- WELTBÜRGER-Stifter: CAS
- Programm: Schüleraustausch
- Land: Costa Rica
- Dauer: 10 Monate
- Name: Hanna
PURA VIDA! So heißt das Lebensmotto von Costa Rica, dem kleinen Land in der Karibik, in dem ich für ein Jahr als Austauschschülerin leben werde. Ich bin vierzehn Jahre alt und komme aus einer Kleinstadt in Niedersachsen. Für Costa Rica habe ich mich entschieden, weil es wunderschöne Landschaften gibt und ich mein Spanisch verbessern möchte. „Waaaaaas?! Du gehst nach Mittelamerika?! Da steigste ausm Flieger und wirst sofort erschossen!“ So sah eine Reaktion auf mein Vorhaben aus und nein, ich habe keine kugelsichere Weste eingepackt ;).
Anreise und Kulturschock
Aber nun erstmal zurück zum Anfang… Bevor es los ging, habe ich mir viele Erfahrungsberichte, Bilder und Internetseiten angeschaut und noch eine große Abschiedsfeier mit meinen Freunden gefeiert. Dann ging alles ganz schnell. Ich musste Koffer packen, mich von allen verabschieden und -schwups, stand ich schon mit meinen Freunden und meiner Familie am Flughafen. Mein Handgepäck bestand eigentlich nur noch aus Abschiedsgeschenken und viel Schokolade für den Flug. Doch nach den ersten zehn Minuten im Flugzeug musste ich mich schon übergeben und habe die nächsten 12 Stunden keinen Bissen mehr herunterbekommen. Der Flug war sehr lange, anstrengend aber auch sehr lustig, denn alle Austauschschüler von CAS (wir hatten uns bei einem Vortreffen schon kennengelernt) sind zusammen geflogen und alle hatten sich viel zu erzählen.
Als wir gegen fünf Uhr morgens in Costa Rica angekommen sind, wurden wir von unseren Gastfamilien erwartet und sind in unser neues Zuhause gefahren. Meine Gastfamilie bestand aus meiner Gastmutter Kattya, ihrer siebzehnjährigen Tochter Yadira und der Oma Yaya. Wir wohnten in einem kleinen und sehr einfachen Haus in Tibás, einer Stadt in der Nähe von San José. Ein kleines Zimmer, nur mit einem Schrank ausgestattet, wurde mir als mein Zimmer vorgestellt. Das Bett war noch nicht da, also habe ich den ersten Monat mit meiner Gastschwester das Bett geteilt. Die Dusche war auch etwas anders als zu Hause, an der Decke wohnten mir unbekannte Insekten und wenn man den Schalter für warmes Wasser umlegte, sprühten einem Funken und blaue Blitze aus dem Schalter entgegen. Ich habe einige Male einen Stromschlag bekommen, weswegen ich den ersten Monat aus Angst nur eiskalt geduscht habe. Nach einiger Zeit habe ich dann gelernt, dass man den Schalter mit der Shampooflasche umlegt, damit man keinen Stromschlag bekommt.
Meine Gastfamilie ernährte sich typisch costa ricanisch, das heißt wir aßen jeden Tag Gallo Pinto. Am Anfang war es schwierig (vor allem morgens schon Reis zum Frühstück!), aber man gewöhnt sich dran. Inzwischen ist es sogar mein Lieblingsessen hier.
Die costa ricanischen Straßen sehen total anders aus als in Deutschland. Die Häuser sind viel kleiner, aber in den buntesten Farben gestrichen. Stromleitungen verlaufen nicht unter der Straße, sondern an Strommasten. Straßennamen gibt es nicht, meine „Adresse“ lautet zum Beispiel: Vom Supermarkt 800 Meter südlich, danach 200 Meter östlich, drittes Haus auf der rechten Seite, schwarzes Tor mit einer Palme davor. Sogar auf offener Straße wurde mir von einem Obstverkäufer ein Heiratsantrag gemacht, aber ich bin schließlich nicht zum Heiraten hier!
Am Anfang habe ich mich gewundert, warum an den Seiten der Straße so große Gräben sind, doch kurz nachdem ich den „costa ricanischen Weltuntergang“ miterlebt habe, wusste ich Bescheid. Das Wetter kann sich in Sekundenschnelle ändern und es fängt an zu regnen, wie man es in Deutschland noch nicht erlebt hat. Straßen verwandeln sich in Flüsse, Abhänge in Wasserfälle und Pfützen in Seen. Selbst mit Regenschirm und Regenjacke ist man in kürzester Zeit bis auf die Kochen durchnässt, der Regen kommt einfach von überall…
Der erste Freund, den ich hier gefunden habe, war Sebastián. Er ist elf Jahre alt, mein Nachbar und glaub ich ziemlich stolz etwas so exotisches wie mich zu kennen. Ich war ziemlich froh, dass ich schon jemanden kannte, denn er ging auch auf meine Schule.
Schulalltag und neue Freunde
Bald kam auch mein erster Schultag im Yurusti, einer bilingualen Schule, die mitten im Nirgendwo in den Kaffeeplantagen liegt. Ich musste die Schuluniform kaufen, die aus einem grauen Poloshirt und einer dunkelblauen Hose besteht. Dazu kommen lange, blaue Socken in schwarzen Ballerinas. Ich wurde in der Klasse und bei den Lehrern vorgestellt, habe die Stundenpläne bekommen und saß im Französischunterricht. Aber Moment…. Französisch?! Ich kann kein Wort Französisch und meine neue Klasse lernt es nun seit mehreren Jahren! Ich werde es so gut wie möglich nachholen müssen, schließlich schreibe ich auch alle Arbeiten mit…
Das Yurusti ist ziemlich modern und sehr gepflegt. Es erinnert aber auch an eine kleine Farm, weil es dort Schafe, Ziegen, Kaninchen, Hunde und eine Schmetterlingsfarm gibt. Der Umgang zwischen Lehrern und Schülern ist total locker. Hier ist es normal, dass man das Wochenende mit seinem Lehrer am Strand verbringt, seine Handynummer hat und sich gegenseitig durchkitzelt. Das heißt aber nicht, dass es hier keinen richtigen Unterricht gibt. Es ist nur ein bisschen anders, wobei der Lehrer oft einfach redet oder etwas an die Tafel schreibt und die Klasse zuhört und mitschreibt. Vor allem in den ersten Wochen hab ich so gut wie gar nichts verstanden, einfach nicken, lächeln und hoffen, dass es keine Frage war!
Mein Lieblingsfach hier ist, ihr werdet es nicht glauben, MATHE!! Normalerweise bin ich eine absolute Niete in Mathe, aber unser Lehrer hier ist richtig cool und ich bin eine der besten Schülerinnen. In meiner Schule ist noch eine andere deutsche Austauschschülerin und wir verstehen uns echt gut. Manchmal treffen wir uns in den Pausen und gehen zusammen in die Kaffeeplantage, wo auch tropische Früchte wachsen. Dort klettern wir auf die Bäume, reden und stopfen uns voll, bis wir nicht mehr können.
Zur Schule komme ich jeden Morgen mit einem Schulbus. Dieser ist aber kein normaler Linienbus, sondern ein kleiner VW-Bus und jeder wird persönlich morgens vor der Haustür abgeholt und mittags auch wieder dort abgesetzt. Jorge, der Busfahrer, ist immer gut drauf. Sie hören mit uns laut Musik, albern rum und rufen den Fußgängern Sprüche hinterher. Anschnallgurte oder feste Sitzplätze gibt es nicht und es passen so viele Leute rein, wie mitfahren wollen. Gleich am zweiten Schultag musste ich mich aber im Bus übergeben, weil die Fahrt sehr lang ist und ich kurz davor noch Reis und Bohnen gegessen habe. Dann saß ich in meinem Erbrochenen und hab kein Wort von dem verstanden, was alle auf mich eingeredet haben, während alle Schüler schnell angewidert aus dem Bus gesprungen sind. Tja… blöder Schulstart!
Nach drei Wochen war auch schon der erste Ausflug mit CAS. Es ging für drei Tage an den Traumstrand Sámara in Guanacaste. Umgeben von Palmen und Hängematten haben wir in Strandhäusern gewohnt, direkt am Wasser. Wir haben einen Surfkurs gemacht, was rießigen Spaß gemacht und gut geklappt hat. Außerdem waren wir am Strand reiten, wobei ich ein Pferd abbekommen habe, das ein bisschen verrückt war. Es ist mit mir in einen Dornenbusch geritten und als wir im Regenwald waren, in ein rießiges Spinnennetz! Ich hab unglaubliche Angst vor Spinnen, vielleicht könnt ihr euch vorstellen wie ich schreiend vom Pferd gesprungen bin! Aber der Ausritt war super, wir sind noch auf eine Klippe geritten, von der man über die ganze Bucht gucken konnte und waren bei Sonnenuntergang am Strand galoppieren… Kurz gesagt: Es war das beste Wochenende meines Lebens!
Einmal war ich auf einer Prinzessinen-Pyjamaparty, auf die mich eine Freundin der Familie mitgenommen hat. Sie war von der Kirche organisiert und es wurde viel über Gott geredet. Als die kleinen Kinder erfahren haben, dass ich nicht an Gott glaube, waren sie total geschockt und haben lange darüber diskutiert, ob ich ein Kind des Teufels bin! Ich konnte sie zum Glück vom Gegenteil überzeugen. Ein paar Tage später standen sie alle vor meiner Haustür mit einem Geschenk in der Hand. Sie hatten ihr Taschengeld zusammengelegt, um mir eine Bibel zu kaufen!
Nach einem Monat Costa Rica habe ich auch mein erstes Erdbeben erlebt. Ich saß in dem Moment in der Schule im Matheunterricht, als es unter meinem Po plötzlich anfing zu wackeln. Ich dachte erst, dass jemand an meinem Tisch ruckelt, aber als ich mich umgedreht habe, sah ich, dass alle aufgesprungen sind und nicht nur mein Tisch, sondern das ganze Klassenzimmer wackelte! Und nach einer Minute war der ganze Spuk auch schon vorbei…
Gastfamilienwechsel
Mit meiner Gastfamilie lief es nicht so gut… Wir haben nichts unternommen, ich war oft alleine zu Hause und Yadira hatte kaum Zeit für mich, weil sie immer lernen musste. Außerdem hat sich meine Gastmutter ohne zu fragen Geld aus meinem Portmonee genommen und es mir wochenlang nicht zurückgegeben. Zum Glück hat ein Mädchen aus meiner Parallelklasse mir angeboten, bei ihr einzuziehen. Ich hab alles mit meiner Organisation besprochen und konnte ohne Probleme wechseln. Meine neue Familie ist genau das Gegenteil von meiner vorherigen: Ich wohne jetzt in einem riesigen Haus in San Pablo und viel näher an meiner Schule. Ich habe 4 Gastgeschwister, César (17), Paula (15), Brenda (12) und Matias (3). Mein Gastvater ist schon ziemlich alt und hat das Sagen im Haus. Er leitet zusammen mit meiner Gastmutter eine Parfumfirma, die auch auf unserem Grundstück ist. Jeden Morgen kommen ca. 30 Mitarbeiter, also ist hier immer was los! Wir haben 3 Hunde, die aber meistens angekettet sind. Hauptsächlich essen wir Fastfood, mehrmals die Woche fahren wir in die Mall und essen bei McDonald´s. Meine Gastgeschwister machen dreimal die Woche Taekwondo und ich habe damit jetzt auch angefangen. Man kommt zwar öfters mit einem blauen Auge oder einem geprellten Zeh nach Hause, aber es macht echt Spaß und unser Trainer ist immer gut drauf! Außerdem kann ich so die ganzen Burger wieder abtrainieren! Einmal die Woche treffe ich mich auch mit Chris, er ist in meiner Parallelklasse und bringt mir das Gitarre spielen bei.
Bis jetzt habe ich glaub ich schon ziemlich viel Selbstständigkeit gelernt und viele aufregende Momente erlebt. Zum Beispiel war ich einmal auf dem Weg von einer Freundin nach Hause, saß im Bus und bemerkte plötzlich, dass ich mein Handy bei ihr vergessen hatte. Ohne nachzudenken drückte ich den Stoppknopf, stieg aus dem Bus aus und stand mit meinem Rucksack ganz alleine auf einer Landstraße, um mich herum nur Regenwald… Nachdem ich ein Stück gelaufen bin, traf ich auf einen freundlichen Mann mit einem Fahrrad, der mich auf seinem Gepäckträger bis ins nächste Dorf mitnahm. Von dort bin ich aus Versehen in den falschen Bus gestiegen und bin wieder in einem anderen kleinen Dorf angekommen. Nachdem ich zwei weitere Busse genommen hatte, bin ich endlich bei meiner Freundin angekommen, habe mein Handy geholt und auf die Uhr geschaut… Ich musste in einer halben Stunde zu Hause sein, für den Weg brauchte man fast eine Stunde und bis der nächste Bus kam, konnte ich noch lange warten! Also nahm ich mir ein Taxi und der verrückte Typ am Steuer bot mir an, für mehr Geld doppelt so schnell zu fahren. Und los gings… wir fuhren über rote Ampeln, überholten selbst in der Kurve und schlängelten uns an kleinen Staus vorbei. Letztendlich kam ich rechtzeitig an, fiel todmüde ins Bett und hatte einen der aufregendsten Tage meines Leben hinter mir.
Natürlich besteht das Leben hier nicht immer nur aus Spaß und Abenteuern. Es gibt Glücksmomente, zum Beispiel wenn man an einer Seilbahn durch den Regenwald saust, vorbei an Wasserfällen und Papageien, oder wenn mein kleiner Gastbruder mir ins Ohr flüstert, dass ich seine Lieblingsschwester bin. Aber es gibt auch Momente, in denen man sich sehr einsam fühlt und sich nach Hause zu seiner Familie, seinen Freunden und dem geordneten Deutschland wünscht. Aber Tiefen gehören auch dazu und man muss das Beste draus machen!
Seit Ende Oktober steht schon unser Weihnachtsbaum (er ist aus Plastik, blinkt und dreht sich). Wie ich Weihnachten und die fast dreimonatelangen Ferien verbracht habe, erfahrt ihr in meinem nächsten Bericht!
Pura vida und bis bald,
eure Hanna
Fernweh? JuBi!
Die Zeit vergeht wie im Flug
Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht… Ich bin inzwischen seit sieben Monaten in Costa Rica, doch es fühlt sich an, als ob ich gestern erst angekommen wäre. Trotzdem habe ich schon so viel erlebt, so viele neue Leute kennengelernt, bis jetzt sechs kleine Erdbeben miterlebt und unter anderem noch einmal die Gastfamilie gewechselt. Die Zeit in der zweiten Gastfamilie war die schwerste und härteste hier, obwohl sie sich zuerst so gut anhörte. Meine Gastfamilie fuhr mit allen vier Kindern auf Ausflüge – ohne mich! Und so saß ich oft alleine und traurig in unserem großen Haus. Im November kam dann auch noch mein Geburtstag… das wurde einfach ignoriert! Am Nachmittag habe ich mich dann mit anderen Austauschschülern in San José getroffen, was mich ein bisschen abgelenkt hat. So vergingen Tage, Wochen, aber ich hatte nicht das Gefühl mein Auslandsjahr zugenießen, sondern eher jeden Tag auszuhalten zu müssen!
In der Schule schrieben wir die letzten Examen vor den Ferien, die übrigens zur Hälfte nur aus Aufgaben zum Ankreuzen bestehen. Meine Noten waren sehr unterschiedlich. Es gibt Fächer, die mich interessieren und in denen die Lehrer mich fördern, aber in anderen Fächern verstehe ich gar nichts und der Lehrer guckt mich nicht einmal an. So habe ich in Spanisch 98% aber in Biologie 16% geschrieben (ab 70% hat man bestanden).
Ferien
Die langersehnten Sommerferien fingen Mitte Dezember an. Für zwei Wochen war ich im Schildkrötenprojekt in Buena Vista. Dort erwartete und noch eine Überraschung! Um zum Camp zu gelangen, mussten wir mit unseren Koffern durch einen Fluss schwimmen mit der Warnung: Vorsicht, Krokodile! Klitschnass und müde sind wir schließlich im Camp angekommen. Dort wohnen Freiwillige aus aller Welt in einer Art Baumhaus an einem einsamen und abgeschiedenen Strand, ohne warmes Wasser und Elektrizität. Am Tag und in der Nacht hatte man jeweils zwei Stunden Schicht, in denen man die Schildkrötennester beobachtete und die geschlüpften Babys gewogen, gemessen und zum Wasser gebracht hat. Der Rest des Tages war Freizeit und wir konnten surfen und baden gehen, in der Hängematte liegen, Volleyball spielen oder einfach die Sonne genießen. Zweimal die Woche durften wir nach Sámara gehen. Obwohl ich im Camp fünf Tage mit Grippe im Bett lag, waren es einfach zwei wunderschöne Wochen und ich habe neue Freunde gewonnen, unter anderem aus Guatemala, Kanada, Frankreich und den USA. Am Ende wollte ich das Camp gar nicht wieder verlassen, aber ich hab mich auch drauf gefreut wieder heiß duschen zu können, Internet zu haben und wieder in die Zivilisation zu kommen!
Kaum war ich aus dem Schildkrötenprojekt zurück, konnte ich zum Glück die Gastfamilie wechseln. Ich kannte die neue Familie schon vorher und fühlte mich sofort zuhause! Das Haus ist in den buntesten Farben gestrichen und meine Gastmutter ist sehr herzlich und lustig. Ich habe 3 ältere Brüder, eine kleine Schwester und eine ältere, adoptierte Schwester. Meine Brüder sind sehr musikalisch, haben auch eine kleine Band und ich lerne E-Gitarre spielen! Ich teile mir ein Zimmer mit meiner großen Schwester, es ist zwar sehr eng, aber schließlich sind wir ja nur zum Schlafen da! Der Vater lebt getrennt, aber kommt zwei Mal die Woche um etwas mit uns zu unternehmen. Auch er hat mich von Anfang an wie seine echte Tochter behandelt.
Mein Weihnachten in Costa Rica war das schönste Weihnachtsfest was ich je erlebt habe. Viele Austauschschüler erzählen, dass Weihnachten ein Tag voller Heimweh ist, aber bei mir war es genau umgekehrt. Ich war glücklich, endlich so eine tolle Gastfamilie zu haben und Weihnachten bei 30 Grad, unter Palmen und mit so viel Lebensfreude zu erleben. Wir haben uns mit der ganzen Familie (ca. 60 Personen!) im Stadtzentrum getroffen und sind von dort aus singend, tanzend und mit Kostümen verkleidet durch die Straßen gezogen. Ich kannte zwar niemanden, aber alle haben mich umarmt, mich angelacht und mir frohe Weihnachten gewünscht! Später sind wir mit ein paar anderen Verwandten zu uns nach Hause gefahren, wo meine Gastmutter ein riesiges Weihnachtsessen gekocht hat. Die ganze Nacht wurde geredet, Musik gehört und Kartentricks wurden vorgeführt. Am nächsten Morgen war Bescherung und ich habe ein großes Kuscheltier, ein Fotoalbum aus Bananenpapier und ein T-Shirt geschenkt bekommen.
An Silvester waren wir ebenfalls mit der ganzen Familie zusammen. Kurz vor Mitternacht wurde laut Musik und das Radio angemacht und wir haben heruntergezählt. Feliz año nuevo! Es gab viele Umarmungen, viele Tränen, Gebete und reichlich Essen und Trinken. Natürlich haben wir auch Raketen gezündet.
Im neuen Jahr begannen die Stierkämpfe. Doch hier ist es nicht so, dass die Stiere gequält und danach getötet werden, sondern eher andersherum! Es wird ein Stier zusammen mit verrückten Freiwilligen in die Arena gelassen und die Menschen werden vom Stier gejagt. Ganz Costa Rica sitzt an diesen Tagen vorm Fernseher, es wird gelacht, wenn jemandem die Hosen zerrissen werden und mitleidig geschluchzt, wenn jemand verletzt wurde.In den Ferien habe ich viel mit meiner Gastfamilie unternommen. Wir waren im Fußballstadion, um unsere Lieblingsmannschaft Saprissa anzufeuern und im Freizeitpark. Einen Tag sind wir an die Wasserfälle La Paz gefahren. Es ist einer der schönsten Orte, die ich je gesehen habe. Mitten im Urwald in den Bergen stürzen sich Mengen von Wasser die Schluchten herunter, bunte Kolibris und riesige Schmetterlinge fliegen umher und Nebel liegt in der Luft… Im Wasserfall konnte man zwar nicht baden gehen, aber wir waren trotzdem durch die vielen Wassertröpfen am Ende komplett durchnässt! Dort haben wir auch Waschbären, bunte Frösche, Affen und Tucane gesehen.
Mitte Januar ist meine Gastfamilie mit mir für eine Woche in den Urlaub gefahren. Zuerst waren wir in Liberia/ Guanacaste. Wir haben bei einer entfernten Tante gewohnt, in einer sehr einfachen Holzhütte. Wir haben zu dritt in einem Bett geschlafen, weil auch noch andere Verwandte zu Besuch kamen. Warmes Wasser und einen richtigen Herd gab es nicht und am nächsten Tag haben wir für alle ein Schwein geschlachtet. Ich hätte nie gedacht, dass ich bei so etwas mal zuschauen werde und es war zwar traurig, aber ich habe zum Schluss sogar mitgeholfen die Eingeweide herauszuschneiden. Das Fleisch wurde dann über einem Feuer gebraten und es hat unerwartet gut geschmeckt. Nach 2 Tagen bei der Familie sind wir nach Tamarindo gefahren. Unser Hotel lag direkt am Strand und mit meinem Gastbruder war ich den ganzen Tag surfen. Von Tamarindo aus haben wir Tagesausflüge zu verschiedenen Stränden in der Nähe gemacht. Ich fand Playa Conchal am schönsten, das Wasser ist türkis und klar und dort gibt es kein einziges Sandkorn, denn der Strand besteht nur aus kleinen Muscheln. Am Abend sind wir auf die Fiestas de Santa Cruz gegangen, ein Fest voller Fahrgeschäfte, Partys und Verkaufsständen. Nach zwei Stunden Schlaf sind wir am Morgen zum Strand Avellanas gefahren, wo zur gleichen Zeit Miley Cyrus mit ihrer Familie war und wir sie wohl einfach nicht erkannt haben… Insgesamt war es ein wunderschöner Urlaub, mit tollen Erfahrungen, traumhaften Stränden und vielen neuen Leuten, den ich nie vergessen werde!
Die monatlichen Ausflüge mit CAS sind immer ein Highlight. Wir waren am Arenal Vulkan und haben Canopy gemacht, da „fliegt“ man mit einer Seilbahn durch den Regenwald, vorbei an Wasserfällen, Schluchten und exotischen Tieren. Im Oktober waren wir auf einer Karibikinsel in Panama. Der Grenzübergang besteht aus einer alten, durchlöcherten Eisenbahnbrücke, die wir zum Glück alle heil überquert haben. Auf der Insel waren wir schnorcheln, haben Delfine gesehen und sind zu wunderschönen Stränden gefahren. Außerdem waren wir im Nationalpark und am Strand Manuel Antonio, und am Vulkan Rincón de la Vieja. Der nächste Ausflug geht wieder an die Karibikküste, nach Puerto Viejo, worauf ich mich besonders freue, denn es soll einer der schönsten Strände Costa Ricas sein.
Nach fast 3 Monaten Ferien begann wieder die Schule. Meine neue Highschool heißt Saint Peter´s und meine Mitschüler kannte ich schon vorher von einer kleinen Party. So wurde ich am ersten Schultag gleich herzlich begrüßt und hatte schon einen kleinen Freundeskreis. Es gibt nur eine Klasse pro Jahrgang und schon nach ein paar Tagen hatte ich das Gefühl jeden Schüler persönlich zu kennen. In den Pausen spielen alle Schüler zusammen Basketball, Fußball und wir jonglieren. Zweimal die Woche proben wir für die Feria Juvenil, eine große Präsentation in der Schule, wo jede Klasse eine Tanzchoreographie, einen Solo-Sänger und die Klassenband vorstellen muss. Wir wollen natürlich gewinnen und sind hart am trainieren! Außerdem bin ich in der Volleyball- AG und ab und zu haben wir Turniere gegen andere Schulen. Mit meinen Mitschülern verstehe ich mich super, ich habe gute Freunde gefunden und wir gehen zusammen ins Kino, in die Mall oder auf Konzerte.
Inzwischen kann ich mir gar nicht mehr vorstellen nach Deutschland zurückzukehren und darf gar nicht daran denken, dass ich hier nur noch 4 Monate vor mir habe, bevor ich mich aus diesem Wirklichkeit gewordenen Traum verabschieden muss. Ich versuche jeden Moment zu genießen während die Zeit nur so verfliegt… Vielleicht kann ich etwas von der costaricanischen Lebensfreude mit nach Deutschland nehmen. Ob mir das gelingen wird? Ich weiß es selber nicht. Ihr werdet es in meinem letzten Bericht erfahren, den ich nach meiner Ankunft in Deutschland im Juli schreiben werde.