- WELTBÜRGER-Stifter: iSt
- Programm: Schüleraustausch
- Land: Neuseeland
- Dauer: 10 Monate
- Name: Felix
Hallo zusammen!
Ich heiße Felix, bin 17 Jahre alt und komme aus einer Stadt mit dem Namen Norden, welche im Norden von Deutschland liegt. Letztes Jahr im Januar bin ich auf die Idee gekommen, einen Auslandsaufenthalt zu absolvieren. Bevor es soweit war, bis ich endlich in Neuseeland angekommen bin, war es ein langer Weg. Meine Mama und ich sind damals nach Hamburg auf die JuBi, (JugendBildungsmesse) gefahren, auf der sich ganz viele Organisationen vorgestellt haben, die Auslandsaufenthalte anbieten.
Nach ein einigen Stunden Informationen sammeln, Preise vergleichen und Angebote vergleichen, haben wir uns letzten Endes für die Organisation iSt entschieden. Da für mich sowieso nur ein englischsprachiges Land in Frage kam, war die Auswahl an Ländern bei mir relativ begrenzt. So standen Länder wie Kanada, Irland, Australien, Neuseeland, England, Schottland, Amerika und Teile von Indien zur Auswahl. Ziemlich schnell stand für mich fest, dass ich nach Neuseeland möchte, da ich nicht nur von der wunderbaren Natur dort gehört habe, sondern auch von dem freudigen Leben miteinander.
Nach ein paar Treffen mit der Organisation, einigen auszufüllenden Formularen und der Auseinandersetzung mit der Frage, in welchen Teil von Neuseeland ich für ein Jahr leben möchte, habe ich mich für Havelock North entschieden, ein Teil von Hawke`s Bay, welcher auf der Nordinsel, an der Ostküste, relativ mittig in Neuseeland liegt. Dann nach einem halben Jahr Papierkram, einem 34 Stunden langen Flug ans andere Ende der Welt und einer Woche Vorbereitung war es endlich soweit.
Ankommen
Da stand es, das Flugzeug von Wellington nach Napier und nach einer halben Stunde Flug war ich dort angekommen, wo ich die ganze Zeit über ankommen wollte. Noch ein bisschen kaputt vom Flug und der Vorbereitungswoche in Wellington, welche für mich übrigens eine der schönsten Städte ist, in denen ich bis jetzt war, gab es direkt ein Begrüßungskomitee. Die Schulleitung war anwesend und natürlich auch meine Gastmutter. Ich holte mein Gepäck von der Rollbahn und dann ging es auch schon direkt los – zu meinem neuen Zuhause.
Da war ich also, in einem fremden Land, in einer fremden Stadt, mit fremden Leuten, mit einer „fremden“ Sprache und das Ganze war nun mein neues Zuhause. Es war schon ein komisches Gefühl. Am nächsten Tag ging es direkt zur Schule, welche glücklicherweise nur ca. 200 Meter von meinem Zuhause entfernt war. Angekommen in der Schule gab es einen Rundgang und eine Willkommenszeremonie mit den anderen internationalen neu angekommenen Schülern. In der Pause wurde man erstmal von den neuseeländischen Schülern gemustert und willkommen geheißen. Dabei ist zu erwähnen, dass wirklich fast jeder uns sehr herzlich und nett aufgenommen hat. Somit fühlte man sich schon nach einem Tag, als wäre man schon mehrere Wochen da. Wobei immer wieder neue Eindrücke auf einen zukommen und mir es so ging, dass ich das ganze Jahr nicht ausgelernt habe und jeden Tag auf die ein oder andere Art und Weise etwas dazu gelernt habe – und sei es nur eine Kleinigkeit.
Es gibt so viele Eindrücke und so viele Dinge zu erzählen, die anders in Neuseeland sind als in Deutschland. Ich weiß gar, wo ich anfangen und wo ich enden soll. Schließlich denke ich, ist es erstmal wichtig, ein paar allgemeine Dinge über Neuseeland zu wissen: Dinge wie das Schulsystem, die Kultur und vieles mehr.
Fang ich doch mal bei dem Schulsystem an: Auch in Neuseeland gibt es natürlich Lehrer, Schulunterricht und Arbeiten. Dann hört es mit den Ähnlichkeiten zum deutschen Schulsystem aber auch schon auf. So gibt es zum Beispiel keine Noten von 1-6, sondern Achievements, je nachdem mit „Merit“ oder „Excellence“. Des weiteren werden Arbeiten nur einmal am Ende von Term 4 geschrieben, da das Schuljahr in vier Terms eingeteilt ist und es jedes mal nach einem Term Ferien gibt. Diese Exams am Ende des Schuljahres bestimmen so ziemlich dein Endergebnis in jedem Fach, mal abgesehen von den „Internals“ und „Externals“, die es über das Jahr verteilt gibt, welche über ein bestimmtes Thema innerhalb oder außerhalb der Schulzeit zu erledigen und abzugeben sind. Für jedes bestandene „Internal“ oder „External“ gibt es so genannte „Credits“, die man über die Schuljahre sammelt, um später an eine Universität zu gelangen. Darüber hinaus hat man nur fünf Fächer, die man jeweils eine Stunde pro Tag im Schnitt hat. Pausen gibt es jeweils nach zwei Stunden, wobei die erste 20 Minuten lang ist und die zweite eine ganze Stunde, welche nach Formtime anfängt. Formtime dauert 15 Minuten und ist lediglich zum Verzehren von Mahlzeiten und zum Reden mit den Leuten in seiner Formtime-Klasse gedacht. Die ganze Schule ist in vier so genannte Häuser eingeteilt, die gegeneinander bestimmte Wettkämpfe, wie Leichtathletik, Schwimmen o.ä. ausführen. Je nachdem wer die meisten Events gewinnt und am meisten Punkte sammelt, erhält am Ende eine Auszeichnung. Bei diesen Wettkämpfen geht es aber eigentlich mehr um das Zusammensein und den Teamgeist als um zu gewinnen. Jedes Haus hat seine eigene Farbe, in der man zu dem jeweiligen Event kommt. Die Schule geht jeden Tag von kurz vor neun bis halb vier. Dadurch, dass die meisten außerschulischen Aktivitäten auch von der Schule angeboten werden, ist es üblich, seine Schule zu repräsentieren und man ist somit auch fast den ganzen Tag mit der Schule in Verbindung.
Fernweh? JuBi!
Durch die vielen Aktivitäten und das ständig aktive Schulleben lebt man sich sehr schnell ein und gewinnt in kurzer Zeit viele neue Freunde, mit denen man sich dann auch privat trifft. Allein nächstes Jahr werden mich drei Freunde aus Neuseeland besuchen kommen, denen ich dann ein meine Stadt zeigen werde, nachdem was sie alles für mich getan haben. Es ist schön das Gefühl zu haben, dass es auch auf der anderen Seite der Welt Personen gibt, mit denen man so gut befreundet sein kann, selbst wenn man sich normalerweise nie im Leben über den Weg laufen würde.
Die neuseeländische Kultur
So wie man von den Aborigines in Australien als das Urvolk hört, so kommt man in Neuseeland nicht daran vorbei, von den Maoris zu hören, die das Urvolk von Neuseeland darstellen. Selbst jetzt, in der Zeit von Modernisierung und dem englischen Einfluss und mittlerweile ja dem Einfluss der ganzen Welt, bleibt die Kultur von den Maoris noch immer erhalten. Sie ist überall gegenwärtig, so wie ich es persönlich gar nicht erwartet hätte. Es gibt sogar einen TV-Channel, auf dem nur Maori gesprochen wird. Ich könnte jetzt anfangen, von Teilen der Kultur, wie den Haka, den Kriegstänzen, den besonderen Häusern oder anderen Sachen erzählen, doch ich glaube, so wie bei fast allem, dass man es erlebt haben muss, um sich von der Situation ein wirklich reales Bild machen zu können.
Ich persönlich habe versucht, an allen Angeboten teil zu haben und versucht, so viel wie möglich zu unternehmen, damit ich mehr als nur gute Sprachkenntnisse aus Neuseeland zurück nach Deutschland mitbringe. Dieses würde ich auch jedem empfehlen. Mach mit und lass` dich mitreißen! Klar ist bei einigen Aktivitäten wie z.B. Bungy-jumpen, Zorb, einer Tour durch Neuseeland oder einen Abstecher nach Australien eine bestimmte Finanzspritze von Nöten. Solltest du eine Tour durch Neuseeland machen, kann ich Dir empfehlen, einen Fotoapparat mitzunehmen und jede einzelne Sekunde, die Du unterwegs bist zu genießen, denn Neuseeland ist und bleibt eines der für mich schönsten Länder.
Wo ich jetzt schon dabei bin gute Ratschläge und Empfehlungen zu geben, würde ich Dir noch gerne eine Sache mit auf den Weg geben: Habe nicht zu viele Erwartungen und lass` den Aufenthalt im positivem Sinne auf dich zukommen. Ich kann beinahe meine Hand dafür ins Feuer legen, dass du nicht enttäuscht wirst. Dass nicht immer alles so läuft, wie man es sich ab und an vorstellt, ist sicherlich selbstverständlich. Es gibt bestimmte Regeln, an die man sich halten sollte und zu guter letzt bist Du doch Gast in Neuseeland.
Es war ein ganz schön komisches Gefühl, als ich plötzlich von heute auf morgen wieder im Flieger zurück nach Deutschland saß und mir die letzten 11 Monate durch den Kopf gehen ließ. Ich hab eine wunderbare Freundin zurückgelassen, ich habe Freunde zurückgelassen, die ich teilweise nie wieder in meinem Leben sehen werde, ich habe meinen Alltag zurück gelassen und so vieles mehr! Aber: Was ich an Erfahrung, Selbsteinschätzung, Wertigkeit anderen gegenüber gelernt habe, kann mir keiner mehr nehmen. Ich kann jederzeit zurückkehren ein paar Freunde besuchen und noch einmal über alte Zeiten reden!
Somit beende ich den ersten, etwas kleineren Bericht über meinen Aufenthalt in Neuseeland und hoffe, ich konnte euch einen Einblick in mein Leben auf der anderen Seite der Welt geben!
Mit recht herzlichen Grüßen
Felix