- WELTBÜRGER-Stifter: CAS
- Programm: Schüleraustausch
- Land: Costa Rica
- Dauer: 10 Monate
- Name: Nina
Vorfreude auf mein Auslandsjahr
Ich will mich ganz kurz vorstellen. Ich heiße Nina Schaffeld, bin 14 Jahre alt und komme aus Oberhausen. Ich entschied mich ein Auslandsjahr in Costa Rica zu machen, weil ich eine neue Kultur kennenlernen und mein Spanisch verbessern wollte. Kurz gesagt: Ich bin jetzt schon unendlich glücklich, dass ich mich genau dazu entschieden habe. Ganz nach dem Motto: Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum!
Es schien so weit weg und es hieß für mich immer „Ich mache ein Auslandsjahr in Costa Rica!“, doch dann ging alles ganz schnell und die Verabschiedungen standen vor der Tür. Meine Freunde und meine Familie organisierten eine Abschiedsfeier für mich, auf der viel geweint, aber auch gelacht wurde. Am Tag der Abreise war ich morgens eigentlich noch ganz entspannt, dann fuhren wir zum Flughafen und zusammen mit meinen Eltern und meinem Bruder gab ich mein Gepäck auf und checkte ein. Dann ging alles schneller, als ich erwartet hatte. Auf einmal hieß es Abschied nehmen von den wichtigsten Personen in meinem Leben. Natürlich flossen auch einige Tränen, aber als ich mit den Anderen außer Sichtweite war, ging es mir schon wieder ganz gut. Nach einem langen Flug und einem kurzen Zwischenstopp in der Dominikanischen Republik, kamen wir dann am Flughafen in San José an. Ich konnte es mir gar nicht vorstellen, dass ich jetzt knapp 10.000 km von zu Hause weg war.
Ankommen in der Gastfamilie
Einerseits war ich froh, endlich gelandet zu sein, aber auch müde und zugleich sehr aufgeregt. Wie sollte ich auf die Gastfamilie zugehen und was soll ich denn bitte am Anfang sagen? Dass ich mir aber zu viele Gedanken gemacht hatte, stellte sich dann schnell heraus. Ich wurde herzlich aufgenommen und direkt in die Arme geschlossen. Meine „Mama“(Olga), mein „Papa“(Alonso), der sich extra freigenommen hat, Luisa(12) und Saúl(7) waren am Flughafen. Ich habe nur die Hälfte von dem, was sie gesagt haben, verstanden, aber sie erklärten es mir dann auch ein viertes oder fünftes Mal, bis ich es auch wirklich begriffen habe. Ein paar Stunden später holten wir meine andere Gastschwester Camila(15) am Flughafen ab, die beim Weltjugendtag in Brasilien war.
Am nächsten Tag hatte dann ein Teil von unserer Gruppe das Orientierungstreffen mit CAS, die andere Hälfte war am folgenden Tag an der Reihe, da es sonst zu viele geworden wären. Meine „Mama“ brachte mich zum CAS Büro nach San José. Wir waren knapp eine Stunde zu früh, was für „uns“ Ticos eigentlich ziemlich ungewöhnlich ist. Als alle da waren, haben wir zusammen gefrühstückt und anschließend über Land und Leute geredet. Dann fuhren wir mit dem Bus in die Stadt. Das war schon was ganz anderes als zuhause: die Tür bleibt auf, ein Mann spielt im Bus irgend so ein komisches Instrument und kippt halb um dabei, es wackelt ohne Ende, aber es ist lustig. Man steigt da aus, wo man will, weil die Tür ja offen bleibt:-) Das ist zumindest manchmal so.
Im Büro angekommen gab es Mittagessen und dann besprachen wir die Programmregeln nochmal. Danach haben mich meine “Mama” und meine “Schwestern” mit dem Auto angeholt. Wir fuhren in ein Geschäft, das man mit IKEA vergleichen kann. Wir kauften einige Sachen für mich und das neue Haus, in das wir voraussichtlich im Dezember umziehen werden. Ob das klappt? Nach Aussagen meiner Gasteltern, wären wir eigentlich schon dreimal umgezogen. Ticos nehmen es mit Terminen nicht so genau.
Ich gehe öfter mit meiner Familie in den Freizeit-Country Club ” El Castillo”. Dort gibt es z.B. eine Sauna, einen Whirlpool, ein Schwimmbad und Sportkurse. Am Anfang waren wir dort auch einmal Essen. Dort gab es auch noch Karaoke. Wir sangen mit, wie wir eben wollten und konnten und haben getanzt. Das macht alles so viel Spaß, weil meine Familie den ganzen Tag total viel Freude hat und sie mich damit anstecken.
Schulanfang
An meinem ersten Schultag stand ich um 6:30 Uhr auf. Meine Geschwister waren da schon aus dem Haus, da sie über eine Stunde zur Schule fahren müssen. Für mich hieß es dann: Schuluniform anziehen! Blaue Hose, graues Poloshirt, blaue Socken in schwarzen Ballerinas. Gewöhnungsbedürftig…
Ich musste dann noch 2 Stunden warten, bis Gretel, eine Mitarbeiterin von CAS, mich und meine “Mama” abholte. Sie begleitete mich am ersten Tag zu meiner bilingualen (spanisch und englisch) Schule „Colegio Yurusti“ und zeigte mir alles.
Und dann war es so weit. Ich wurde meinen Mitschülern vorgestellt, alle mindestens 2 Jahre älter als ich, aber das bin ich ja schon gewohnt, da ich schon mit fünf eingeschult wurde. Ich besuche hier die elfte Klasse.
Die Schule ist super schön, da könnte sich meine Schule in Deutschland mal eine Scheibe von abschneiden :-), die Mitschüler sind auch lieb, die Lehrer sind genauso nett und werden nur mit „Profe” angesprochen, deshalb weiß ich nicht mal alle Namen. Der Unterricht läuft hier etwas anders ab. Es gibt Stühle, an denen der Tisch befestigt ist. Wenn man während des Unterrichts ein Handy benutzt, dann ist das halt so. Das juckt hier in der Regel keinen. Oder du nimmst deinen Stuhl und setzt dich einfach woanders hin. Das ist auch meistens für alle in Ordnung.
Fernweh? JuBi!
Ich fühle mich dort eigentlich wohl, aber es ist noch sehr schwer für mich alles zu verstehen. Um ehrlich zu sein, verstehe ich meistens kein Wort im Unterricht, weil alle sehr schnell Spanisch sprechen. In meiner ersten Stunde Estudios Sociales fragte mich meine Lehrerin ganz viele Sachen, wie z.B. „Nina, was sind denn Unterschiede zwischen Deutschland und Costa Rica?“ Ich war sehr aufgeregt und verstand kein Wort und antwortete die ganze Zeit nur mit „ Ja“. Ein paar Wochen später erfuhr ich dann erst, dass sie mir nichts erzählte, sondern mir Fragen stellte. Peinlich, peinlich…
Ein paar Tage holte mich der Direktor aus dem Informatik-Unterricht, um mich willkommen zu heißen und sich mir vorzustellen. Das fand ich ziemlich nett von ihm. Wenn ich durch die Schule laufe, höre ich durchgehend “Hola Nina” und meistens kenne ich denjenigen gar nicht, aber offensichtlich kennen mich hier irgendwie alle. Das war am Anfang noch extremer, jetzt kenne ich immer mehr.
Der Alltag im Gastland
Mit meiner Familie läuft alles bestens. Sie ist einfach der Traum und wir lachen 🙂 viel. Ich fühle mich bei ihr richtig wohl und habe jetzt schon Angst vor dem Abschied, aber da will ich noch gar nicht dran denken.
An einem Abend war ich mit Camila auf einer Party anlässlich eines 15ten Geburtstages. Es war sehr lustig, mit einem DJ, einer Tanzfläche, 60 Leuten oder mehr. Ich muss schon sagen, hier in Lateinamerika können sich die Jungen eindeutig besser bewegen als in Deutschland. Hier sind einfach alle richtig gut drauf. Da auch viele von der deutschen Humboldt – Schule kommen, auf die auch Camila geht, konnten fast alle deutsch sprechen.
Einen Tag lang hatten wir kein Wasser. Weder zum Duschen, noch zum Spülen oder zum Waschen. Es kam einfach kein Wasser. Bei unseren Nachbarn war es das Gleiche und in vielen anderen Teilen Costa Ricas auch. Wir fuhren deshalb in den Country Club und duschten uns dort, nachdem wir dort noch schwimmen waren. Ich habe dort auch einen Jungen von CAS getroffen, seine Familie hatte wohl dieselbe Idee.
Am gleichen Tag war ich mit Camila wieder auf einen 15. Geburtstag eingeladen. Dieser wird hier richtig groß gefeiert. Es gab sogar eine drei-stöckige Torte und das soll doch schon mal was heißen, oder?
An einem verlängerten Wochenende fuhr ich mit meiner Familie an den Strand. Das erste Mal hier in Costa Rica. Dass ich total aus dem Häuschen war, kann man sich ja vorstellen. Schon drei Tage vorher sang ich nur noch „ Vamos a la playa“. Wir fuhren zusammen mit der Familie meines „Vaters“. Familien sind hier deutlich größer als zuhause. Wir fuhren mit einem großen Schiff raus aufs Meer. Es gab dort eine Bar und Musik und die Stimmung war einfach super. Nach ca. 1 Stunde hielten wir und waren dann schnorcheln. Das machte mir richtig viel Spaß, weil einer von den Leitern der Tour Fische im Wasser fing und sie uns gab. Ich hatte einen Kugelfisch in der Hand. Einmal war er aufgeblasen und ein anderes Mal nicht. Danach hatte ich einen Tintenfisch in der Hand. Der saugte sich richtig an meine Hand. Da hatte ich die folgenden Tage auch noch eine kleine Wunde, weil der Tintenfisch mich nicht loslassen wollte 😉 Eine tolle Erfahrung, kann ich nur sagen und ich würde es gerne nochmal machen. Als wir mit dem Schiff wieder zurückkamen, hat es geregnet und es war ein leichter Wellengang, nicht unbedingt das Richtige für mich, aber ich überlebte es ohne bleibende Schäden.
An dem letzten Abend kuschelte sich meine Gastmama zu mir und nahm mich in den Arm. So bin ich dann auch eingeschlafen und hörte nur noch, wie sie sagte ,,Nina, te quiero”, also “Nina, ich liebe dich”. Dann gab sie mir noch einen Kuss auf die Stirn. Ich bin so unglaublich glücklich in dieser Familie. Ich weiß, dass ich das schon gesagt habe, aber ich muss es einfach nochmal sagen.
Der erste Ausflug mit CAS
Dann stand auch schon der erste Ausflug mit CAS nach Samara an. Da bemerkte ich auch, dass ich schon knapp einen Monat hier war. Mein Papa brachte mich zum CAS Büro, an dem wir dann alle zusammen losfuhren. Auf dem Weg sammelten wir noch einige ein, die etwas weiter entfernt wohnen.
Dann ging die Fahrt los und wir merkten schnell, dass wir uns viel zu erzählen hatten. Deshalb ging die 5-stündige Fahrt auch relativ schnell um. Als wir eine Pause machten, merkte man direkt, dass man sich der Küste nähert, da es extrem heiß war.Wir kamen an und packten aus. Unsere Häuser, es waren nicht die schönsten, aber wir waren eh nur zum Schlafen dort, lagen direkt am Strand. Am nächsten Morgen war nichts mit lange schlafen. Die, die wollten, konnten nämlich bei Sonnenaufgang joggen gehen. Sowas lasse ich mir nicht entgehen. Bis auf die Tatsache, dass ich Blasen an den Füßen hatte, bereue ich es auch kein bisschen mitgegangen zu sein. Es war wunderschön.
Nach dem Joggen hatte ich dann mit den anderen einen Surfkurs um 8:00 Uhr. Die Trockenübungen und die Einweisung liefen super gut. Dann ging es ins Wasser. Es ist auf jeden Fall schwerer, als es aussieht, aber es ist machbar und man ist richtig froh, wenn man steht und eine Welle bekommt. Nach 2 Stunden war aber nicht nur ich völlig kaputt, denn es ist richtig anstrengend, sich immer wieder gegen die Wellen ins tiefere Wasser zu kämpfen, während man das Salzwasser in die Augen, die Nase und den Mund bekommt.
Am Nachmittag fand das nächste unbeschreibliche Erlebnis statt. Wir ritten am Strand. Das ist so ein schönes Gefühl, wenn im Galopp die Haare fliegen und man über das Meer in die Weite schaut. Ich konnte es gar nicht glauben, dass ich das gerade wirklich mache 🙂 Ich kann es auch garnicht richtig beschreiben, weil es einfach so wunderschön war.
Die restliche Zeit bis zur Abreise verbrachten wir dann am Strand. Dann hieß es auch schon wieder: ” Um Punkt 12:00 Uhr geht der Bus und bis dahin sollte alles gepackt und verstaut sein.” Was das angeht, haben wir uns alle schon den Ticos angepasst, da es eher 12:30 war, als “Punkt 12″. Die Rückfahrt über war ich sehr müde.
Es hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber ich freute mich richtig auf meine Familie und war froh, als ich sie wieder in die Arme schließen konnte. Es war ein wunderschönes Wochenende mit vielen Erlebnissen, von denen ich bisher nur geträumt hätte.
Ich war richtig müde, mein Körper war ein einziger Mückenstich und meine Beine waren verbrannt, aber nicht so, wie sich andere Leute in der Sonne verbrennen. Nein, ich schaffte es, mir heißen Kaffee über die Beine zu schütten 🙂
Meine Mama meinte dann an dem Tag, an dem ich ankam” Nina, du bist so müde und kaputt und dann noch die Verbrennung. Bleib morgen mal zu Hause. Ich schreibe dir dann eine Entschuldigung, dass du krank warst und dann kannst du dich ausruhen.” Ich wusste nicht so genau, ob ich das annehmen sollte, aber letztendlich bin ich dann doch mit Luisa zu Hause geblieben, weil sie krank war. Wir verbrachten dann einen Spiele-Tag.
Heimweh
Am 4.09.2013 war der erste Schultag in Deutschland und ich war nicht dabei. Ich habe Bilder von meinen besten Freunden bekommen, auf denen sie wieder alle zusammen die Pause verbringen. Außerdem schrieben sie über ihre Stundenpläne und Lehrer und neben wem sie sitzen. Einerseits freue ich mich darüber, zu erfahren, wie der erste Tag war und zu hören, dass sie recht zufrieden sind. Andererseits vermisse ich sie auch noch mehr in solchen Momenten. Ich redete mit meinen Gastgeschwistern und meiner Mama darüber, dass es schwer für mich ist. Sie munterten mich direkt auf und mir ging es dann auch direkt besser.
Am 6.09.2013 war abends ein Fußballspiel zwischen Costa Rica und den USA in Costa Rica. Ich sah mit einer Freundin die erste Halbzeit beim Public Viewing, da es in San José übertragen wurde. Was war auch anderes zu erwarten. Wir gewannen natürlich 3:1, ist ja auch klar.
Unabhängigkeitstag und Spiritweek
Na? Wisst ihr, wann der Unabhängigkeitstag von Costa Rica ist? Nein, noch nicht? Dann will ich euch das jetzt sagen. Er ist am 15. September und der wird hier auch ordentlich gefeiert. Meine Aufgabe an diesem Tag war: Tanzen mit meiner Schule. Ich habe mich morgens früh fertig gemacht. Das hieß also für mich: Schminken, Rock an, Sonnencreme, Zopf flechten, Blume ins Haar. Das war das Ergebnis.
Jedes Mädchen besitzt hier so ein Kleid und eine Freundin aus der Schule hat sogar zwei. Die konnte mir eins leihen. Praktisch für mich! Mein Vater brachte mich nach Santo Domingo, wo wir uns alle trafen. Es waren fast alle Schulen, die in der Umgebung sind, da. Mir war schon warm, während wir eine Stunde warteten, aber in den zwei Stunden, in denen ich getanzt habe, war es eindeutig noch wärmer. Es war auf jeden Fall eine Erfahrung und ich bin echt froh, dass ich dabei und ein Teil der Menge war. Außerdem finde ich es gut, dass hier alle sehr stolz auf ihr Land sind. Mir kam es so vor, als wäre ganz Costa Rica da gewesen, da die Leute rechts und links von der Straße standen und das über gefühlte 4 km. Ichwar danach auch entsprechend müde und kaputt.
Ein normaler Schultag läuft bei mir so ab: Ich stelle mir um 6.25 Uhr den Wecker und um 6:30 Uhr stehe ich auf. Dann frühstücke ich und gehe anschließend duschen. Um 7.22 Uhr (ja, ich nehme es genau) bringt mich mein Papa dann mit dem Auto zur Schule und um 7:30 Uhr fängt der Unterricht an. Eine Stunde dauert 35 Minuten, daher sind es meistens Doppelstunden oder sogar drei Stunden. Nach den ersten drei Stunden haben wir eine Pause von 10 Minuten, in der ich dann ein bisschen was esse und mit meinen Freunden auf dem Gang sitze und rede. Dann folgen weitere drei Stunden, auf die eine Pause von 15 Minuten folgt. Nach den nächsten drei Stunden ist dann die große Mittagspause, in der wir in der “Mensa” was essen. Viele nehmen etwas zum Aufwärmen mit, da es Mikrowellen gibt. Nach 30 Minuten, um 13:40 Uhr starten wir dann in die letzten zwei Stunden. Um 14:50 Uhr endet die Schule dann und ich werde von meiner Mama abgeholt. Wir fahren dann noch Saúl und Luisa abholen, die mit dem Schulbus bis nach Santo Domingo fahren. Wenn wir zu Hause sind, essen wir etwas zum Mittag, obwohl ich jetzt schon eingeführt habe, dass wir nach der Schule nur Obst essen, weil wir abends alle zusammen nochmal warm essen.
Eine Woche war in meiner Schule „Spiritweek“, in der wir jeden Tag ein Motto hatten. In diesem Motto gekleidet gingen wir dann in die Schule. Es war sehr lustig. Die Mottos lauteten: Zwilling, Crazy, Pyjama, 60-er, 70-er, 80-er Jahre.
Abenteuer Costa Rica
Dann war auch schon der zweite Ausflug mit CAS. Dieses Mal hieß das Ziel: Vulkan Arenal. Ganz schön beängstigend, wenn man sich überlegt, dass es einer der aktivsten Vulkane der Welt ist, oder? Wie würdet ihr euch dabei fühlen? Ich dachte lieber nicht so lange darüber nach. Die Fahrt war lang, ich glaube wir waren über 4 Stunden unterwegs. Wir hielten kurz und hatten einen wunderschönen Ausblick auf den Vulkan, der 1670 Meter hoch ist.
Dann fuhren wir nur noch ein paar Minuten, bis wir an unseren Häusern ankamen. Wir konnten nur schnell auspacken und sahen auf dem Weg zu unserem Haus einen sprechenden Papageien, der an der Rezeption saß. Ich war ganz aus dem Häuschen und machte ganz viele Fotos, weil er es mir angetan hatte. Dann gingen wir in den National Park. Wir liefen ungefähr eine Stunde, in der ich Pflanzen sah, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Wir genossen eine wundervolle Aussicht. In eine Richtung hatten wir einen klaren Blick auf den Arenal. Wir haben nebenbei erfahren, dass manche Leute eine Woche dort oben bleiben, nur um diesen Blick auf den Vulkan einmal zu haben, da er sehr selten ist. Wenn man sich um 180° drehte, sah man Berge, Bäume und einen See.
Es war einfach unbeschreiblich und ich konnte in dem Moment gar nicht glauben, dass ich wirklich da bin. Anschließend fuhren wir zu den Thermen “Termales los Laureles”. Es war schon dunkel und so hatte man nur den Blick auf den Mond, während man in den beleuchteten Becken lag, die aus sehr warmem natürlichem Wasser sind. Wir grillten dort noch alle zusammen und fuhren gegen 21 Uhr wieder zurück zu unseren Häusern und nicht nur ich bin direkt eingeschlafen.
Am nächsten Morgen klingelte der Wecker um 6.20 Uhr. Verschlafen saßen wir zehn Minuten später dann alle am Frühstückstisch. Um 7.30 Uhr fuhren wir dann mit dem Bus zum Canopy. Ihr fragt euch jetzt bestimmt ”Wohin? Was ist denn Canopy? ” Dann will ich euch mal ganz kurz aufklären. Canopy ist eine Art ”Tree to Tree”. Man hat eine Ausrüstung an und fliegt dann an Stahlseilen von Baum zu Baum über den Regenwald, über Wasserfälle und alles, was es dort sonst noch so gibt. Ich kann euch nur sagen, es machte einen riesigen Spaß und ich war traurig, als es nach 3 Stunden schon vorbei war. Nach dem letzten Seil kamen auf einmal Leute auf uns zu, die nur Röcke aus Stroh trugen. Sie baten uns in ihr Zelt und wir saßen mit “ihrem Getränk” um ein Lagerfeuer. Mir war vorher ehrlich gesagt schon warm genug. Wir bekamen alle einen roten Strich, aus der Flüssigkeit einer Frucht, auf die Wange und nach der Begrüßung “Capi Capi”, erzählten sie uns dann etwas über sich und ihre Gewohnheiten und Sitten. Nachher haben wir dann auch erfahren, dass das zu dieser Tour dazugehört.
Jetzt verstehe ich in der Familie schon viel mehr als am Anfang und auch in der Schule läuft es besser, weil ich jetzt mehrere Freunde habe. Ich erlebte bisher viele unbeschreibliche Momente und hatte nur ein einziges Mal ein wenig Heimweh. Ich bin so glücklich hier und jetzt fängt langsam der Alltag an. Hier ist es schwer Sportvereine zu finden. Ich habe mich mit meinen Schwestern in einem Fitnessstudio angemeldet, das sehr schön und abwechslungsreich ist. Außerdem fing ich mit Karate. Ich freue mich auf die kommende Zeit. Ihr werdet von mir hören und dann erfahren, was ich hier noch so machen werde. Ich bin auf die kommende Zeit wohl genauso gespannt.
Wenn ihr Fragen zu meinen Erlebnissen habt oder vielleicht Tipps haben wollt, weil ihr auch überlegt ins Ausland zu gehen, könnt ihr mich gerne bei Facebook anschreiben oder mir eine E-Mail schicken. Ich würde mich freuen, wenn ich von dem Einen oder Anderen etwas höre. (Nina Schaffeld, nina.nice@web.de).
Bis dahin Pura Vida und hasta luego! Eure Nina
Halbzeit in Costa Rica
So, jetzt ist schon über die Hälfte meiner Zeit hier in Costa Rica um und ich kann sagen, ich habe bisher die beste Zeit meines Lebens. Ich habe in den letzten Monat sehr viel erlebt und viele unvergessliche Erfahrungen gemacht. Ich will euch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen und berichte ein bisschen über meinen Alltag und mein Leben am anderen Ende der Welt.
An Halloween war ich mit meiner Gastschwester Camila und einer anderen Freundin auf einer Feier. Hier verkleidet man sich allerdings an Halloween, wie wir uns an Karneval verkleiden. Das heißt, es muss nicht gruselig sein. Ich bin zum Beispiel als Katze gegangen und Camila als Pocahontas.
Außerdem war ich einige Male im Stadion Fußball gucken. Die große Frage stand vor der Tür: Heredia, Saprissa oder La Liga? Das sind die drei Vereine, für die hier eigentlich alle sind. Ich, die keine Ahnung von Fußball habe, sollte mich dann entscheiden. Eine Freundin ist für Heredia und die andere für Saprissa und beide hatten ein Trikot für mich mitgebracht. Da ich ja keine Ahnung hatte und nach dem Motto „Wer gewinnt ist mir egal, Hauptsache er sieht gut aus” Fußball gucke, habe ich mich für das schönere Trikot entschieden.
In der Schule verstehe ich jetzt immer mehr und wer hätte gedacht, dass ich am meisten in Chemie verstehe und es deshalb jetzt eins meiner Lieblingsfächer ist. Einmal im Monat ist “Jeans Day” in der Schule. An diesem Tag können wir ohne Schuluniform zur Schule kommen. Stattdessen kommen alle in normaler Straßenkleidung. Da habe ich mich das erste Mal drauf gefreut, aber jetzt merke ich, dass mir die Uniform lieber ist, auch wenn ich sie eigentlich richtig hässlich finde. Es ist aber toll, dass man nicht jeden Tag erneut vor der Entscheidung steht, was man anziehen soll. Ich weiß nicht, wie ich das zu Hause wieder hinkriegen soll.
Die letzten beiden CAS-Ausflüge vor den zweimonatigen Ferien gingen nach Panamá und Uvita und waren beide mal wieder richtig gut. Wir haben viel gesehen und erlebt und natürlich die Sonne genossen. Beide Ziele zeigten uns neue Strandregionen, wir waren Schnorcheln und an einem Wasserfall.
Vor den Weihnachtsferien habe ich mit dem Großteil meiner Stufe Tänze für das Weihnachtskonzert einstudiert. Wir haben immer zusammen geprobt und uns zusammen eine Choreografie ausgedacht. Es ist auch ganz gut geworden und das Wichtigste: Es hat viel Spaß gemacht. Vor allem, wenn die Jungs zu dem Lied “Single Ladies” tanzen. Ich wusste zwar, dass wir den Tanz aufführen würden, aber ich wusste nicht, dass es für ein Weihnachtskonzert bestimmt war, das am 14.11. stattfand. Wir hatten alle die gleichen T-Shirts an, die wir vorher zusammen auseinander geschnitten hatten. Die Jungs hatten eine Mütze auf, was nicht ganz zu den Temperaturen passte.
Weihnachtsferien und mein Freiwilligenprojekt
Dann war auch schon der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien. In der Schule haben wir Musik gehört und gegrillt und viel gelacht. Zur Schule gehören natürlich auch die Lehrer, zu denen man hier ein richtig gutes Verhältnis hat. Man isst mit ihnen und verbringt die Pausen zusammen.
Im November schickte mir meine Patentante ein Päckchen. Zuhause backe ich mit ihr jedes Jahr ein Knusperhaus und nun hatte sie mir sämtliche Zutaten geschickt, so dass ich mit meinen Geschwistern auch hier eins basteln konnte.
Anfang Dezember fand das CAS-Mitteltreffen statt, bei dem wir unsere “Höhen und Tiefen” besprochen haben. Bis dahin hatte ich nur „Höhen“.
Am 6.12.13 klingelte der Wecker für mich um 4 Uhr in der Früh. Für mich hieß es nämlich: Auf zum Freiwilligenprojekt nach Montezuma und Schildkröten retten. Dort hatte ich bisher die besten zwei Wochen meines Aufenthalts. Wir haben uns dort untereinander auf Spanisch, Deutsch und Englisch unterhalten, da einige aus Spanien, andere aus Deutschland, Frankreich und Finnland kamen. Jeder hatte täglich eine Schicht, die um jede Uhrzeit sein konnte: morgens, mittags, abends oder auch mitten in der Nacht. Man musste sich bei den Nachtschichten echt anstrengen, dass man nicht währenddessen einschläft. Unsere Aufgabe war es schließlich auf die Nester aufzupassen, damit die Eier der Schildkröten nicht geklaut werden.
Wir sind an einen Tag unter anderem zu einem Wasserfall gelaufen, der ganz in der Nähe war. Nachdem zwei Freunde von CAS, die mit mir den Freiwilligendienst gemacht haben, die ca. 16 Meter in die Tiefe gesprungen waren, habe ich mich schließlich auch überwunden. Nicht gucken, direkt laufen und den Wasserfall runterspringen. Adrenalin pur!
Dann stand Weihnachten auch schon vor der Tür. Das war bisher der erste und einzige Tag, an dem ich Heimweh hatte, also nur ein kleines „Tief“. Der kleine Weihnachtsbaum ohne Beleuchtung und sehr kahl konnte mich auch nicht aufmuntern. Die Weihnachtsgeschenke haben wir, wie Ticos halt so sind, am selben Tag gekauft. Wir sind abends zu einer Tante gefahren und haben dort zusammen gegessen und abends die Bescherung gemacht. Mir ging es nicht besonders gut, doch am Ende habe ich den Tag doch ganz nett verbracht und sogar das eine oder andere Geschenk bekommen, über das ich mich sehr gefreut habe. Am 1. Weihnachtsfeiertag ging es zu einer anderen Tante, bei der die ganze Großfamilie zu Mittag gegessen hat und wir haben uns viel unterhalten. Es war echt schön. Ich habe das typische Weihnachtsessen aus Costa Rica probiert und ich mag es sehr gerne. Es heißt “Tamal” und ist ein Maisteig mit Gemüse und manchmal Fleisch, in Bananenblättern gewickelt und gekocht.
Wir haben eine Art „Wichteln“ gemacht. Jeder hat einen Zettel gezogen, auf dem ein Name stand. Dieser Person muss man am 1. Februar etwas schenken. Das machen sie wohl jedes Jahr und das Spiel heißt hier Amigo invisible („unsichtbarer Freund“).
Ihr merkt schon, dass ich immer wieder von verschiedenen Tanten spreche. Ich habe letztens mit Camila alle Namen der Familie gelernt. Das ist schon ein Meisterwerk, da es, bei geschätzten 20 Tanten, nicht gerade eine kleine Familie ist. Hier sagen aber sowieso alle nur Tío und Tía und nur manchmal noch die Namen des Onkels oder der Tante.
An einem Tag waren wir am Strand und haben uns über Deutschland unterhalten. Natürlich kamen die Fragen “Stimmt es, dass man sich in Deutschland nicht oft duscht?” und “Ihr trinkt doch nur Bier in Deutschland, oder?” Ich konnte dann aber versichern, dass es natürlich nicht so ist. Wir haben ein typisches Essen aus Costa Rica gegessen. Es war sehr lecker. Es sind gebratene Kochbananen und heißen Patacones. Dazu gibt es Bohnenmus, Tomatensalat und Fleisch.
Die Weihnachtszeit ist nun schon vorbei und ich habe sie ganz anders verbracht, als sonst. Zumindest hatte ich dieses Jahr keine echte Weihnachtsstimmung. Das könnte auch an den Temperaturen liegen, würde ich mal schätzen.
Ansonsten war ich in den Ferien am Strand, habe eine Krokodiltour gemacht, Tandems beim Starten, Landen und über Meer fliegen beobachtet, war an der Finca, habe mich mit meinen Freundinnen und meinem besten Freund getroffen und war in den Thermen des Vulkans Arenal. Silvester war ich im Nationalpark und am Strand von Manuel Antonio und abends haben wir mit der ganzen Familie in der Finca getanzt und den Countdown ins neue Jahr herunter gezählt.
In den ersten Wochen im Januar waren wir noch einen Tag an dem Vulkan Poás. Der Weg dahin wäre mit dem Motorrad für meinen Vater sicher ein Traum gewesen, mit dem Auto für mich allerdings die Hölle. Als wir nach 2 Stunden und mindestens 100 Kurven oben ankamen, erwartete uns leider auch noch eine schlechte Sicht. Normalerweise kann man in den Krater des Vulkans gucken, doch an diesem Tag sahen wir nur Nebel. Wir haben die Zeit auf der Aussichtsfläche dann für Fotos machen genutzt.
An einem Tag habe ich mit meinen Geschwistern und meinen Cousins Kaffee gepflückt, denn ein Onkel hat eine Kaffeeplantage und wollte mir etwas Typisches aus Costa Rica zeigen. Es hat echt Spaß gemacht, auch wenn ich nach 3 Stunden keine Lust mehr hatte.
Außerdem mache ich bei einem Projekt mit, das sich „Panpa“ nennt. Man hilft Obdachlosen, verteilt Essen an sie und redet mit ihnen. Es macht Spaß und man lernt viel über das Leben auf der Straße.
Geburtstag in Costa Rica
Ende Januar habe ich meinen 15.Geburtstag hier gefeiert. Der wird in Costa Rica normalerweise richtig groß gefeiert. Das Kleid gleicht normalerweise einem Prinzessinnenkleid, aber ich wollte so eine Feier nicht. Mir war es wichtiger einen schönen Tag mit der Familie zu verbringen. Wir sind einen Tag vor meinem Geburtstag zur Finca gefahren und meine ganze Familie war da. Alle zusammen haben wir dann gekocht und Musik gehört, Salsa getanzt und gefeiert. Meine Schwestern haben mir eine große Torte geschenkt und haben ganz traditionell meinen Kopf in die Torte getunkt. Sie war echt lecker, also war es halb so schlimm.
Dann haben wir uns spontan entschlossen, an meinem Geburtstag noch nach Montezuma zu fahren. Wir haben den Tag nach der Ankunft am Strand verbracht. Dort habe ich viele wiedergetroffen, die ich vom Schildkrötenprojekt schon kannte, das hat mich echt gefreut. Am nächsten Tag sind wir an einen anderen Strand gefahren. Auf dem Weg zur Fähre nach Hause hatten wir dann noch einen Platten, na super. Aber wir sind letztendlich gut zu Hause angekommen. Ich hatte einen unvergesslichen, super schönen Geburtstag.
Bald sind die Ferien auch schon wieder rum und es geht wieder in die Schule. Ich freue mich, alle wieder zu sehen. Am Anfang habe ich gedacht: „2 ½ Monate Ferien? Was mache ich denn so lange? Das ist doch total langweilig!“ aber das war es gar nicht, da ich so viel unternommen habe.
Mit der Sprache ist alles super. Ich verstehe so gut wie alles. Ich freue mich auf die Zeit, die mir jetzt noch bleibt und werde sie hoffentlich genauso genießen wie die zurückliegende.