- WELTBÜRGER-Stifter: weltweiser
- Programm: Schüleraustausch
- Land: England
- Dauer: 10 Monate
- Name: Sara
Die Ankunft
WELCOME SARA – die Aufschrift auf dem Schild, das meine norwegische Gastschwester und meine Gasteltern hoch hielten, war das erste, was ich sah, als ich um 7:30 Uhr Ortszeit am 7. September aus dem Terminal in Birmingham, England kam. Es war nur knapp 2 Stunden her gewesen, dass ich mich zuhause, in Düsseldorf am Flughafen, nochmal mit Umarmungen und allen besten Wünschen von meinen Eltern, meiner Schwester und meiner Oma verabschiedet hatte. Den tränenreichen und traurigen Abschied von meinen Freunden hatte ich da zum Glück schon hinter mir; Am Wochenende vorher hatte ich eine Abschiedsparty gefeiert, die ich so schnell nicht wieder vergessen werde.
Der Flug an sich verlief ruhig und gut, aber es war schon komisch, den deutschen Boden hinter sich zu lassen und zu wissen, dass man so schnell erst mal nicht wiederkommt. Es war, glaube ich, auch der erste Moment, in dem ich wirklich realisiert habe, was ich mir da vorgenommen hatte: Mehr als 7 Monate fernab der Heimat in einer völlig neuen Familie und Umgebung zu leben und zurecht zu kommen.
Nachdem ich mich wacker bei der letzten Verabschiedung gehalten hatte, erreichte mich doch ein kleines Gefühlschaos im Flugzeug, als ich den Briefumschlag einer sehr guten Freundin, den ich auch ja erst im Flugzeug öffnen sollte, aufgemacht hatte und ich ein Foto von meinen Freundinnen, ein selbstgeschriebenes Gedicht, einen Glücksbringer und einen tollen Brief vorfand.
Aber bevor der Anflug von vorzeitigem Heimweh mich völlig erreichen konnte, kam die Freude und die Aufgeregtheit auf das, was kommen sollte, wieder zurück.
Auf meine Gastschwester war ich ja sehr gespannt, da ich noch nicht viel über sie wusste, außer dass sie Julie heißt, aus Norwegen kommt und dass Mathe nicht ihr Lieblingsfach ist… Und natürlich freute ich mich auch auf meine Gastfamilie: Ein älteres Ehepaar, deren Kinder schon erwachsen und aus dem Haus sind. Mit beiden Parteien hatte ich auch schon, dank technischer Mittel wie Skype, gesprochen, aber sich vorzustellen, sie wirklich zu treffen und dann auch mit ihnen zu leben, ist dann doch was anderes.
Auch dem ersten Schultag fieberte ich entgegen. Wie ich vorher gehört hatte, sind dieses Jahr drei Gastschüler auf unserer Schule. Julie (meine Gastschwester), eine Schwedin, Louise, und ich.
Nachdem ich herzlich am Flughafen empfangen wurde und wir nach Hause gefahren waren, habe ich meine Kleidung und Habseligkeiten mit der Hilfe meiner Gastschwester in meinem neuen Zimmer verstaut. Da wurde mir dann doch nochmal klar, dass es jetzt kein zurück mehr gab.
Viel Zeit um nachzudenken blieb mir jedoch nicht: Mein Gastvater bot an, uns in die Stadt mitzunehmen und uns etwas herumzuführen, bevor wir dann anschließend den Stadtkern auf eigene Faust erkunden dürften. Julie und ich nahmen dieses Angebot, welches sich für uns zwei auch als gutes Kennenlernen eignete, natürlich an.
Zu dem Zeitpunkt sah für mich in England noch jedes Haus so ziemlich gleich aus und alles war einfach noch so unglaublich typisch englisch. Mit Julie verstand ich mich auf Anhieb gut: Wir haben so ziemlich den selben Humor, mögen die gleichen Filme und hören auch ähnliche Musik. Teilweise waren wir sogar etwas erschrocken, wie ähnlich wir uns sind, da wir genau den gleichen iPod, das gleiche Handy und den gleichen Laptop hatten. Tja, Zufälle gibt’s!
Der erste Tag war dann auch so schnell vorbei, dass er mir weniger als ein paar Stunden vorkam. Und eh ich mich’s versah, war es auch schon Abend – und ich todmüde. Neben einigen wehmütigen Gedanken an zu Hause dachte ich an diesem Abend eigentlich nur an den nächsten Morgen: Dann sollte es zum ersten Mal in die Schule gehen.
Schule
Mein Gott war ich am Vorabend aufgeregt, gespannt und auch nervös. Nach gefühlten fünf Stunden des Herumgrübelns bin ich dann aber doch irgendwann einmal eingeschlafen. Nach einer traumlosen, ersten Nacht (gutes Omen, oder nicht?), einem Apfel zum Frühstück (ganz untypisch für England) und einem guten Gefühl im Bauch ging es dann zur Schule. So weit so gut. Mein Gastvater hatte mir und Julie angeboten, uns das erst Mal zur Schule zu bringen. Er begleitete uns bis in die Eingangshalle und übergab uns da dann den für uns zuständigen Lehrer, der uns in unsere neue Klasse brachte.
Das Schulgebäude, das von außen gar nicht so groß ausgesehen hatte, entpuppte sich als wahres Labyrinth. Erst nach ungefähr zwei Wochen hatte ich mich an alles gewöhnt und konnte meinen Weg finden, ohne mich zu verlaufen.
Am ersten Tag halfen mir und den anderen Austauschschülern aber zum Glück hilfsbereite Mitschüler, so dass wir am ersten Tag zumindest nicht verloren gingen. Mittlerweile bin ich mit zwei von ihnen befreundet: Wir gehen zusammen zu den Kursen, haben Handynummern ausgetauscht und wenn es mal Probleme mit den Hausaufgaben gibt, helfen wir uns gegenseitig.
Ein paar Monate später…
Weihnachten
Unser Haus weihnachtlich dekoriert
Schon Anfang Dezember ist mir klar: Dieses Weihnachten wird wohl nicht wie üblich ablaufen. Und damit ist nicht nur die Abwesenheit meiner Familie (oder eigentlich ja eher von mir), sondern auch alles andere gemeint. Mit dem Tannenbaum fängt es da schon an. Zuhause in Deutschland wurde der immer am 23., an meinem Geburtstag, aufgestellt und geschmückt. Nicht, dass ich darauf besonderen Wert lege, dass der Tannenbaum an meinem Geburtstag aufgestellt wird. Aber ich war es nur einfach nicht gewohnt, den Tannenbaum schon Ende November im Wohnzimmer zu sehen.
Der Tannenbaum zu Hause war auch immer echt gewesen. Der in unserem Wohnzimmer in England war es nicht. Wie die meisten anderen Pflanzen in unserem Haus auch nicht! Auch auf das jährliche Plätzchen backen musste ich verzichten. Stattdessen gab es typisch englischen Christmas Pudding, Gingerbread, Plum Pudding, Mince Pie und und und… Gerne dazu gegessen wird Custard, eine Vanillesoße, die zusammen mit Apple-Pie zu meinen absoluten Lieblingsgerichten hier in England gehört. Einfach himmlisch!
Leider habe ich aber, ganz dem Vorurteil gemäß, an sich doch nicht allzu viel Gutes von der englischen Küche zu berichten. Es ist nicht so, dass hier nichts schmeckt, aber der Standard, vor allem was Fleisch und frische Sachen angeht, ist doch deutlich unter dem deutschen. In den Supermärkten ist die Fertiggerichte-Abteilung riesig. Gemüse braucht zumindest in meiner Familie somit auch nicht mehr geschnitten werden, da besagtes schon serviergerecht in Beuteln verpackt gekauft wird. Besonders letzteres war für mich erst mal völlig neue Welt, da ich leidenschaftlich gerne koche, und das Schneiden von frischem Gemüse für mich einfach dazugehört.
Zurück zum Weihnachtlichen: Wie gemeinhin bekannt, werden die Geschenke hier in England erst am 25. Dezember geöffnet. Für mich ist das in zweierlei Hinsicht etwas Besonderes, da ich normalerweise keinen Tag Pause zwischen meinen Geburtstags- und Weihnachtsgeschenken habe.
Am 25. sind meine Gastschwester und ich dann in Pyjamas runter gelaufen und haben Geschenke aufgemacht. Es war natürlich nicht wie zu Hause, aber dass es nicht so werden würde, war mir bereits bei meiner Entscheidung, ins Ausland zu gehen, klar gewesen. Es war schön, die Geschenke von meinen meiner Familie und meinen Freunden aus Deutschland, die sie mir per Post zugeschickt hatten, aufzumachen und sich darüber zu freuen, dass sie an mich gedacht hatten. Es war aber echt auch sehr schwer gewesen, die Geschenke, die ungefähr 1 bis 2 Wochen vorher angekommen waren, nicht schon vorher aufzumachen. Umso schöner war es aber dafür, sie am 25. zu öffnen.
Danach ist meine Gastfamilie, die aus meinen Gasteltern und drei Kindern im Alter von 26 bis 30 Jahren besteht, mit mir und Julie typisch Englisch Essen gegangen. Dann haben wir noch meine älteste Gastschwester und ihre zwei Kinder zur ‚tea-time’ besucht, und schwupps, war der Weihnachtstag auch schon vorbei.
Ein Zwischenfazit
Da wir Ferien haben, können meine Gastschwester und ich fast jeden Tag ausschlafen, was uns sehr gut tut. Obwohl die Schule hier in England später anfängt und man pro Nacht ungefähr eine Stunde mehr Schlaf hat, wird diese Erholung von der Menge an Hausaufgaben und dem anstrengenden Unterricht wieder aufgehoben.
Die englischen Schüler sind hier alle mitten in ihren A-Levels, dem englischen Abitur, das über 2 Jahre geht. Und das ist stressig. Hausaufgaben werden hier in England zum Beispiel auch über die Ferien aufgegeben – und das nicht zu knapp.
Am meisten zu schaffen machen mir aber die langen Schultage. Ich habe viermal in der Woche bis 15:15 Uhr Schule und einmal die Woche bis 16:30 Uhr, und dies ist alles regulärer Unterricht. Da mein Weg nach Hause nicht nur ca. 1 Stunde lang ist, sondern auch über die sehr unzuverlässigen Busverbindungen hier in England führt, bin ich an normalen Schultagen nicht vor 16:30 Uhr zuhause, wo hingegen ich in Deutschland immer spätestens um 14:45 Uhr zuhause war.
Und gerade jetzt, wenn es Winter ist, ist der Tag dann auch schon fast um, wenn man von der Schule kommt. Man macht seine Hausaufgaben und fällt dann auch schon tot müde ins Bett.
Und auch die Schulstunden an sich sind länger. In Deutschland war ich immer an 45 Minuten gewöhnt. Hier ist jede Stunde auch wirklich eine Stunde lang. Das hat auf der einen Seite wirklich den Vorteil, dass man mehr geschafft kriegt, auf der anderen Seite ziehen sich manche Stunden aber auch eine gefühlte Ewigkeit.
Ein ganz großes positives Plus hier in England sind aber die Lehrer, die ausnahmslos alle wirklich nett, kompetent und hilfsbereit sind. Das werde ich schon etwas vermissen, wenn ich nach Hause fahre. In Deutschland hätte ich mir das nicht vorstellen können mit einem Lehrer, den ich zufällig im Supermarkt treffe, 20 Minuten lang zu quatschen. Hier treffe ich des öfteren meinen Schuldirektor und Business Studies Lehrer, Mr. Tonks. Und ich und meine Gastschwester bleiben dann immer stehen, um uns mit ihm zu unterhalten. Und auch mit meiner Französischlehrerin, die übrigens auch wirklich aus Frankreich kommt und auch deutsch kann(!), unterhalte ich mich immer noch nach dem Unterricht.
England hat so seine guten Seiten, die ich wirklich liebe, aber natürlich gibt es auch so einiges, das einem daheim doch irgendwie besser gefällt. Aber dafür bin ich ja auch ins Ausland gegangen, um genau das zu erfahren.
Fernweh? JuBi!
Die letzten 3 Monate
Die anfänglichen Probleme mit der Sprache sind jetzt schon Schnee von vorgestern und ich habe sie erfolgreich überwunden, Freunde habe ich gefunden und mein Leben in England ist Alltag geworden. Pudelwohl fühl‘ ich mich hier! Dass ich in 3 Monaten schon wieder zurück muss, kann ich mir nicht vorstellen. Auch wenn ich anfänglich ein paar Schwierigkeiten hatte, mich an England im Allgemeinen zu gewöhnen, zurzeit gefällt es mir hier fast schon zu gut!
Das englische Fernsehprogramm ist bei weitem interessanter, als das deutsche Fernsehprogramm und im Original gesprochen sowieso besser und viel lustiger. Zwar spiele ich hier in England kein Handball, einer der größten Wermutstropfen neben dem Fehlen meiner besten Freundinnen und Familie, aber ich gehe hier regelmäßig mit meiner Gastschwester ins Fitnessstudio, was für mich zum englischen Leben so dazu gehört, wie Custard zu Apple-Pie. Viel Spaß habe ich auch an den Wochenenden, an denen ich mit meiner Gastschwester und Freunden eigentlich immer nach Birmingham fahre. Zum Shoppen, Essen oder ins Kino; in Birmingham ist immer was los.
Die Schule hier in England macht, trotz langer Schultage und vielen Hausaufgaben, sehr viel Spaß. Die Lehrer sind super nett und immer für einen da und meine Mitschüler sind auch alle immer hilfsbereit und die ein oder andere Freundschaft habe ich hier gefestigt. Ich habe die Fächer Business Studies, History, Physical Education (PE) und French belegt. Business Studies ist zwar das Fach, das ich am wenigsten mochte, aber dafür ist Business Studies der Kurs, in dem ich am meisten Spaß habe, weil ich die Leute und meine Lehrer so sehr mag.
Lehrer im Plural deswegen, weil in England jedes Fach von zwei Lehrern unterrichtet wird. Die teilen sich dann entweder den Unterrichtsstoff oder, wie zum Beispiel in History, besteht das ‚eine‘ Fach fast schon aus zwei verschiedene Fächern. History wird bei mir in European History, in dem wir über die Regierung von König Louis XIV lernen, und in British History, in dem wir über King Henry XIII lernen, aufgeteilt.
History ist für mich eines der besten Fächer, obwohl es auch das ist, wofür ich am meisten tun muss. Das, was mir an History besonders gefällt ist, dass ich was lerne, was ich in Deutschland nicht gelernt hätte. Besonders British History gefällt mir unter dem Aspekt gut. Und außerdem gehört die Abtrennung Englands von der katholischen Kirche zu Englands Geschichte und somit habe ich noch etwas mehr über England in Erfahrung gebracht. Meiner Meinung nach muss man, um die Menschen eines Landes zu verstehen, die Geschichte des Landes, in dem die Menschen leben, kennen.
Das Fach PE ist eigentlich auch ganz in Ordnung. Es eignet sich für jemanden, der sich für die Knochen und die verschiedenen Energiesysteme des Körpers interessiert. Man darf nicht erwarten, dass mit PE, wie in Deutschland, in der Sporthalle Zeit absitzen gemeint ist. Wir hatten bloß eine praktische Stunden und 4 theoretische Stunden die Woche.
French hingegen war neben British History mein anderes Lieblingsfach. Ich hatte sogar bei einer echten Französin Unterricht!
Was die englische Schule betrifft muss ich aber doch einige enttäuschen: Ich musste keine Uniform tragen! In England muss man nämlich, außer an manchen wenigen Schulen, in der Oberstufe keine Uniform tragen.
Noch 2 Monate
Jetzt sind es nur noch zwei Monate, und wird mir so langsam bewusst, dass der größte Teil meines Aufenthaltes um ist. Aber noch genieße ich mein Leben hier in England in vollen Zügen. Die Engländer sind, was ich bereits an Weihnachten bemerkt habe, verrückt danach, ihr Haus möglichst kitschig auszustatten, wenn irgendeine Feierlichkeit ansteht. „Bald steht Ostern vor der Tür“ stand schon überall in den Supermärkten auf großen Bannern geschrieben als es noch Februar war! Meine Gastfamilie ließ sich auch nicht davon abhalten, das Haus schon mal österlich einzurichten. Im Vorgarten grasen idyllisch Plastikhasen, Ostereier und Osternester liegen verteilt in Haus und Garten zur Deko und auf dem Mittagstisch gab es des öfteren Hase nach Hausart. Das war für mich ein wenig makaber, aber Gewissensbisse haben Engländer im Allgemeinen irgendwie nicht, wenn es darum geht Tiere zu essen, mit denen man normalerweise kuschelt.
Einen interessanten Brauch, den es in Deutschland nicht gibt, habe ich hier kennen gelernt. In England sammeln die Menschen zur Osterzeit Weidenkätzchen-Zweige und tätscheln sich damit gegenseitig, was Glück bringen soll. Woher dieser Brauch stammt, habe ich leider nicht raus finden können. Irgendwie weiß keiner richtig, warum das gemacht wird. Ich finde es aber einen sehr schönen englischen Osterbrauch und werde diesen nächstes Jahr in Deutschland auf jeden Fall meiner Familie einmal vorstellen.
Der letzte Monat
Viel zu früh ist die letzte Zeit in England angebrochen. Obwohl ich mich noch genau daran erinnern kann, wie ich mich vor meinem Aufenthalt gefühlt habe, die Aufgeregtheit und Vorfreude, scheint es für mich, als ob diese Zeit schon ewig her ist. Es ist schon ein wenig komisch, dass eine Zeit einem so fremd erscheint, obwohl sie noch nicht lang her ist. Ich habe in England einfach so viel erlebt, habe mich verändert, bin innerlich gewachsen, dass ich mein ‚altes-Ich‘ zwar noch kenne, es mir aber irgendwie wie eine veraltete Version von mir erscheint. Das alles hört sich jetzt ziemlich nach einer 180°-Wende meiner Persönlichkeit an. In Wirklichkeit bin ich schlicht und einfach nur erwachsener geworden.
Es ist traurig, wenn ich mich in England bewege und bei so vielen Sachen, die ich mache, mich die ganze Zeit frage, wie oft ich das noch machen kann, oder ob es diesmal das letzte Mal war. Werde ich diesen Ort nach meinem High School Year überhaupt noch einmal sehen? Oder muss ich mir alles jetzt ganz genau einprägen und alles besonders genießen? Hinzu kommt, dass ich nicht recht weiß, ob ich mich freuen soll, bald wieder nach Hause zu kommen, oder, ob ich traurig sein soll, dass ich bald wieder nach Hause ‚muss‘.
Die letzten Wochen
2 Wochen, bevor es dann wirklich nach Hause ging, bin ich mit zwei meiner Gastschwestern und meiner Gastmutter für ein Wochenende nach Brighton gefahren. Es war mit eines der schönsten Wochenenden, die ich in England hatte. Aber leider war es schnell vorbei und als ich wieder zurück in Tamworth war, wurde mir deutlich bewusst, dass es jetzt bald nach Hause geht.
Und eh ich mich versah war der letzte Abend gekommen, an dem ich eine kleine Grillparty mit Freunden und meiner Gastfamilie im Garten veranstaltet habe. Alle Freunde sind gekommen um sich von mir zu verabschieden. Das war der traurigste Augenblick in den ganzen acht Monaten, und obwohl ich mich schon so sehr auf Deutschland gefreut habe – in dem Moment wollte ich wirklich nicht weg….
Am nächsten Morgen stand ich dann auch schon am Flughafen. Ich sagte meiner Gastfamilie ‚Good bye‘ und stieg in das Flugzeug nach Deutschland.
In Deutschland
Jetzt wo ich wieder zurück bin, fällt mir das Typische an England umso mehr auf. Es sind Dinge, die für mich in England anfänglich noch fremd waren, mit der Zeit aber alltäglich geworden sind:
Die freundlichen Menschen, die Geschmacksrichtung ‚Salt and Vinegar‘, das berühmte ‚Queing‘ (in der Schlange stehen), Fish and Chips und nicht zu Letzt, irgendwie, auch Starbucks, welches es in meiner Stadt in Deutschland leider nicht gibt. In Deutschland fällt einem der Unterschied zu England schon beim täglichen Gang in den Supermarkt auf; Der Mann, der vor einem durch die Tür des Supermarktes geht, lässt einem die Tür vor der Nase zufallen, die Verkäufer sind längst nicht so freundlich wie in England und vor der Kasse drängelt man sich schnell schon mal vor.
Auch an der Bushaltestelle fällt der Unterschied der Kulturen auf. Wo man sich in England immer schön in eine Reihe an der Bushaltestelle aufgestellt hat, (auch wenn es regnete, standen die Leute in einer Schlange und nahmen es auf sich, nass zu werden, damit die ‚Reihenfolge‘ beibehalten wird!), gilt in Deutschland wieder ‚Wer zu erst da ist, malt zu erst‘.
Genau wie auf der Straße: Wenn man in England angerempelt wird, sagen die Engländer direkt fünf Mal Entschuldigung, selbst wenn es nicht ihre Schuld war. In Deutschland hat man hingegen ja schon fast Glück, wenn sich überhaupt mal jemand entschuldigt.
Im Kopf bin ich immer noch ein wenig in England, was ich daran merke, dass ich die Leute in meiner Umgebung gerne mal auf Englisch anspreche. Die ‚Salt and Vinegar chips‘ vermisse ich und, rempelt mich jemand auf der Straße an, sage ich automatisch ‚Sorry‘.
Etwas Positives muss ich Deutschland aber einrechnen: die Straßen hier sind viel sauberer als in England und auch das Wetter ist, generell betrachtet, besser.