg nach Australien. Wochen des Bangens und Hoffens zogen sich hin wie Jahre. Was wenn mein Flugzeug nach Australien nicht starten konnte? Meine schlimmsten Albträume schienen wahr geworden zu sein. Wenn schon Vulkane mich nicht aufhalten konnten, was könnte dann noch zwischen mir und Australien stehen? Richtig, das weiße Etwas, von dem ich in Australien nichts hören würde: Schnee. Kaum hatten sich die Flugzeiten nach der Vulkanasche beruhigt, brach das Winterchaos über Deutschland herein. Nach der ersten weißen Weihnacht seit Jahren kam im Januar die nächste Schneewelle. Neben den kleineren und größeren Unfällen, die im eisglatten Alltag auf mich warteten, wurden weitere Flüge gecancelled. Ich war schon soweit, ich hatte mir schon die Seeroute nach Australien herausgesucht.
Noch bevor sich die Schneelage in Deutschland beruhigt hatte, stellte sich mir die nächste Naturgewalt in den Weg: Überflutungen in Brisbane. Als ich die ersten Bilder im Fernsehen sah, war ich maßlos enttäuscht. Ich dachte mein Auslandsjahr wäre schon vorbei bevor es überhaupt angefangen hatte. Ich schrieb sofort meinen Gasteltern. Gary, mein Gastpapa, hielt mich über Wochen jeden Tag auf dem Laufenden und leitete mich an gute Internetadressen weiter. Beruhigen konnte mich das allerdings nicht, denn obwohl Gary mir glaubhaft versicherte, dass wir oben in den Bergen wohnen, war ich doch schockiert, dass die Brücke in Maleny gesperrt wurde. Die Brücke über die ich ein halbes Jahr lang zur Schule gehen würde. Diese Fotos habe ich zum Glück erst hinterher gesehen.
Am Ende lief dann aber doch alles gut. Zwar hatte mein Zubringerflug nach Frankfurt wegen Nebel zwei Stunden Verspätung, aber alle Flüge sind gestartet.
Tschüss und Hallo
Natürlich war es nicht einfach seine Familie, seine Freunde und seine Haustiere (in meinem Fall: ein Pferd, ein Kaninchen und ein paar Hühner) zurückzulassen und ein neues Leben zu beginnen. Doch, man weiß ja, dass es kein Abschied für immer sein wird. Wenn der Koffer einmal gepackt ist, machen Abschiedsparties, Geschenke und viele gut gemeinte Ratschläge den Abschied doch sehr erträglich. Und auch wenn bei den vielen letzten Umarmungen und Küsschen sicherlich die ein oder andere Träne geflossen ist, fühlte ich mich doch fast schon erleichtert, endlich los zu fliegen. Ich konnte es gar nicht mehr erwarten endlich nach Australien zu kommen.
Doch natürlich hatte ich noch eine 26-stündige Reise vor mir, bis ich meine Gasteltern endlich in die Arme würde schließen können. Doch auch diese Zeit wurde nicht lang, da ich auf meinem Gruppenflug viele andere Leute traf, denen es genauso ging wie mir: Aufgeregt, erleichtert, das alte Leben hinter sich gelassen zu haben, und gespannt auf das neue Leben, das am anderen Ende der Welt auf uns wartete. Und doch immer die alles entscheidende Frage: Werde ich es schaffen?
Home sweet home
Dort war ich also in meiner kleinen Traumstadt Maleny in meinem neuen Zuhause. Und es war auch nie etwas anderes für mich. Seit der Sekunde in der ich von der Hauptstraße in meine kleine Zufahrtsstraße abbog, fühlte ich mich wie endlich zuhause angekommen. Das renovierte alte Queenslander Haus mit dem kleinen Dschungel-Garten und den noch etwas tropisch auf mich wirkenden Palmen. All das fühlte sich einfach richtig an. Als ob ich schon immer dort hin gehören wurde und nur im falschen Teil der Welt aufgewachsen war. Ich war sofort Zuhause.
Auch mein Zimmer musste ich nicht erst mit meinen kleinen Mitbringseln schmücken, um mich wirklich wohl darin zu fühlen. Ich hatte mein großes Bett schon auf den ersten Blick lieb gewonnen und der Blick aus meinem Fenster konnte mir nicht genug tropische Pflanzen zeigen. Im Wohnzimmer wartete eine bequeme Couch auf mich. In unserem ‚Studierzimmer‘ war auch schon ein Plätzchen für mich frei und die Veranda schien nur darauf zu warten, von mir in Beschlag genommen zu werden. Es war alles perfekt.
Und meine Gasteltern waren einfach die besten der Welt: Nach meiner ersten australischen Tasse Tee wurde ich direkt durch die Gegend gefahren. Zum besten Aussichtspunkt über die Glasshouse Mountains, in die Stadt, um die wichtigsten Leute kennen zu lernen, einmal zur Schule und zu den versteckten Plätzen der ’sunshinecoast hinterlands‘. So hatte ich also erst am Abend Zeit meinen Koffer auszupacken und ein paar Kleinigkeiten aus Deutschland zu verschenken.
Von einem Jetlag blieb ich zum Glück gänzlich verschont, sodass ich die ersten Tage im Land meiner Träume komplett genießen konnte. Noch bevor meine Schule am Montag anfing, hatte ich das Gefühl schon die Hälfte der Leute aus Maleny zu kennen und mehr von Australien gesehen zu haben als jemals in Deutschland. Ich hatte gar keine Zeit mein ‚altes Leben‘ und meine Freunde und Familie in Deutschland zu vermissen, obwohl ich mir redlich Mühe gab viele E-Mails zu schreiben, denn natürlich wollten alle daheim wissen, wie es mir so erging am anderen Ende der Welt!
Australia Day
Einen besseren Einstieg in die australische Kultur als den Australia Day hätte man sich wohl kaum wünschen können. Ich hatte das Glück, schon nach einer Woche zusammen mit den Australiern ihren Nationalfeiertag feiern zu dürfen. Und ich war mächtig beeindruckt von den großen Umzügen und dem sehr patriotischen Benehmen vieler Australier. Meine frischgebackenen Freunde aus der Schule sorgten dafür, dass ich meine ultimativen Australienerfahrungen nicht verpassen würde. Ganz oben auf der to-do-list stehen an solchen Feiertagen natürlich die berühmt berüchtigten Grillabende bekannt als barbies oder bbq und das auch mal bis zu 3 mal täglich. Ein bisschen Strand darf in Australien genauso wenig fehlen wie das Mitternachtsschwimmen im Pool. Und auch beim Cricket spielen danach gab es viel zu lachen, denn auch mit dem schnell aufgebauten Flutlicht war es nicht einfach den Ball im Dunkeln zu sehen und ihn mit dem Schläger zu treffen.
Am eigentlichen Australia Day ging es dann natürlich weiter zur Parade in der Stadt mit festlich geschmücktem Auto und die australischen Fähnchen in der Hand. Egal, ob es darum ging zur Nationalhymne zu tanzen oder Waltzing Mathilda zu singen oder beim Fahnenzählen auf über 100 Autos zu kommen. Am Australia Day wird es in Australien nie langweilig. Das einzige was den Tag trübte, war das Wissen um die Geschichte der Aborigines, die am 26. Januar zusammenkommen, um an die Kolonialgeschichte zu erinnern und diesen Tag eher als ‚Invasion Day‘ oder ‚Survival Day‘ begehen. Im Gedenken an die dunkle Seite dieses Tages ist es bei einigen Familien üblich bei Sonnenuntergang eine Schweigeminute einzulegen. Es ist zwar nur eine kleine Geste nach einem Tag ausgelassenen Feierns, aber für mich genauso wie für meine australischen Freunde war es sehr wichtig an dieser Schweigeminute teilzunehmen.
Leadership Camp auf Straddy oder Geburtstag am Strand
Aber Australia Day war nicht meine einzige Einführung in die australische Lebenskultur: Kurz nach Schulbeginn ging es für die 12er auf Stufenfahrt nach Stradbroke Island. Eine bessere Gelegenheit um alle meine Mitschüler kennen zu lernen, hätte ich mir auch nicht wünschen können und dazu auch noch die Aussicht, meinen 17. Geburtstag am Strand feiern zu können.
Mit 76 bunt gekleideten Stufenkameraden, zwei Bussen, 3 Autos, 6 Lehrern und unserem school chaplain machten wir uns am Dienstag Morgen auf den Weg, um ein paar unvergessliche Tage außerhalb der Schule zu verbringen. Wie auf jeder Klassenfahrt gab es ein wenig Gerangel bei der Zimmeraufteilung, denn wer gibt sich schon mit einer Schlafcouch zufrieden, wenn man statt dessen ein Luxusapartment mit zweitem Badezimmer haben kann? Aber nach einigen Stunden waren dann doch alle zufrieden und wir konnten nach einem erfrischenden Bad im Pool anfangen unsere ice-breaker Spiele zu spielen. Schnell war die lange Sommerpause vergessen und auch ich fühlte mich pudelwohl in meiner Stufe. Natürlich durfte nach dem selbstgemachten Essen eine Trivia night nicht fehlen, die unter anderem auch einen wichtigen Beitrag zum Häuserwettbewerb (wirklich, wie bei Harry Potter) leisten würde.
Auch der Mittwoch versprach sehr aufregend zu werden: Sea kayaking und die ersten Vorbereitungen für die ‚house captain‘ Wahl. Am Abend hatten wir dann nach einem australischen barbecue ein Talent quest, wobei alle sehr kreativ waren und zumindest versucht haben, mit ihrem Talent zu punkten: Wir haben gelernt, wie man Käsenachos macht (Käse, Mehl, Gewürze, Eier und ganz wichtig cola für 30 sek in den Kühlschrank), einen super tollen popsong sowie ein Duo mit klasse Stimme und Gitarre gehört, und natürlich unser Gewinner: Ein absolut geiler song auf der Gitarre von unserem Musikprofi Adam. Die Richter (also unsere Lehrerinnen) hatten alle Tränen in den Augen. An meinem Geburtstag, dem Donnerstag, standen morgens Meer, Sonne und sand boarding auf dem Programm bis es nachmittags ab zu den Beach Olympics ging, die dann letztendlich den Häuserwettbewerb entscheiden würden. Bis mittags hatten die Jungen unserer Stufe die Aufgabe, ihr blind date auszufragen. Wie das denn in der 12. Klasse üblich ist, schafften einige Jungen das besser als andere, aber zumindest hatte vor dem Abendessen jedes Mädchen eine Einladung bekommen. Und dann war es auch schon Zeit für unseren Tanzabend! Es war auf jeden Fall ein super toller Geburtstag. Okay, ich geb ja zu: Ich hatte schon mal einen besseren Kuchen, aber dafür nicht mit so viel Spaß gebacken und verbrennen lassen. Erst als ich am Mittwoch bemerkt habe, dass es etwas verbrannt riecht (der Kuchen war statt eine Stunde zwei Stunden im Ofen, wie ich später erfahren habe) und ich aus dem Zimmer geworfen wurde, aber na ja, der Zuckerguss war auf jeden Fall superlecker.
Und am Freitag hieß es dann leider auch schon nach einer letzten Erfrischung im Meer und einem barbecue am Strand die Fähre zurück nach Hause zu nehmen. Leider musste ich dabei auch die erste schmerzhafte Bekanntschaft mit australischen Quallen machen: Meine Hand ist ungefähr auf die doppelte Größe angeschwollen. Aber es gibt ja nicht umsonst lifeguards, die uns dann mit reichlich Eis und Essig versorgt haben.
Für mich war es auf jeden Fall eine einzigartige Erfahrung: Ich habe noch viel mehr Leute viel besser kennen gelernt und mein Vorurteil, dass alle Australier nett sind, wurde auf jeden Fall bestätigt!
School
Nach unserer Stufenfahrt ging nun auch das wirkliche Schulleben los. Doch ich konnte mich wirklich nicht beschweren. Schule ging nur von 8.55 bis 14.55 Uhr, es gab 8 Stunden pro Tag und ich hatte eigentlich immer Doppelstunden! Und nicht zu vergessen, mein unterrichtsfreier Mittwoch, den es nur noch an wenigen Schulen in Queensland für die Oberstufenschüler gibt. Natürlich bedeutete er für die Schüler nur ein Wochenendtag mitten in der Woche, an dem Zeit war zum Strand zu gehen oder in den Pool zu springen oder sich einfach nur im Café zu treffen.
Natürlich war die Fächerauswahl auch sehr viel größer und vor allen Dingen viel freier als in Deutschland. Aus einem großartigen Angebot entschied ich mich dann schließlich für Agrar-&Viehwirtschaft, Theater, Mathe, Englisch, allgemeine Naturwissenschaften und moderne Geschichte. Da man in Australien im Vergleich zu Deutschland nur wenige Fächer belegt, kann man sich viel besser auf jedes einzelne Fach einstellen und es wird natürlich viel intensiver unterrichtet: 5 Wochenstunden pro Fach.
Zuerst hatte ich auch etwas Angst vor meiner Schuluniform. Wie würde es wohl sein, wenn alle das gleiche anziehen? Meine Sorgen waren allerdings wieder einmal komplett unbegründet. Meine Schule sah die Uniformkriterien nicht so genau, wie ich das von britischen Schulen kannte. Solange wir unsere Schulfarbe ’navy blue‘ trugen, waren auch Jeans, Pullis und Hüte in Ordnung.
Ansonsten war auch der Schulalltag sehr anders als ich das von meiner deutschen Schule gewöhnt war. Durch die relativ kleine Schüler- und Lehrerzahl gab es ein viel entspannteres und für mich angenehmes Arbeitsklima. Auch wenn Schule öfters einmal stressig wurde, war es doch auch einfacher als in Deutschland, selbst wenn es die ersten Wochen etwas kompliziert war, immer auf Englisch zu schreiben und zu sprechen. Doch als ich erst einmal anfing, in Englisch zu denken, fiel es mir plötzlich nur noch schwer, E-mails auf Deutsch zu verfassen.
Nach der Schule gehen die meisten Schüler noch für zwei oder drei Stunden in die Stadt, wo jeder seinen Lieblingsplatz im Park hatte, oder wenn es – wie üblich in Maleny – regnete, ging man in das nächstbeste Café. Oder viele Leute gingen arbeiten, um ihr Taschengeld aufzubessern. Ansonsten lief es bei mir nicht anders als in Deutschland. Am Wochenende traf man sich um zum Strand zu gehen oder zu campen oder einfach ein bisschen zu feiern.
Aborigine Kultur oder Ostern in Australien
Und schon bald ging es auch auf die Osterferien zu. Ich glaub es war das erste mal in meinem Leben, dass ich traurig war, keine Schule zu haben. Ich würde zwei Wochen lang meine Freunde nicht sehen! Aber da die meisten jugendlichen Australier in den Ferien sehr faul sind und kaum das Haus verlassen, kam mir meine Outbacktour sehr gelegen. Denn schon nach nur einem Tag Ferien hieß es für mich: auf nach Alice Springs, der einzigen Stadt mitten im Outback!
Wir sind zu richtigen Buschmenschen geworden, haben jeden Abend unter den Sternen in swags geschlafen, haben unser Essen selber über dem Lagerfeuer gekocht und waren 90% des Tages auf den Beinen. Ich habe schon alle in Deutschland und meine Freunde in Australien mit meinen 1000 Fotos genervt, aber das richtige outback-feeling kann man natürlich nicht mit dem Fotoapparat festhalten, wenn man nicht schon selber ein Buschtelefon in der Hand hatte.
Neben den einzigartig schönen Landschaften im Kings Canyon, Glen Helen und der West McDonald Range durfte auch die Aborigine Kultur im Busch nicht fehlen. Zwar waren unsere Tourführer nur ‚angelernte‘ Aborigines und haben uns die wichtigsten Überlebensmaßnahmen im Busch gelehrt: Ob es nur darum ging, Spuren von Kängurus zu folgen, einen Emu zu jagen, oder eine der vielen Geschichten der Aborigines aus der Traumzeit zu erzählen und zu verstehen. Im Oak Valley hatten wir das Glück, dann einen echten Aborigine-Führer zu bekommen, der uns viel über die ursprüngliche Kultur der Aborigines auf einer Wanderung durch das Tal erklärte. Zu dieser Zeit wussten wir aber natürlich schon alle, dass Bumerangs nicht zurückkommen.
Einmal im Outback darf natürlich auch der Besuch am Uluru und den Katja Tutjas nicht fehlen. Wenn man sich einmal näher mit der Geschichte dieser australischen Ikonen beschäftigt, ist es nicht schwer zu verstehen, warum sie für die Aborigines heilige Stätten sind. Und nachdem man einmal den base walk um Uluru herum und die Klettertour durch das Valley of the Winds gemacht hat, möchte man auch gar nicht mehr den Uluru besteigen. Es ist nicht nur ein Zeichen von Respekt die rituellen Pfade der Aborigines zu achten und nicht zu zerstören, sondern es ist auch ein Gedanke an die Absturzgefahr und die Trauer, die die Aborigines verspüren, wenn jemand an ihren heiligen Stätten sein Leben verliert.
Neben den außergewöhnlichen Landschaften hat das Outback natürlich auch noch eine einzigartige Tierwelt zu bieten. Im Herzen des roten Kontinents überleben nur angepasste Tiere: Während man in Queensland meistens Wallabies beobachten kann, gibt es im Outback fast nur größere Kangaroos. Natürlich sind diese wilden Tiere eher scheu, aber wenn man Glück hat, kann man in der Staubwolke der flüchtenden Herde das ein oder andere Kangaroo erkennen. Und auch die andere Ikone Australiens der Emu fehlt nicht. Allerdings möchte man dem scharfen Schnabel dieser Tiere selbst nicht zu nahe kommen, doch aus einem 4WD Bus heraus, lassen sich Emus hervorragend beobachten. Natürlich gibt es auch Raubtiere im Outback. Dingos, der große Schrecken aller Schaffarmer, viele giftige Schlangen und meiner Meinung nach zählen auch Fliegen zu den Raubtieren des Outbacks: Ohne Fliegennetz um das Gesicht kann man zwischen 10 Uhr morgens und 4 Uhr nachmittags nicht den fliegengeschützten Bus verlassen. Dagegen kommen einem die abendlichen Mückenplagen in Küstennähe überhaupt nicht mehr schlimm vor.
Schlittschuh fahren? Und das in Australien?
Nach meiner einzigartigen Outbackerfahrung ging es zurück in meinen australischen Alltag. Wobei es immer etwas Neues in Australien zu entdecken gab. Ob es nur ein uniform free day war, an dem sich einige Australier verrückter anziehen als die Kölner am Karneval, ein Wochenende bei meiner neuen Freundin auf Bribie Island, wir vom Interact Club durch Spendenläufe und Tombolas Geld für die Opfer der Naturkatastrophen in Japan, Neuseeland und Queensland, sammelten oder ich mit meinen Freunden die einzigartige ANZAC Parade in Maleny besuchte: Alles kam mir viel spannender und aufregender vor als in Deutschland. Abgesehen von diesen offensichtlichen Highlights meines Auslandsaufenthaltes gab es auch einige andere Überraschungen, die ich nicht erwartet hätte: Einmal entführten mich meine Freunde zum Beispiel nach einem gemütlichen Vormittag am Strand in die Stadt und erfüllten meine, ihrer Meinung nach, große Sehnsucht nach Schnee. Bevor ich auf meinen Schlittschuhen stand wollte ich nicht glauben, dass Eislaufbahnen selbst ihren Weg bis in australische Kleinstädte gefunden hatten. Wenn man also dem Wetter im australischen Sommer nicht einmal mehr mit swimming-pool oder einer Abkühlung im Ozean trotzen konnte, ging man nun einmal in Badekleidung in die buchstäbliche Eishalle. Nur Surfbretter waren zum Leidwesen vieler auf der Eisfläche verboten.
Aber auch die Arbeit in der Schule wurde nicht weniger. Da der zweite Term viel kürzer war als der erste und trotzdem das gleiche Arbeitspensum bewältigt werden musste, trafen wir uns auch ab und zu am freien Mittwoch, um zusammen zu lernen. Dafür gingen wir aber auch nach jedem bestandenen Test in die Stadt feiern. Langeweile oder gar Heimweh nach 3 Monaten am anderen Ende der Welt konnten also gar nicht aufkommen. Was allerdings die Miene vieler Australier trübte waren der Regen und die Kälte, die Maleny im Herbst und Winter heimsuchten. Der einzige Strickladen machte einen erstaunlich guten Umsatz und auch die Holzöfen in den Häusern verbrauchten mehr Holz als nachgelegt werden konnte. Da die Häuser im eigentlich (sub)tropischen Queensland nicht sehr gut isoliert sind, machte das kalte Wetter nicht vor der Haustüre halt. Doch da ich mit reichlich dicken Socken und Wollpullis aus Deutschland versorgt wurde, haben wir alle den Wintereinbruch in Australien überlebt.
Allein unter Kiwis
Eigentlich war mein Leben am anderen Ende der Welt viel zu schön um wahr zu sein. Es musste irgendwann etwas passieren, dass meine Idylle zerstören würde. Als dann die letzten Sonnenstrahlen Mitte Mai noch einmal den Winter vertrieben hatten, stand für mich mein Gastfamilienwechsel für 3 Wochen an. Da mein 32-jähriger Gastbruder in Taiwan heiratete und ich aus Versicherungsgründen etc. während der Schulzeit nicht mitfliegen konnte, kam ich solange zu meiner Gastmama auf Probe, die eine andere Austauschschülerin im Juli aufnehmen würde. Zwar wusste ich schon länger darüber Bescheid, doch der eigentliche Umzug kam dann doch sehr überraschend. Zuerst stand ich dem Wechsel mit ein wenig gemischten Gefühlen gegenüber, denn es kam mir immer wie ein kompletter Neuanfang vor. Doch da ich direkt in der Stadt wohnen würde und natürlich weiterhin meine Freunde sehen würde, machte ich mir keine großen Sorgen. Und tatsächlich verbrachte ich 3 unvergessliche Wochen mit meiner neuen Gastmama aus Neuseeland. Außerdem konnte ich schon einmal das Koffer packen üben und natürlich morgens länger schlafen. Und als meine eigentlichen Gasteltern zurück kamen, fiel mir der Abschied genauso schwer.
Countdown
Kaum war ich wieder Zuhause hatte ich kaum eine freie Minute mehr, denn, wie plötzlich allen auffiel, war es schon Anfang Juni und am Ende des Monats würde ich zum letzten Mal zur Schule gehen. Ich versuchte nun nicht nur jeden einzelnen Tag sondern jede einzelne Stunde vollkommen auszufüllen und doch wurden die Tage immer kürzer und das Ende des Monats rückte immer schneller näher.
Aber meine Zeit war auch gut gefüllt: Da ich unbedingt Wombats sehen wollte, fuhren meine Freunde und ich kurzerhand um die Ecke zum Australia Zoo, dem Erbe Steve Irwins, das darauf wartete von uns erkundet zu werden. Ich war ganz begeistert von den vielen australischen Tieren und der erstaunlich hohen Besucher- wie auch Tierfreundlichkeit des Zoos. Ohne einem Koala auf dem Arm, einem Alligator in der Hand und einem Wombat an der Leine kann man den Zoo nicht verlassen. Aber das Füttern der Kangaroos gehört natürlich ebenso dazu wie die berühmte Wildlife Warrior Show im Crocoseum, bei dem nicht nur Krokodile sondern auch Wasserschlangen, Vögel und Elefanten vorgeführt wurden. Alles in allem war es mein tierischster Tag in Australien!
Und dann kam endlich unser langersehntes Fest in unserer kleinen Stadt: Die Maleny Show. An dem Wochenende liegt nicht nur das ganze sunshinecoast hinterland still, sondern mittlerweile hat sich auch ein Teil der sunshinecoast der Euphorie der Menschen angeschlossen. Wer an diesem Tag auch nur einen Kuchen kaufen möchte, muss lange suchen, um dann vielleicht irgendwo einen offenen Laden zu finden. Obwohl es eigentlich die Maleny agricultural show ist, hat nur ein geringer Teil der Show mit Landwirtschaft zu tun. Während natürlich die besten Kühe prämiert werden und Jagdhunde vorgeführt werden, hat ansonsten nicht viel des eigentlichen Ziels überlebt. In mitten einer bunten Kirmes mit vielen Ausstellungsstücken der in Maleny ansässigen Künstler finden tagsüber die ein oder anderen Wettbewerbe statt: Holz hacken, Pferde springen oder Teamspiele: Für jedes Temperament lässt sich ein schönes Wochenende zusammenwürfeln. Doch erst wenn es abends dunkel wird, finden die wirklichen Highlights auf den Showgrounds statt, Tag für Tag auf ein Neues: das Feuerspringen, die Fackelparade und das umwerfende Feuerwerk am letzten Tag. Als waschechter Malenyer muss man mindestens einmal mit dabei gewesen sein!
Zu bald musste ich allerdings auch schon ans Abschiednehmen denken. Mitte Juni stand bereits mein erstes Abschiedsbarbecue im berühmten Kondalilla Falls National Park statt, das, wie leider so vieles in Maleny, buchstäblich ins Wasser fiel. Deswegen entschieden wir uns auch unser Camping-Wochenende lieber in eine Abschiedsparty und ein gemütlichen Abend aufzuspalten. Trotzdem hatten wir bei allen unseren Goodbye-Aktionen sehr viel Spaß obwohl auch reichlich Tränen geflossen sind. Doch leider gehört das Abschiednehmen ja auch zu jedem Auslandsjahr mit dazu. Und durch die vielen kleineren und größeren Geschenke werde ich mich zurück in Deutschland auch immer an meine Freunde erinnern können. Und noch war es ja auch kein Abschied für immer: Mir stand noch ein ganzer Monat zur Verfügung die große Weite meiner Heimat zu erkunden!
Ab in den Süden oder doch eher das Great Barrier Reef?
Und schon kurz nach Schulschluss ging es für mich auf die große Reise meines Lebens: Zuerst nach Sydney, denn ohne die Harbour Bridge selbst gesehen zu haben, Australien zu verlassen, kommt einem schier unmöglich vor. Allerdings gefiel mir Sydney nicht so überragend wie ich erwartet hatte. Es war eigentlich nur eine mit Touristen übervölkerte Großstadt, die sich rühmte die erste Stadt Australiens zu sein. Doch natürlich habe ich meinen Aufenthalt dort unten trotzdem genossen. Neben der gemütlichen Bootsrundfahrt mit einem einzigartigen Blick auf das Opera House, waren meine Highlights eindeutig die schwebende Monorail und die botanischen Gärten, in denen das government house versteckt ist.
Doch schon bald ging es für die ultimative Aussie-Erfahrung ab in die country-music Kleinstadt Tamworth. Auf einer großen Fahrt hatte ich die Möglichkeit eine echte Jillaroo zu werden: Da ich sowieso eine begeisterte Reiterin bin, war dies für mich das größte Glück auf Erden. Da ich schon viel auf meiner Schulfarm über Rinder gelernt hatte, konnte ich gleich bei den meisten Arbeiten zupacken. Nach 5 Tagen im Sattel war es dann kein Problem mehr eine Kuh mit dem Lasso einzufangen, über dem Lagerfeuer Tee zu kochen oder einen Baum zu fällen. Alles was man im australischen Busch zu Pferd wissen musste, lernten wir an unserem weit entlegenen Örtchen.
Danach ging es für mich noch einmal kurz nach Hause, um meinen Koffer mit gewaschener Wäsche aufzubessern. Doch lange blieb ich nicht in Maleny, denn schon startete das Fraser Island Abenteuer. Die größte Sandinsel der Welt wartete nur darauf in einem 4WD Bus erkundet zu werden. Egal, ob eine der berühmten Süßwasserquellen und Seen, Central Station oder die pinnacles, genug Naturerlebnisse hat Fraser allemal zu bieten. Und für die abenteuerlustigen, sollte man erwähnen, dass es nur im Resort geteerte Straßen gibt, ansonsten heißt es ab auf die Sandpiste am Strand!
Nach meinen Naturerlebnissen auf der Insel, ging es für mich wieder ab in die Stadt: Dieses mal war es die ‚echte‘ Hauptstadt Canberra. Im Gegensatz zu Sydney fühlte man sich dort wie in einem kleinen Dorf, statt in einer Großstadt! Da Canberra ja eine geplante Hauptstadt ist, wurde alles übersichtlich und in Laufnähe eingerichtet. So ist es sehr einfach die besten Stellen Canberras aufzuzählen: Allen voran steht das ANZAC memorial mit dem angeschlossenen Museum. Da ich ohnehin schon von der ANZAC-Tradition Australiens beeindruckt war, kam mir dieses Kriegsdenkmal, das größer als meine gesamte Schule war, noch viel bedeutender vor. Und die Anschaulichkeit des Museums überraschte mich ebenso wie die große Anzahl an australischen Touristen. Neben dem ANZAC memorial war auch das parliament house sehr beeindruckend: Die reichverzierten Säle waren mindestens genauso gut gestaltet wie die informative Geschichte des Gebäudes und der Hauptstadt.
Von Canberra ging es direkt weiter nach Melbourne: Wer kennt sie nicht: Die alten trams vor Flinder street station. Und tatsächlich: Wir wurden direkt von einer solchen begrüßt. Und auch dem Vorurteil als Multikulti-Hauptstadt wird Melbourne mehr als gerecht: Wenn es eine Nationalität auf der Welt gibt, die kein Restaurant in Melbourne betätigt, dann würde mich das schon stark wundern. Neben den fast schon legendären botanischen Gärten mit dem ANZAC-memorial direkt gegenüber, gehörte auch dieses mal das government house zu meinen unumschränkten Favoriten! Aber auch der kleine Eifelturm und die Wasserfront-city hinterließen einen bemerkenswerten Eindruck bei mir! Allerdings darf man einmal in Melbourne auch die Great Ocean Road mit den 12 Aposteln, Cape Paton, Apollo Bay, London Arch und die Bay of Martyrs. Wenn mich jemand danach fragt , nenne ich immer diese Straße den schönsten Ort Australiens!
Schon viel zu schnell ging es auf nach Adelaide. Ausnahmsweise teilte ich die Ansicht der meisten Australier: Das Gerücht, Adelaide sei nur durch Zufall Hauptstadt geworden, da es gewissermaßen das größte Dorf der Umgebung ist. Und tatsächlich: Alle touristischen Attraktionen liegen an einer Straße und sind schnell und doch gründlich erkundet. Aber den wahren Zauber Adelaides macht auch nicht die Stadt selbst sondern viel mehr ihre Umgebung aus. Viktor Harbour zum Beispiel spiegelt die fast schon europäisch wirkende Seite Australiens wieder: Steilküsten und kleine Felsenseen, wenn man doch einmal Heimweh nach der Nordsee bekommt, braucht man nur einmal den Kontinent zu überqueren und nicht gleich die ganze Welt. Und auch von Adelaide aus bietet sich ein geradezu einzigartiges Naturparadies an: Kangaroo Island, die zweitgrößte Insel Australiens mit mehr als doppelt so vielen Rindern als Menschen. Und aufgrund der vielen Schafe auch gerne das Zealand Australiens genannt. Berühmt wurde die Insel nicht etwa durch Kangaroos sondern viel mehr für ihre Seehunde: Mit den Seehunden auf dem Strand zu laufen und sie unter dem Admiral’s Arch zu beobachten stellt einen wunderbaren Abschied von Südaustralien da.
Fernweh? JuBi!
Und natürlich kann man auch nicht aus Australien ausreisen ohne am Great Barrier Reef geschnorchelt zu haben. Dazu muss man allerdings nicht den gesamten Weg nach Cairns fahren, denn auch auf halbem Weg bieten sich wunderbare Gelegenheiten in Agnes Water. Das Gefühl mit den bunten Fischen im Korallenriff zu schwimmen lässt sich nicht mit der Kamera einfangen und auch nur schwer mit Worten beschreiben. Es ist einfach einzigartig schön! Neben den Regenwäldern, hat die Gegend auch noch eine ungewöhnliche Vergangenheit zu bieten: In town of 1770 ist, wie der Name schon andeutet, Leutnant Cook auf seinem Weg die Ostküste von Botany Bay herauf gelandet. Und in einen großen Baum ritzten alle Seefahrer, die die gefährliche Reise über den Ozean überlebt hatten, ihren Namen der noch fast 200 Jahre überleben sollte. Heutzutage steht ein großer Gedenkstein an dieser Stelle.
Nach all diesen abenteuerlichen Reisen ging es nun endlich wieder mit Geschenken, Erinnerungen und vielen Fotos beladen zurück nach Maleny. Es war eindeutig noch immer meine Lieblingsstadt Australiens. Es war schön wieder alle meine Freunde zu sehen, obwohl es nur für einige Tage sein würde bis für mich der endgültige Flug nach Hause ging. Es war unbegreiflich schön wieder zu Hause zu sein und so als ob ich nie weg gewesen wäre. Ich ging mit meinen Freunden in die Schule und erfuhr schnell alles wichtige, was im Juli geschehen war. Ich fühlte mich einfach nur geborgen, bis es daran ging, meinen Koffer zu packen. Für mich war es unmöglich, eine ganze Welt in ein paar Koffer und Pakete zu stecken. Es musste einiges zurückbleiben. Doch zum Glück wiegen Erinnerungen nichts!
Auf dem Weg zurück und danach?
Also hieß es nun für mich heute die letzten Dinge in den Koffer und ins Handgepäck zu packen die letzten E-mails zu schreiben und noch ein paar letzte Schnappschüsse zu schießen. Von meinen Freunden sowie von meinen anderen Gasteltern hatte ich mich bereits verabschiedet, so blieb mir nur noch übrig, einmal meiner gesamten neuen Heimat ade zu sagen. Allerdings nicht für immer, das stand bereits fest als ich nun auch meiner Gastmama am Flughafen tschüss sagen musste.
Auf ein Neues also: Natürlich war mein Koffer viel zu schwer und auch mein Handgepäck überstieg die Gewichtsgrenze um mehr als das Doppelte, doch genauso wie auf dem Hinweg hatte ich Glück, und musste nicht für Übergepäck bezahlen. Am Flughafen vergeudete ich keine Zeit sondern nutzte meine letzte Stunde auf australischem Boden redlich aus. Und schon ging es ab in den Flieger und auf dem Weg zurück nach Deutschland.
Und genau hier sitze ich nun auch 20 Stunden später, okay, mittlerweile habe ich auch schon meinen Aufenthalt in Singapore gut überstanden und bin nun fast schon in Europa wieder angekommen. So langsam werde ich auch aufgeregt alle in Deutschland wieder zu sehen. Wie es wohl sein wird nach einem halben Jahr? Ob ich nicht doch in den nächsten Flieger zurück steigen sollte? Ich weiß es nicht. Doch eines weiß ich ganz sicher: Mein Auslandsjahr am anderen Ende der Welt war unvergesslich und Australien wird immer das sein, was es schon immer in meinen Träumen war: Meine neue Heimat!