- WELTBÜRGER-Stifter: Zalando
- Programm: Work & Travel
- Land: Australien
- Dauer: 6 Monate
- Name: Charlotte
Mittlerweile bin ich bereits ein paar Monate in Australien und genieße down under im Rahmen meines Work and Travel Aufenthaltes in vollen Zügen. Ich bin wieder in Melbourne, wo die Reise auch begann und will bald nach Tasmanien.
Wie es dazu kam Schritt für Schritt:
Nach 12 Stunden Flug die nach den ersten 7 echt nicht mehr bequem waren bin ich in Kuala Lumpur angekommen. Ich bin erfolgreich nicht über die Ukraine geflogen, hatte aber das Glück VIP-Plätze genau in der Mitte des Fliegers ergattert zu haben, wo ich zwar nicht aus dem Fenster schauen konnten, dafür aber auch nicht aufs Klo konnte wenn die Nachbarn schlafen. Es gab ein paar aufregende Turbulenzen und dann sind wir endlich durch eine Gewitterwolke hindurch gelandet. Der Flughafen in Kuala Lumpur ist riesig und ich war ziemlich kaputt aber nach zwei Stunden gings schon weiter nach Melbourne.
Nach weiteren 7 Stunden oder so bin ich so übermüdet wie selten in Melbourne angekommen, weil ich vor Aufregung null geschlafen habe. Da es schon abends war hatte ich eine hammer Aussicht von oben auf die Lichter der Stadt und die symmetrisch angelegten Straßen. Vom Flughafen bin ich mit dem Bus zum Hostel gecruist und durfte die ersten Erfahrungen mit dem Linksverkehr machen, was absolut verstörend ist und sich ziemlich falsch anfühlt, besonders beim Abbiegen! Einmal angekommen habe ich ein Viererzimmer bezogen und vor dem Ins-Bett-Fallen Nudeln ohne alles gekocht weil es die in der Küche umsonst gab. Nach der Dusche am nächsten Morgen habe ich mich wie neu geboren gefühlt…obwohl ich nach fünf Stunden Jetleg-Schlaf noch nicht ganz fit war.
Leute lernt man sofort kennen und da war ich noch immer der Frischling in Australien und jeder hat mich mit Reisetipps überhäuft. Das „Frühstücksbuffet“ (Cornflakes und Toast) habe ich als allererste geplündert und bin dann durchs wunderschöne Melbourne in die Innenstadt gelaufen um eine Steuernummer zu beantragen, ein Konto zu eröffnen und eine Simkarte zu shoppen. Mein Orientierungssinn wurde zwischenzeitlich auf eine harte Probe gestellt: Auf der Suche nach dem tax office fragte ich einen hilfsbereiten Australier nach dem Weg, der daraufhin etwas verwirrt auf das Gebäude gefühlte 2,7835cm vor mir deutete. Zwischendurch habe ich mich noch an den Hafen in die warmen Strahlen, die uns Hoch Klaus bescherte, gelegt und dem natürlich sofort mit Sonnenschutz hoch tausend die Stirn geboten!
Nach dem acht Stunden Stadtbummel und Einkaufen fürs Abendessen wurde ich dann von Tief Günther der Windstärke drölfkommapi mit feuchtem Bouquet und stürmischem Abgang spontan überrascht. Den gratis Reis im Hostel habe ich mit Gemüse gepimpt und mich noch über Jobaussichten, die Stadt und Australien mit meinen Zimmergenossen ausgetauscht. Bis ich irgendwann das Gefühl hatte ausgeschlafen zu sein, angekommen zu sein und das Hostel (und alle die noch kommen sollten) als mein vorübergehendes zu Hause zu akzeptieren hat es etwas gedauert aber es hat sich gelohnt.
Mit einer in Melbourne neu gewonnenen Freundin und Gleichgesinnten wollte ich erstmal was vom Land sehen bevor es losgeht mit Jobsuche und sowas also haben wir beschlossen den Great Ocean Walk zu laufen, ein Wanderweg der etwa 6 Tage dauert und westlich von Melbourne an der Küste entlang führt. Die meisten fahren die Great Ocean Road mit dem Auto, die gilt als eine der tollsten Straßen der Welt.
Hier ein Auszug der Wanderung:
Leider noch näher an Apollo Bay als an Cape Otway. Wir legen gerade eine Pause mitten im Nationalpark Regenwald in der Mitte (hoffentlich!!!) von einer Treppe nach oben ein und können die Wellen noch hören. Wir haben schon länger keinen Empfang fürs Handy mehr aber hoffentlich in der Nähe von einem Campingplatz wieder. Gestern haben wir uns einen Tag in Apollo Bay zum ausruhen gegönnt und sind ohne schweren Rucksack am Strand entlang spaziert. Die Aussicht war der Wahnsinn.
Heute morgen sind wir Proviant shoppen gegangen und um 9 aus dem Hostel gestiefelt und somit nicht so früh wie geplant aufgebrochen.
14.14
Mitten im Regenwald (n)irgendwo. Wir haben fast kein Wasser mehr aber dafür schon eine Schlange gesehen und mehrere Bäume mitten auf dem „Weg“ überwunden.
Der Weg ist bis jetzt leider fast genauso höhenmeterlastig wie die Serpentinen an der Küste, was richtig Spaß macht mit über zehn Kilo auf dem Rücken. Immerhin sind es jetzt zwei Kilo weniger Wasser. Die Landschaft hier ist atemberaubend. Wir haben uns eben ein kurzes Wegstück mit vier anderen Wanderern geteilt, die uns mittags bereits überholt hatten, allerdings kapitulierten wir und machten eine Pause, die uns weiter zurückfallen ließ. Der Unterschied zwischen uns war außerdem, dass die im Gegensatz zu uns nicht mit all ihrem Hab und Gut unterwegs waren.
15.07
Noch 1,5 Stunden bis zur Küste und Blanket Bay laut Schild. Das heißt wir schaffen das vielleicht in einer Stunde, weil wir bis jetzt immer schneller als die Angaben waren und unser Tempo gehalten haben.
Wir haben eben unser erstes freilaufendes Känguru gesehen!!! Das hat einfach neben dem Weg gechillt und ist dann vor der Paparazzia weggehoppelt. Kaum zu glauben, gerade mal zwei Wochen in Australien und schon habe ich ne Schlange und ein Känguru gesehen, wobei mir eins lieber war als das andere.
15.57
Nächste Pause. Wurden wieder von den anderen überholt…die meinten von Blanket Bay müsstens es noch 2-3 Stunden zu Cape Otway sein – dem südlichsten Punkt des Australischen Festlandes.
16.38
Wir sind am Strand in Blanket Bay angekommen und gönnen uns eine wohlverdiente Badepause im Meer. Am Strand haben wir außerdem eine riesige Gruppe getroffen, die dort auf dem Campingplatz gezeltet haben…was für uns ja nicht in Frage kam weil wir kein Zelt hatten. Etwa Gleichaltrige haben uns am Strand auch direkt Bier angeboten aber wir haben lieber dankend unsere Wasserreserven in deren Camp aufgefüllt (der Campingplatz war wirklich nur ein leerer Platz und sonst nichts). Danach ging es wieder gefühlte tausend Treppen hoch und zwischen Anstrengung und Faszination der Aussicht schwankend haben wir uns bis zu einer tollen Strandbucht weitergekämpft.
Einmal mehr habe ich die australische Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit erfahren. Als uns nämlich in der Dämmerung bewusst geworden ist, dass wir uns mit einer 40 Kilometerwanderung an einem Tag überschätzt hatten hat uns ein super liebes Pärchen in der Nähe von Parkers Hill angeboten, bei ihnen im Auto zu schlafen. Das Angebot haben wir dankend angenommen. Unsere Nachtquartierspendierer haben uns dann auch noch mitgenommen zum Otway Lighthouse am nächsten Morgen, also haben wir die letzten 4,5 Kilometer geschummelt. Da die Lighthousemenschen aber 20 Dollar fürs Anschauen haben wollten, haben wir das dann nicht gesehen und wurden noch bis zum Bimbin Park – Camping under coalas mitgekommen und auf dem Weg haben wir tatsächlich am Straßenrand in einem Baum unsere erste Koalamama mit Baby gesehen. Im Bimbi Park angekommen, wollten wir uns erstmal eine Wanderpause gönnen und mussten feststellen, dass wir quasi abgeschieden von allem waren. Da uns die Besitzerin aber kurzerhand angeboten hat, dort als Helfer im Gegenzug für Kost und Logie zu arbeiten, haben wir uns spontan dafür entschieden.
Sie hat uns immer als wwoofer bezeichnet (willing workers on organic farms) und der Park ist auch auf der Seite helpx zu finden, weils halt keine organic farm ist aber nach dem gleichen Prinzip funktioniert: die suchen Leute die gegen ein paar Stunden Arbeit am Tag dort Unterkunft und Verpflegung bekommen. Für backpacker ist das natürlich eine super Möglichkeit Land und Leute kostengünstig kennenzulernen und einen echten Einblick in den australischen Alltag zu bekommen.
Die Besitzer Katherina und Frank sind echt nett und wenn deren drei Söhne nicht im Internat bzw. in der Schule waren, cruisen sie die ganze Zeit auf Quads durch die Gegend…und der Jüngste ist erst acht und fährt am rasantesten. Wir haben offiziell vier Stunden gearbeitet aber es waren immer weniger…um zehn wurden die Waschräume, Toiletten und die Camp kitchen geputzt und mit Frank haben wir abends manchmal noch Pizza im selbstgemachten Steinofen gemacht – seine Spezialität. Gegessen wurden die Pizzen von Schulklassen, die in den Park kommen im Rahmen von Outdoor Education.
Es war zwar nur auf dem Gelände und nicht richtig auf einer Straße, aber ich bin zum ersten mal rechts im Auto eingestiegen und gefahren (voll komisch) ..man muss sich echt dran gewöhnen, dass alles falschrum ist, aber dann wars eigentlich wie Fahren zu Hause auch.
Sehr lässig war übrigens, als wir eines morgens aus der Tür geschaut haben und da ein Koala von einem Baum zum anderen geflitzt ist und zwar ziemlich schnell und ich dann miterleben konnte wie er die Folie umgeht (an den Bäumen im Park ist unten eine Plastikfolie drum, da die Koalas die Bäume zerstört haben) in dem er auf einen kleinen Baum nebenan kletterte, der quasi zu dünn für Folie ist und eigentlich auch zu dünn für Koalas aber von da aus springt der sonst eher gemächliche unter Drogen schlafende Zeitgenosse dann einfach an den Stamm von dem ausgewählten Eukalyptusbaum.
Von Frank habe ich erfahren, dass die dicken Ratten, die da nachts unterwegs waren, Opossums sind. Ich mag Koalas aber lieber. Wir konnten immer in der camp kitchen kochen mit dem Essen das wir bekommen haben und hatten auch ein paar Tage Gesellschaft von einer Runde von 13 Rentnern die größtenteils Schulfreunde sind und uns sofort zu ihrer Quiznight eingeladen haben. Das kommt mir schon so lange her vor…
Licht und Strom zu haben weiß ich seitdem ganz anders zu schätzen. Dasselbe gilt übrigens auch für warme Duschen länger als 2 Minuten und Internet…wozu ich mir nur den Kommentar „Tja, willkommen im Bush von Victoria“ anhören durfte.
An einem der überaus sonnigen Tage habe ich bei einem Spaziergang in der Gegend bestimmt zwanzig Koalas gesehen. Wenn man einmal die Zone mit den Plastikfolien um die Bäume verlässt, sind Koalas echt keine Seltenheit mehr und wir haben uns einen Spaß daraus gemacht, am Straßenrand der Lighthouseroad in Bäume zu starren so lange bis sämtliche Touris mit Kameras aus ihren Tourbussen stürmen und sich um den besagten Baum scharen um einen Koala zu sehen. Teilweise wurde der Baum sogar geknipst obwohl da weit und breit nichts zu sehen war.
Einmal haben wir uns nach dem Putzen Katherinas Van ausgeliehen und sind zu den 12 Aposteln gefahren. Mit dem Van muss, nach den Spinnenweben und Staublagen zu urteilen, ewig keine Menschenseele mehr gefahren sein. Ich wurde wegen Vorurteile über deutsche Autobahnen ausdrücklich dazu ermahnt nicht so schnell zu fahren damit der Wagen nicht überhitzt und falls er dies doch tut sofort anzuhalten und anzurufen. Da es sich um ein Automatikauto handelt, musste ich auch nicht viel mit links schalten. Links zu fahren war keine so große Umstellung wie ich es mir vorgestellt hab, auch wenn ich als uns das erste mal einer entgegengekommen ist und uns rechts passiert hat ein wenig überrascht war, dass es nicht gekracht hat. Das muss allerdings schon vorgekommen sein, da regelmäßig Schilder mit drive left in Australia zu sehen sind. Die Strecke auf der Great Ocean Road ist wunderschön und ich musste mich mehrmals ermahnen auf die Straße und nicht das Meer zu schauen.
An den Aposteln angekommen, ist uns peinlicherweise nicht mal aufgefallen, dass es nur noch 9 sind weil vier sich für immer in die Tiefen des Ozeans verabschiedet haben. Die Klippen an der Küste sehen ein wenig wie eine große, orange Version vom Steilufer an der Ostsee aus und das Meer ist nach den ersten fünfzig Metern Schaumkronen krass türkis. Wir haben ein paar hundert Meter von der Touribesichtigungsstelle noch eine Möglichkeit gefunden über Zickzacktreppen nach unten an den Strand zu gelangen und eine hammer idyllische und ungestörtere Version des Panoramas zu sehen.
Zum Rainforest Walk in Mait’s Rest gings auch mal. Dort haben wir viele Bäume gesehen. Im Regenwald. Verrückt.
Richtig spaßig war außerdem morgens um 6 in der Küche zu erscheinen um für die Schulklassen, die Outdooreducation machen, also Mountainbiken, Wandern, Zelten, Nachtwanderungen und andere coole action machen, Frühstück vorzubereiten. Mit Kängurus hatten wir im Park nicht wirklich Erfolg, denn obwohl uns lauter Leute gesagt haben sie hätten auf dem Weg zum Bimbi Park eine Herde mit 60 Kängurus gesehen und Katherina uns auch beschrieben hat wo die normalerweise sind, sind wir nicht fündig geworden. Als wir beim Nachbar auf der Wiese welche sehen wollten (die sind da wohl immer um die Sonnenuntergangszeit) lagen wir solange auf ner Decke im Gras ohne Kängurus gesichtet zu haben, dass wir dann einfach liegengeblieben und zum Sterne schauen übergegangen sind.
Dafür haben wir auch noch ein Wallabe (das sind die kleinen Kängurus) gesehen und ich musste für drei Koalas bremsen, die nachts mitten auf der Straße mit dem Hintern auf dem warmen Asphalt gechillt haben und nicht das geringste Bedürfnis verspürten, uns Platz zu machen. Nachts habe ich bei Mait’s Rest außerdem Glühwürmchen gesehen und zwar richtig viele!!! Zu hause habe ich mal zwei drei vereinzelt gesehen aber nicht hunderte auf einmal, wie ein Sternenhimmel sah das aus!
Jetzt sind wir schon wieder seit einer Woche in Melbourne. Wir wohnen im Nomads All Nations Hostel, was zentraler und guenstiger ist als unser Anfangshostel. Von der Stadt haben wir schon recht viel gesehen und einiges gemacht in der Woche hier. Wir waren in Chinatown und haben Sesambällchen probiert, auf die ich seit einer Woche ununterbrochen Heißhunger habe. Aloeverasaft und Kokosmilch sind auch verdammt lecker.
Wir haben Reis und Nudeln kostenlos im Hostel und ich koche hauptsächlich Gemüse und Soßen die es dann zu einem von beiden gibt. Die absolute Frühstuecksempfehlung sind Haferflocken mit Banane, Zucker und Milch oder heißem Wasser.
Auf dem Queen Victoria Market gibt es richtig viel billiges Gemüse, Obst, Klamotten und allerlei Krimskrams, den man sich vorstellen kann. Es macht auf jeden Fall Spaß, da durch zu schlendern.
Es ist zwar richtig warm, aber bei der quadratischen Straßenplanung hat jemand anscheinend nicht an den Wind gedacht.
Einmal sind wir eineinhalb Stunden aus der Stadt rausgefahren auf die Mornington Peninsula. In der Nähe von Cape Shank haben wir geparkt und sind eine Stunde einen kleinen gemütlichen Pfad bis zur Bushrangers Bay gelaufen. Sowas habe ich noch nie gesehen…eine abgelegene kleine Bucht, wo quasi nichts los ist und die schwarzen Lavagesteine natürliche Pools bilden, in denen man bei gutem Wetter baden kann und die ab und zu von großen Wellen mit neuem Wasser versorgt werden.
Ein kleiner Bach teilt den Strand in zwei Teile, von denen der eine wenn man läuft quietscht…ja genau, der Sand quietscht! Total verrückt. Ich fand das wohl spektakulärer als der Rest, weil die schon mal an einem squeezy beach gewesen sind und das für mich komplett unerwartet war. Auf dem Weg haben wir eine Blauzungeneidechse gesehen, fast einen Skorpion plattgetrampelt und den Weg von zwei hoppelnden, grauen Kängurus gekreuzt.
So wie es aussieht, fliege ich bald nach Tasmanien zu einer helpx Familie in der Nähe von Launceston, wo ich wieder für Kost und Logis arbeite. Danach will ich reisen und Tasmanien anschauen und danach muss ich mir dann endlich mal einen Job suchen!
Im Mai bin ich nach Tasmanien geflogen. Genauer gesagt nach Launceston. Und zwar, weil ich dort für zwei Wochen eine helpx Familie gefunden habe bei der ich das Prinzip Arbeit gegen Kost und Logie wiederholt habe. Und auch wenn es dort am Anfang technisch gesehen kälter war als in Melbourne kam es mir wärmer vor, weil es nicht mehr so windig war.
Die letzten Tage in Melbourne haben wir mit Freunden aus unserem Hostel einen DVD-Abend gestartet, waren für ein Getränk kostenlos Lasertag spielen, haben die Ladies Night ausgenutzt und haben ein tolles Künstlergelände entdeckt, wo vier Künstler aus altem, ungenutztem Industriegelände einen tollen Platz für Austellungen, ein kleines Cafe, Freilichtkino und eine Bühne für Livemusik aufgebaut haben.
Wir sind 6 Kilometer oder so mit der Straßenbahn zum St Kilda Beach gefahren und haben abends mit tollem Sonnenuntergang am Pier die Pinguine gesehen, die zu den Felsen geschwommen kamen.
Am Tag der Abreise bin ich morgens mit dem Bus zum Flughafen gefahren und wurde beim Einchecken netterweise auf einen Notausgangsplatz mit viel Beinfreiheit gesetzt. Vom Flug habe ich absolut nichts mitbekommen, da ich schon vor dem Abheben eingeschlafen bin und erst beim Landeanflug eineinhalb Stunden später aufgewacht bin. Als ich dann aus dem Fenster geschaut habe, habe ich eine einzelne kleine Landebahn im grünen Nirgendwo unter uns gesehen und geschmunzelt, was für ein süßer kleiner Flughafen das sein mag. Eine Minute später sind wir dann eine große Schleife geflogen und auf besagter Landebahn aufgesetzt.
Nachdem ich meinen Rucksack vom Gepäckband geholt habe (eins von zweien in Launceston) habe ich nach einem weißen Hyundai in der zweiten Autoreihe Ausschau gehalten und dort Sallyanna zum ersten Mal getroffen. Nach einer Stunde Fahrt aus Launceston raus habe ich auch Noel kennengelernt.
Die beiden sind super nett und wohnen noch weiter im Nirgendwo in einem schönen kleinen Bungalow am Ufer eines Flussarms. Das Haus ist richtig gemütlich und der Garten riesig, wobei ein Großteil davon Wald und Buschland ist und ein gutes Stück Rasen ums Haus herum als Buschfeuer- und Waldbrandschutz dient. Das war auch der Hauptteil meiner Arbeit dort: Gartenarbeit, Büsche und Rosen schneiden, Pflanzen und Blumen einpflanzen, Äste absägen und ganz viel Laub und Äste zusammensammeln, harken und verbrennen, da besonders die Eukalyptusblätter viel Öl enthalten und der perfekte Nährboden für Feuer sind. Ach ja und Sitzrasenmäher fahren macht noch mehr Spaß als erwartet.
Im Garten habe ich außerdem alle Beete mit zehn Kubikmetern angeliefertem Mulch aufgefüllt, die Beete neu eingerahmt, den Schuppen leer geräumt, aufgeräumt und zur Hälfte mit Feuerholz vollgestapelt und einen umgekippten Baum zersägt.
Sallyanna und Noel sind tolle Menschen und haben viel zu erzählen und viel erlebt. Sie ist Ärztin, in Deutschland geboren (sie kann aber kein Deutsch), in Holland aufgewachsen und hat für Ärzte ohne Grenzen in Asien und für die UN gearbeitet und er kommt aus Australien und ist Elektriker speziell im Bergbaubereich und sie haben sich vor zehn Jahren in Vietnam kennengelernt und sind nach Tasmanien gezogen. Ich werde extrem lecker bekocht und die Einrichtung vom Haus ist super gemütlich! Die Arbeit draußen ist zwar anstrengend aber macht Spaß.
An einem Tag war auf einmal das Wasser leer. Ja, leer. Es gibt nämlich keine Wasserleitungen bis da hin weil das ja komplett im Nirgendwo ist. Deshalb haben die einen 25000 Liter Wassertank mit gefiltertem Regenwasser, welches offensichtlich alle war. Der zweite Tank musste wohl gesäubert werden, daher war der keine große Hilfe und ich habe, während die beiden bei einem Arzttermin waren, den Wassertanker erwartet, der uns 11000 Liter Wasser in den Tank gefüllt hat.
An einem freien Tag bin ich durch den Cataract Gorge gewandert mit tollen Felsenlandschaften, wo überall Eidechsen ihr Sonnenbad genießen und es schöne Wasserfälle und Seen mit schwarzen Schwänen gibt. Außerdem habe ich dort zum ersten Mal ein Pfauenrad von hinten gesehen. Die Pfauenrufe sind vielleicht laut.
Ein anderes Mal waren wir im Trowunna Sanctuary, ein Tierpark für gerettete Tiere, die entweder verletzt oder als Waisen dahingebracht wurden. Das war richtig beeindruckend, die Leute arbeiten alle ehrenamtlich da und die Tiere sind toll. Ich habe nicht nur den ersten lebendigen Wombat gesehen (die Straßen sind voll mit toten Tieren), sondern ich durfte auch einen auf den Arm nehmen…24 Kilo schwer, total süß und gemächlich und mit einer Knochenplatte im Rücken, an die wohl schon einige Autos glauben mussten. Die Kängurus dort laufen frei herum und sind teilweise echt zahm und lassen sich streicheln. Die Population der tasmanischen Teufel ist wohl die größte weiltweit (bzw innerhalb von Tasmanien, ausserhalb gibt es die nur in drei oder vier Zoos) und es wird weiter versucht die Teufel zu zuechten, da 80 Prozent der Tiere an einem ansteckenden Krebs, der hauptsächlich das Gesicht befällt, gestorben sind. Gefüttert werden die Teufel mit totgefahrenen Tieren von der Straße, als ich da war gab es Opossum. Mit einer Lebenserwartung von 5 Jahren ist die Zucht wohl ziemlich schwierig aber wir konnten zwei Nachwuchsexemplare in Form von Waisen, die dort mit der Flasche großgezogen werden, bestaunen.
Die Bücher-, Musik- und Filmsammlung des helpx Ehepaars ist riesig und ich bin in den Genuß von tollen Filmen gekommen…zwei waren wahre Begebenheiten, einmal ein Hund der im den Siebzigern durch Western Australia getrampt ist und den Noel tatsächlich einmal mitgenommen hat und erst später rausgefunden hat, dass sein Passagier so berühmt war (Red Dog) und einen Film über den Umgang mit den Aboriginies bzw den Halbaboriginies früher, der teilweise aber ganz schön traurig ist (Rabbit-proof Fence).
Zum Abschied waren wir im Seahorse World Aquarium, wo es bestimmt mehr als zehntausend Seepferdchen gibt. Dort werden Seepferdchen quasi an einem Ort gezüchtet, erforscht und ausgestellt. Ich hatte das Glück, eine Tour mit fünf Leuten zu erwischen, die richtig klasse war. Ich konnte Babyseepferdchen mit seamonkeys füttern, ein Seepferdchen, Seeigel, Seestern und einen Mann in der Mupfel in die Hand nehmen und eine 50 jährige halbausgewachsene Krabbe anfassen, die riesig war und mit der rechten Schere die Kraft von über einer Tonne hat.
Die männlichen Seepferdchen können hunderte Jungen in ihrem Beutel austragen. Und es wurde erzählt, dass Findet Nemo nicht ganz realistisch sei, da es bei Clownfischen wohl immer ein Weibchen als Führer in der Gruppe gibt und wenn dieses stirbt ein Männchen aus der Gruppe das Geschlecht wechselt, das heißt Nemos Vater hätte, biologisch korrekt, als Nemos Mutter gestorben ist, die neue Mutter werden müssen.
Nach der helpx Zeit bin ich nach Launceston umgesiedelt und habe zu meinem Glück ein super tolles Hostel gefunden, das Arthouse! Es ist zwar ein wenig abgelegen, auf der anderen Seite des Tamar River als die Innenstadt aber super gemütlich und mit netten Leuten. Von dort aus habe ich mich nach einem Job umgesehen und bin dafür durch die gesamte Stadt gelaufen, habe überall gefragt ob jemand gesucht wird und Lebensläufe verteilt.
Zusätzlich habe ich im Hostel schon für accommodation gearbeitet, also ich mache die Küche sauber dafür, dass ich da wohnen kann. Während den drei, vier Tagen erfolgloser Jobsuche habe ich Blut gespendet und das RSA gemacht, das responsible service of alcohol certificate, das man braucht um Alkohol ausschenken zu dürfen, also für jede Kellnerstelle.
Danach ging es auf einmal ganz schnell. Ich sollte in einem Restaurant und in einem Klamottenladen probearbeiten und war auf einmal doppelt eingestellt und voll ausgelastet. Hauptsächlich arbeite ich im Klamottenladen Routleys Menswear…meistens von 9.30 bis 17 mit einer halben Stunde Mittagspause. Die Leute da sind super spannend und die Arbeit auch. Ein paar von unseren Anzügen werden im Laden fotogeshootet, kommen auf den roten Teppich in Sydney oder werden von einem Tour de France-Gewinner 2013 getragen, dem ich auch die Hand geschüttelt habe. Es gibt auch peinliche Momente, wie z.B. als ich meinem Chef Kaffeebohnen und nicht Kaffee geholt habe, weil ich in den falschen Laden gegangen bin und der Besitzer meinte, dass mein Chef dort immer Bohnen für seine Frau kauft. Ups. Da es 20 Minuten bis dahin zu laufen sind, habe ich mir dann online ein gebrauchtes Fahrrad ersteigert. In Tasmanien gibt es sogar Helmpflicht.
Und zwei bis drei Abende arbeite ich im Restaurant Sails oder dem dazugehörigen Veranstaltungshaus. Dort hatten wir schon eine Outlaws Motorradgang Hochzeit, Firmenfeiern und jede Menge anderer Events zu meistern. Im Verlauf des Abends bin ich meistens nur noch für das Essen zuständig (3 Teller tragen zu können ist auch praktisch, wenn ich mein Essen im Hostel an den Tisch trage), weil ich einfach nichts mehr verstehe wenn die Gäste total betrunken Getränke bestellen.
Der Manager dort ist total nett und gibt mir manchmal übriggebliebenes Essem vom tollen Buffet mit, womit ich dann das halbe Hostel ernähren kann. Sonntags mache ich im Hostel das Housekeeping – also Betten und Ähnliches für steuerfreies Bargeld. Da wir von 24 bis 90 Gästen schon alles hatten, ist die Küche unterschiedlich dreckig und die Betten zu machen unterschiedlich anstrengend.
Abends wird im Hostel eigentlich immer zusammen gekocht, gegessen, gespielt, was getrunken, Filme geschaut und gequatscht oder am Wochende abends weggegangen. Mit der Zeit kenne ich auch alle die länger dort sind, aber etwas unternommen wird auch mit den Leuten, die nur auf der Durchreise da sind.
Mit zwei Leuten bin ich an einem freien Tag mit einem geliehenen Auto zur Wineglass Bay gefahren. Nach zwei Stunden und tausend Schafen sind wir zum Nationalpark gekommen und nach einem kleinen Verfahrer am Parkplatz geladet. Wir sind dann eineinhalb Stunden über eine Hügelkette bis zum Strand gelaufen und genau als wir angekommen sind, ist die Sonne rausgekommen und wir haben sogar gebadet. Die Bucht ist wunderschön, bzw eigentlich sind es zwei die von beiden Seiten in die Halbinsel hineinragen.
Auf dem Parkplatz waren die frechsten Wallabies überhaupt… Leider haben wir auf dem Rückweg auch ein oder zwei überfahren, und das obwohl wir vorsichtig waren – aber es gibt soo viele, die neben der Straße sind und manche hüpfen dann in die falsche Richtung weg. Vor einem Wombat konnten wir zum Glück bremsen…mit dessen Knochenplatten im Rücken will ich auch ehrlich keine Bekanntschaft machen.
Den Taiwanesen George haben wir auf dem Rückweg in einem tollen Hostel in Bicheno abgesetzt, wo er in Zukunft Pinguintouren geben wird. Er ist Lehrer in Taiwan gewesen und reist jetzt schon seit einem Jahr und will zu Hause ein Projekt für umweltfreundliche Häuser auf die Beine stellen.
Mit 4 anderen Menschen sind wir in einem uralten Auto, was grade so die Berge gepackt hat, zum Cradle Mountain und dem ihn umgebenden Nationalpark gefahren. Ein Ire, ein Holländer und zwei Deutsche. Das war absolut wunderschön! Wir waren zu spät um mit dem Auto reinzufahren und sind dann mit dem kostenlosen Shuttlebus bis zum Startpunkt am See gefahren. Es war zwar echt wesentlich kühler als erwartet so hoch oben, aber wir hatten richtig Glück weil es genau in der Minute als wir zurück waren angefangen hat aus Eimern zu regnen. Wir hatten nur noch 2 Stunden bis der letzte Bus zurückfährt und haben uns aber trotzdem für den 3 Stunden Walk entschieden, der am Wombatsee vorbei hinauf auf den Marion Lookout führt und teilweise so steil ist, dass neben dem Weg Stahlketten zum hochziehen befestigt waren. Obwohl die anderen mich zwischendurch ein wenig abgehängt haben, hat sich der Weg auf jeden Fall gelohnt, denn die Aussicht ist einsame Spitze! Wir haben den ganzen Weg dann tatsächlich in 2 Stunden geschafft und konnten noch an einer Hütte am See picknicken.
Fernweh? JuBi!
Nach 6 Wochen im Arthouse muss man Grant und Pete, die an der Rezeption arbeiten einfach mögen. Anscheinend beruht das auf Gegenseitigkeit, denn Pete hat mir und einem anderen angeboten seinen Ute bzw Pickuptruck auszuleihen. Dazu haben wir natürlich nicht nein gesagt und sind über einen 4 Stunden Umweg zum Lake Saint Claire gefahren. Allerdings musste ich die ganze Zeit fahren, weil der Amerikaner, mit dem ich unterwegs war, nur Automatik fahren kann. Der Overlandtrack ist wohl die berühmteste Wanderstrecke in Tasmanien, wenn nicht sogar ganz Australien und Cradle Mountain ist der Start- und Lake Saint Claire der Endpunkt davon. Martin, den wir zwei Wochen vorher in Launceston kennengelernt haben und der krasse Comics zeichnet, arbeitet da jetzt in einem Restaurant in der Bar und war überrascht, dass wir ihn besucht haben. Beim Rundweg um den See hatten wir kein Glück ein Schnabeltier zu sehen, aber sonst habe ich alle exklusiven, tasmanischen Tiere mittlerwile sehen können. Am gleichen Tag ist auch Ryan, ein Taiwanese, am See angekommen und wir sind dann alle nach Martins Schicht in einen Pub gefahren. Es war echt komisch mit zwei Leuten auf der Ladefläche zu fahren, aber ich hab alle sicher nach Hause gebracht.
Da ich unbedingt noch mehr von Australien sehen will und das mit dem Geldverdienen nicht so schnell ging wie erwartet, will ich noch ein bis zwei Monate dranhängen um die berühmte Ostküste mit dem Great Barrier Reef, Korallen, Regenwald, Krokodile, Strand und die Oper von Sydney zu sehen.
Meine beiden Jobs habe ich gekündigt und werde noch eine Woche durch Tasmanien reisen, an der Bay of Fire vorbei und von Hobart an die Ostküste fliegen, wo ich einige Leute endlich wiedersehe, die ich auf der Reise getroffen habe.