- WELTBÜRGER-Stifter: MAP
- Programm: Schüleraustausch
- Land: USA
- Dauer: 5 Monate
- Name: Medha
Wie die Überschrift schon vermuten lässt, geht es hier um meinen Schüleraustausch in die USA. Ich möchte euch Einblicke in meinen Auslandsaufenthalt geben und euch mit den schönen, sowie den schlechten Seiten vertraut machen.
Vorbereitung
Zuallererst ist so ein Schüleraustausch mit viel Organisation und Durchhaltevermögen verbunden. Angefangen hat alles damit, dass ich nach einer Organisation gesucht habe, die mich vermittelt. Alles auf eigene Faust zu machen, ist noch um einiges aufwendiger und riskanter. Es kann dann sehr schnell passieren, dass man ohne die richtigen Papiere im Flughafen steht und nicht mehr weiter weiß.
Ich habe auf Empfehlung von Frau Sahner Munich Academic Programm (MAP) aufgesucht. Dort kann man sich Vorträge zu den angebotenen Ländern anhören. Hat man sich einmal entschieden, fängt der Papierkram erst richtig an. Man bekommt Formulare und Informationen zugeschickt, wie zum Beispiel Arztgutachten, Schulerlaubnisse, Zustimmungen der Eltern…
Wenn man das alles ausgefüllt hat, gehen die Dokumente alle an die Partnerorganisation Greenheart, die jetzt eine Gastfamilie für dich sucht. Das kann unterschiedlich lange dauern. Während eine sie sofort bekommen hat, habe ich sie Anfang Oktober erhalten. Andere wiederrum Mitte Dezember.
MAP hat eine Gastfamiliengarantie, d.h. du fliegst nicht ohne Adresse der Gastfamilie. Wenn auch das erledigt ist, geht es ans Kofferpacken, dabei fällt einem immer wieder etwas neues ein, was man vergessen hat, so dass die 23kg schnell erreicht sind.
Flug
Am Flughafen musste ich als erstes mein Gepäck abgeben und dann durch den Sicherheitscheck. Dort hieß es auch schon Abschied nehmen von der Familie. Ab dem Zeitpunkt war ich auf mich alleine gestellt. Nach dem Sicherheitscheck durchlief ich eine Passkontrolle. Jetzt durfte ich endlich zum Gate.
Der Flug selbst war sehr lang und ganz o.k. In Denver musste ich erneut durch eine Sicherheitskontrolle. Hier musste ich außerdem sowohl durch den Zoll, als auch durch die Immigration (Einwanderungskontrolle).
Letztendlich landete ich nach einem kräftezehrenden Aufenthalt in Denver (ich war sehr, sehr, müde) in einem bescheidenen Flugzeug ohne Entertainmentprogramm. Aber ich muss sagen, dass in diesem kleinen Flieger die Stimmung 1000-mal besser war, als in so einem großen Flugzeug. Man nimmt die Umgebung deutlicher wahr und redet mit den Menschen um einem herum.
Was ich euch allen mit auf den Weg geben kann, ist einfach mal mit eurem Sitznachbarn zu reden. Es muss ja nicht gleich eine Freundschaft sein, es reicht auch Bekanntschaft. Ich persönlich habe durch diesen Flug 2 nette Sitznachbarinnen kennengelernt. Die eine hat mir durch den Zoll geholfen und die andere strahlte einfach eine große Freundlichkeit und Offenheit aus. Beide haben mir etwas mit auf die Reise gegeben, was man nicht mit Geld kaufen kann. Hilfsbereitschaft und ein Lächeln. Wenn das mal kein guter Auftakt für mein Auslandshalbjahr war…
Fernweh? JuBi!
Am Flughafen in Lubbock wurde ich von meinen Gasteltern abgeholt und Zuhause haben mich dann meine Gastschwestern Lani und Grace (Austauschschülerin aus Südkorea) begrüßt. Ich habe mich irgendwie fehl am Platz gefühlt, weil sich alle untereinander schon zu kennen schienen und ich neu war. Ich konnte kaum reden, ohne gleich in Tränen auszubrechen. Ich hatte schreckliches Heimweh. Mit zusammengebissenen Zähnen habe ich mich in mein neues Bett gelegt und bin auf der Stelle eingeschlafen.
Tag 1
Heute bin ich vor meinem Wecker aufgewacht und konnte mich nicht vom Heimweh ablenken. Es war schlicht und ergreifend zu viel des Guten. Zum Glück war Grace nach einiger Zeit wach, um mich abzulenken. Sie hat mir das Haus gezeigt und mit mir gefrühstückt.
Meine lokale Koordinatorin Diana kam um 13:00 Uhr vorbei, um nach mir zu schauen. Lokale Koordinatoren sind Personen, die dafür sorgen, dass es einem gut geht. So wie die Tutoren an unserer Schule. Sie hat mit mir ein Orientation-Programm gemacht, wo unter anderem die Lebensweise der Amerikaner erläutert wurde.
Dazu zählt auf jeden Fall die Supermarktkette Walmart. Als ich das erste Mal diesen Laden betreten habe, entfuhr mir ein „wow“. Dieses Geschäft ist eine Mischung aus Lidl, Aldi, C&A, Bäckerei, Fleischerei… Es ist riesig und perfekt für einen Großeinkauf.
Etwas, was in den USA üblich ist, sind Selbstbedienungskassen. Man spielt also selber den Kassierer und zieht seine Waren über einen Scanner. Zum Schluss bezahlt man und kann den Laden verlassen.
Erste Schulwoche
Das Bildungssystem in den USA ist anders als in Deutschland. Es hat Vorteile, aber auch Nachteile. Ich besuche hier die Lubbock Cooper High School in Texas. Das Erste, was man aber in beiden Schulen machen muss, ist sich anmelden.
Anschließend wurden uns die Schulregeln erklärt. Unter anderem auch Kleidervorschriften, die nicht nur ich, sondern auch die anderen Amerikaner, die mit mir eingeschrieben wurden, sehr amüsant und unnötig fanden. Zum Beispiel sind hier die bei uns beliebten Ripped Jeans nur dann erlaubt, wenn die Löcher zugenäht sind, oder man Leggings unter der Jeans trägt.
Danach durfte ich mir 8 Fächer aussuchen, die ich belegen möchte. Pflicht-Fächer waren Englisch, Mathe und eine Naturwissenschaft. Die restlichen durfte man frei wählen. Es gab diverse Sportarten, Naturwissenschaften, Informatik aber auch Fächer wie Theater, Fotographie, Kochen und Fashion Design.
Je nach Stundenwahl bekommt jeder Schüler seinen eigenen Stundenplan. Jetzt heißt es sich die Zimmernummer zu merken und von Klassenzimmer zu Klassenzimmer gehen. Hier hat nämlich jeder Lehrer sein eigenes Klassenzimmer und die Schüler haben zwischen den Unterrichtsstunden, die 90 Minuten lang sind, ganze 5 Minuten Zeit manchmal durch die halbe Schule zu hasten. Nichtsdestotrotz sind die Lehrer tolerant und verstehen es, wenn man zu spät kommt.
Die Schultage hier sind abwechselnd rote und schwarze Tage. An schwarzen hat man die ersten vier gewählten Fächer und an roten die restlichen vier, so dass alle Fächer gerecht aufgeteilt sind. Nach Schulschluss fahren die meisten Schüler mit den typisch gelben Schulbussen nach Hause. Insgesamt ist die Schule hier toll!
Abschied von Grace
Wie ihr vielleicht schon im Laufe meines Artikels mitbekommen habt, habe ich eine Gastschwester aus Südkorea, Grace. Leider habe ich am Mittwoch erfahren, dass sie schon am kommenden Freitag abreisen wird. Für mich war das alles ein Schock.
Ich wusste nicht, was ich getan hatte, oder noch schlimmer, was ich nicht getan hatte, sodass sie drei Wochen nach meiner Ankunft nach Hause geschickt wird. Nach und nach haben mir immer mehr Menschen gesagt, dass ich nichts damit zu tun habe und dass Grace sich nicht an den zuvor unterschriebenen Vertrag gehalten hat. Meine lokale Koordinatorin sagte mir, dass sie nicht verantwortungsbewusst genug war. Dabei war sie sogar zwei Jahre älter als ich.
Mit diesem Abschied wurde mir erst richtig bewusst, dass dieser Austausch überhaupt keine Selbstverständlichkeit und schon gar kein Urlaub ist. Man muss zeigen, dass man Aufgaben übernehmen kann. Man sollte sich in die Familie einleben, Sachen beitragen und keine Last sein.
Gastfamilien in den USA machen alles freiwillig und man selber sollte Respekt gegenüber deren Handlungen zeigen. Also habe ich mich von meiner Ex-Gastschwester verabschiedet und versuche das Beste aus meinem Austausch zu machen.
Dallas Trip
Da meine Gastschwester Lani Soccer spielt und ihre Turniere in Dallas sind, mussten wir sofort nach der Schule ins Auto steigen und uns auf einen halbstündigen Roadtrip begeben. Entgegen meiner Erwartungen war es sehr interessant. Ich habe viel von der Landschaft in Texas gesehen.
Kühe, Pferde, Steppe. Wir sind durch die 6666 Ranch gefahren, die eine sehr lehrreiche Geschichte hat. Der jetzige Besitzer der Ranch hat diese nämlich beim Pokern mit 4 Sechsen gewonnen. Glück für den einen, Pech für den, der alles verloren hat. Diese Ranch ist riesig, ungefähr 1.000 km². Also Leute, setzt niemals alles beim Pokern.
Nachdem wir um Mitternacht im Hotel angekommen waren, gab es nichts Besseres als schlafen zu gehen. Am nächsten Morgen sind wir dann zum Spiel gefahren. Das erste hat Lanis Team 8:0 gewonnen, 2:1, 1:1 und im Halbfinale sind wir dann 0:1 rausgeflogen. Glück für uns, wir konnten Sonntagmittag die Rückreise antreten.
Kino
Wir waren im Kino und ich muss sagen, mir gefallen amerikanische Kinos so viel besser als deutsche. Erst einmal ist es viel günstiger, dann kannst du dir dein Popcorn so oft auffüllen, wie du willst. Du musst dir also keine Sorgen mehr machen, wenn dein Popcorn schon während der Werbung leer ist. Du springst auf und füllst dein Popcorn und natürlich auch dein Getränk einfach wieder auf. Kostenlos! Habe ich schon erwähnt, dass auffüllen kostenlos ist?!
Außerdem sind die Reihen alle steiler angeordnet, man muss zwar ein paar Stufen mehr gehen, hat aber eine volle Sicht auf die Leinwand und das ist es wert. Und nicht zu vergessen: Man kann die Fußstütze bei den Sitzen hochfahren. Die Sitze haben einen kleinen, drehbaren Tisch an der Lehne und die Sitze sind besser gepolstert. Kino in den USA ist cooler. Ich lasse in diesem Punkt nicht mit mir diskutieren.
Superbowl
Wie viele jetzt vermuten, habe ich mir den Superbowl angeschaut, jedoch nicht im großen Rahmen mit Freuden und so, sondern nur mit meiner Familie. Wie man dem vorherigen Thema entnehmen kann, ist meine Familie nicht der so große Football-Fan. Trotzdem, Superbowl muss sein, also haben wir es uns im Heimkino der Familie gemütlich gemacht und den Patriots beim Gewinnen zugesehen.
Währenddessen hat mir Candy die Football Regeln erklärt. Ich persönlich mag Soccer lieber als Football, weil man ein flüssigeres Spiel hat und weniger Körperkontakt. Soccer ist taktischer, und weniger ich-schmeiße-mich-auf-dich.