- WELTBÜRGER-Stifter: Carl Duisberg Centren
- Programm: Schüleraustausch
- Land: USA
- Dauer: 10 Monate
- Name: Felisa
Mit meinen beiden Koffern in der Hand habe ich mich vor einem Monat auf den Weg zu einem Abenteuer nach New Mexico, Rio Rancho begeben; mit dem Ziel nicht nur mit Gepäck, sondern auch mit reichlichen Erfahrungen und unvergesslichen Erinnerungen nach Hause zurückzukehren.
Vor einem Jahr hätte ich mir nie vorstellen können Monate ohne meine Familie und meinen Freunden in einer völlig fremden Umgebung zu leben. Doch aus einem kleinen, flüchtigen Gedanken entwickelte sich der große Wunsch für ein Auslandsjahr, um meine Sprachkenntnisse aufzubessern, eine neue Lebensweise kennenzulernen und internationale Kontakte zu knüpfen.
Vorbereitungen
Das etwa halbe Jahr Vorbereitung meines Auslandsaufenthaltes war ein anstrengender Prozess; ich musste viele Dokumente ausfüllen und mich um verschiedene Angelegenheiten kümmern, aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt. An einem Seminarwochenende wurden wir sehr gut auf das Auslandsjahr vorbereitet. Wir haben unter anderem gelernt, auf was wir uns einstellen müssen oder wie wir uns in gewissen Situationen verhalten sollen. Außerdem konnten wir uns mit anderen auseinandersetzen, denen das gleiche Abenteuer bevorsteht. Je näher die Zeit heranrückte, desto greifbarer wurde mein Traum, desto höher schlug mein Herz. In den letzten Tagen in Deutschland wirbelten tausend Gedanken in meinem Kopf: „Wie werde ich mich mit meiner Gastfamilie verstehen?“ „Was, wenn ich keinen Anschluss an meine Schulkameraden finde?“ „Wie werde ich mit meinen Sprachfähigkeiten zurechtkommen?“ Aber all die Sorgen und Ängste wurden von einem anderen Gefühl überwogen: Vorfreude!
Flug und Ankunft
Am 13. August war es soweit: Ich sollte mit einem Zwischenstopp in Atlanta nach New Mexico fliegen. Zu meinem Erstaunen war ich in der Anwesenheit meiner Familie, die mich zum Flughafen begleitet hatte, überhaupt nicht aufgeregt. Erst als ich mich im Flugzeug über den Wolken befand und wusste, dass ich nun auf mich alleine gestellt war, fing ich an nervös zu werden. Obwohl ich auf dem Weg nach Atlanta mit meiner Sitznachbarin nett plauderte, war mein Flug dennoch unangenehm, da mich starke Bauchschmerzen plagten. Als ich nach meinem zweiten Flug nachts müde an meinem Zielflugzeug in Albuquerque ankam, wurde ich herzlich von meiner Gastfamilie mit einem süßen Willkommensplakat, einer kleinen Geschenketüte und festen Umarmungen empfangen, sodass ich mich direkt wohl fühlte und sich all meine Sorgen auflösten.
Meine Gastfamilie
Meine Gastfamilie besteht aus meiner Gastmutter, meinem Gastvater, meinen zwei Gastbrüdern, die bereits aus dem Haus ausgezogen sind, meiner Gastschwester aus Brasilien und dem Haushund Kicker. Meine Gastmutter arbeitet als Koordinatorin der Partnerorganisation von Carl-Duisberg, weshalb die Familie schon mehrere Austauschschüler/innen aufgenommen hat. Meine Gastschwester, mit der ich mich auf Anhieb sehr gut verstand, ist gleich alt und wir besuchen auch dieselbe High School. Es ist schön eine Person im Haus zu haben, die das gleiche Abenteuer durchläuft und mit der man sich über Alles austauschen kann. Zudem lerne ich dadurch nicht nur etwas über die amerikanische Kultur und Lebensweise, sondern auch über die brasilianische.
Erster Tag in den USA
Am ersten Tag in den USA führte meine Gastmutter mich und meine Gastschwester in unsere neue High School ein, wo für uns gleich am nächsten Tag der Unterricht beginnen sollte. Vor der Schule trafen wir auf zwei weitere Austauschschülerinnen aus Spanien, die ebenso von der Austauschorganisation meiner Gastmutter betreut werden. Wir alle waren sehr aufgeregt und beeindruckt von dem gigantischen Schulgebäude, das sich hinter uns erstreckte.
Die High School wird von etwa 3000 Schüler/innen besucht, mehr als das Dreifache von meiner Schule in Deutschland. Sie verfügt dementsprechend über eine beträchtliche Anzahl an Klassen- und Fachräumen, einer riesigen Sporthalle und Mensa sowie einem weitläufigen Football-Feld, wie wir auf der kleinen Führungstour staunend erfuhren. Anschließend aßen wir zusammen mit unseren Gastfamilien Pizza und lernten uns besser kennen. Die Tatsache, dass ich nun drei Mädchen auf meiner High School kannte, nahm mir etwas die Angst vor dem ersten Schultag.
Erster Schultag
Die Nacht vor dem Schulbeginn hatte ich einen unruhigen Schlaf, teils wegen der Aufregung teils wegen der tausend Gedanken, die mir durch den Kopf schossen und mich nicht in Ruhe ließen. Am Morgen standen meine Gastschwester und ich pünktlich auf, um mit dem Schulbus etwa 20 Minuten zur High School zu fahren. Jedoch hatten wir uns mit der Fahrzeit vertan und standen eine halbe Stunde zu früh an der Haltestelle. Nichtsdestotrotz lief der Rest meines Schultages wie am Schnürchen und ich hatte mir umsonst Sorgen gemacht. Mithilfe einer Abbildung aller Räume, meines Stundenplans und freundlichen Schulkameraden konnte ich es vermeiden, mich auf dem weitläufigen Campus zu verlaufen. Auch bereiteten mir meine Englischkenntnisse keine Schwierigkeiten, sodass ich dem Unterricht problemlos folgen konnte.
Das einzige Problem war meine Unsicherheit und Scheu Leute anzusprechen und mich vorzustellen. Das ist aber menschlich und vollkommen normal für den ersten Schultag, wenn man sich in einer völlig ungewohnten Umgebung befindet, in der nicht die Muttersprache gesprochen wird und tausend neue Eindrücke auf einem runterprasseln. Als die Schulklingel die Lunch-Pause anläutete, war ich froh meine Gastschwester unter all den fremden Gesichtern zu entdecken. Am Ende des Tages war ich zwar erschöpft, freute mich dennoch auf den nächsten Schultag und war ambitioniert, neue Freundschaften zu schließen.
Amerikanische High Schools
Anders als in Deutschland müssen die Schüler von Raum zu Raum wechseln, da jede/r einzelne Lehrer/in seinen/ihren eigenen Klassenraum besitzt, den sie nach ihrem Geschmack und der Fachrichtung persönlich gestalten können. Ein weiterer Unterschied ist, dass wir jeden Tag den gleichen Stundenplan verfolgen und jede/r Schüler/in insgesamt sieben Fächer belegt. Darunter fallen vier Pflichtfächer, die in meinem Fall Pre AP Algebra 2, US History, Englisch und Biologie sind. Die restlichen drei Fächer sind Wahlfächer, wobei man bei der Wahl keine Einschränkungen hat und frei nach Geschmack, Interesse und Vorliebe aussuchen kann.
Ich habe mich für Chor, Pottery and Sculpture und Pilates entschieden, wodurch ich mein musikalisches, künstlerisches und sportliches Interesse gedeckt habe. Wegen der Wahlfächer habe ich nicht nur Unterricht mit Schülern der 11. Klasse, sondern auch mit Freshmen (9. Klasse), Sophomores (10. Klasse) und Seniors (12. Klasse). Die gemischten Kurse bieten mir die Möglichkeit, immer wieder neue Menschen kennenzulernen und Freundschaften mit Schülern aller Jahrgänge zu knüpfen.
Der Schulstoff auf meiner High School ist definitiv einfacher als der Lehrplan im deutschen Schulsystem fordert, was aber nicht bedeutet, dass man sich die ganze Zeit ausruhen kann. Jede Woche werden regelmäßig Tests, Quizze und Examen geschrieben und Hausaufgaben eingesammelt, kontrolliert und benotet. Alle Punkte werden dann im Notensystem eingetragen und online hochgeladen, sodass die Schüler stets ihren Notenstand überprüfen können. Dies treibt die Schüler dazu an, immerzu im Unterricht aufzupassen und die Schul- bzw. Hausaufgaben sorgfältig zu erledigen.
Die Schule beginnt morgens um 7:20 Uhr und endet um 14:30 Uhr, mit Ausnahme von Mittwoch, an dem der Unterricht bis 13:40 Uhr dauert. Nach Schulschluss werden zahlreiche Aktivitäten angeboten, an denen man teilnehmen kann, wie zum Beispiel Acting, Speech and Debate, Science Olympiad und diverse Sportclubs. Der Beitritt in einigen Sportteams erfordert das Absolvieren der Try-outs, da die Teilnehmerzahl begrenzt ist und die Sportteams auf Wettkämpfe trainiert werden. Beliebte Sportarten an meiner Schule sind Football, Soccer, Basketball, Volleyball und Cheerleadern.
Für mich stand von vornherein fest, dass ich mich einem Sportteam anschließen möchte, da ich mich gerne körperlich aktiv halte und den Teamgeist liebe. Nach kurzem Überlegen entschied ich mich für Volleyball, weil ich auch in Deutschland Mitglied eines Volleyballvereins bin und positive Rückmeldungen über das Sportteam erhalten hatte. Vorab musste ich jedoch verschiedene Dokumente ausfüllen und mich medizinisch untersuchen lassen, was zu einer Verzögerung von einem Monat führte. Trotz meines späten Beitritts nahmen mich alle Volleyballspielerinnen sofort herzlich auf.
Wegen meines Verzugs sind mir meine Teammitglieder jedoch um vier Wochen Training voraus, was mich noch mehr anspornt, mein Bestes zu geben und konzentriert und diszipliniert zu trainieren. Der Sport nimmt tatsächlich einen Großteil meiner Freizeit ein, da ich ihn nahezu jeden Schultag, mit Ausnahme der Wettkampftage, von 17:00 Uhr bis 19:30 Uhr ausübe. Jeden Abend falle ich müde ins Bett, da das Training sehr intensiv und anstrengend ist. Bei Wettkämpfen lastet Druck auf den Volleyballspielerinnen, da sie die Coaches, das Team und sich nicht mit ihren Leistungen enttäuschen wollen. Aber gerade durch dieses intensive Training und das Teilen von Tief-und Höhepunkten wächst man zu einer Großfamilie zusammen.
Sport wird an meiner High School großgeschrieben und alle Schüler/innen verbindet ein starker Schoolspirit. Gerade läuft die Football-Season und dementsprechend finden Games statt, die man definitiv nicht verpassen sollte! Am Tag eines großen Football-Games gibt es kürzere Unterrichtsstunden und die Schule endet mit einer Pep-Rally, einer großen Versammlung. Diese findet in der Sporthalle statt, in der alle Schüler nach Abteilung der Jahrgänge sitzen. Die Pep-Rally wird mit der Nationalhymne eröffnet und mit lautstarkem Bejubeln angeführt. Die Jahrgänge treten in kleinen Spielen gegeneinander an oder Lehrer und Schüler duellieren sich.
Cheerleader- und Tanzteams performen erlernte Choreographien, alle Sportteams werden angekündigt und bejubelt und das Programm wird vom Chor und der Marchband musikalisch begleitet. Ich freue mich immer auf dieses keine Highlight am Ende des Schultages, da die Atmosphäre großartig ist.
Am Abend wird das Schulstadion mit einer großen Menschenmenge gefüllt, die sich das Spiel ansieht. Wenn ich ehrlich bin, verfolge ich das Football-Game die meiste Zeit nicht, sondern nutze die Gelegenheit um neue Menschen kennenzulernen und oder mit meinen Freunden zu plaudern. Während des Spiels bleibe ich nie auf einem festen Platz sitzen, sondern ziehe durch die Menge zu verschiedenen Freundesgruppen. Wegen dem Schoolspirit und die ausgelassene Stimmung habe ich immer sehr viel Spaß. Nach dem Spiel fahren die meisten Jugendlichen noch zu einer bestimmten Pizzeria, um dort den Abend ausklingen zu lassen.
Erlebnisse/Aktivitäten
Das Wochenende ist üblicherweise mit Aktivitäten gefüllt, daher ist mir nie langweilig. Am ersten Samstag nach meiner Ankunft ging ich mit meiner Gastfamilie und Gastschwester erst zum Einkaufen und anschließend nachmittags zu der Hochzeit von sehr guten Freunden meiner Gastfamilie. Wir blieben dort bis spät in die Nacht hinein, wobei wir uns die Bäuche mit der Hochzeitstorte und anderen Leckereien füllten und uns die Füße müde tanzten.
Am Sonntagmorgen besuchte ich zum ersten Mal die Kirche meiner Gastfamilie, die sich doch sehr von katholischen Kirchen in Deutschland unterscheidet. Die Messe findet im Saal eines Gebäudes statt, der an den Wänden mit religiösen Zitaten und Postern versehen ist und in dem Holzbänke hintereinander gereiht sind. Im Saal befindet sich eine Bühne, auf der Keyboard, Bassgitarren und Schlagzeug aufgestellt sind, da eine Band die Kirchenlieder live spielt. Die Anwesenden können anhand von Songtexten, die auf eine Leinwand projiziert werden, mitsingen.
Nach einigen Einführungsliedern wird jeder von dem Pastor, der Alltagskleidung trägt, begrüßt und willkommen geheißen. Nachdem er von einem Podest auf der Bühne die neusten Nachrichten mit Bezug auf Kirche, Gott und Religion vorgetragen hat, fängt er mit der Tageslektion an, die einer PowerPoint-Präsentation gleicht. Er überbringt Lebensweisheiten, erzählt religiöse und historische Geschichten und nimmt dabei Stellung zur Bibel. Die Messe wird dann nach anderthalb Stunden mit einem finalen Lied abgeschlossen. Auch die anwesenden Personen verhalten sich während dem Gottesdienst anders als in Deutschland: Sie sind emotional, recken die Hände in die Höhe, um Gott zu empfangen, applaudieren laut und stimmen dem Pastor mit Rufen zu. Auf jeden Fall finde ich die Unterschiede sehr interessant und bin froh, diese Erfahrung machen zu können.
Nach der Messe fuhr ich mit anderen Austauschschülerinnen, mit denen ich mich während meiner ersten Schulwoche befreundet hatte, zur Mall, um zu shoppen. Am darauffolgenden Freitag sah ich mir das erste Football-Game an und fuhr danach zu meiner Freundin, um dort zu übernachten. Da meine Gastmutter, wie oben erwähnt, die örtliche Koordinatorin der Partnerorganisation ist, fand das erste Orientierungstreffen für Austauschschüler bei uns zu Hause statt. Nachdem wir uns alle einander vorgestellt hatten, setzen wir uns in einen Diskussionskreis und meine Gastmutter besprach mit uns die Regeln und Erwartungen. Die Austauschüler konnten ihr Fragen stellen oder sich mit Problemen an sie wenden. Zwischendurch bestellten wir Pizza und lernten uns beim Essen näher kennen. An diesem Nachmittag habe ich Kontakte mit einem französischen, einem taiwanischen und zwei deutschen Jungen sowie mit zwei spanischen und einem deutschen Mädchen geknüpft.
Meine Gastschwester und ich nehmen uns gewöhnlich am Sonntag Zeit für die Gastfamilie. Wir gehen gemeinsam zur Kirche, essen entweder daheim oder in einem Restaurant zu Mittag, spielen Gemeinschaftsspiele, besuchen Verwandtschaft oder unternehmen Ausflüge.
An einem Wochenende am Samstag hatte ich Geburtstag. Meine Gasteltern schenkten mir in der Woche davor von Sonntag bis Freitag jeden Tag eine süße Kleinigkeit, um meine Geburtstagswoche zu zelebrieren. An meinem eigentlichen Geburtstag fuhr ich zuerst mit meiner Gastfamilie am Vormittag zum Brunchen in ein Restaurant und dann mit Freunden in einen Freizeitpark. Am Abend feierte ich eine Übernachtungsparty, und es wurde traditionell Geburtstagskuchen gegessen und Geschenke ausgepackt.
Am nächsten Tag fuhren meine Gastfamilie, zwei meiner Freunde und ich auf einem Road Trip in die Berge zu den Hot Springs, das sind heiße Quellen. Dort konnten wir eine Stunde in drei natürlichen Quellen mit heißem Wasser entspannen und die wunderschöne Aussicht auf die Berglandschaft genießen. Nach dem Mittagessen hielten wir auf der Heimkehr noch an einigen anderen Orten wie an einer Schlucht und einem beeindruckenden Gebirgszug an.
Den Freitag darauf verbrachte ich damit, in einer etwas weiter entfernen Einkaufsmall mit meinen Freunden nach einem Kleid für Homecoming zu suchen. Am Samstagabend wurde ich zur ersten Geburtstagsfeier eingeladen, auf der ich viele neue Leute auch von anderen Schulen kennenlernte.
Am nächsten Montag begann die Homecoming-Woche, in der man sich an jedem Schultag zu einem bestimmten Motto verkleiden konnte: Montag = Marvel Monday, Dienstag = Fantasy Fiction, Mittwoch = Sports Movie Star, Donnerstag = Famous Person, Freitag = Spirit Day. Zusätzlich wurden in den Lunch-Pausen lustige Spiele gespielt, Fotos vor einer zum Motto passenden Leinwand geschossen und die Musiklautsprecher laut aufgedreht.
Am Dienstag der Woche wurden meine Gastschwester und ich früher von der Schule befreit, um zur State Fair zu fahren. State Fairs sind jährliche Veranstaltungen, die einem Volksfest bzw. einem Jahrmarkt ähneln und auf denen landwirtschaftliche Produkte ausgestellt werden, die gegeneinander in Wettbewerben antreten. Zur Feier des Geburtstages meines 96-jährigen Gastgroßvaters sahen wir uns am Abend zusätzlich ein Rodeo an.
Am Donnerstag wurden die Homecoming-Queen und der Homecoming-King gekrönt, die aus etwa 60 Bewerbern von der Schule gewählt wurden. Am Freitag wurden dann während der Pep-Rally die Personen mit den besten Kostümen aufgerufen und mit Preisen belohnt. Ursprünglich plante ich, mit Freunden in die Mall zu gehen und anschließend zum Football-Game zu fahren, das den krönenden Abschluss der Homecoming-Woche darstellen sollte. Jedoch fühlte ich mich am Nachmittag sehr schlecht, sodass ich vorzeitig nach Hause ging, um mich auszuruhen. Natürlich war ich traurig, einer der größten Spiele zu verpassen, jedoch wollte ich mich auskurieren, um fit für den Homecoming-Ball zu sein, was mir wichtiger erschien. Ich war sehr aufgeregt, da ich den Homecoming-Ball definitiv zu einer der besten High-School Erlebnissen zählte.
Nachdem meine Gastschwester und ich uns fertig gemacht hatten, schossen meine Gasteltern einige Fotos und fuhren uns dann zu einem Restaurant, wo wir mit unseren Freunden verabredet waren. Nach dem Essen kamen wir schließlich um acht Uhr an der Schule an, wo sich schon eine große Menschentraube durch den Eingang drängelte. Die Tanzfläche war draußen unter einem großen Zelt aufgebaut und wurde von bunten Lichtern beleuchtet. Meine Freunde und ich schlängelten uns durch die überfüllte Fläche nach vorne, wo der DJ am Mischpult die Lieder auflegte.
In der ersten Stunde hatten wir riesigen Spaß und die Stimmung war mehr als großartig, obwohl man von allen Seiten geschubst wurde. Leider meinte es das Wetter nicht gut mit uns und aufgrund eines Gewitters wurde die Tanzfläche evakuiert und wir wurden in der Sporthalle untergebracht. Auch wenn dort Musik lief konnte die große und hell beleuchtete Sporthalle nicht die magische Atmosphäre herstellen wie draußen auf der engen Tanzfläche. Nach einer Weile ließ das Unwetter etwas nach, und wir durften wieder die Tanzfläche betreten, aber nach etwa 20 Minuten verschlechterte sich das Wetter wieder und der Ball wurde vorzeitig abgebrochen. Ich war schon etwas enttäuscht, wusste aber natürlich, dass der Mensch über die Wetterlage keine Macht ausüben kann.
Nach dem Abbruch fuhren wir zum Haus einer Freundin, um bei ihr zu übernachten, wo die Familie uns mit einer Menü-Karte voller leckerer Snacks überraschte. Wir tauschten uns über die Ereignisse auf dem Ball aus und schliefen dann müde ein.
Eingewöhnungsphase
Die ersten Tage fühlten sich wie ein Traum an, denn ich konnte nicht realisieren, dass ich mich tatsächlich in den USA befand! Ich hatte das Gefühl, als wäre es gestern, dass ich den Beschluss für ein Auslandsjahr gefasst hatte. In der ersten Woche sog ich so viele neue Eindrücke und Erfahrungen auf, dass ich am Ende des Tages den Eindruck hatte, dass ich sie gar nicht alle im Kopf verarbeiten konnte. Heimweh hatte ich nicht, da ich mich sofort in der neuen Umgebung wohl fühlte und die ganze Aufregung den Gedanken an mein Zuhause in Deutschland verdrängte.
Ich musste mich völlig an die neuen Lebensumstände und die neue Alltagsroutine gewöhnen, was ich einigermaßen gut hinbekommen habe. Das habe ich nicht wenig den tollen Menschen zu verdanken, die mir das Einleben erleichtert haben. In der Anfangsphase besprach ich mit meiner Gastfamilie alle Erwartungen und Regeln, die Unklarheiten vermeiden und ein harmonisches Zusammenleben erzielen sollten. Was die Hausarbeit betrifft, sind meine Gastschwester und ich ein eingespieltes Team. Wir teilen uns die Arbeit, das heißt das Spülen, das Waschen von Schmutzwäsche, das Aufräumen und das Putzen, wodurch sie viel schneller erledigt ist und manchmal sogar Spaß macht!
In der Schule habe ich mich anfangs etwas verloren gefühlt, aber nach einiger Zeit hatte ich gute Freunde gefunden, mich in der Schulroutine eingefunden und den Überblick über das große Schulgebäude gewonnen. An manchen Tagen vermisse ich natürlich mein Heimatland oder ich ertappe mich dabei, wie ich alles mit Deutschland vergleiche, aber dann rufe ich mir in Erinnerung, was für ein unglaubliches Erlebnis ich gerade durchlebe.
Abschlusswort
Abschließend möchte ich an alle zukünftigen Austauschschülern appellieren, niemals die Geduld zu verlieren! Früher oder später wird der Zeitpunkt kommen, wo ihr merkt: Ich bin angekommen. Ich habe mich eingelebt. Ich fühle mich wie Zuhause. Gebt niemals auf und lasst euch nicht die wunderbare Zeit von traurigen Gedanken verderben. Geht auf die Menschen zu, zeigt Interesse an ihrer Kultur und erzählt ihnen von eurer Heimat. Wenn ihr euch an Problemen oder gewissen Schwierigkeiten stört, redet offen darüber mit eurer Gastfamilie, Freunden oder Bezugspartnern. Eine klare Aussprache hilft, sich in die Situation des anderen zu versetzen und gemeinsam eine Lösung zu finden. Wie sich das Auslandsjahr entwickelt, hängt letztlich von eurer Einstellung ab.
Halbzeit
Weitere dreieinhalb Monate nach der Homecoming-Nacht sind an mir vorbei geflogen und zusammen mit einer Flut aus unvergesslichen Ereignissen bin ich nun in das neue Jahr 2018 gerutscht. Ursprünglich war für mich geplant, kurz vor Weihnachten nach Hause zu reisen, jedoch hatte sich bereits nach einem Monat der Wunsch entwickelt mein Auslandsjahr zu verlängern. Ich persönlich hatte das Gefühl, dass ich meinen Auslandsaufenthalt unvollständig abgeschlossen hätte, wenn ich nach einem halben Jahr nach Hause geflogen wäre. Die Weihnachtszeit war für mich der Zeitpunkt, an dem ich mich vollkommen eingelebt hatte, und ich hätte es nicht übers Herz gebracht, meine neue Heimat so schnell wieder zu verlassen. Außerdem war mir bewusst, dass im zweiten Halbjahr weitere tolle Erlebnisse auf mich warten, welche mich besonders emotional bereichern würden.
Verlängerung
Als ich den Wunsch einer Verlängerung gegenüber meinen Eltern äußerte, reagierten sie überaus unterstützend und setzten sich daran mein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Meine Mutter nahm Kontakt zu meiner Organisation, meiner deutschen Schule und meiner amerikanischen High-School auf und besprach mit den Verantwortlichen den Prozess einer Verlängerung. Das Lehrergremium meines Gymnasiums in Deutschland stimmte zu, dass ich verlängern dürfe ohne die 10. Klasse wiederholen zu müssen. Nach Ausfüllen einiger Dokumente wurde die Verschiebung meines Abflugdatums erfolgreich umgesetzt, und nun kann ich mein Auslandsjahr bis Ende Mai in vollen Zügen genießen!
Die Verlängerung meines Auslandsjahres brachte jedoch einige Veränderungen mit sich, da meine ursprüngliche Gastfamilie geplant hatte, mich nur ein halbes Jahr aufzunehmen, und ich somit meine Gastfamilie wechseln musste. Eine Freundin von meiner High-School bot mir großzügiger Weise an, zu ihr nach Haus zu ziehen. Sie wohnt nur eine Straße von meiner damaligen Gastfamilie entfernt und die beiden Familien sind eng miteinander befreundet. Meine erste Gastfamilie hat mir versichert, dass ich jeder Zeit willkommen bin und dass sie weiterhin einen innigen Kontakt zu mir pflegen werden.
Schulleben
Anfangs hatte ich Schwierigkeiten eine Balance zwischen der Zeit, die ich in Sport und der Zeit, die ich in Schulaufgaben investierte, zu finden. Wie im letzten Bericht erwähnt, dauerte mein Volleyballtraining von 17:00 bis meistens 19:45 Uhr. Daher hatte ich nach Schulschluss und vor dem Training nur ein kleines Zeitfester, um all meine Hausaufgaben zu bearbeiten. Dadurch stand ich unter permanentem Druck, da ich nicht bis spät abends am Schreibtisch sitzen wollte.
Je besser ich jedoch die Lehrer und ihre Unterrichtsweise kennenlernte, desto enger wurde der Kontakt zu meinen amerikanischen Schulkameraden. Im Laufe der Zeit fiel es mir immer leichter komplexere Aufsätze zu verfassen, die Hausaufgaben ordentlich und schnell zu erledigen und mich im Unterricht mündlich zu beteiligen.
Das erste Semester wird mit sogenannten „Finals“ beendet; das sind Abschlussprüfungen in jedem Fach, die den gesamten Semesterstoff abdecken. Das Wochenende vor den Finals verbrachte ich mit intensivem Lernen, da die erzielte Prozentzahl 20% der Endnote beeinflusst. Am Montag waren die Finals in der ersten, dritten, fünften und siebten Stunde vorgesehen und am Dienstag wurden sie in der zweiten, vierten und sechsten Stunde geschrieben. Das Lernen hat sich gelohnt und ich habe gut abgeschnitten. Nun konnte ich mich umso mehr auf meine Winterferien freuen!
Besondere Erlebnisse
Am Wochenende nach dem Homecoming feuerte ich erneut das Football Team bei einem Heimspiel an und ging danach mit meinen Freunden in eine beliebte Pizzeria, um den Abend ausklingen zu lassen. Am Sonntag unternahmen wir einen Familienausflug in den Zoo und schossen fleißig Bilder von Elefanten, Giraffen und Krokodilen. Am nächsten Wochenende fuhr ich zusammen mit anderen Austauschschülern nach Santa Fe zu einem Erlebnismuseum, auf dem wir Esel fütterten, Weintrauben mit unseren Füßen zerstampften und Haarbänder aus Blumen und Pflanzen flochten. An einem Donnerstag planten wir die Schwester meiner Gastmutter zu überraschen, die für ihren Geburtstag von Texas einfliegen sollte. Verkleidet mit verrückten Kostümen fuhren wir gemeinsam zum Flughafen und empfingen sie mit einer lauten Happy-Birthday Melodie, die wir auf kleinen Mundharmonikas spielten. Die Überraschung war gelungen und sogar die umgebende Menge klatschte zum Geburtstagslied mit.
Am Freitag verabredete ich mich mit Freunden zum Essen bevor wir für ein Footballspiel zur Schule der Gegnermannschaft fuhren. Dieses Spiel war ein besonderes Ereignis, da eine große Rivalität zwischen meiner High-School und der anderen herrscht. Die Stimmung war unbeschreiblich: Bei jedem Punkt für unsere Mannschaft tobte die Menge und warf Mehl in die Luft, sodass überall weiße Köpfe aus der Menge ragten. Pulsiert von dem Teamgeist und triumphierend über den Gewinn kehrte ich spät abends nach Hause zurück.
Einige Stunden später wachte ich um 4:30 Uhr morgens auf, um mich auf den Weg zur Balloon-Fiesta zu machen. Die Albuquerque International Balloon Fiesta ist das größte Heißluftballon-Festival der Welt und findet jährlich für neun Tage im Oktober statt. An diesem Tag stiegen etwa 500 Heißluftballons in die Luft und die Farbenszenerie, die sich im Himmel zeigte, war wirklich wunderschön. Die verschiedenen Variationen der Ballons reichten von einer Kuh bis zu dem Kopf von Darth Vader und Yoda. Auch wenn die eisige Kälte meine Hände erfrieren ließ, war das Festival ein unvergessliches und atemberaubendes Ereignis. Am nächsten Tag stand ein Road-Trip auf dem Plan, mit dem Ziel wandern zu gehen und frische Bergluft zu schnappen. Ausgerüstet mit leckeren Sandwiches und Wanderschuhen marschierten wir entlang eines Flusses und bewunderten am späten Nachmittag den Sonnenuntergang auf der Bergspitze.
Am darauffolgenden Freitag trat ich mit meinem Chor auf dem ersten Konzert auf, wobei ich insgesamt drei Stücke mitsang. An einem anderen Wochenende organisierte meine Gastmutter ein Treffen für alle Austauschschüler; am Vormittag tätigten wir Freiwilligenarbeit, indem wir Essen für Bedürftige vorbereiteten und einpackten, dann folgten ein Ausflug in eine schöne Berglandschaft in Albuquerque und Eis essen als Belohnung für die Leistung unserer müden Füße. Später abends ging ich noch mit Freunden auf eine Halloween-Party.
Meine Gastfamilie und ich flogen das nächste Wochenende mit einer Zwischenlandung in California nach Arizona, um den Sohn meiner Gasteltern zu besuchen. Zum Lunch aßen wir im berühmten In-N-Out, da ich schon immer einmal die Burger dort probieren wollte. Danach sahen wir uns eine Weile auf einem türkischen Kulturfest um, kosteten traditionelle Snacks, hörten uns türkische Lieder an und klatschten den Tänzern beim Tanzen zu. Abends unternahmen wir noch einen kleinen Spaziergang entlang einem wunderschönen Bergpfad und unternahmen einen kleinen Abstecher zum Hard-Rock Café.
Am nächsten Morgen begaben wir uns zum allbekannten Grand Canyon, den ich bisher nur von Bildern aus dem Internet kannte. Mein Gastvater fuhr uns zu verschiedenen Stellen des Nationalparks, damit wir die riesige Schlucht aus unterschiedlichen Blickwinkeln bewundern konnten. Die Aussicht war fantastisch, und ich schoss unheimlich viele Fotos von diesem Naturwunder. Wir übernachteten in einem Hotel nahe des Grand Canyons, um die Schönheit der Schlucht auch am nächsten Tag genießen zu können. Am späten Nachmittag steuerten wir wieder den Flughafen an und kamen nachts erschöpft in Rio Rancho an.
An einem anderen Wochenende veranstaltete meine Gastmutter einen sogenannten „Potluck“ für alle Austauschschüler und deren Gastfamilien. Jeder Schüler bereitete ein typisches Gericht von seiner/ihrer Heimat zu und zusammen erstellten wir ein Buffet aus vielseitigen Köstlichkeiten, die spanischen Omelettes bis hin zu französischen Macarons reichten. Nach dem Essen folgten kleine Spiele und der Gewinner erhielt einen Preis.
Mitte November ging die Volleyball-Saison zu Ende und damit eine Zeitspanne von anstrengenden Trainingseinheiten und spannenden Wettkämpfen. Die erfolgreiche Saison wurde mit einem Banquet gekrönt; einem Abendessen mit allen Teammitgliedern, Coaches und Eltern der Spielerinnen. Für den speziellen Anlass wurde der Saal eines Restaurants reserviert, festlich dekoriert und mit einem köstlichen Buffet ausgestattet. Im Laufe des Abends wurden Fotos und kleine Videos abgespielt, Reden gehalten und Urkunden verteilt. Der Hauptcoach widmete jeder seiner Spielerinnen einige Sätze, meistens verpackt in seinem lustigen Humor.
Auch die Football-Saison hatte ein Ende gefunden und machte der Basketball-Saison Platz. Meine Freunde und ich gingen zum ersten Spiel und nach einem haushohen Sieg aßen wir in einem Restaurant zu Abend. Am 23. November stand der langersehnte Thanksgiving Tag, zu dem wir von der Familie meiner Gastmutter eingeladen waren, vor der Tür. Bepackt mit Kartoffelbrei, deutschem Krautsalat und brasilianischem Nachttisch, die wir am vorherigen Tag zubereitet hatten, machten wir uns am frühen Vormittag auf dem Weg zu dem Familienfest. Außer uns hatten sich bereits andere Verwandte versammelt, und es herrschte eine gemütliche, familiäre Atmosphäre. Zur Mittagszeit schnitten wir den Truthahn an und eröffneten somit das Festessen.
Nachdem alle Bäuche gefüllt waren, legten wir eine Ruhephase ein, in der sich jeder entweder zum Mittagsschlaf hinlegte oder mit sich selbst beschäftigte. Den Rest des Tages gingen wir spazieren, sahen uns Filme an und spielten –natürlich – Gesellschaftsspiele. Der nächste Tag war nicht weniger aufregend: Fast alle Geschäfte boten im Rahmen des „Black Fridays“ Sonderangebote, Rabatte und Werbegeschenke an. Nach einem erfolgreichen Shopping-Nachmittag wählten wir ein Barbecue-Restaurant für das Mittagessen.
Am Samstag trafen wir uns mit meiner zukünftigen Gastfamilie zum Wandern in Ponderosa, New Mexico, und anschließendem Essen in einem mexikanischen Restaurant. Anfang Dezember besuchte ich zusammen mit meiner Gastfamilie und einer Freundin ein Weihnachtsfest in Albuquerque. Man konnte im Schein der bunten Lichter Weihnachtslieder singen, heiße Schokolade genießen und kleine Weihnachtsgeschenke erwerben. Anlässlich eines Christmas-Spirit-Week’s veranstaltete meine High-School einen Filmabend, an dem der klassische Weihnachtsfilm „Kevin allein zu Hause“ gezeigt wurde. Meine Freunde und ich machten es uns in kuscheligen Decken auf dem Boden der Cafeteria gemütlich, aßen Popcorn und hatten riesigen Spaß.
In derselben Woche fand eine Kunstshow statt, an der ich aufgrund meines Töpfer-und-Skulptur-Kurses teilnehmen musste. Die Kunstwerke der Schüler wurden dort ausgestellt, und wir mussten diese bewerten und ein Arbeitsblatt mit Fragen beantworten. Im Laufe der letzten Schulwoche fuhren meine Gastfamilie und ich zur Abschlusstanzperformance meiner Gastschwester, die über das Semester mit ihrer Gruppe einen Tanz choreographiert hatte. Es war sehr amüsant all die verschiedenen, kreativen Tänze zu sehen und die teils unerwarteten Talente meiner Schulkameraden haben mich erstaunt. Am Sonntagabend vor den Finals setzten wir uns ins Auto und machten eine kleine Tour durch die Nachbarschaft, um all die wunderschönen Weihnachtslichter zu bestaunen. Und Leute, ihr könnt es mir glauben, die Amerikaner sind verrückt, wenn es um Weihnachtsdekorationen geht!
Abschied von meiner Gastschwester
Zum Abschied von ihren Freunden reservierte meine Gastschwester einen Tisch im Red Lobster, einer Sea-Food-Kette, und lud alle ihre engen Freunde ein. Wir nutzten den Anlass auch um die Weihnachtsgeschenke von unseren Wichteln auszutauschen. Ich hatte zufälligerweise den Namen meiner Gastschwester gezogen und daher ein Silberarmband von Thomas Sabo mit unseren Initialen eingravieren lassen. Sie hat sich sehr über mein Geschenk gefreut und wird es nun jeden Tag als Erinnerung an mich tragen. Der Abschied war sehr emotional und ich war unglaublich froh, dass ich noch einige Tage mit ihr verbringen durfte. Wir alle konnten es nicht fassen, wie schnell die Zeit doch vergangen war…
Am nächsten Tag kauften wir Eintrittskarten für den „River of Lights“, einen Park in Albuquerque, der mit tausend bunten Lichtern dekoriert ist. ATEMBERAUBEND UND UNVERGESSLICH. Am 21. Dezember flogen die Eltern, die Großeltern und der Bruder meiner Gastschwester aus Brasilien ein und unsere Gasteltern bestanden darauf, sie am Flughafen als Überraschung abzuholen. Meine Gastschwester fieberte dem Moment der Wiedervereinigung entgegen, da sie nicht zuletzt oft mit Heimweh gekämpft hatte. Der Augenblick, als meine Gastschwester endlich ihre Familie in die Arme schließen konnte, war sehr schön und ich fragte mich unwillkürlich wie es wohl sein wird, meine Familie und Freunde wiederzusehen. Ihre Eltern umarmten auch mich ganz fest, bezeichneten mich als ihre zweite Tochter und beteuerten mehrere Male, dass ich zu jeder Zeit in Brasilien willkommen sei und sie besuchen kommen sollte.
Den Tag darauf gaben meine Gastschwester, eine andere brasilianische Austauschschülerin und ich eine Tour durch unsere High-School und aßen danach in einem Restaurant namens „Cheesecake-Factory“ zu Mittag. Später wurden meine Gasteltern und ich von der Familie meiner Gastschwester zum Abendessen in ein schickes Restaurant eingeladen, um uns alle besser kennenzulernen. Am Samstag begleitete ich ihre Familie auf einen Tagesausflug zu den „Sandia-Mountains“, wobei wir eine Trambahn bis zur Bergspitze nahmen. Als wir im Hotel, in dem die Familie über die Tage übernachtete, angekommen waren, schwammen meine Gastschwester und ich noch im privaten Schwimmbad. Am Abend musste auch ich Abschied nehmen, was mir besonders schwer gefallen ist. Über die Monate sind wir enger und enger zusammen gewachsen; sie ist wie eine Schwester für mich geworden. Die 9.500 km zwischen Brasilien und Deutschland mögen uns zwar geographisch trennen, aber uns ganz bestimmt nicht daran hindern, weiterhin einen innigen Kontakt zu pflegen.
Weihnachten
Meine Wohlfühlkurve ist zur Weihnachtszeit aufgrund verschiedener Faktoren drastischgefallen. Der Hauptkoeffizient war Heimweh, da die Weihnachtszeit für mich eine besondere familiäre Bedeutung hat und es das erste Mal war, dass ich Heiligabend ohne meine Familie verbrachte. Ganz besonders vermisste ich die Weihnachtstraditionen, wie das köstliche Festessen, die Kirchenmesse oder auch das Läuten von Glocken, wenn meine Mutter das Geschenkeauspacken eröffnet. Außerdem vermisste ich meine Gastschwester, die einen Tag vor Weihnachten abgereist war, was meine Traurigkeit zusätzlich verstärkte.
Weihnachten bei meinen Gasteltern war ziemlich unspektakulär, da ihre Kinder vor langer Zeit ausgezogen sind und deswegen nicht mehr daran gewohnt sind, ein üppiges Fest zu feiern. Meine Gastfamilie pflegt jedoch die Tradition am Heiligabend nach Santa Fe zu fahren, wo viele Menschen eine bestimmte Straße entlangschlendern, die mit tausend Lichtern geschmückt ist. Meine zukünftige Gastschwester schloss sich uns an und zusammen tranken wir heißen Kakao, hielten an Feuerstellen an, um Weihnachtslieder zu singen, und plauderten dabei mit verschiedenen Leuten.
Am 25. Dezember versammelten wir uns am Morgen um einen sehr kleinen, bedauerlicherweise ungeschmückten Tannenbaum und packten Geschenke aus. Der Höhepunkt war das Weihnachtsessen am Abend, wobei Roastbeef, Kartoffelbrei und Salat serviert wurden und dann mit einem leckeren Kuchen als Nachtisch abgerundet wurde.
Neue Gastfamilie
Am nächsten Tag beluden wir das Auto mit meinen zwei Koffern und einigen Kisten und fuhren eine Straße hoch zu meiner neuen Gastfamilie. Ich hatte die Familienmitglieder schon am Anfang meines Auslandsjahres kennengelernt und mich schon öfter mit ihnen auf Familienfesten oder gemeinsamen Ausflügen unterhalten, was von Anfang an für eine lockere Stimmung sorgte. Stück für Stück wurde ich zum zweiten Mal in das Familienleben eingefädelt, Stück für Stück baute ich eine neue Routine auf. Meine Gastfamilie und ich kommen großartig miteinander zurecht und kleine Missverständnisse oder Probleme werden schnell aus dem Weg geräumt. Meine Gastschwester stellt mich zahlreichen Leuten vor, so dass ich jetzt schon viele neue Freunde gewonnen habe. Zum Neujahr veranstalteten wir eine Silvesterparty mit Schwarzlicht und rutschten mit all unseren Freunden ins neue Jahr.Mit Beginn des Jahres 2018 wurde auch die zweite Halbzeit meines Auslandsjahres eingeläutet. Mein Neujahrsvorsatz ist, mit der besten Einstellung durch das Jahr zu gehen. Nur einige Monate verbleiben, deswegen ist es umso wichtiger, das Beste aus jedem Tag herauszuholen. Kauert nicht alleine im Zimmer rum, schließt euch nicht vom Familienleben aus, reißt die Türen auf und verkündet: „ICH BIN HIER!“
Abenteuerlust und Wissbegierde
Sommer letzten Jahres habe ich mich, angetrieben von Abenteuerlust und Wissbegierde, in den Flieger nach New Mexico gesetzt und damit ein neues Kapitel in meinem Leben aufgeschlagen. Neun Monate voller bereichernder Erfahrungen und unvergesslicher Erlebnisse sind wie ein Zeitraffer an mir vorbeigerauscht. Vor gut zwei Wochen bin ich wieder in Deutschland gelandet, wurde von all meinen Liebsten herzlich empfangen, habe mich in meinem kuscheligen Bett vom Jetlag auskuriert, das leckere japanische Abendessen meines Vaters genossen und am Tisch von meinem Auslandsjahr erzählt. Alles blieb eigentlich beim Alten und meine wohl bekannte Umgebung hatte sich nicht verändert. Jedoch hatte ich mich über das Jahr verändert, denn ich hatte mich einer anderen Lebensweise und Kultur angepasst und zusätzlich eine neue Alltagsroutine aufgenommen, sodass sich alte Angewohnheiten zunächst „fremd“ anfühlten; der Rückkehreffekt vom Kulturschock. Aber spulen wir erst einmal einige Monate zurück…
Rutsch in das Jahr 2018
Das Neue Jahr 2018 hätte nicht besser anfangen können: Ich stieß mit meinen engsten Freunden auf den Jahreswechsel an und besiegelte somit einen guten Rutsch in den 1. Januar. Diesen verbrachte ich mit meiner Gastfamilie und zwei weiteren Freundinnen in einem Trampolinpark, nachdem wir ausgiebig gebruncht hatten. In derselben Woche fuhren meine Gastmutter, meine Gastschwester, zwei unserer guten Freunde und ich in die Berge, um dort über das Wochenende in der Schneelandschaft zu snowboarden.
Anders als meine Gastschwester, die eine fortgeschrittene Snowboarderin ist, hatte ich diesen Sport noch nie probiert und brannte darauf, die Hügel auf dem Board hinunterzurutschen, vorausgesetzt man schaffte es die Balance zu halten oder gar auf dem Board zu stehen, was sich bei meinen ersten Versuchen als recht schwierig erwies. Nachdem ich einigermaßen das Gleichgewicht gefunden und auch die Snowboardtechnik erlernt hatte, hatte ich einen Heidenspaß und forderte mich bei jedem Hügel selbst heraus. Zum Glück blieben wir über Nacht in einem Hotel nahe dem Ski Resort, sodass ich auch am nächsten Tag meine neu erlernten Fahrkünste unter Beweis stellen konnte.
Mein Schulleben
Wieder in der Schule zurück, hatte sich meine Schulroutine nicht sonderlich geändert, außer dass meine fünfzehnjährige Gastschwester mich zur High School fuhr und ich nicht mehr den Schulbus nehmen musste. Ja, ihr habt richtig gehört, in Amerika kann man schon als fünfzehnjähriger Teenager einen Führerschein erwerben… verrückt, nicht wahr? Zudem hatte ich meinen Chor-Kurs abgewählt und mich dafür zu Beginn des neuen Semesters bei einer Kunstklasse eingeschrieben.
Inzwischen hatte ich es mir zur Gewohnheit gemacht, mindestens einmal pro Woche mit meinem besten Freund die Hausaufgaben in einem Café zu erledigen. Dabei half er mir zum Beispiel bei meinen Englischaufsätzen, und ich stand ihm bei Algebra Problemen zur Seite. Auch als mein Geschichtslehrer ein Konstruktionsprojekt einführte, bei dem wir ein Modell von einem historischen Gebäude erstellen sollten, reichte er mir handwerklich die Hand. Ich suchte mir das Brandenburger Tor als Vorlage aus und ohne meinen besten Freund hätte ich es bestimmt zeitlich nicht geschafft.
Anfang Februar trat ich dem Tennisteam meiner High School bei, denn ich vermisste den Sport seitdem die Volleyball-Saison im Winter zu Ende gegangen war. Ich hatte noch nie Tennis gespielt, bin aber stets offen für neue Sportarten und Herausforderungen. Drei Mal die Woche trainierten wir zwei Stunden auf den schuleigenen Tennisplätzen, sei es bei drückender Hitze oder bei stürmischem Regen. Aber all die Zeit und Energie, die ich in das intensive Training steckte, zahlten sich aus, denn zum einen machte mir dieser Ballsport wirklich Spaß, und zum anderen knüpfte ich viele neue Freundschaften mit meinen Teammitgliedern.
Zwei Wochen nachdem ich einen Tennisschläger zum ersten Mal in der Hand gehalten hatte, trat ich schon in einem Tennisturnier gegen Spielerinnen anderer Schulen an; mein erster Wettkampf, dem noch viele weitere folgten. Viel zu schnell neigte sich die Tennis Season dem Ende zu, worüber ich sehr traurig war, denn als Team waren wir wie eine Großfamilie zusammengewachsen. Des Weiteren hatte ich gerade angefangen, deutliche Fortschritte vorzuzeigen, dank der hilfreichen Tipps meiner tollen Coaches. Anlässlich der erfolgreichen Saison lud unser Head Coach alle Spieler zu einem Vergnügungspark ein, wo wir unter anderem Lasertag und Minigolf spielten oder Autoscooter fuhren.
Familienleben
Sowohl meine Gastmutter, als auch mein Gastvater arbeiteten unter der Woche von früh morgens bis spät abends, sodass sich Familienaktivitäten auf das Wochenende beschränkten. Kurz bevor ich schlafen ging, trafen meine Gasteltern gewöhnlich zu Hause ein, sodass wir uns fast immer nur in der Küche versammelten, um uns über tägliche Ereignisse auszutauschen oder uns auf dem Fernseher eine Serie anzuschauen.
Aufgrund ihrer langen Arbeitszeiten kam ich ihnen öfters bei Haushaltspflichten entgegen und übernahm zum Beispiel das Staubsaugen, Spülen oder Putzen des Hauses. Dadurch, dass ich mir mein Abendessen meistens selbst zubereitete, besserte ich zudem meine Kochkünste auf und setzte mich mehr mit dem Thema „Gesunde Ernährung“ auseinander. Das ein oder andere Male packte ich ein deutsches Rezept aus und kochte etwas für die ganze Familie.
Manchmal bekamen wir am Wochenende Besuch von Verwandten meiner Gastfamilie, wie von meinen drei weiteren Gastgeschwistern, die jedoch schon erwachsen sind und an einem anderen Ort leben. Nicht selten passte ich auf die kleinen Zwillingsnichten meiner Gastschwester auf, die ich schnell in mein Herz schloss. Sie haben sogar ihren Hamster nach mir benannt!
Meine Freizeit
Nach der Schule unternahm ich fast jeden Tag etwas mit meinen Freunden oder meiner Gastschwester; Eislaufen, Kino, Schwimmen, Bowling, Essen gehen und Übernachtungspartys standen ganz oben auf der Aktivitätenliste. Meine Gastschwester integrierte mich in ihren Freundeskreis, wodurch ich binnen kurzer Zeit sehr viele neue Leute kennenlernte. Einige meiner Freunde besuchten jede Woche einmal eine von der Kirche organisierte Jugendgruppe, bekannt als „Young Life“, welche oft ein lustiges Unterhaltungsprogramm anbot. Einige Male habe ich mich ihren Veranstaltungen angeschlossen, wie einer 80er- Jahre Rollerskatefeier oder einer Dinnerparty, wobei wir gemeinsam Gerichte aus aller Welt zubereiteten.
An einem Freitagabend fuhren meine Gastschwester, drei weitere Freunde und ich nach Santa Fe zu „Meow Wolf“, einem Erlebnismuseum mit dem Fokus auf Interaktivität, erzählende und interaktive Kunst – eine wirklich kreative und spaßige Einrichtung. An einem anderen Tag überraschten meine Gasteltern meine Gastschwester und mich mit Eintrittskarten für eine Pferdeshow, bei dem verschiedene Kunststücke präsentiert wurden. Vor allem meiner Gastschwester gefiel die Vorstellung, da sie selber voltigiert und sogar ein eigenes Pferd besitzt. An einigen Tagen hielten wir uns den ganzen Nachmittag auf dem Reiterhof meiner Gastschwester auf, streichelten und fütterten die Tiere oder spazierten den Reitweg entlang. Das sind nur einige Beispiele von all den schönen Sachen, die ich in Amerika erleben durfte.
Prom
Der Abschlussball, auch bekannt als Prom, stellt wohl für fast jede/n amerikanischen elf- und zwölf Klässler/in das Highlight des Schuljahres dar. Dementsprechend kalkuliert man schon Wochen vorher die Vorbereitungszeit mit ein, die verschiedene Punkte umfasst, wie das Ballkleid oder den Anzug, Schuhe, Accessoires, ein Date, Friseur- oder Manikür-Termin, Restaurantreservierung, etc. … Im Gegensatz zu manch anderen, die hunderte von Dollar für das perfekte Erscheinungsbild ausgeben, habe ich mich für ein altes, dunkelblaues Ballkleid meiner Gastschwester entschieden und dazu hautfarbene Pumps von meiner Freundin ausgeliehen.
Aufgrund des besonderen Anlasses hat mir meine Gastmutter wunderschönen Haarschmuck und einige Makeup-Produkte gekauft, worüber ich mich sehr freute. Am eigentlichen Prom-Tag war das Haus überfüllt mit acht aufgeregten Mädchen, die sich zusammen für den bevorstehenden Abend zurechtmachten. Meine beste Freundin half mir mit meinen Haaren und meinem Augen Make-up, da sie in dieser Hinsicht sehr viel begabter ist als ich. Als alle mit ihrem Aussehen zufrieden waren, schossen wir gefühlt tausend Gruppen- und Einzelfotos in unserem Garten.
Abends holte mich mein Prom Date, ein guter Freund von mir, mit seinem Auto ab und wir fuhren zu einem noblen Hotel, wo der Ball stattfinden sollte. Dem Thema „A Night of Good Fortune“ entsprechend, war der Tanzsaal sehr orientalisch dekoriert, mit hängenden Lampions, Kirschblütenbäumen, bunten Schleiertüchern und Glückskeksen. Zunächst wurde das Dinner serviert, dann der Promkönig und die Promkönigin gekrönt, und danach stürzten alle Richtung Tanzfläche. Gegen Mitternacht verließ ich mit meiner Freundesgruppe den Ball, um in einem Restaurant eine Kleinigkeit zu essen. Anschließend hielten wir uns noch für eine Weile auf drei verschiedenen Aftershow-Partys auf, bevor wir mit müden Füßen den Heimweg antraten.
Trip nach Kalifornien
Anfang Mai flog ich für fünf Tage nach Kalifornien, da ich von einer guten Freundin dazu eingeladen wurde, mit ihr und ihrer Familie San Diego zu erkunden. Damit erfüllte sich ein großer Wunsch von mir, denn Kalifornien stand schon immer auf der Liste meiner Traumreiseziele. In der Millionenstadt angekommen, buchten wir zunächst einen Mietwagen, checkten im Hotel ein, und fuhren dann nachmittags zum Mission Beach, um dort am Sandstrand das Meer und die Sonne zu genießen. Abends spazierten wir noch entlang der Promenade, bewunderten die schicken Häuser am Meer und genossen Finger-Food an einem kleinen, niedlichen Stand.
Am nächsten Tag beobachteten wir Seerobben am Meeresufer, begingen eine berühmte Hängebrücke und suchten abends ein mexikanisches Fest auf, bei dem wir die Tanzmenge aufmischten. Den darauffolgenden Tag verbrachten wir damit, in verschiedenen Museen Gemälde und Skulpturen zu besichtigen und knüpften dabei Freundschaft mit einem jungen, einheimischen Kunststudenten. Nach dem Museum folgte ein kurzer Abstecher in einen sehr schönen japanischen Garten und dann in ein großes Einkaufszentrum.
Am vorletzten Tag liehen meine Freundin und ich Fahrräder aus und unternahmen eine Radtour entlang dem Strand und dem Hafen. Danach vergnügten wir uns alle in einem Freizeitpark, indem wir uns auf Achterbahnen die Seele aus dem Leib schrien oder Zuckerwatte verzehrten. Nach dem Abendessen trafen wir uns mit dem Studenten aus dem Museum, damit er uns eine ganz persönliche San Diego-Tour geben konnte. Zuerst fuhren wir zu seinen Lieblingsstrandstellen, wobei wir die grünlich leuchtenden Meereswellen bestaunten- ein recht seltenes Phänomen- und eine kleine Musiksession starteten, indem wir Mädchen sangen und er uns auf der Gitarre begleitete. Abschließend steuerten wir den Hafen San Diegos an und schossen lustige Fotos mit den Statuen des USS Midway Museums.
Am letzten Morgen nutzten wir noch einmal das sonnige Wetter in Kalifornien, um am Strand Yoga zu üben. Danach schwammen wir ein letztes Mal im Meer, trockneten uns ab und nahmen den Flug zurück nach Albuquerque.
Die letzten Tage in Amerika
Zehn Tage vor meiner Abreise nach Deutschland fuhren meine erste Gastfamilie und ich zum Flughafen, um meine Mutter abzuholen, die sich dazu entschlossen hatte, mich in meiner zweiten Heimat zu besuchen. Meine Gasteltern vom ersten Halbjahr hatten großzügiger Weise angeboten, ein Zimmer für meine Mutter in ihrem Zuhause bereitzustellen. Das Beste daran war die Tatsache, dass meine erste Gastfamilie in derselben Straße wohnte wie meine zweite.
Am nächsten Tag, dem letzten richtigen Schultag, holte meine Mutter die Erlaubnis ein, mich während der letzten Unterrichtsstunde zu besuchen, sodass ich ihr eine kleine Führung durch das Schulgebäude geben konnte. Später gingen meine Freunde und ich auf zwei Poolpartys, um das Ende des Schuljahres zu zelebrieren. Am folgenden Samstag unternahmen meine Mutter und ich einen Wochenende Trip nach Santa Fe, ein tolles Reiseziel aufgrund unseres beiden Interesses und Vorliebe für Kunst. Über zwei Tage besichtigten wir zahlreiche Kunstgalerien und Ausstellungen, nahmen an einer Stadtrundfahrt teil, aßen mexikanisches Essen, und residierten in einem schönen Hotel, das von amerikanischen Ureinwohnern verwaltet wurde.
Am Montag und Dienstag absolvierte ich meine finalen Prüfungen in den Fächern Englisch, Geschichte, Algebra und Biologie, die mir trotz mangelnden Lernens relativ leicht fielen. Zur Feier der abgeschlossenen elften Klasse ging ich mit meinen engsten Freunden Essen und darauf auf eine weitere Poolparty. Am Mittwoch verbrachte ich den Tag mit meiner Mutter und meinen Gasteltern in Taos, einer weiteren künstlerisch inspirierten Stadt New Mexicos, und besuchte eine Indianersiedlung, wo die Stammesmitglieder bewusst auf alles Moderne wie Strom verzichteten.
Die letzten verbleibenden Tage traf ich mich nochmal mit all meinen engsten Freunden und unternahm mit ihnen zum Abschied all unsere Lieblingsaktivitäten. An meinem letzten Abend in Rio Rancho fand ein Familienessen mit sowohl meiner ersten als auch meiner zweiten Gastfamilie in einem traditionellen mexikanischen Restaurant statt. Nach dem Dinner wurden meine Mutter und ich von meinen Gastfamilien in ein Hotel nahe des Flughafens gefahren, wo wir uns von allen verabschiedeten und Besuche in der nahen Zukunft versprachen. Unser Flieger nach Deutschland hob sich früh am nächsten Morgen in die Lüfte; am Fenster erhaschte ich noch ein letztes Mal einen Blick über die schöne Wüsten- und Berglandschaft New Mexicos.
Abschlussworte
Mein Auslandsjahr war mit Sicherheit eines der besten Jahre meines Lebens und hat mich in so vielen Hinsichten bereichert und gelehrt. Ich plädiere an alle jungen Menschen mit Reiselust und Wissensdurst, einen Studiengang im Ausland in Betracht zu ziehen. Schlussendlich möchte ich mich vom ganzen Herzen bei den Carl Duisberg Centren für die großartige Vorbereitung, die gute Vermittlung und reibungslose Abwicklung meines USA-Aufenthaltes bedanken. Auch möchte ich einen großen Dank an meine Familie und Freunde aussprechen, die mich bei meinem Auslandsprojekt unterstützt haben und trotz der Distanz immer an meiner Seite standen.