- WELTBÜRGER-Stifter: Highschool Australia
- Programm: Schüleraustausch
- Land: Australien
- Dauer: 9 Monate
- Name: Helena
Bericht 1/2
Hey!! Hier ist Helena!
Ich lebe jetzt seit einem Monat in Australien an der wunderschönen Sunshine Coast und gehe auf die Mountain Creek State High School. Im Moment fühlt es sich noch so wie Urlaub an und ich möchte am liebsten für immer hier leben. Ich habe in diesem Monat schon so viel erlebt. Wofür ich sehr dankbar bin.
Die erste Woche in Australien war leider nicht so schön, wie ich es mir vorgestellt habe, weil ich noch niemanden kannte und ich mich bei meiner Gastfamilie (Pensionärin mit zwei Hunden) nicht wohlgefühlt habe. Dadurch hatte ich sehr starkes Heimweh und konnte mir nicht vorstellen, neun Monate hier zu bleiben. Ich habe daraufhin mit meiner Homecoordinatorin gesprochen und sie hat mir einen Wechsel zu meiner jetzigen Gastfamilie ermöglicht.
Meine jetzige Gastfamilie, bestehend aus Mutter, Vater, einer Tochter (16 Jahre alt), einem Sohn (18 Jahre alt) und einer Gastschwester (auch aus Deutschland), habe ich jetzt schon so liebgewonnen. Am zweiten Tag meiner Ankunft bei ihnen war Australia Day und meine Gastmutter ist mit meiner Gastschwester und mir am Strand und in der Umgebung spazieren gegangen. Am Abend sind wir mit der ganzen Familie und Freunden von ihnen an den Strand Cricket spielen gegangen und haben typisch australisch ein Barbie (Barbecue) gemacht.
Am ersten Schultag hatte ich Orientation Day, dort habe ich das erste Mal die Schule und die anderen Internationals gesehen. Wir wurden in der Schule herumgeführt, haben unseren Stundenplan mit der dazugehörigen Subschool bekommen und konnten uns dann im Uniform Shop unsere Schuluniform kaufen. Subschools sind verschiedene Teams innerhalb der Schule, in die man eingeteilt wird, und bei Schulevents kann man Punkte für seine Subschool sammeln oder sich in der passenden Farbe verkleiden und anfeuern. Zum Beispiel hatte ich in der ersten Schulwoche Swimming Carnival, was echt superwitzig war, weil jeder egal ob gut oder schlecht in den Pool hüpfen und für seine Subschool Punkte sammeln konnte.
Meine Schule ist ein unglaublich großer Campus mit vielen verschiedenen einzelnen Gebäuden für die verschiedenen Fächer und vier großen Sportplätzen plus Schwimmbad, überhaupt nicht vergleichbar mit meiner Schule in Deutschland. Obwohl uns Internationals am Orientation Day die Schule gezeigt wurde, brauchte ich drei Wochen, um zu wissen, wo meine nächste Stunde stattfindet. Falls ich mich doch mal verirrt habe (was echt leicht passiert), waren die anderen Schüler sehr hilfsbereit und haben mich zu meiner Klasse gebracht, wodurch man gut in Gespräche kam.
Generell sind die meisten Australier sehr offen und wenn du sie einfach mal fragst, wie ihr Tag so ist, kommt man auch schnell in ein Gespräch mit ihnen.
In den ersten zwei Wochen hatten ich die Möglichkeit, meine Fächer zu wechseln und bin jetzt sehr zufrieden mit den Fächern, die ich gewählt habe. Mein Lieblingsfach ist Marine Sciences, weil mich die Themen interessieren und die Lehrerin sehr lieb und hilfsbereit ist. Bald machen wir auch einen Ausflug mit unserem Kurs und gehen Kajaken. Geografie ist immer sehr witzig mit den Schülern in dem Kurs und ich kann es sehr empfehlen, weil man oft die Möglichkeit bekommt, etwas im Unterricht zu erzählen. In anderen Fächern wie Mathe oder Englisch ist der Unterricht immer wie eine Uni- Vorlesung aufgebaut, was es echt schwer macht, aufmerksam zu bleiben.
In der Schule müssen alle Schüler jeden Tag Schuluniform tragen. Montags gibt es eine formelle Uniform (eine weiße Bluse mit Krawatte und ein dunkelblauer Rock) und an den restlichen vier Tagen darf man sich aussuchen, ob man lieber die formelle oder die informelle Uniform trägt, welche ich lieber mag und die die meisten eigentlich tragen, weil es ein dunkelblaues Poloshirt und ein Rock ist. Generell finde ich die Schuluniform sehr praktisch, weil ich jeden Morgen direkt weiß, was ich anziehen soll und ich nicht so viel Zeit morgens deswegen vertrödele.
Nach der Schule gehe ich meistens erst nach Hause, mache mir etwas zum Essen und gehe mit den anderen Internationals an den Mooloolaba oder Alexandra Beach. Dort verbringen wir eigentlich unsere Nachmittage und abends schauen wir gerne den Sonnenuntergang an. Die Wochenenden nutzen wir für längere Ausflüge nach Noosa oder zu den Buderim Waterfalls. Meine Homecoordinatorin hattte auch letztens einen Tagestrip nach Tangalooma auf Moreton Island an der Küste vor Brisbane organisiert, wo wir Wrack-Schnorcheln waren (dort habe ich das erste Mal einen Hai und eine Seekuh gesehen) und in der Wüste eine Düne runter surfen konnten. Abends gab es bei einem traumhaften Sonnenuntergang Pizza, Pommes und Obstsalat am Strand und wir konnten wilde Delfine füttern. Ein unvergessliches Erlebnis. Im Mai fahren wir für ein Wochenende nach Lady Elliot und Fraser Island, wo wir eine Schnorchel-Tour am Great Barrier Reef machen. Ich hoffe, dort werde ich eine Meeresschildkröte sehen.
Ich habe mich auch bei einem Tennisclub direkt neben meiner Schule angemeldet und dort habe ich mit einer Freundin einmal die Woche Tennistraining. Das war eine gute Entscheidung, denn dadurch habe ich schon zwei australische Mädchen kennengelernt, mit denen wir uns mal am Wochenende zum Tennis spielen verabreden wollen. Sonst bietet meine Schule auch sehr viele Sportarten an wie Volleyball oder Rugby.
Und das Beste ist, dass ich von meiner Schule zwei kostenlose Surfstunden angeboten bekomme, welche ich unbedingt bald einlösen werde. Traumhafte Strände mit perfekten Wellen findet man nur hier.
Ich kann jedem nur empfehlen, ein Auslandsjahr zu machen, weil man so viele unfassbare Erinnerungen für sich schafft und man selbst daran wächst und neue Erfahrungen sammelt.
Bericht 2/2
Hallo, hier ist wieder Helena.
Die Zeit verfliegt so schnell und jetzt ist schon die Hälfte davon für mich in Australien vorbei. Dieses Mal berichte ich, wie ich meine Osterferien verbracht habe und wie ich mich nach der Hälfte meiner Zeit an der Sunny Coast fühle. Eigentlich habe ich noch viel mehr erlebt und gesehen, aber das lässt sich alles gar nicht in einen Bericht zusammenfassen. Also fangen wir mit meinen Osterferien an.
Ostern habe ich mit meinen Gasteltern auf einem Campingplatz in Agnes Water bzw. Seventeen Seventy (zweiter Landungspunkt von Captain Cook in Australien und der erste in Queensland im Jahr 1770) sechs Stunden nördlich von der Sunshine Coast verbracht. Es war kein großes Osterfest, aber trotzdem sehr cool. Ich bin mit meiner Gastschwester und meinem Gastvater an den Strand gefahren und er hat uns Surfen beigebracht. Agnes Water ist perfekt zum Surfen lernen, weil die Wellen nicht so hoch und stark sind. Am Nachmittag haben wir mit Freunden der Familie zusammen frisch gefangene Garnelen gegessen und sind auf den Fluss, um neue Netze zum Fischen zu legen. Hier mussten wir besonders auf „Salties“ (Salzwasser-Krokodile) achten, die sich aber nur selten in den Fluss verirren. Üblicherweise sind dort eher die kleinen und ungefährlichen Süßwasserkrokodile. Einmal haben wir auch einen Spaziergang im Wald gemacht, wo man auf Holzblöcken laufen konnte. Der Wald sah komplett anders aus als bei uns in Deutschland. Die Bäume waren total hoch, überall gab es Lianen und oft waren an und auf den Bäumen Schlangen, die ungiftigen “Green Tree Snakes”.
Die letzte Woche der Osterferien habe ich im Outback (Northern Territory und South Australia) mit einer großen Gruppe Internationals aus ganz Queensland verbracht. Wir sind gemeinsam von Brisbane nach Alice Springs geflogen und von dort aus mit einem Bus auf dem Stuart Highway runter bis nach Adelaide gefahren. In diesen sieben Tagen haben wir drei Nächte unter freiem Himmel gecampt und in Coober Pedy (eine Opalminen Stadt) in einer Unterkunft unter der Erde übernachtet. Da es im Outback sehr heiß werden kann, haben die Leute ihre Häuser wie Höhlen in die Erde gebaut. In der ersten Nacht unter freiem Himmel am Uluru haben wir abends ein Dingorudel um die Camping-Area laufen sehen, sechs Meter von uns entfernt, was einen nicht sehr beruhigt hat. Dafür war der Sternenhimmel umso schöner. Am Tag unserer Ankunft in Alice Springs haben wir die „School of the Air“ besucht, eine Schule für Kinder, die in abgelegenen Gebieten Australiens leben und so eine Möglichkeit zum Fernunterricht bekommen. Danach ging es zum „Flying Doctor Service“, der mit dem Flugzeug kranke Menschen im Outback versorgt. Durch die Route runter nach Adelaide hatte ich die Möglichkeit, den Uluru, Kings Canyon, Kata Tjuta und noch viel mehr kennenzulernen. Dafür bin ich sehr dankbar, weil mir das von Deutschland aus immer unerreichbar erschien. Als ich nun da war, konnte ich es gar nicht richtig glauben. Die Fliegen im Outback waren am Anfang schon sehr nervig für alle, aber mit einem Fliegennetz (was ich jedem empfehle, der ins Outback geht) war es nicht schlimm. Je weiter wir nach Süden in Richtung Adelaide gefahren sind, desto weniger Fliegen gab es.
Letztes Wochenende war ich mit den Internationals aus meiner Schule für drei Tage auf Lady Elliot Island. Das war unglaublich schön. Die Insel liegt im Great Barrier Reef am südlichen Ende und demnach sind wir jeden Tag mehrere Stunden geschnorchelt. Was mich besonders beeindruckt hat, war die große Vielfalt an Tieren unter Wasser und die vielen verschiedenen Korallen. Manche Korallen sahen aus wie Teller oder auf den Kopf gedrehte Oktopusse. Wieder andere waren rot oder blau gefärbt. In diesen Tagen habe ich eine unzählbare Menge an verschiedenen Schildkröten gesehen, was schon immer ein großer Traum von mir war. Außerdem habe ich drei recht große Haie gesehen und Mantarochen. Auf die Insel sind wir mit einem kleinen Propellerflugzeug geflogen, so konnten wir die Insel und das Riff drumherum von oben sehen.
Jetzt zur Schule. Die Assessments (Hausarbeiten) in der Schule sind schon sehr mühsam und zeitaufwendig. Vielleicht auch, weil ich mich mit Excel und Word und den ganzen Features noch nicht richtig auseinandergesetzt habe und wir in Deutschland nicht gezeigt bekommen, wie man damit effektiv arbeitet. Dafür sind die Exams (Klassenarbeiten) recht einfach und man muss dafür eigentlich gar nichts lernen und bekommt trotzdem ein A (das ist eine 1). Alles in Allem habe ich mir die Schule hier einfacher vorgestellt. Vielleicht liegt es daran, dass ich mir mit Biologie, Marine Science und Geografie nicht gerade die einfachsten Fächer ausgesucht habe. Mein Englisch hat sich über die Ferien, also nach den ersten drei Monaten, stark verbessert. Das bedeutet, dass ich mich viel besser ausdrücken kann, weil mir die Vokabeln schneller einfallen und ich viel mehr Wörter im Wortschatz habe.
Jetzt nach viereinhalb Monaten in Australien bin ich froh, dass ich noch vier weitere Monate habe, um noch mehr von Australien zu sehen und neue Menschen kennenzulernen. Fast alle Internationals aus meiner Schule fliegen im Juli zurück nach Hause und ich bleibe mit sechs anderen Internationals noch für den dritten Term des Schuljahres. Dass die anderen abreisen, macht mich einerseits traurig, weil wir alle gute Freunde geworden sind und viel miteinander erlebt haben. Auf der anderen Seite freue ich mich, die neuen Austauschschüler kennenzulernen, denn im nächsten Term sollen allein an meine Schule 40 weitere Austauschschüler kommen. Generell bin ich sehr glücklich mit meiner Entscheidung, neun Monate in Australien zu verbringen, weil ich gemerkt habe, wie schnell die Zeit vergeht, wenn man jeden Tag etwas Neues erlebt. Die Austauschschüler, die sechs Monate bleiben, wollen noch gar nicht so richtig nach Hause, weil sie sich erst jetzt richtig eingelebt haben. Ich selbst könnte mir nicht vorstellen, in einem Monat nach Hause zu fliegen und mein altes Leben zu leben. Das wird nach den Erlebnissen eh nicht einfach werden. Bei meiner Gastfamilie fühle ich mich außerordentlich wohl und mein Gastvater hilft mir mit voller Leidenschaft, ein gutes Surfboard für mich zu finden. Insgesamt merkt man nach den Osterferien, wie sehr man im Alltag angekommen ist, weil nicht mehr alles neu ist.