- WELTBÜRGER-Stifter: Hausch & Partner
- Programm: Schüleraustausch
- Land: Neuseeland
- Dauer: 10 Monate
- Name: Cora
Der Anfang: Warum trifft man die Entscheidung ins Ausland zu gehen?
Ich habe von vielen gehört, dass es schon immer deren Traum gewesen sei, ins Ausland zu gehen und dass sie es schon mindestens ein ganzes Jahr zuvor geplant hatten. Bei mir war es anders. Ich habe meine Entscheidung eher spontan und auch nur ein halbes Jahr vorher getroffen. Warum? Ich weiß es auch nicht so genau. Ich denke vielleicht, weil ich mitbekommen habe, wie eine gute Freundin von mir ein erfolgreiches Jahr in den USA erlebt hat. Aber wahrscheinlich auch, weil ich eine Veränderung in meinem alten Leben gut gebrauchen konnte. Außerdem wollte ich schon immer mein Englisch verbessern. Auf jeden Fall habe ich dann im Internet zum Thema Schüleraustausch recherchiert. Und so bin ich auf das Weltbürger-Stipendium für Neuseeland gekommen. Ich habe mich beworben – und es sogar bekommen! 🙂 Noch nie war ich stolzer auf mich selbst als zu diesem Zeitpunkt.
So weit so gut. Die nächsten 6 Monate vergingen rasend schnell mit all den Vorbereitungen und meiner Aufregung. Und doch dachte ich mir manchmal, warum machst du das? Noch ist es nicht zu spät, den Austausch abzusagen! Aber das sind nur kleine Panik-Gedanken. 😉 Ich wollte es für mich und auch für alle anderen durchziehen.
Mein Start
Dann endlich der Tag des Abfluges und des Abschiedes. Ich hatte mich vor diesem Tag ein wenig gefürchtet. Aber dann war es eigentlich nicht so schlimm. Außer der Moment, an dem meine Mama anfing zu weinen, da fing ich auch an. Als ich dann durch die Kontrolle am Flughafen war, fühlte ich mich seltsamerweise relaxed.
Der Flug verging relativ schnell, weil ich die meiste Zeit entweder schlief, Filme anschaute oder mit einer anderen Schülerin aus Berlin redete. Wir waren mit einer unglaublich großen Gruppe von etwa 80 Deutschen unterwegs, die zwischen 3 Wochen bis 1,5 Jahre in Neuseeland bleiben wollten.
In Auckland angekommen, ging es erst mal mit einem großen Bus auf Erkundungstour. Das war der Versuch uns wach zu halten, damit wir nicht so große Probleme mit einem Jetlag bekommen.
Am nächsten Tag wurden wir von einer Gruppe Maoris mit traditionellen Tänzen und Songs begrüßt. Dann hieß es für jeden, Abflug oder Abfahrt zur 2. Heimatstadt – für mich Tauranga. Auf der Fahrt habe ich lustigerweise tausende von Kühen aber nur vereinzelt Schafe gesehen und war etwas enttäuscht. Aber bei späteren Reisen hat sich das Schaf-Klischee dann doch bestätigt. Auch an andere Eigenheiten Neuseelands musste ich mich zunächst gewöhnen: So hat mich mein Gastvater z.B. von meinem neuen College abgeholt und ich bin zur falschen Seite des Autos gerannt. Mein Gastvater machte mich lachend darauf aufmerksam, dass die Kiwis auf der linken Seite fahren. In meiner Gastfamilie habe ich 4 Gastgeschwister. Der älteste Gastbruder studiert in Auckland, der Zweitälteste geht zur Fachhochschule und der jüngste Bruder geht auf mein College. Meine kleine Gastschwester besucht die Mittelschule. Das Haus, in dem wir leben, ist perfekt gelegen. Ich brauche nur 2 Minuten bis zu einem der schönsten Strände der Welt, 20 Minuten mit dem Bus in Central City, 10 Minuten mit Fahrrad zu unserem ‚Mount‘ und 20 Minuten zu Fuß zu meiner Schule. Was will ich mehr? 😉
Mein erster Schultag…
…war ziemlich aufregend mit einer Begrüßung vom Schulleiter, Führung durch die große Schule, Fächer wählen und all die neuen Leute. Ich war damals froh mit Deutschen reden zu können, weil mein Englisch noch ziemlich holprig war. In Neuseeland gibt es so tolle verschiedene Fächer: Marine Studies (Meeresbiologie), Hospitality (Kochen), Outdoor Education (Sport/Aktivitäten im Freien), Dance, Drama, Photography, Soft Materials (Nähen), Hart Materials (Handwerken) und noch viel mehr. Natürlich fehlen auch die „normalen Fächer“ wie Mathe und Fremdsprachen nicht. Entschieden habe ich mich für Outdoor Ed, Hospitality, French, Maths, English und Sport. Insgesamt wählt man 6 Fächer. Übrigens ist hier Schuluniform Pflicht.
In den ersten Tagen waren wir neuen ‚Internationals‘ eine Attraktion und wurden nach Namen und Herkunftsländern gefragt. Die meisten Kiwis haben uns dann erzählt, welche Wörter sie in Deutsch kennen. Hierbei handelte es sich in der Regel um „Hallo, Guten Tag, Schlampe, Wie geht es dir, Hurensohn“. Eine lustige Kombination, wenn man sich vorstellt, dass jemand auf Dich zukommt und sagt: „Guten Tag, Schlampe. Wie geht es dir?“ Aber abgesehen von den oberflächlichen Fragen, war es sehr schwer wirklich gute Kontakte zu knüpfen. Die Neuseeländer sind halt daran gewöhnt, dass International Students kommen und gehen. Dafür habe ich aber verschiedene wundervolle Menschen aus der ganzen Welt kennengelernt. So kommen meine engsten Freunde, die ich hier in Neuseeland habe, aus Brasilien, Frankreich, Japan, Dänemark, Deutschland und Italien. Für uns hat es den Vorteil, dass wir alle wissen wie es ist ein International Student zu sein. Der Nachteil ist, dass man gutes Englisch eigentlich nur dann lernt, wenn man mit Kiwis spricht. Aber nach und nach lernt man auch die Kiwis im Unterricht kennen und trifft sie dann mal auf einer Party. Dadurch habe ich die Neuseeländer sehr lieb gewonnen.
Schul-Trip
Die Zeit verging so schnell, weil alles neu und aufregend war und ich viel erlebt habe. Zum Beispiel haben wir in Outdoor Education ein Wandercamp organisiert. Ich bin eigentlich gar kein Fan vom Wandern, aber das Camp war der beste Schultrip, den ich jemals erlebt habe. Im Unterricht haben wir über die Gefahren beim Wandern geredet und wie man sie vorbeugen kann sowie was man am besten zum Essen mitnimmt. Außerdem haben wir eine Gruppen Koch-Ausrüstung bekommen. Darüber hinaus erhielten wir jeder einen riesigen Wander-Rucksack und mussten unser Gepäck hinein bekommen, mit Schlafsack, Essen und Trinken für 3 Tage! Das war eine echte Herausforderung. In der Wildnis von Coromandel sind wir im strömenden Regen los (in Deutschland wäre es an diesem Punkt schon längst abgesagt worden). Als wir nach 4 Stunden bergauf wandern und völlig durchnässt in unserer Unterkunft ankamen, waren wir ausgekühlt und hungrig. Das Problem war nur, dass es nur eine Wander-Hütte war – kein Herd, kein Licht, kein Handynetz, eine eiskalte Regenwasser-Dusche, ein Plumpsklo, eine einfache Holzhütte. Aber wir waren trotzdem gut gelaunt und haben uns in unsere Schlafsäcke gekuschelt und Karten gespielt bis es dunkel wurde. Am nächsten Tag war glücklicherweise gutes Wetter und wir sind den Berg bis zum Gipfel gegangen. Von dort hatte man einen atemberaubenden Ausblick.
Dann ging es 7 Stunden Berg runter bis zu unserem Fleckchen Wiese, auf dem wir unsere Zelte für die Nacht aufschlugen. Unglücklicherweise bin ich auf dem Weg dorthin gestürzt und habe mir mein Knie blutig geschlagen. Die Narbe bleibt mir als kleines Souvenir ;)). Am Abend haben wir ein Lagerfeuer gemacht und uns mehr und mehr mit der Klasse angefreundet. Am letzten Tag unserer Wanderung mussten wir glücklicherweise nur noch auf flachen Wegen laufen. Wir hatten allerdings alle Muskelkater und Schulterschmerzen von dem schweren Riesen-Rucksack im Gepäck. Der Schulausflug war ein tolles Erlebnis für mich.
Leben in meiner Gastfamilie
Meinen 17. Geburtstag habe ich hier in Neuseeland gefeiert. Anders, aber trotzdem gut. Am Tag bin ich mit Freunden Laser Tag spielen gegangen, was richtig Spaß gemacht hat. Und erst am Abend habe ich meine Geschenke ausgepackt und einen Schokoladen-Kuchen bekommen. 🙂
Nach etwa 3-4 Monaten habe ich mich erst so richtig eingelebt und mir auch einmal ein Toast gemacht ohne vorher zu fragen. Aber dennoch habe ich immer noch das Gefühl, ein Langzeit-Gast zu sein. Das heißt aber nicht, dass ich meine Gastfamilie nicht mag. Im Gegenteil, meine Beziehung mit meinen Gasteltern wird immer besser und familiärer, aber mit meinen Gastbrüdern konnte ich mich nie wirklich anfreunden. Sie blieben immer für sich und gaben mir keine Chance, ihnen näher zu kommen. Aber meine kleine Gastschwester, die ist süß.
Sport in Neuseeland
Meine Gastfamilie ist sportlich sehr aktiv, so wie ich auch. Durch sie bin ich zum Surf Life Saving gekommen (ähnlich wie DLRG in Deutschland – nur viel besser!). Dadurch, dass Neuseeland so viel Küste hat, gibt es dementsprechend auch viele Vereine. Zunächst habe ich für Wettkämpfe im Schwimmbecken trainiert und bin bei den „North Island Pool Champs“ und „New Zealand Agegroup Champs“ mit geschwommen. Ich habe sogar ziemlich gut abgeschnitten. Dann hat mich mein Trainer überredet mein Lifeguard Award hier zu machen. Dafür muss man erst eine Theorieprüfung und dann eine praktische Prüfung bestehen. Beides habe ich bestanden! 🙂 Mein Trainer war stolz auf mich, weil ich die einzige mit voller Punktzahl war. Wenn man das bestanden hat, hält man ungefähr alle 3 Wochenenden am Strand als Rettungsschwimmer Wache. Das ist ziemlich cool. Dadurch habe ich neue Leute kennengelernt und sehr viel gelernt. Zum Beispiel, wie man ein Quadbike fährt (wird am Strand genutzt, um Patrouille zu fahren), wie man Leute mit einem Rettungsschlauchboot rettet und wie man gefährliche Strömungen erkennt. Ich war auch bei ein paar kleinen Rettungsaktionen dabei, die glücklicherweise alle gut ausgegangen sind.
Rettungsschwimmen ist ein Sport im Meer, bei dem man z.B. gegen andere Vereine auf einem Board paddelt. Ich habe es auch mal ausprobiert, aber es nicht einfach. Das ist auf jeden Fall Spaß und die Leute sind wie eine große Familie. Ich bin hier auch in einem Schwimmverein und trainiere 3 Mal in der Woche jeweils morgens. Meine Trainerin trainiert hauptsächlich Triathleten, Rettungsschwimmer, Ozean- Langstrecken-Schwimmer und Wasserballer. Sie hat mich dazu gebracht, auch einige Oceans swims mit zu schwimmen und einige kleine Triathlon mitzumachen. Auf jeden Fall bin ich nicht unterfordert! Ich liebe es, neue Sachen zu entdecken und zu erleben. Meine Gastmutter ist meine größte Hilfe dabei. Ohne sie hätte ich so viele Sachen nicht machen können. Ich denke, dass ich die perfekte Gastfamilie bekommen habe!
Das zweite Halbjahr in Neuseeland war mindestens genauso toll wie das Erste. Am Anfang, das war so Anfang Dezember, war ich aber ziemlich traurig. Ich musste viele Freunde verabschieden, die nur ein halbes Jahr geblieben waren und dann habe ich mir auch vorgestellt nach Hause zu kommen und Weihnachten bei meiner Familie verbringen zu können. Das war aber das einzige Mal, dass ich richtig Heimweh hatte. Ansonsten, bin ich sehr gut klargekommen. Doch der Sommer startete erst und es wurde immer wärmer und schöner. Bei einem halben Jahr in Neuseeland verpasst man mindestens den halben Sommer!
Dezember in Neuseeland
Im Schnee bibbern, Weihnachtsgebäcke essen, Weihnachtseinkäufe erledigen und für Weihnachten schmücken – das kannst du vergessen! Ich hatte nicht das geringste Gefühl von Weihnachten. Es war einfach zu heiß, die Bäume hatten alle Blätter, Blumen blühten, die Strand-Saison begann und man konnte einfach nicht an Schokolade oder Lebkuchen denken! Und dann war auf einmal der 24. und das war auch nichts besonderes, außer dass man eine Socke an der Zimmertür aufhing. Meine Gastmutter hatte mir eine Weihnachts-Socke geschenkt, damit ich auch Geschenke bekommen konnte. Am 25.12. waren alle früh wach und packten ganz aufgeregt die Geschenke aus. Ich hatte einige Pakete von meiner Familie und bekam ein paar kleine Geschenke von meiner Gastfamilie. 🙂 Danach fuhren wir zur Oma und dem Rest der Familie für ein Weihnachtsessen. Um mir ein bisschen mehr Weihnachtsgefühl zu geben, haben wir, anstatt einer Schneeballschlacht, eine Wasserbombenschlacht veranstaltet. Das war richtig lustig. Ich hatte zwar trotzdem kein Weihnachtsgefühl, aber dieses Weihnachten war eine gute neue Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
Fernweh? JuBi!
Zwischen Weihnachten und Silvester haben mir meine Gasteltern den Norden Neuseelands gezeigt. Auf einer Segelboot-Tour habe ich das erste Mal wilde Delfine und einen wilden Hammerhai gesehen, ziemlich cool!
Silvester
Neujahr habe ich mit Freunden am ‚Mount‘ Strand verbracht. Dort werden jedes Jahr Bühnen und Essbuden aufgebaut und um null Uhr gibt es Feuerwerk am Strand. Das war das beste Silvester, das ich jemals erlebt habe. Da sind so viele Leute, die einfach Party am Strand machen. 🙂
Im Januar war ich das erste Mal auf der Südinsel Neuseelands und habe eine Tour für International Students gemacht. 11 Tage mit vielen Sehenswürdigkeiten, Aktivitäten und wundervollen Landschaften. Zum Beispiel war ich Skydiving/Fallschirmspringen. Das ist richtig geil! – Adrenalin-Rausch pur und krasse Aussichten. Dann habe ich ich Wildwasser-Rafting gemacht. Das ist Boot fahren auf einem reißenden Fluss und hat sehr viel Spaß gemacht. Wir durften zwischendurch auch aus dem Boot springen und uns im Wasser flussabwärts treiben lassen. Wir waren auch in einem National Park im Ozean Kajak fahren und haben an einem einsamen Strand gepicknickt. Ich fand ziemlich cool, als wir mit unseren Kajaks gesegelt sind, indem wir eine Plane zwischen 5 Kajaks gespannt und mit unseren Paddel hochgehalten haben. Das war zwar nicht so schnell aber trotzdem lustig. Ich habe die steilste Straße der Welt, einen Gletscher, wilde Robben, lustig geformte Steine und atemberaubende Aussichten auf der ganzen Tour gesehen. Und am Ende war ich mit wild lebenden Delfinen schwimmen!! 🙂 Wir sind mit einem Boot in Kaikoura raus auf die See gefahren und die Bootscrew hat nach Delfinen geschaut. Als wir welche gefunden hatten, durften wir mit unseren Neoprenanzügen und Schnorchel-Masken ins Wasser springen. Da waren Hunderte Delfine, die einfach um mich und die anderen herum geschwommen und gesprungen sind. Um sie bei Laune zu halten, sollte man Delfin-Geräusche machen, in Kreisen schwimmen, runter tauchen und Augenkontakt mit ihnen aufnehmen. Ich habe es geschafft einen zu berühren, obwohl sie so schnell sind. Es fühlt sich wie nasse Seide an. Die Delfine sind auch eine Weile geblieben, bevor sie weiter geschwommen sind. Das war eine wirklich gute Erfahrung!
In Wellington war unsere Tour dann zu Ende, aber wir konnten noch ein wenig die Hauptstadt besichtigen und ins Te Papa gehen, das nationale Museum. Dort gibt es sehr interessante Beiträge über z.B. Erdbeben und Vulkanausbrüche in Neuseeland. Das tolle an solchen Touren ist, dass man Leute aus der ganzen Welt kennenlernt. Es war nicht leicht sich von allen zu verabschieden. Danach bin ich nach Tauranga zurück geflogen. Wenn man über die Bay of Plenty fliegt kann man sehr viele Kiwi-Frucht-Plantagen sehen. Denn die berühmten neuseeländischen Kiwis kommen aus Tauranga und Umland. Ich habe in diesem Jahr so viele Kiwis wie noch nie gegessen, goldene und grüne. Nach der Haupternte-Zeit (Mai/Juni) bin ich bei Freunden von meiner Gastfamilie auf die Kiwi-Plantage und durfte so viele Kiwis ernten wie ich wollte. 🙂
Nach den Sommerferien…
…waren in der Schule wieder neue „Internationals“, die für ein halbes oder ganzes Jahr gekommen waren. Es war ein wenig komisch, weil ich all die anderen vom letzten Jahr so vermisste. Aber einige habe ich sehr lieb gewonnen. Mit dem neuen Schuljahr, fingen auch einige Sportarten an. Also meldete ich mich beim Wasserball-Team an und musste, obwohl ich noch nie gespielt hatte, schon ein Turnier spielen. Aber da ich Schwimmer bin, war nur der Umgang mit dem Ball neu. Nach einigen Spielen nahm mein Team an der Neuseeland-Schul-Meisterschaft (2.Liga) teil und wir kamen nach hartem Kämpfen leider nur auf den 4. Platz. Viele Teams spielen echt ‚dreckig‘. Aber es war eine weitere großartige Erfahrung und ich überlege Wasserball in Deutschland anzufangen.
Ein Wochenende bin ich mit einer guten Freundin und ihrer Gastschwester nach Auckland (größte Stadt Neuseelands in der man am besten shoppen gehen kann). Dort haben wir bei meiner Gastoma geschlafen und sind in den Tierpark und ins Aquarium (Pinguine, Haie und riesige Rochen) gegangen und haben uns vieles mehr angeschaut. Es war schön, dass ich einfach mal etwas anderes sehen und so das Land ein Stückchen besser kennenlernen konnte.
Mein zweiter Term in Neuseeland
Im zweiten Term habe ich angefangen Netball zu lernen. Das ist eine Ballsportart, die vorwiegend auf der südlichen Halbkugel gespielt wird. Ich finde, es ist eine Mischung aus Basketball und Handball mit speziellen Regeln. Offiziell wird sie nur von Frauen gespielt, aber es gibt diverse gemischte oder männliche Team, die nur aus Spaß spielen. Am Anfang wirkt es sehr verwirrend, weil es für jeden Spieler ein bestimmtes Gebiet gibt, indem er sich aufhalten darf. Wenn man gegen Regeln verstößt oder einen Mitspieler mit Ball berührt, bekommt die gegnerische Mannschaft den Ball. Aber es hat mir richtig Spaß gemacht, in meinem Team zu spielen. Am Ende konnte ich es auch mit den Gegnern aufnehmen, die es schon seit Kindheit spielten.
Da unsere Schule so nah am Ozean war, hatten wir in diesem Halbjahr surfen im Sportunterricht. Dort mussten wir lernen, wie man eine Welle bekommt, dann aufsteht und mindestens drei Sekunden auf dem Brett stehen bleibt. Ich hab es ein Glück geschafft und bestanden. 🙂 Es ist gar nicht so einfach, weil man sein Gleichgewicht auf dem wackeligen Brett halten muss.
Auf der Südinsel-Tour hatte ich auch zwei Freunde kennengelernt, die auch in Tauranga lebten. Beide tanzten in ihrer Freizeit Salsa und Zouk bei einem Tanzlehrer, der mehr aus Spaß unterrichtete. Irgendwann überredeten sie mich auch mitzumachen, obwohl ich eigentlich nie vorher getanzt habe. Ich nahm noch eine andere Freundin mit und wir fingen an regelmäßig tanzen zu gehen. Das war mal eine schöne Abwechslung zu meinem ganzen Sport und ich konnte meine Freunde sehen.
Im Mai hatte unsere Schule unseren Schulball. Auf ihn hatten sich alle schon Monate gefreut und vorbereitet: Kleider gekauft, Partner gesucht und was sonst so dazu gehört. Ich hatte das Gefühl, dass ich in einem amerikanischen High School Film gelandet war. Es ist echt schade, dass wir so etwas nicht in Deutschland haben.
Und dann war mein Jahr auch schon fast vorbei. In den letzten zwei Monaten versuchte ich noch so viel wie möglich zu unternehmen. Ich habe jeden Tag so gelebt, wie ich es wollte. Und dann hatte ich nur noch zwei Wochen. An meinem letzten Wochenende habe ich den IELTS (International English Language Testing System) Test absolviert. Ich habe dann ein Zertifikat mit guten Ergebnissen zugeschickt bekommen. 🙂 Damit kann ich mich an englischen Universitäten oder internationale Unternehmen/Firmen bewerben.
Der Abschied
Am Abschiedstag ist meine Gastfamilie mit mir ausgegangen und ich habe mich von all meinen Freunden verabschiedet. Dieser Tag geht als schwarzer Tag in meinem Leben ein.
Auf meinem Heimflug habe ich all die lieben Briefe meiner Freunde gelesen und mir ist klar geworden, dass dieses Jahr eines der besten in meinem ganzen Leben war und dass ich nie wieder in mein Leben in Neuseeland zurückkehren kann. Ich kann zwar Freunde und meine Gastfamilie besuchen, aber das wird nicht vergleichbar sein. Ich bin meiner Familie so dankbar, dass sie mich finanziell unterstützt haben und mir dadurch das Jahr ermöglicht haben.
Wieder in Deutschland
Zurück in Deutschland habe ich meine Familie und meine Freunde wiedergesehen. Es ist toll. Nach einem Jahr alle wieder zu sehen, hat mich sehr gefreut und ich habe alle sehr vermisst. Aber ich möchte auch Veränderung, weil ich mich verändert habe und mich das Jahr sehr geprägt hat. Ich denke oft über alles nach und vermisse Neuseeland ziemlich doll. Doch muss ich es loslassen und als gute Erinnerung speichern. Manchmal finde ich es schade, dass sich hier die Leute kaum verändert haben. Aber ich verstehe es und suche die Veränderung in meinem Leben. Mein Anfang ist ein renoviertes Zimmer! 🙂