- WELTBÜRGER-Stifter: GLS
- Programm: Schüleraustausch
- Land: Schottland
- Dauer: 10 Monate
- Name: Iva
Um das traditionelle Ereignis des ‚Robert Burns Day‘ (übersetzt ‚Robert Burns Tag‘), das jährlich in Schottland landesweit stattfindet, um die Geburt des Dichters Robert Burns zu feiern; zu beschreiben, muss ich erst einmal erklären wer Robert Burns denn eigentlich war.
Robert Burns war, und ist heute noch, einer der wohl bekanntesten schottischen Dichter und wird in Schottland geradezu verehrt. Robert Burns, als Liebling der Nation, hat über die Jahre viele Spitznamen erhalten, wie zum Beispiel Robby Burns oder Rabbie Burns oder Schottlands Liebster Sohn. Der ‚Robert Burns Day‘ kann von daher auch oft unter dem Namen ‚Rabbie Burns Day‘ und ähnlichem auftauchen. Geboren wurde er im Jahre 1759, wuchs in einfachen Verhältnissen auf und lebte ein schwieriges und unstetes Leben. Er musste schon von klein auf hart arbeiten, um seiner Familie auszuhelfen und hatte in seinen späteren Jahren schlimme Alkohol Probleme. Im jungen Alter von 37 Jahren starb Robert Burns, geschwächt von Krankheiten. Dies war der 21. Juli 1796. Dennoch schaffte er es während seines kurzen Lebens zahlreiche literarische Werke zu vollbringen, die in ganz Großbritannien, aber auch weltweit, hoch angesehen werden. Das bekannteste Werk von Robert Burns ist wohl das Lied ‚Auld Lang Syne‘, das unter anderem an Neujahr traditionell gesungen und mit Tanz begleitet wird.
Fernweh? JuBi!
Am ‚Robert Burns Day‘, welcher auch oft ‚Burns Supper‘ (übersetzt ‚Burns Abendessen‘) genannt wird, wird die Geburt von Robert Burns gefeiert. Dieses Ereigniss findet jährlich um den 25. Januar statt, wann der Geburtsag des Robert Burns war und nicht nur in Schottland, sondern überall dort wo sich schottische Migranten niedergelassen haben. Besonders viele leben in Ländern wie Kanada, Australien, den Vereinigten Staaten und Nordirland. In manchen Teilen des südlichen Neuseeland ist dies ebenfalls ein traditionelles Ereignis, da Robert Burns‘ Neffe Thomas Burns, der Gründer der großen Stadt Dunedin war.
Viele Schotten feiern dieses Event heutzutage privat, wo sie sich mit ihren Familien versammeln und gemeinsam ein traditionelles Abendessen genießen. Aber es werden auch immernoch richtige Veranstaltungen organisiert in Restaurants und ähnlichem, zu denen jeder kommen kann, um ein traditionelles Abendessen zu bekommen. Hierzu tragen die meisten Männer traditionelle Schottenröcke und selbst Frauen tragen oft Details in ihren Outfits die das traditionelle Tartan Muster zeigen. Das Abendessen besteht aus Suppe, Haggis, Steckrübe und Kartoffeln und dies gilt für jede Art von Feier. Ob öffentlich oder privat. Die Steckrübe wird ab und zu püriert serviert, die Kartoffeln jedoch sind traditionell immer püriert. Haggis, auf der anderen Seite, ist eine Spezialität der schottischen Küche und wird gemacht aus Herz, Leber, Lunge und Nierenfett vom Schaf, welche dann mit Zwiebeln und Hafermehl verrührt werden.
Diese Mischung wird dann in den Magen eines Schafes gefüllt und so serviert. Von vielen Menschen die außerhalb Schottlands leben, gilt dieses Gericht als nicht gerade wünschenswert, die Schotten allerdings vergöttern es und ich habe noch keinen Schotten getroffen der es nicht essen mag. Bevor dieses Gericht jedoch serviert wird am ‚Burns Supper‘, wird es auf einem Silbertablett vom stolzen Koch nach vorne, auf eine Art Podium oder Bühne getragen. Währendessen stehen alle Gäste als Geste des Respekts und der Dankbarkeit zum Koch auf. Der Koch wird von einem traditionell im Schottenrock gekleideten Dudelsackspieler begleitet. Der Gastgeber der Versammlung, beziehungsweise der Wirt des Restaurants, gesellt sich dann zu dem Koch und dem Dudelsackspieler auf die Bühne und trägt dann das Gedicht ‚The Address to a Haggis‘ von Robert Burns vor. In der dritten Strofe des Gedichts angelangt, bei einer ganz bestimmten Zeile des Gedichts, schneidet er dann, vor den Augen aller Gäste, den Schafsmagen auf, so dass die Säfte und die Mischung aus Schafsorganen und Zwiebeln und Hafermehl, auf der Servierplatte verlaufen. Daraufhin wird applaudiert, alle können sich wieder hinsetzen und dann kann das Gericht endlich serviert werden. Dazu wird traditionell Scotch Whisky getrunken.
Nachdem alle das Abendessen beendet haben, wird Nachtisch serviert. Der Nachtisch ist sogenanntes ‚Trifle‘, welches eine englische Süßspeise ist, bestehend aus mehreren Schichten aus Custard, Obst oder Marmelade, Biskuitkuchen und Schlagsahne und wird in Stücken ausgegeben wie Kuchen. Der Biskuit wird im Allgemeinen in eine Art Alkohol getränkt, zum Beispiel süßer Sherry oder Weißwein, wobei bei diesem Event oft Scotch Whisky als Tradition verwendet wird. Während der gesamten Zeit des Abendessens wird traditionelle Musik von Dudelsackspielern vorgetragen. Es gibt meist zwei Spieler die sich abwechseln, um das Abendessen und das Fest ebenfalls genießen zu können.
Nachdem alle gegessen haben werden Reden gehalten und es werden Gedichte, Lieder und andere Werke des Robert Burns vorgetragen, in einer strengen ritualisierten Reihenfolge. Zuerst wird eine kurze Rede von dem Gastgeber oder einem besonders talentiertem Gast gehalten, welche sich entweder um das Leben oder die Poesie des Robert Burns handelt. Die Rede ist meist amüsant, da der Abend zu allererst unterhaltend sein soll, aber es kann auch ernst und streng traditionell vorgetragen werden. Die Rede hat derjenige der sie vorträgt meist schon vorbereitet und eingeübt, da es eine Ehre ist den Abend zu eröffnen und die anderen Gäste an die Lebzeit von Robert Burns zu erinnern. Nach der Rede wird auf Robert Burns angestoßen und getrunken. Danach kann jeder beliebige Gast mitmachen und etwas vortragen oder vorsingen. Beim ‚Toast to the Lassies‘ (übersetzt ‚Trinkspruch an die Mädels‘) darf ein ausgewählter Mann vortreten und die Frauen ein wenig auf den Arm nehmen, bevor er ihnen einen Trinkspruch widmet und die Männer auf die Gesundheit der Frauen trinken. Daraufhin darf eine der Frauen in ähnlich provozierenden und amüsantem Ton antworten, dies ist eine modernere Version und wird amüsanterweise ‚Toast to the Laddies‘ genannt (übersetzt bedeutet ‚laddies‘ – ‚burschen‘), bevor die Frauen auf das Wohlergehen der Männer trinken.
Nachdem alle Gäste getrunken und gegessen haben, wird getanzt.
Das so genannte ‚Ceilidh‘ tanzen ist sehr populär und es hat eine lange tradition. Es gibt viele Choreographien und es wird zu schneller Musik getanzt, manchmal mit steigender Geschwindigkeit. Für die meisten Choreographien werden Partner benötigt und während des Tanzes werden die Partner gewechselt bis man am Ende wieder beim eigenen Partner angelangt. Die Choreographien werden auch oft in Grüppchen von sechs oder acht Personen ausgeführt oder in langen Reihen aus dutzenden von Paaren wobei sich alle abwechseln.
Weil diese Tänze sehr verschieden sind und sehr komplex, gibt es meist einen ‚Vormacher‘, der auf der Bühne steht, vor der spielenden Band, und die Schritte vorzeigt und während des Tanzes ausruft, so dass alle im Takt bleiben.
Allerdings haben die meisten Schotten diese Choreographien schon in der Grundschule erlernt und haben es von daher nicht all zu schwer. Überhaupt werden Partys mit traditionellem Tanz oft organisiert, von Schulen und ähnlichem, sind sehr populär und bespielsweise auch bei jeder Hochzeit dabei. Nebenbei hat der ‚Vormacher‘ auch eine unterhaltende Funktion und soll um so mehr Gäste zum tanzen bringen. Da die Tänzer die Plätze oft wechseln müssen und alles sehr schnell geht, können kleine Fehler einer einzigen Person, den Tanz für viele andere als Kettenreaktion aus dem Rhytmus bringen.
Allerdings wird dies meist mit Humor genommen und es ist keine Seltenheit das es vorkommt. Die spielende Band besteht meist aus ungefähr sechs Mitgliedern und ein Dudelsack fehlt nur selten. Gesang dazu ist eher untypisch, kommt allerdings bei manchen Liedern und Tänzen vor. Diese ‚Ceilidh‘ -Tanz Veranstaltungen können stundenlang dauern, allerdings ist es bei dem Burns Supper warscheinlicher das dies nur für ungefähr eine halbe Stunde dauert, da die Gäste ein großes Abendessen und ein paar Gläser Whisky hatten und eher dazu neigen sich hinsetzen zu wollen. Der Abend wird dann beendet mit einer kurzen Danksagung des Gastgebers oder Wirts und dann der letze Tanz des Abends. Der letzte Tanz bei jedem Ceilidh, ist immer zu Robert Burns Lied ‚Auld Lang Syne‘, welches ich bereits erwähnt habe. Dieses Lied ist eine der Ausnahmen, zu dem gesungen wird. Und singen tut nicht nur der ‚Vormacher‘ oder ein Mitglied der Band, nein. Hierbei singen alle und alle machen beim Tanz mit. Es gibt keine Partner-Aufteilung sondern alle versammelten Gäste halten sich an den Händen und bilden einen riesigen Kreis im ganzen Raum. Dann wird gesungen und beim Höhepunkt laufen alle in die Mitte des Kreises in ein Durcheinander aus Menschen, woraufhin der Abend als beendet erklärt wird.
Es ist ein spaßiges Ereignis und zum Glück wird es auch oft organisiert unabhängig vom eigentlichen ‚Robert Burns Day‘. Allerdings ist der Tag etwas besonderes, da es alle Menschen landesweit an dem Tag feiern und man lernt viel neue Leute kennen. Ich hoffe ich kriege die Chance auf noch so ein ähnliches Event zu gehen bevor mein Austauschjahr zu Ende ist.