- WELTBÜRGER-Stifter: Study Nelson
- Programm: Schüleraustausch
- Land: Neuseeland
- Dauer: 5 Monate
- Name: Lena
Bevor es losgeht
Jetzt heißt es langsam Abschied nehmen, denn bald ist es endlich so weit. Ich fliege mit Study Nelson nach Neuseeland! Ehrlich gesagt kann ich es überhaupt nicht fassen. Ich freue mich riesig auf meine Gastfamilie um sie endlich persönlich kennen zu lernen. Im Moment skype ich fast jeden Tag mit meinem Gastbruder und ich bin schon traurig, wenn ich daran denke, dass das die nächsten zwei Wochen wegen der Schule und der Zeitverschiebung leider nicht mehr möglich ist. Ich bin mir sicher, dass ich eine unvergessliche Zeit mit ihnen haben werde.
Zur Zeit bin ich noch ziemlich optimistisch, was das Freunde finden und das Eingewöhnen in die neue Umgebung und die Familie angeht. Wenn ich mir allerdings vorstelle, dass ich schon so bald im Flugzeug sitze und mir bewusst wird, dass es jetzt losgeht, habe ich bestimmt ein paar Zweifel, ob es so leicht wird. Vor allem kann ich es kaum erwarten, das andere Ende der Welt zu entdecken, die traumhafte Landschaft und die Leute kennen zu lernen.
Mit meinen besten Freunden treffe ich mich nochmal kurz bevor ich fliege und wir feiern ein bisschen Abschied, ganz gemütlich also und mit meiner Familie gehe ich essen.
Am Anfang hatte ich Bedenken, ob ich den langen Flug gut überstehe, aber nachdem ich mit den anderen Study Nelson-Schülern, die mit mir fliegen, Kontakt aufgenommen habe, bin ich mir sicher, dass es ganz lustig wird und wir die Zeit gut herumbekommen werden. Die zwei Wochen nutze ich jetzt auch noch ausgiebig, weil mir dann doch noch ziemlich viel einfällt, was ich alles noch so brauche 😉
Die ersten Tage in der Schule
In der Einführungswoche von Study Nelson sind wir gut auf alles vorbereitet worden, hatten auch gemeinsame Aktivitäten, die Spaß gemacht haben und konnten Fragen stellen. Auf dem Bild seht ihr uns auf dem Centre of New Zealand.
Danach wurde es ernst: Am Dienstag hatte ich meinen ersten Schultag und ich muss zugeben, ich war tierisch aufgeregt. Direkt auf dem Schulweg ist mir aufgefallen, wie praktisch eine Schuluniform doch ist. Erstens, weil ich dann schon auf meinem Schulweg Schüler von meinem College erkenne und ich war total froh, dass ich gleich ein Mädchen angesprochen habe und dann mit ihr zur Schule gelaufen bin. Wir sind jetzt richtig gut befreundet und treffen uns jeden Morgen 🙂 So, don’t be shy! Zweitens, weil ich noch nie so schnell fertig war am Morgen, da ich mir das Klamottenaussuchen sparen konnte.
Die ersten zwei Tage in der Schule hatten wir nur International Meeting. Es war total spannend, die anderen Gastschüler kennen zu lernen. Wir wurden mit Informationen zugestopft und es war echt schwierig, sich das alles zu merken. Meine Schule ist wirklich riesig. Das ist auf keinen Fall vergleichbar zu deutschen Schulen. Besonders der Schulhof ist bestimmt 15 mal größer und generell sind die Klassenräume viel besser ausgestattet. Ich verlaufe mich immer noch ab und zu, aber ich frage mich einfach immer durch und die Neuseeländer sind sehr hilfsbereit und bringen dich sogar oftmals zu deinem Raum. Ich saß ein paar Mal schon im falschen Raum, aber das ist echt überhaupt kein Problem. Die Lehrer sind sehr verständnisvoll und unterstützen dich, wenn du ihre Hilfe brauchst. Ich war überglücklich, weil das mit meinen Fächern genau so geklappt hat, wie ich es mir gewünscht habe. Natürlich ist es am Anfang schwer die Fachbegriffe zu verstehen. Ich merke es vor allem in Physik und Economics, aber es wird von Tag zu Tag besser und man kommt echt sehr schnell rein, was ich nicht erwartet hatte.
Ich persönlich finde es sehr wichtig, dass man auf die Klassenmitglieder zugeht und sich zu jemandem setzt, denn so lernt man die Kiwis schneller kennen.
Wochenendaktivitäten und Fotokurs
Ich kann es gar nicht glauben! Ich bin schon seit zwei Monaten in Neuseeland und die Zeit rennt einfach nur davon. Wenn ich jetzt schon daran denke, dass ich nur noch drei Monate übrig habe, fange ich an zu weinen, weil es hier zu wundervoll ist, um schon wieder zurück nach Deutschland zu gehen.
Das English sprechen fällt mir schon viel leichter und ich habe angefangen auf Englisch zu träumen und zu denken. Es macht mir richtig Spaß, die Sprache. Vor einigen Wochen habe ich beschlossen, dass ich unbedingt wieder anfangen muss Sport zu treiben, weil ich echt zugeben muss, dass man hier so viel isst. Ich bin allerdings froh, dass es den anderen internationalen Schülern genau so geht. 😉 Jedenfalls gehe ich jetzt ins Fitnessstudio und es macht total viel Spaß, da ich immer jemanden treffe, den ich von der Schule kenne. Eigentlich wollte ich mit Badminton anfangen, da es jedoch ein Wintersport ist, beginnt die Saison erst im nächsten Term, nach den Herbstferien. Ich muss also noch ein paar Wochen warten bis ich anfangen kann.
Mit meiner Gastfamilie ist alles perfekt. Sie sind so wundervolle Menschen und ich kann mir nicht mehr vorstellen ohne sie hier zu sein. Es fühlt sich an, als wäre es meine richtige Familie. Sie unterstützen mich immer und sind für mich da, wenn ich sie brauche. Worüber ich auch sehr glücklich bin, dass wir total viel gemeinsam unternehmen und ich etwas von Neuseeland sehen kann. Wir sind fast jedes Wochenende in das Wochenendhaus in den Marlborough Sounds und gehen Boot fahren, waren in Picton und haben uns die Stadt angeschaut, fahren Wasserski und Bananaboat und gehen tauchen. Ich war sogar schon angeln und habe einen Fisch gefangen 🙂
Wenn ich nicht weg bin, treffe ich mich meistens mit meinen Freunden oder wir besuchen den Rest der Familie. Ich habe zwei kleine Neffen, die total süß sind und natürlich immer mit mir spielen wollen. Dieses Wochenende war ein Festival in Richmond, wo ich mit meinen Freunden war und das war zugleich eine gute Möglichkeit Kontakte zu knüpfen und die Leute mal außerhalb der Schule zu treffen.
Mit meinem College bin ich nach wie vor super glücklich. Meine Fächer sind sehr interessant und vor allem Fotografie genieße ich sehr. Im Moment arbeiten wir mit verschiedenen Fotografen und versuchen deren Werke auf unsere Art und Weise nachzustellen. Als erstes fotografieren wir verschiedene Momente, Szenen, Stillleben, all das was uns passend zum Thema erscheint. Ich bin sehr froh, dass wir so kreativ sein können und unser Lehrer unseren Ideen freien Lauf lässt. Wenn wir genug Fotos haben, fangen wir mit dem Hauptteil an: das Bearbeiten mit Photoshop und Zusammenstellen von einer A3-Seite des jeweiligen Fotografen. Ich bin jedes Mal wieder auf‘s Neue beeindruckt, was man alles mit einem Foto machen kann.
Am Sonntag hatten wir unser Treffen mit allen Gastfamilien und Gastschülern von Study Nelson. Ich habe mich riesig gefreut alle mal wieder zu sehen und es gab so viel zu erzählen. Jeder macht unglaublich viele neue Erfahrungen und ich könnte mich stundenlang mit ihnen darüber unterhalten. Natürlich habe ich es auch genossen typischen deutschen Nachmittag zu haben, es gab nämlich Kaffee und Kuchen und das habe ich ein bisschen vermisst. 😉
Hot Pools und ein Bungysprung
Jetzt melde ich mich mal wieder aus dem herbstlichen Neuseeland. Hier ist es im Moment um einiges kühler geworden und der Sommer wird schon ein bisschen vermisst, aber dafür sehen die Bäume in ihren bunten Farben wunderschön aus. Ich hatte vor Kurzem Herbstferien und das bedeutet, der erste Term ist vorbei und mir bleibt nur noch einer übrig.
In den Ferien bin ich mit meiner Familie nach Hanmer Springs gefahren, ein kleines Städtchen in Richtung Christchurch, und wir haben dort das Osterwochenende mit meinem Gastonkel, meiner Gasttanten, Cousinen und Cousin verbracht. Hanmer ist sehr bekannt für die „Hot pools“, was sehr entspannend ist, vor allem wenn es draußen dunkel und kalt wird und man in einem 43°C warmen Pool sitzt und die Sterne beobachtet. Sonst haben wir uns das Städtchen angeschaut, aber da es nicht besonders groß ist, hat man nach einer Stunde schon alles gesehen. Wir sind zu einem Wasserfall gewandert und waren viel mit Fährrädern unterwegs oder sind einfach nur spazieren gegangen, war sehr schön war, denn rundherum liegen mehrere Berge von denen man eine tolle Aussicht hat.
Natürlich haben wir auch Osterhasen bekommen, obwohl wir schon groß sind. 😉 Da habe ich mich sehr drüber gefreut, dass ich doch ein bisschen das Osterfeeling hatte, wie wir das Zuhause immer machen.
Nachdem wir wieder nach Hause gekommen sind, habe ich die Tage erst mal genutzt, um zu entspannen und den Schlaf nachgeholt, was sehr gut getan hat. Am Samstag in der ersten Ferienwoche ging es dann allerdings auch schon wieder los nach Queenstown mit meiner Freundin. Wir sind rüber geflogen, um uns die Stadt anzuschauen und ein bisschen mehr von Neuseeland zu sehen, wenn wir schon mal ans andere Ende der Welt gereist sind. Als wir im Flugzeug saßen, habe ich mal wieder bemerkt, was für eine traumhafte Landschaft Neuseeland doch hat. Es sieht aus wie im Traumland, nicht wirklich real. Wir mussten selbstverständlich Bungyjumpen gehen und es war so ein tolles Erlebnis. Am Morgen davor haben wir beide zwar nichts herunterbekommen, weil wir doch ziemlich aufgeregt waren. Als ich dann springbereit dort am Abgrund stand, durfte ich nicht darüber nachdenken, ob es nun die richtige Entscheidung war oder nicht, denn wenn man herunter schaut, merkt man, dass es um einiges höher ist, als es zuvor aussah. Man muss einfach springen und wenn es dann soweit ist, fühlt man sich frei, man ist an nichts gebunden, niemand hält dich auf, sondern du fliegst einfach. Auch wenn es nur einige Sekunden dauert, das Gefühl ist unbeschreiblich und man versteht es erst, wenn man es selber erlebt hat.
Sonst sind wir für einen Tag nach Arrowtown gefahren, haben eine Jettour mitgemacht und den Nevis Swing. Das ist der größte Swing der Welt mit einem freien Fall von 70 Metern. Die Zeit verging sehr schnell, aber ich habe auch gemerkt, dass ich meine Gastfamilie ganz schön vermisse und habe mich gefreut wieder nach Hause zu kommen.
Ich bereue es jedoch ein bisschen, dass ich keine Nord-oder Südinseltour gemacht habe, weil ich doch gerne mehr von Neuseeland gesehen hätte. Ich habe aber sowieso beschlossen, dass ich unbedingt wieder kommen muss und dann kann ich das ja nachholen. 😉 Ich kann jetzt schon anfangen zu sparen… Dann waren die Ferien auch schon wieder herum und die Schule hat wieder begonnen. Ich habe mich seit Jahren nicht mehr so gefreut in die Schule zu gehen, weil ich meine Freunde wieder gesehen habe und Schule hier viel stressfreier ist, als in Deutschland. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich in meinem Leben nochmal auf die Schule freue. 😉
Letztens waren wir mit Outdoor Education für drei Tage auf einem Camp. Wir sind zum Lake Rotoiti gefahren. Als wir angekommen sind, haben wir unsere Ausrüstung, das Essen und die Kleidung in den Kajaks verstaut und losgepaddelt! 🙂 Die Hälfte der Klasse ist zuerst gewandert und die andere Hälfte gekajakt. In der Mitte haben wir uns zum Lunch getroffen und getauscht. Der See ist mit das Beeindruckendste was ich jemals gesehen habe. Ich war so fasziniert, das gibt‘s gar nicht. Als wir dann nach ein paar Stunden angekommen sind, haben wir uns erst mal einen Schlafplatz suchen müssen. Wir hatten nämlich wirklich keinen Plan. Ich liebe es: Die Kiwis sehen einfach alles viel leichter und lassen alles auf sich zu kommen. Nach einiger Zeit haben wir die passenden Bäume gefunden, um unsere Zelte oder Planen festzubinden. Es hat ein bisschen gedauert, bis wir fertig waren, da es ziemlich windig war und die Stöcke (Heringsersatz) nicht im Boden stecken bleiben wollten. Wir mussten uns selbst versorgen in Gruppen von zwei Personen und hatten kleine Gaskocher dabei. Auch wenn das alles länger dauert, hat es total Spaß gemacht alles in der freien Natur zu machen. Duschen hatten wir auch keine und Zähne haben wir im naheliegenden Bach geputzt. Die Erfahrung war toll! An einem Tag waren wir sogar in dem See schwimmen, aber es war so schweinekalt, dass man es nicht länger als zwei Minuten aushalten konnte. Die Erfrischung war allerdings sehr gut. 🙂
Am letzten Wochenende hatte eine sehr gute Freundin von mir ihren 18. Geburtstag und wir hatten ein kleines Picknick mit ein paar Freunden in den Washbourn Gardens. Sie hat sich Spätzle gewünscht, weil alle immer davon erzählt haben und sie die unbedingt probieren muss. Die haben wir dann natürlich für sie gemacht, auch wenn es eine Menge Arbeit war, weil wir hier nicht die benötigte Spätzlereibe haben. Allerdings haben wir es geschafft und alle haben sie geliebt, sogar meine Gastfamilie. Im Moment koche und backe ich viele deutsche Gerichte.
Gestern habe ich Brezeln und Vollkornbrot gebacken. Das war der absolute Traum! Nach drei Monaten so gut wie nur Toast endlich mal wieder ein gescheites Brot und es ist mir sehr gut gelungen und schmeckt super.
Abschied feiern
So langsam geht mein Aufenthalt in Neuseeland zu Ende, was ich überhaupt nicht wahrhaben möchte, weil ich sagen muss, nach fünf Monaten hab ich mich komplett eingelebt und das Leben hier fängt so richtig an. Ich bemerke es besonders, wenn ich durch die Straßen laufe und denke: „Ja, das ist meine Heimatstadt“ (Oder so fühlt es sich zumindest an für mich.) Ich will hier gar nicht mehr weg, aber in zwei Wochen ist es für mich schon so weit. Es geht zurück ins gute, alte Deutschland.
Letzte Woche habe ich schon mein Abgangsformular erhalten, welches jeder Lehrer unterschreiben muss. Mein Fotografielehrer hat gesagt, dass er es nicht unterschreiben will, weil er mich nicht gehen lassen will. So etwas würde man niemals in Deutschland von einem Lehrer zu hören bekommen. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie großartig das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern ist. Das werde ich echt vermissen. Hier hat man sich über Gott und die Welt mit seinen Lehrern unterhalten und somit war die Lernatmosphäre ganz anders und überhaupt nicht vergleichbar zu Deutschland. Ich hätte den Zettel am liebsten auf der Stelle zerknüllt und in den Mülleimer geworfen. Wenn es nämlich nach mir ginge, würde ich die letzten Wochen genießen, ohne die ganze Zeit an das aufkommende Ende meines wundervollen Lebens hier in Neuseeland erinnert zu werden, aber das ist leider nicht möglich. Da ein Abschiedsessen, hier eine Abschiedsfeier etc. Ich hoffe nur, dass es nicht zu tränenreich wird, weil davon wird es genug am Flughafen geben!
Letzten Sonntag hatten wir unser Abschiedstreffen von Study Nelson. Zuerst haben sich nur die Schüler mit Christine und Marion getroffen und wir sind Go Karting gegangen. Es hat total viel Spaß gemacht und wir sind einige Rennen gegeneinander gefahren. Ich hatte das schon ewig nicht mehr gemacht und saß erst mal ein bisschen überfordert in dem „Auto“.
Ich war dann auch noch die erste, die losfahren sollte, und habe nur gehofft, dass alles normal startet! Hat’s dann zum Glück auch und ich muss sagen, die haben schon Tempo drauf, was ich ja liebe. Es gab selbstverständlich auch einige Crashs, was manchmal auch nicht zu verhindern war, weil einige vor dir zu langsam waren und einen kleinen Anschubser brauchten, da du sonst nicht überholen kannst. Ich würde es am liebsten nochmal machen, aber dazu fehlt mir wahrscheinlich die Zeit. Mir ist mal wieder aufgefallen, was für eine tolle Gruppe sich hier gebildet hat und auch wenn wir Study Nelson-Schüler uns nicht so oft gesehen haben, weil alle auf unterschiedliche Colleges gingen, macht es immer wieder Spaß was miteinander zu unternehmen. Außerdem kann ich mir sicher sein, dass ich nicht alleine bin im Flugzeug, sondern Menschen bei mir habe, die das gleiche durchmachen und wir uns gegenseitig unterstützen können.
Nachdem wir bestimmt zwei Stunden gefahren sind, haben wir uns in Nelson im Café mit den Study Nelson-Gastfamilien zum Kaffeetrinken getroffen. Die Atmosphäre war wie immer sehr nett und zum Glück nicht so traurig wie ich zuvor befürchtet hatte. Wir, die Study Nelson-Schüler, haben unsere Zertifikate und ein kleines Abschiedsgeschenk bekommen. Ein sehr schönes Bone Carving, was mich immer an Neuseeland erinnern wird. Finde ich eine super Idee!
In den letzten Wochen konnte ich leider nicht viel unternehmen, da ich krank war, aber auch dadurch habe ich gemerkt, wie viel selbständiger einen dieser Auslandsaufenthalt macht. Ich musste mich um vieles kümmern und organisieren mit den Ärzten, die natürlich kein Deutsch sprechen. Study Nelson hat mich sehr unterstützt und ich bin sehr froh, dass meine Organisation hier vor Ort ist. Alles geht viel schneller und in meiner Situation brauchte ich die Hilfe sofort und sie war da. In so einer schwierigen Zeit habe ich wieder gespürt, was für eine tolle Gastfamilie ich habe, die immer für mich da ist und mich unterstützt. Das hat mir viel Kraft gegeben.
Für meine letzten zwei Wochen habe ich nichts Besonderes geplant. Selbstverständlich treffe ich mich noch so oft wie möglich mit meinen Freunden und verbringe viel Zeit mit meiner Gastfamilie. Ein paar Souvenirs müssen auch noch besorgt werden, da habe ich aber noch nicht wirklich eine Idee was es werden wird. Die Souvenirs dürfen nicht zu schwer und nicht zu groß sein, sonst darf ich am Ende noch Übergepäck zahlen, was ich eigentlich vermeiden möchte. Das kann nämlich ganz schön teuer werden.
Meine Gastmama bastelt ein Fotoalbum für mich über das halbe Jahr in Neuseeland. Ich bin sehr stolz, dass ich eine so tolle Mum habe, die so etwas für mich macht. Das ganze nennt sich Scrapbooking, was in Deutschland nicht wirklich bekannt ist oder ich kannte es bevor ich nach Nelson gekommen bin nicht. Sie klebt die Fotos nämlich nicht einfach in ein Buch, sondern gestaltet jede einzelne Seite mit verschiedenen Wörtern, Mustern, Blumen und Verzierungen. Ihr ganzes Büro ist zugestellt mit Scrapbooking-Zeug. Es ist echt unfassbar, was man da alles machen kann. Es ist auch sehr zeitaufwendig, aber das Endergebnis ist dafür umso fantastischer! Ich kann es gar nicht mehr aushalten, es endlich meiner Familie und meinen Freunden zu Hause zu zeigen.
Kurz vor dem Abflug
Ich dachte mir, ich melde mich nochmal kurz bevor ich fliege. Heute sind es nur noch zwei Tage. Es ist unglaublich, wie die Zeit einem davon rast! Mir fällt es unheimlich schwer abends ins Bett zu gehen, weil ich weiß, wenn du wieder aufwachst, ist der nächste Tag und dann heißt es nur noch ein Tag. Natürlich freue ich mich auf meine Freunde und Familie und ich denke, es ist ein wundervoller Augenblick, wenn sich am Flughafen die Schiebetüren öffnen und plötzlich meine Liebsten dort stehen. Allerdings habe ich auch Angst zu gehen und ich weiß echt nicht wie ich zum Flugzeug laufen soll und mein Leben hier, meine Freunde und meine Gastfamilie einfach zurücklasse.
Zum Glück habe ich wenigstens noch ein bisschen Zeit heute und morgen, die ich so wenig wie möglich mit Nachdenken verbringen will. Gestern habe ich noch die letzten Mitbringsel besorgt und versprochene Postkarten weggeschickt 😉 Ich weiß, ich bin ein bisschen spät dran, aber meine Freundin ist sowieso schon im Urlaub, dann macht das nicht so viel.
Ich bin ziemlich im Stress im Moment, weil es noch so viel zu erledigen gibt. Ich mache nämlich ein Abschiedsgeschenk für meine Gastfamilie und da immer irgendjemand zu Hause ist, ist das alles ein bisschen komplizierter. Sie bekommen ein Fotoalbum, ein Fotobilderrahmen und Pralinen. Meine Gastmutter hat ja ein Scrapbooking-Album für mich gemacht und sie war so traurig, dass sie die ganzen Erinnerungen nicht hat und da kam mir die Idee, dass ein Fotoalbum doch ganz schön wäre. Vor allem freut man sich über Selbstgebasteltes immer mehr, finde ich, auch wenn ich kein begabter Scrapbooker bin. Allein die Erinnerungen und Mühe, die man in so etwas hereinsteckt, zählen. Am Sonntag haben wir nämlich noch etliche Fotos gemacht, darunter auch Familienfotos und das werde ich einrahmen, damit sie sich es irgendwo hinstellen können und mich nie vergessen. Da meine ganze Familie ziemlich schokoladenverrückt isst, gibt‘s dann noch selbstgemachte Pralinen. Sie schmecken sehr lecker und ich habe sie in der hintersten Ecke in meinem Schrank versteckt, damit ich auch ja nicht in Versuchung komme zu naschen.
Am Donnerstag, an meinem letzten Schultag, haben wir Cake-day in Economics als kleine Farewell-Feier. Eigentlich wollten wir Pizza bestellen, aber in der ersten Stunde um 9 Uhr Pizza ist dann doch nicht so das Wahre. 😉
In den letzten Tagen habe ich die meiste Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden verbracht. Wir waren bowlen, was total Spaß gemacht hat. Ich habe echt eine wundervolle Familie, das merke ich immer wieder! Am Samstagabend gab es Sushi. Ich habe Sushi für die ganze Familie gemacht. War ziemlich anstrengend, weil ich ja fünf “verfressene“ Personen füttern musste und deshalb auch eine angemessene Menge da sein muss. 😉
Ich hatte trotzdem Spaß und sie waren begeistert von dem Ergebnis! Was will man mehr?
Am Donnerstagabend heißt es dann Farewell-Evening von der Schule. Finde ich ein bisschen unpassend, weil es mein letzter Abend in Neuseeland ist und ich vielleicht lieber etwas mit meiner Familie gemacht hätte. Naja das wird bestimmt auch ein sehr schöner Abend, aber auch traurig und emotional. Jeder Schüler, der jetzt abreist, hält eine Präsentation oder zeigt Fotos von der Zeit hier in Neuseeland.
Um am Freitag geht es dann auch schon los! Ich will gar nicht daran denken, aber bald muss ich auch mit dem Packen anfangen, um sicher zu gehen, dass alles in meine Koffer passt, was ich jedoch sehr bezweifele! 😉 So, die letzten Tage werden jetzt noch ausgiebig genossen!
Auf geht’s nach Frankfurt!
An meinem letzten Tag in Neuseeland habe ich das wunderschöne Wetter noch einmal so richtig ausgenutzt und bin mit meiner Gastfamilie ans Meer gefahren. Nelson, auch sonnigste Stadt Neuseelands genannt, ist seinem Namen treu geblieben und die Sonne hat den ganzen Tag geschienen. Sie wollte mir den Abschied anscheinend noch schwerer machen. 😉 Die Stimmung war ziemlich bedrückt, weil jedem bewusst geworden ist, dass es in ein paar Stunden schon soweit ist.
Als ich dann endlich meine Koffer mit Mühe und Not zubekommen habe, ging es los zum Flughafen. Kurz bevor wir da waren, spielten sie „unseren Familiensong“ im Radio und ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten. Ich musste an den Abend denken, an dem wir alle angefangen haben laut zu singen und zu dem Lied zu tanzen. Nachdem wir alle eingecheckt haben, die meisten aus der Study Nelson-Gruppe mit ordentlich Übergepäck, war es auch schon bald soweit. Als ich den Aufruf meines Fluges gehört habe, wollte ich nur noch meine Augen schließen und denken, dass es nur ein böser Traum ist. Es war ein sehr tränenreicher Abschied von meinen Freunden und meiner Familie. Meine Gastmutter hat nach einiger Zeit gesagt, dass ich jetzt gehen muss, weil es nur noch schwieriger wird und ich mich wie ein Äffchen festgeklammert habe. Ein letztes Mal konnte ich noch durch die Glasscheibe winken, aber dann musste ich auch schon ins Flugzeug.
Als wir in Auckland gelandet sind, hatten wir uns einigermaßen beruhigt und ich war sehr froh, dass ich in der Gruppe fliege und nicht alleine. Wir haben uns gegenseitig aufgemuntert und zum Lachen gebracht, was jedem von uns in einen so schwierigen Moment gut getan hat.
Der gesamte Flug war ziemlich anstrengend und zwischendurch wussten wir nicht, was wir machen sollen und das mit dem Schlafen hat leider auch nicht so geklappt, wie wir uns das gewünscht hätten. Als wir dann endlich in London gelandet sind, durfte ich erfahren, dass mein Flugzeug nach Frankfurt technische Probleme hat und mein Flug somit gestrichen werden musste. Ich wurde auf den Flug zwei Stunden später umgebucht. Trotzdem war es ärgerlich, dass alles bis jetzt so super geklappt hat und dann kurz vor dem Ziel so etwas.
Fernweh? JuBi!
In Frankfurt gelandet hatte ich dann noch das Pech, dass meine Koffer nicht angekommen sind. Wenigstens hatte ich keine Koffer zu ziehen und konnte sofort losrennen, als ich endlich fertig war, und meine Familie und Freunde in die Arme schließen. Es war unbeschreiblich! Plötzlich standen alle vor mir! Nach einem Jahr hatte ich von der einen auf die andere Sekunde meine beste Freundin wieder. Ein paar Freudentränen musste ich da schon unterdrücken. Alle haben Plakate gemacht, standen mit Blumen in der Hand vor mir und haben mir mein Lieblingsessen an den Flughafen gebracht. Total süß!
Ein bisschen überfordert war ich allerdings immer noch, weil ich es überhaupt nicht realisieren konnte, wieder Zuhause in Frankfurt zu sein. Kurz nachdem wir in unserer Wohnung angekommen sind, habe ich erstmal mit meiner Gastfamilie geskypt. Ich war sehr glücklich sie zu sehen, doch Skype ist natürlich nicht vergleichbar. Ich vermisse sie doch sehr!
Jetzt heißt es erstmal sechs Wochen Sommerferien!
Sommerferien in Deutschland
Seit drei Wochen bin ich nun wieder in Deutschland und ich muss sagen, dass ich mich schon wieder sehr gut eingelebt habe. Manchmal fühlt es sich so an, als wäre ich nie weg gewesen. Besonders wenn ich Zeit mit meinen Freunden verbringe. Oftmals frage ich mich, wie ich es so lange überhaupt ohne sie ausgehalten habe. Meine Freunde und Familie haben sich sehr über meine Mitbringsel gefreut und alle wollten natürlich erst mal Fotos sehen. Sie waren sehr beeindruckt und haben angekündigt, dass sie das nächste Mal auf jeden Fall mitkommen möchten. 😉
Seitdem ich in Neuseeland war, habe ich sehr viel Spaß am Kochen und Backen gefunden, was meine Freunde äußerst toll finden, da sie dann öfters mal bekocht werden und das genießt ja jeder. Außerdem möchte ich demnächst etwas typisch Neuseeländisches machen. Was genau weiß ich noch nicht, aber da fällt mir bestimmt etwas Leckeres ein.
Mein Papa hatte die tolle Idee, mit dem Mathenachlernen jetzt schon anzufangen, damit ich dann in der letzten Ferienwoche keinen Zeitdruck habe. Natürlich bevorzuge ich es, lieber etwas mit Freunden zu unternehmen und war von der Idee nicht ganz so begeistert, aber da wir doch sehr unterschiedliche Themen in Neuseeland durchgenommen haben, muss ich einiges nachlernen, zumal ich auch im Leistungskurs Mathe bin. Da wird natürlich verlangt, dass ich auf dem neusten Stand bin.
In den anderen Unterrichtsfächern muss ich nicht so viel wiederholen und ich warte erst mal ab, bis ich wieder in der Schule bin, da in den meisten Fächern sowieso mit neuen Themen begonnen wird. Das wird sicher viel Arbeit, da die Noten ab diesem Jahr schon für das Abitur zählen, aber ich freue mich schon sehr auf den Englischunterricht. Das Englischsprechen fehlt mir nämlich sehr und aus Versehen habe ich beim Einkaufen schon auf Englisch geantwortet. Die waren daraufhin total verwirrt, weil ich mit Deutsch angefangen habe und dann auf einmal zu Englisch gewechselt habe. Ich freue mich immer riesig, wenn ich jemanden Englisch sprechen höre, dann bleibe ich erst mal stehen und höre zu. 😉 Oftmals fallen mir auch nur die englischen Wörter ein und ich muss lange nachdenken, bis es mir auf deutsch einfällt. In das Auto steige ich manchmal auf der falschen Seite ein und meine Eltern fragen dann immer, ob ich heute fahren möchte.
Da ich Sommerferien habe, bin ich jeden Tag mit meinen Freunden verabredet. Wir gehen viel in den Park, in die Stadt oder ins Schwimmbad, unter der Bedingung, das Wetter ist mal gut. Der Sommer ist hier nämlich leider noch nicht so richtig angekommen, obwohl ich mich so sehr auf die Wärme gefreut habe, aber nächste Woche soll sich das angeblich ändern. Sonst gehen wir ab und zu feiern, schlafen aus und genießen so richtig das Ferienleben. Ich erfahre jeden Tag irgendwelche Neuigkeiten, die ich verpasst habe. Da merke ich schon, dass ich ein halbes Jahr weg war. Es ist schon so einiges passiert, aber wenn meine Freunde fleißig berichten, gibt es immer viel zu lachen und sie bringen mich auf den allerneusten Stand der Dinge.
Übermorgen besuche ich dann auch mal meine Verwandten, dazu bin ich noch nicht wirklich gekommen, zumal sie auch dreihundert Kilometer entfernt von uns wohnen. Sie freuen sich schon sehr mich mal wieder zu sehen. Nächste Woche geht es dann aufs Zeltlager nach Frankreich mit ein paar Freunden. Da freue ich mich schon sehr drauf und ich hoffe das Wetter spielt mit.
An meine wundervolle Zeit in Neuseeland muss ich eigentlich fast jeden Tag denken und manchmal fehlen mir die entspannten Tage. Hier bin ich jeden Tag auf Tour und fast nie Zuhause. In Nelson konnte ich dann eben zum Strand fahren, die Wellen auf dem Meer beobachten, dem Rauschen zuhören und einfach nur relaxen. Ich kann es auch nicht lassen, nach den Preisen der Flüge nach Neuseeland zu schauen. Ich habe doch ziemlich starke Sehnsucht! Vielleicht habe ich ja Glück und komme noch einmal hin demnächst! Meine Gastmama hat mich auf jeden Fall schon eingeladen! Also soweit ist alles super hier und ich fühle mich sehr wohl in meiner Umgebung!
Neuseeland-Feeling in Deutschland
Ich muss immer wieder an die tolle Zeit in Neuseeland zurück denken. Die Schule ist viel entspannter und es geht vor allem auch darum, dass die Schüler Spaß am Lernen haben und nicht darum, jeden Tag gute Noten nach Hause zu bringen.
Ich freue mich schon sehr auf die Buchmesse und auf das Museumsuferfest in Frankfurt, wo in diesem Jahr Neuseeland das Gastland ist, weil dann zumindest ein bisschen Neuseeland-Feeling wieder aufkommt.
Was für mich besonders wichtig war, bevor ich ins Ausland gegangen bin, war die richtige Organisation zu finden. Das ist nämlich die erste Anlaufstelle, man sollte sich auf jeden Fall wohlfühlen und mit den Mitarbeitern klarkommen. Da Study Nelson den Hauptsitz in Neuseeland hat, war mir ziemlich klar, dass ich mich für Study Nelson entscheide. Ich persönlich habe mich mit dem Gedanken viel sicherer gefühlt, dass wenn irgendetwas sein sollte, direkt vor Ort jemand für mich da ist, der auch meine Sprache spricht. Dieses Sicherheitsgefühl hat mich stärker gemacht und es tat einfach gut zu wissen, dass jemand da ist, wenn es Probleme gibt und man nicht mit seiner Gastfamilie darüber sprechen wollte. Da es mir eine Zeit lang gesundheitlich nicht so gut ging, war ich froh, dass mich jemand von Study Nelson zum Arzt begleitet hat und ich zu jeder Zeit Unterstützung bekam, wenn ich sie brauchte. Vor allem war es manchmal etwas schwierig den Arzt zu verstehen und dann war es gut, jemanden dabei zu haben, der mehr Erfahrung hat. Andererseits war ich aber auch ein bisschen glücklich, dass ich nicht direkt in der Nähe des Study Nelson-Büros gewohnt habe, weil ich sonst höchstwahrscheinlich zu viel Zeit dort verbracht hätte und mit jedem kleinen Problem angekommen wäre und um Hilfe gebeten hätte. Ich wollte ja auch selbstständiger werden durch diesen Aufenthalt und nicht die ganze Zeit auf Hilfe angewiesen sein. Das habe ich auch ganz gut hinbekommen, finde ich.
Es war auf jeden Fall eine unbeschreiblich wundervolle Erfahrung, die ich zu jeder Zeit wiederholen würde! Es war die beste Zeit meines Lebens.